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Kuvasz ...

der "Weiße" aus der Puszta

Inga v. Teufelsmoor
Foto: Hanna Fuhrmann/Ulrike Klohn

Einleitung

Im Gästebuch von "Liptak" fragte ein Besucher, ob wir denn den Kuvasz nicht zu den Hirtenhunden zählten. Gekommen ist er auf diese Frage, weil diese Rasse noch nicht einmal erwähnt war. In dieser Beziehung haben wir Fortschritte gemacht, denn unterdessen war in unserer neuen Seite, der Hirtenhundewelt, immerhin der Kuvasz drin. Allerdings bisher mit dem Hinweis, die Seite sei im Aufbau. Das hat sich nun erledigt und wir haben auch über den Kuvasz ein Rasseportrait, denn natürlich zählt er auch zu den Hirtenhunderassen. Aber nicht zu den Herdenschutzhunden.

Das Portrait habe ich geschrieben, nachdem uns der Verlag v. Westarp darauf aufmerksam machte, dass in ihrem Hause das Buch von Dr. Erna Mohr über die ungarischen Hirtenhunde wieder aufgelegt worden ist. Mit einer derartig guten Quelle war es nicht mehr so schwer, über diese Hunde zu schreiben. Daher möchte ich mich an dieser Stelle dem Urteil von Dorette Knobbe anschließen und dieses Buch ausdrücklich empfehlen. (siehe auch Kaukasen-Blättle, Ausgabe 6).

Kuvaszhündin Keny
Foto: Kuvasz Freunde e. V.

Vorwort

Keine Hirtenhunderasse ist in Deutschland neben dem Pyrenäenberghund so konsequent als Familienhund "umgezüchtet" worden, wie der Kuvasz. Diese Konsequenz bedeutet auf der einen Seite eine Zucht nach deutschen oder mitteleuropäischen Zuchtkriterien, also Ausstellung, Körung und Zuchttauglichkeitsanerkennung und auf der anderen Seite eine Vernachlässigung des Charakters, bzw. der Arbeitsfähigkeit. Damit will ich keineswegs die Züchter/innen angreifen, sondern klar machen, dass jeder Besitzer eines Kuvasz nach Erledigung dieser Voraussetzungen züchten konnte. Im Unterschied zum Pyrenäenberghund hat der Kuvasz allerdings eine andere Entwicklung genommen. Wurde aus dem Patou ein schwerer und unbeweglicherer Hund, ist der Kuvasz sehr oft einem Windhund ähnlicher, als einem Hirtenhund, also zu schlank, zu lange Köpfe und vor allem ein zu langer Fang und ein Haar, das nicht mehr besonders wetterfest ist. Darauf werde ich eingehen, wenn ich über die Zucht in Deutschland schreibe.

Erfreulicherweise aber haben auch diese Hunde einen beachtlichen Teil ihrer "alten Gene" bewahrt und so trifft man auch heute immer wieder einen Kuvasz, wie ich ihn vor fast 30 Jahren einmal kennen lernen durfte. Er hieß Bator und eine kleine Episode aus seinem Leben möchte ich innerhalb dieses Portraits erzählen.

Geschichte

Der Kuvasz hat als Hirtenhund der ungarischen Ebenen eine uralte Tradition. Aber er ist, wie andere Hirtenhunderassen auch, eigentlich eine junge Rasse, denn er wird als Kuvasz erst seit rund 100 Jahren gezüchtet und in ein Zuchtbuch eingetragen. Die Hunde davor waren zwar Kuvasz und man nannte ihn auch meistens so, aber mit der Reinzucht im heutigen Sinne nahm man es nicht so genau. Da unterscheidet er sich nicht von anderen Rassen, denn auch für den Kuvasz gilt, Arbeitsleistung geht vor Aussehen, oder Rassereinheit. Und es wurden immer wieder bei den Wanderungen der Hirten und Nomaden andere Hunde aus anderen Regionen eingekreuzt. Allerdings beim Kuvasz wohl meistens weiße Hunde.

Trotzdem weiß die Kynologie einiges über die Abstammung dieser Hunde und das soll vorgestellt werden.

Der Name

Träume
Foto: Liebing, Kuvasz Freunde e. V.

Auch mit dem Namen des Kuvasz verbinden viele eine uralte Abstammung, die bis nach Mesopotamien reichen soll. Selbst wenn diese Namensbestimmung richtig wäre, käme man damit keinen Schritt weiter, bzw. erführe nichts über den Kuvasz. Dazu schreibt Erna Mohr: "BaIassy (1967) berichtet von zwei bei der alten Stadt Ur in Mesopotamien ausgegrabenen Lehmtafeln, die zu ökonomischen Aufzeichnungen gehören, von denen viele Tausende gefunden wurden. Auf der einen kann man lesen, dass die Familie Kuth 216 Pferde mit 8 KU-AS-SA, 167 Rinder mit 6 KU-MUND-UR und 620 Schafe in 2 Herden mit je 3 PULY, hatte. Auf der anderen: Die Familie Bana hatte 72 Pferde mit 2 KU-AS-SA, 436 Rinder in 2 Herden mit je 6 KU-MUND-UR und 2 PULY, 840 Schafe in 3 Herden mit je 2 KU-MUND-UR und 3 PULY" nach Palfalvy. Das war etwa 4000 Jahre vor der Zeitwende."

Und weiter findet man bei einen Hinweis auf diese Abstammung, da heißt es: "Dr. Pálfavi Sándor hat uns in den  60’er Jahren  - sich auf sein in den USA geschriebenen Werk "Der Puli" beziehend - mit den sumerischen Wurzeln des Puli, des Kuvasz und des Komondors bekannt gemacht.

Hammurapi war ein altbabylonischer König. Seine Gesetze hat er in dem weltberühmten Hammurapi Kodex der Nachwelt hinterlassen.

Im folgenden betrachten wir 2 Sätze aus Dr. Sándors Übersetzung: XLII Reihe 63 - 66 "... freigewordene Pferde - Puli hilft mir -  sie vernünftig zurückzutreiben ... festzuhalten ..."

XLIII Reihe 51 - 55: "... sag es laut - wiederhole wer du bist - wer du bist ... den Puli werde ich von dir fernhalten ... - wenn deine Sache in Bezug auf mich sauber /ehrlich ist ..."

Na, vor lauter Staunen stellt sich zuerst gar nicht die Frage: was machen die oben genannten Zeilen in einem Gesetzesbuch?

Im Hammurapi-Kodex handelt es sich nach der Übersetzung des Dr. Kmoskó Mihály im XLII. Abschnitt um Schiffbauer und um die Arbeit der Schiffer; und beim XLIII. Abschnitt aber um die Ausgabe der Rinder für die Fuhrwerke und die Methoden der Abrechnung.

Kann es eine solche Abweichung zwischen zwei Übersetzungen geben?" Oder anders ausgedrückt, auch wenn man diese These immer wieder findet, stimmt sie nicht. Denn zigmal abgeschrieben macht es auch nicht wahrer. 

Foto: Hanna Fuhrmann/Ulrike Klohn

Ein anderer Versuch, den Namen zu erklären, klingt wesentlich logischer. Daher sei er zitiert: "Man nannte diese Rasse ursprünglich "Kuasz". Mut führt darüber aus: "Das Wort Kuvasz ist identisch mit dem Wort Kawacz im Türkischen, mit Kawasz im Arabischen. Es bedeutet im Türkischen soviel wie bewaffneter Sicherheitswärter der europäischen Gesandten und Konsuln, denen eine besondere malerische Tracht eigen ist. Im Arabischen bedeutet das Wort soviel wie Bogenschütze und das gleiche in den von Tibet beeinflussten Sprachen des alten Mongolenreiches. Als später durch verschiedene Magnaten diese Rasse doch in die Hände der Bevölkerung, namentlich der Hirten, kam, wurde der Name Kavasz - sei es absichtlich oder durch Unüberlegtheit - in Kuvasz verballhornisiert, die ungarische Bezeichnung für Bastard." Diese Kuvasz - Kawasz- Wortabstammung ist nach wie vor umstritten. Nach PaIfaIvy stammt das Wort aus dem Sumerischen -KU (Hund) -ASSA (Pferd)." 

Wie aus den Kapiteln Herkunft und Zucht ersichtlich sein wird, nützt es überhaupt nichts, über den Namen etwas zu wissen, bzw. zu forschen, denn mit dem Kuvasz der heutigen Zeit hatten diese Hunde überhaupt nichts zu tun. Daher kann man den Namen einfach als heutige Rassebezeichnung akzeptieren. Aber als Hinweis auf das Alter des "Kuvasz" bringt er nichts. 

 

Seltener Anblick, Schafherde in Ungarn
Foto: K. Wilshusen 

Herkunft 

Hunde mit dem Namen Kuvasz werden erwähnt im Zusammenhang mit der Besiedelung der ungarischen Tiefebenen, bzw. der Inbesitznahme der Weideflächen. Auch finden sich immer wieder Hinweise auf Hirtenhunde, die mit den Hunnen oder türkischen Eroberern im 16. Jahrhundert nach Ungarn, oder in das Karpatenbecken kamen. Dies würde eine Verbindung herstellen zu den Hunden Centralasiens, genauer den Hunden des heutigen Iran und Irak. Falsch ist aber sicher die Annahme, auch der Kuvasz könne von den Hunden der Tibeter abstammen. 

Über die Abstammung schreibt Erna Mohr: "Über Herkunft und Ausbildung des Kuvasz als Rasse ist viel geschrieben und wenig bewiesen worden. Der Kuvasz soll um das 12. Jahrhundert von den Kumanen in Ungarn eingeführt, später von König Matthias I. (1458-1490) auf seinen Gütern eigens auch für Hofjagden auf Rot- und Schwarzwild gezüchtet worden sein." 

Foto: Loebnitz, Kuvasz Freunde e. V. 

Und an anderer Stelle: "Ihre Namen werden schon in literarischen Werken des 15. Jahrhunderts erwähnt, doch gab es damals keine zootechnische Beschreibung von ihnen. Der Überlieferung nach sollen diese Hirtenhunde im 9. Jahrhundert aus dem Karpatenbecken nach Ungarn gekommen sein. Den Kuvasz aber sollen die in der Donau-Theiß-Niederung zu Beginn des 13. Jahrhunderts angesiedelten Kumanen in größerer Zahl nach Ungarn gebracht haben. Das ist aber nur Überlieferung, nicht festbelegte Tatsache. Jedenfalls aber steht fest, dass Ungarn wie Kumanen auf das Halten von Wach- und Hütehunden angewiesen waren, ohne die sie ihre ansehnlichen Herden nicht hüten konnten. Alle nomadisierenden Viehzüchter sind auf Hundehaltung angewiesen. Die Überlieferung wird nun auch durch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestehende auffallende Verteilung unterstützt. Der Kuvasz war gerade in den von Kumanen bewohnten Landstrichen in größerer Zahl zu finden. 

 

Foto: Varázs-Halom Archiv, M. Grotkamp

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts herrschten durch die Türkenherrschaft und anschließend die Wirtschaftspolitik der Habsburger in Ungarn, besonders in der Landesmitte, noch recht rückständige Verhältnisse. Durch die Isolierung einzelner Landesteile blieben uralte, halbwilde Nutzviehrassen erhalten, unveredelt, so wie das große langhörnige Steppenrind, das Zackelschaf mit den geraden, schraubig gedrehten Hörnern, das Szalontaer und das Bakonyer Schwein, ferner das Bauernpferd. So darf man wohl annehmen, dass gleich den Urnutztieren auch die hütenden Hunde von uralter Herkunft sind. Diese Annahme wird noch dadurch gestützt, dass man in der Richtung der Ungarn-Wanderzüge jenseits der Karpaten auch heute noch dem Kuvasz und dem Komondor sehr ähnliche Hunde hat, die dort das noch wenig durchgezüchtete Vieh hüten." 

Zur Abstammung gehört aber auch, dass in vielen Quellen zu lesen ist, dass ungarische Könige und der Hochadel den Kuvasz als Jagdhund benützten. In einer fand ich die folgende Beschreibung: "Die Hirtenhunde wurden vielseitig verwendet. Sie hüteten Haus und Vieh und mussten entlaufenes Vieh aufspüren und zurückholen. Schon die Arpaden-Könige (1001-1301) benutzten den Kuvasz zur Jagd auf Ur und Wisent; ja bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts dienten sie auf Hirsch- und Saujagd zum Fährten und Stellen des angeschweißten Wildes. Als Kuriosum sei noch erwähnt, dass der Kuvasz einst bei den Gastmählern der Magnaten als Handtuch gebraucht wurde, insofern nämlich, als die Gäste ihre mit Wasser gespülten Hände in dem schneeweiß gereinigten Fell des Kuvasz abtrockneten." 

 

Lauter "Handtücher"
Foto: Kuvasz - Vereinigung -Deutschland e.V 

Zusammengefasst kann also geschrieben werden: Der Kuvasz wird in Ungarn seit etwa dem 12. Jahrhundert immer wieder erwähnt in Verbindung mit verschiedener Verwendung. Einerseits war er immer der tapfere und zähe Hirtenhund, andererseits finden sich immer wieder Angaben über seine Verwendung als Jagdbegleiter (z. B. König Mathias I.) Und auch seine Rolle als Wächter der Höfe übte er bereits seit dem Ende der Türkenherrschaft Mitte des 17. Jahrhunderts auf den großen Gütern aus. Er hat also im Laufe seiner Geschichte verschiedene Aufgaben bewältigt, was sicher auch auf seinen Charakter Auswirkungen hatte.

Die Farbe Weiß

Zwar zählt man den Kuvasz zu den "Weißen", aber das war nicht immer so, oder vielleicht auch ein Zufall, denn diese Hunde gab es noch am Anfang des letzten Jahrhunderts auch in anderen Farben. Zwar schreibt der Standard als Farbe vor: "Weiß, elfenbeinfarben ist erlaubt. Nasenspiegel, Lidrand und Lefzen sind schwarz; die Ballen sind schwarz oder schiefergrau. Für den Gaumen ist ein dunkler Farbton erwünscht, rosafarbene Flecken sind zulässig."

Aber Fitzinger (1867) bezeichnet den Kuvasz als den "ungarischen Wolfshund", doch war sein "Wolfskuvasz" nicht weiß, sondern der Gestalt und der Farbe nach (schwarz, graurötlich, braungrau) mehr oder weniger dem Wolfe ähnlich.

Und Dr. Erna Mohr schreibt in ihrem Buch über die ungarischen Hirtenhunde: "Im ersten, 1929 erschienenen deutschen Kuvasz -Zuchtbuch sind 320 Tiere eingetragen, von denen aber nur 266 als reinweiß unsern heutigen Ansprüchen entsprechen würden.

Es waren von diesen 320 Tieren 266 weiß, 11 elfenbeinfarben bzw. gelblich überflogen, 12 weiß mit gelblichen Behängen, 1 weiß mit schwarzen Behängen, 1 gelb, 6 grau, 1 graubraun, 1 schokoladenbraun, 2 weiß mit schwarzen Platten, 16 schwarz mit weißem Brustfleck und z. T. mit weißen Pfoten.

Die Schwarzen und Grauen kamen ganz wesentlich auf das "Schuldkonto" von W. Mut." Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder andersfarbene Hunde. Auch dazu schreibt Erna Mohr: "1930 wird noch einmal ein eingetragener Kuvasz als sandfarbig, 1932 einer als weiß-schwarz, ein anderer als schwarz, einer als beige, 1935 einer als weißbraun, 1936 einer als weiß mit gelblichen Ohren eingetragen. Sie alle gingen auf Muts Zwinger "vom Rosenhain" zurück. Außer diesen sechs Fehlfarben gab es von 1935 bis 1937 noch bei wenigen Tieren, die nicht auf den Zwinger "vom Rosenhain" zurückgingen, ebenfalls Fehlfarben: zweimal weiß mit gelben Ohren, einmal weißgelb und 1936 einmal weiß mit braunen Abzeichen. Alles andere war einfach weiß. Und da dieses Selbstverständlichkeit ist, wird seit 1939 die Farbe überhaupt nicht mehr im Zuchtbuch vermerkt."

Foto: Varázs-Halom Archiv, M. Grotkamp

Diese schwarzen oder sehr dunklen Hunde wurden deshalb von D. W. Mut eingesetzt, weil neben den weißen auch andersfarbige Hunde gezüchtet werden sollten. Er schreibt bei der Eintragung von 1,1 schwarzen Hunden in das Zuchtbuch: ""wurden importiert, um neues Blut zur Herbeiführung von mehr Pigment in unseren weißen Tieren zu erzielen und .auch die Zucht schwarzer Kuvasz zu begründen. Die mongolischen Hirtenhunde sind dem Kuvasz in allen Teilen gleich, nur von schwarzer Haarfarbe. Vorsicht bei der Paarung ist dennoch erforderlich".

Die Reaktion auf die Begründung von Mut für diese schwarzen Hunde und die Reaktion der Ungarn beschreibt Erna Mohr: "Nun, in der Mongolei, im Gebiet der Gobi, südöstlich von Ulan Bator gibt es schwarze Kuvasz -ähnliche Hunde als Pariahunde, westlich von Ulan Bator bei den "türkischen" Hirten weiße. Es konnte nicht ausbleiben, dass die Ungarn sich mit Recht sofort wütend gegen diese äußere und innere Verfälschung des weißen Kuvasz verwahrten. Namentlich Ilosvay schrieb in ungarischen und deutschen Zeitschriften scharf gegen die "schwarzen Kuvasz".

Dieser Ausflug in die Anfänge der Zucht zeigt zweierlei. Zum ersten war es mehr oder weniger ein Zufall, dass der Kuvasz ein weißer Hund geblieben ist. Denn hätten die Ungarn nicht heftig protestiert, könnten wir heute durchaus andersfarbige Hunde sehen. Und zum zweiten zeigt sich eben sehr deutlich, wie sehr damals die Einstellung gegenüber der Zucht von "Rassehunden" von Zufällen bestimmt war. Das heißt. dass eben mindestens in Deutschland der zuchtbuchführende Verein bereit war, Hunde aus anderen Ländern in die Zucht zu nehmen, nur weil sie eine große Ähnlichkeit mit dem ungarischen Kuvasz hatten.

Hirtenhunde, Hütehunde, oder gar Herdenschutzhunde?

Letzterer Begriff kann auch beim Kuvasz kurz und bündig abgehandelt werden. Auch er ist kein Herdenschutzhund. Obwohl in letzter Zeit in Deutschland wieder vermehrt dieser Begriff gebraucht wird, ist er immer noch nicht richtiger geworden. So ist in der ganzen Literatur über den Kuvasz und die anderen Hirten- oder Hütehunde Ungarns nirgends ein Hinweis zu finden und damit sind eben alle diese Rassen auch keine Herdenschutzhunde.

So schreibt die national wie international anerkannte Autorin Dr. Erna Mohr in ihrem Buch zwar immer wieder über Herdenschutz und beschreibt die Aufgabenverteilung zwischen den Hüte- und Hirtenhunden, aber einen Herdenschutzhund kannte sie offensichtlich nicht. Dies schreibe ich deswegen, weil die Autorin Petra Krivy in ihrem Buch den Beweis erbracht haben will, dass es seit Beginn des 20. Jahrhunderts diese Bezeichnung gab. Als Erna Mohr in den 60ern starb, haben ein Teil dieser "Autoren der Herdenschutzhunde" noch nicht einmal das Licht der Welt erblickt und daher sind ihre Beweisführungen nach wie vor falsch.

Wäre das aber so gewesen, wie von Petra Krivy beschrieben und vor allem in der Fachliteratur anerkannt gewesen, kann ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet Erna Mohr diesen Namen nicht verwendet hätte.

Auch so eine Art "Herdenschutz"
Foto: Kuvasz - Vereinigung -Deutschland e.V.

Dieser Absatz ist in meinen Augen deswegen wichtig, weil sehr lange in der ungarischen und auch der deutschen Literatur über die Rassen Ungarns Verwechselungen untereinander, z. B. Kuvasz und Komondor, aber auch Verwechselungen mit den Hütehunden vorkamen. Dies liegt daran, dass neben den Hirtenhunden auch immer die Hütehunde eingesetzt wurden. Die waren wichtig, weil in den Ebenen auch sehr viele Großviehherden gehalten wurden und auch heute wieder gehalten werden und für diese benötigte man einen cleveren und mutigen Hütehund. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Absatz bei Erna Mohr. Sie schreibt: "Raitsits' Klub war weitherzig, und um möglichst viele Züchter und Hunde hinter sich zu bringen, wurden nicht nur mehrere Größenstufen beim Puli geschaffen vom Zwergpuli bis zum "Polizeipuli" von fast Komondorgröße, sondern auch weitere Farben zugelassen, namentlich Braun und Weiß. Dieser Verein gründete sich Anfang 1920. Woher aber kamen diese sehr großen Puli? Ganz sicher waren es Mischlinge aus Komondor und Puli, denn auch in Ungarn nahmen es Hirten oder Nomaden mit der Reinrassigkeit ihrer Hunde sehr oft nicht so genau. Es wurde oft genug geschrieben warum und der Grund ist eben immer der gleiche, Arbeitsleistung ist das wichtigste Kriterium."

Erna Mohr beschreibt es so: "In weniger kultivierten Gegenden, besonders in den höheren Gebirgen und in den weiten Ebenen, hält man daneben noch Hirtenhunde, die Mensch und Tier vor zwei- und vierbeinigen Räubern zu schützen haben. Es gibt solche in der ganzen Welt, von Tibet bis England. Ob und wie weit sich eine Form aus der anderen ableitet, aus ihr entwickelt hat, oder ob sie alle mehr oder weniger als Konvergenzerscheinungen aufzufassen sind, ist noch keineswegs entschieden. Gleicher Zweck schafft gleichen Typ. Immerhin finden in Gegenden, in denen man mehrere Hirtenhundrassen hält, häufig Vermischungen statt, die das Gesamtbild teilweise verwischen können, und zwar sowohl im allgemeinen Körperbau als auch in der Behaarung; weniger in der Farbe, denn hier wurde beim Hirtenhund, dem Schutzhund, von Anfang an Weiß oder doch wenigstens viel Weiß allem andern vorgezogen aus Gründen, die schon der alte Gesner anführt: "Der vieh- oder schaf-hundt, C. pastoralis, soll stark, mächtigen leibes, mutig und fräch seyn, ein scheußlich geschrey oder bellen haben, an der farb gantz weiß und haaricht gleich den schaafen, damit sollych vych nit ein abschrecken ob ihm habe und er on arbeit von dem wolffe möge erkannt werden, damit in der dunklen Finstere der Hundt anstatt des Wolfes nit möge angegriffen und getötet werden." 

Und 1964 schreibt Zoltan BaIassy in der Club Zeitung: "Wie überall auf dem eurasiatischen Kontinent hielt auch in Ungarn der Hirt gegen solche Feinde kampflustige wuchtige Hunde. Die Ungarn hatten als Wach- und Schutzhunde dafür Komondor und Kuvasz. Das sind zwei Hirtenhundrassen, die nach Behaarung und Wesen gut unterscheidbar sind. Im nordöstlichen Teil der Tiefebene war vorwiegend der Komondor, auf dem mittleren und dem südöstlichen Teil der Kuvasz verbreitet. Die Herkunft dieser Rassen konnte bis heute nicht geklärt werden, doch stimmen die meisten Autoren darin überein, dass diese beiden ebenso wie der Puli seit langem durchgezüchtete Rassen sind.

All diese Hirtenhunde wurden ursprünglich ohne systematische Zuchtwahl nur von einigen Hirten gezüchtet. Dabei verhalf die isolierte Lage zwangsläufig zur Reinzucht." Auch hier keine Rede von Herdenschutzhunden, denn auch in Ungarn kannte man diesen Begriff nicht.

"Moderner Herdenschutz"
Foto: Kuvasz - Vereinigung -Deutschland e.V.

Standard des Kuvasz (FCI-Standard Nr. 54 / 13.09.2000 D)

Allgemeine Erscheinung

Die Hunde dieser Rasse sind stark, groß gewachsen und weisen ein dichtes, gewelltes, weißes Haarkleid auf. Ihr gefälliges Erscheinungsbild strahlt Adel und Kraft aus. Die einzelnen Körperteile passen harmonisch zusammen und die Läufe sind weder zu kurz noch zu lang. Der Knochenbau ist kräftig, aber nicht grob. Die starke Muskulatur ist hager und die Gelenke sind scharf umrissen. Von der Seite gesehen bildet der Körper ein dem Quadrat nahe stehendes, liegendes Rechteck. Gut bemuskelt. Kräftige Gestalt, lebhaftes Temperament, große Beweglichkeit. Sein Äußeres zeugt von unermüdlicher Leistungsfähigkeit.

Wichtige Proportionen

- Die Körperlänge übertrifft die Widerristhöhe geringfügig.

- Die Brustkorbtiefe entspricht in etwa der Hälfte der Widerristhöhe.

- Der Fang ist etwas kürzer als die Hälfte der Kopflänge

Kopf

Der Kopf des Kuvasz ist charakteristisch hager und trocken. Von den verwandten Rassen kann der Kuvasz hauptsächlich durch die Form des Kopfes unterschieden werden. Der Kopf des Rüden ist etwas robuster als derjenige der Hündin.

Oberkopf

Schädel: Der Schädel ist breit, die Stirn leicht hervortretend. In der Mitte der Stirn läuft eine ausgesprochene Furche.

Stop: Wenig ausgeprägt.

Gesichtsschädel

Breit, lang und gut bemuskelt.

Hündin Dunja, 1 Jahr alt
Sehr gute Pigmentierung
Foto: Ulrike Klohn

Nasenschwamm

Der schwarze Nasenschwamm ist stumpf geschnitten.

Fang

Der Nasenrücken ist gerade; der Fang verschmälert sich gleichmäßig, ist aber nie spitz.

Lefzen

Schwarz, straff anliegend; der Rand des Maulwinkels ist gezackt.

Kiefer / Zähne

Gut entwickelt, kräftiges, regelmäßiges und der Zahnformel entsprechend vollzahniges Scherengebiss.

Augen

Etwas schräg liegend, mandelförmig, dunkelbraun. Der Rand der Augenlider sind schwarz und liegen dem Augapfel eng an.

Ohren

Mittelhoch angesetzt, am Ansatz auf ein Drittel seiner Länge bogenförmig abstehend, um dann fallend dicht am Kopf anzuliegen. Die Ohren sind V-förmig mit abgerundeter Spitze. Bei Aufmerksamkeit wird das Ohr leicht erhoben; es wird nie aufgerichtet getragen oder gedreht.

Hals

Er ist eher kurz als mittellang und stark bemuskelt. Er bildet mit der Horizontalen einen Winkel von 25 - 30 Grad. Der Nacken ist kurz. Straffe Kehlhaut, keine Wamme. Bei Rüden sind Kragen und Mähne ausdrucksvoll.

Foto: Ulrike Klohn

Körper

Von der Seite gesehen bildet der Körper ein vom Quadrat nur wenig abweichendes, liegendes Rechteck.

Widerrist

Lang, sich von der Ebene des Rückens ausgeprägt abhebend.

Rücken

Mittellang, gerade, breit, gut bemuskelt und straff.

Lenden

Kurz, in straffer Fortsetzung des Rückens.

Kruppe

Leicht abfallend, reichlich bemuskelt, breit; das Haarkleid ist sehr dicht, was die Kruppe etwas überhöht erscheinen lässt.

Vorderbrust

Wegen der stark entwickelten Muskulatur ist die Vorderbrust gerundet und die Spitze des Brustbeins steht nur leicht vor.

Brust

Tief, lang und leicht gewölbt.

Untere Profillinie und Bauch

In Fortsetzung des Brustkorbes nach hinten leicht aufgezogen.

Rute

Tief angesetzt, in gerader Fortsetzung der leicht abfallenden Kruppe; sie fällt senkrecht mit leicht nach oben gebogener, nicht gekrümmter Spitze. In der Länge reicht sie bis zum Sprunggelenk. Bei Aufmerksamkeit und in der Erregung kann sie höchstens bis zur Höhe der Rückenlinie angehoben werden.

Gliedmaßen

Vorderhand

Die Vorderläufe unterstützen den Körper bis zu den Vorderfußwurzel gelenken senkrecht, sie sind parallel und mäßig weit gestellt. Von vorne gesehen ist die Stellung der Vorderläufe korrekt, wenn die vom Buggelenk gezogene vertikale Linie mit der Achse des Vorderlaufs zusammenfällt und die Pfoten zwischen der 3. und 4. Zehe trifft. Die Stellung ist von der Seite gesehen korrekt, wenn die vom Ellenbogengelenk in Richtung des Bodens gezogene Vertikale bis zum Vorderfußwurzelgelenk in der Mitte der Läufe verläuft.

Hündin Indra
Foto: Ulrike Klohn

Schultern

Schulterblatt lang und schräg, bemuskelt, sich eng und straff, aber beweglich an den Brustkorb anschmiegend.

Oberarm

Mittellang, gut bemuskelt. Der Oberarm und das Schulterblatt bilden einen Winkel von 100 bis 110 Grad.

Ellenbogen: Trocken, eng an den Brustkorb anliegend, weder ein- noch ausgedreht. Der Oberarm und der Unterarm bilden einen Winkel von 120 bis 130 Grad.

Unterarm

Verhältnismäßig lang, gerade, kompakt, mit hagerer Muskulatur; er setzt sich mit starken Sehnen in Richtung der Fußwurzel fort.

Vorderfußwurzelgelenk

Gut entwickelt, straff; die Sehnen sind stählern.

Vordermittelfuß

Verhältnismäßig kurz, hager, leicht schräg (der Winkel zur Vertikalen beträgt 10 bis 15 Grad).

Vorderpfoten

Rund oder etwas oval, straff. Die Zehen sind kurz, so hoch gewölbt, dass sie in der Mitte den Boden nicht berühren, elastisch, eng aneinander liegend. Die Ballen sind elastisch, schwarz. Die Krallen sind hart, kräftig, schwarz oder schiefergrau gefärbt.

Hinterhand

Die Stellung der Hinterläufe ist von der Seite gesehen korrekt, wenn sich das Kniegelenk unter dem Hüfthöcker und die Pfote unter dem Hüftgelenk befindet. Die vom Sitzbeinhöcker aus gefällte Vertikale berührt das Fersenbein. Die Stellung der Hinterläufe ist von hinten gesehen korrekt, wenn die vom Sitzbeinhöcker gefällte Vertikale mit der Achse der Gliedmaßen verläuft, wobei sie beidseitig parallel ist und den Boden mittelmäßig weit von einander trifft.

Oberschenkel

Er ist mit seiner langen, breiten, massigen Muskulatur eng mit dem Becken verbunden. Das Becken und der Oberschenkel bilden einen Winkel von 100 bis 110 Grad.

Mehr am Strand als am Standard, aber das wird schon!
Foto: Ulrike Klohn

Knie

Voluminös. Der Winkel zwischen Oberschenkel und Unterschenkel beträgt 110 bis 120 Grad.

Unterschenkel

Seine lange, massige Muskulatur setzt sich bis zum Sprunggelenk in starken Sehnen fort. Von hinten gesehen vertikal, beidseitig und zur Achse des Körpers parallel.

Sprunggelenk

Breit, voluminös, trocken, sehnig. Der Sprunggelenkswinkel beträgt 130 bis 140 Grad.

Hintermittelfuß

Lang, senkrecht.

Hinterpfoten

Oval, sonst wie die Vorderpfoten.

Gangwerk

Bodenweiter, langsamer Schritt. Im Trab ist die Bewegung leichtfüßig, elastisch, raumgreifend, schwungvoll, gleichmäßig, ausdauernd. Die Ellenbogen sind weder ein noch ausgedreht.

Haut

Sie enthält viel Pigment; sie ist schiefergrau und straff.

Haarkleid

Haar

Mäßig hart, gewellt, etwas steif, nicht zur Verfilzung neigend. Unter dem gröberen Deckhaar findet sich feinere flaumige Unterwolle. Der Kopf, die Ohren und die Pfoten sind mit kurzen, 1 bis 2 cm langen, dicht stehenden und geraden Haaren bedeckt. Die vorderen und seitlichen Bereiche der Vorderläufe sowie die Hinterläufe unterhalb der Kniegelenke sind ebenfalls mit kurzen, 1 bis 2 cm langen, geraden Haaren bedeckt. Auf der Hinterseite der Läufe befinden sich 5 bis 8 cm lange Federn, die an den Hinterläufen bis zum Sprunggelenk reichen. Um den Hals befindet sich eine Halskrause, die sich in die bis zur Brust reichende Brustmähne verlängert. Diese ist bei Rüden besonders ausdrucksvoll. An Körper, Oberschenkel und Oberarm ist das Haar mittelmäßig (4 bis 12 cm) lang, reichlich gewellt und bildet oft Haarkämme, Leisten und Büschel. Die Rute ist auf ihrer ganzen Länge mit dichtem, welligem Haar bedeckt; an der Spitze kann die Länge der Haare sogar 10 bis 15 cm erreichen.

von der berühmten ungarischen Porzellanmanufaktur Herend
Foto: Gabi Hahlweg

Farbe

Weiß, elfenbeinfarben ist erlaubt. Nasenspiegel, Lidrand und Lefzen sind schwarz; die Ballen sind schwarz oder schiefergrau. Für den Gaumen ist ein dunkler Farbton erwünscht, rosafarbene Flecken sind zulässig.

Größe und Gewicht

Widerristhöhe:
Rüden: 71 - 76 cm,
Hündinnen: 66 - 70 cm.

Gewicht:
Rüden: 48 - 62 kg,
Hündinnen: 37 - 50 kg.

Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Ausschließende Fehler

Ausgeprägter Stop.

Pigmentmangel an Nasenspiegel, Lefzen- und Lidrand.

Fehlen von einem Zahn oder mehrerer Zähne von den Schneidezähnen, den Eckzähnen, den Prämolaren 2 - 4, und den Molaren 1 - 2. Fehlen von mehr als 2 PM 1; die M3 werden nicht berücksichtigt.

Vor- und Rückbiss, Kreuzbiss; Kontaktverlust der Schneidezähne von mehr als 2 mm.

Entropium, Ektropium.

Aufgerichtete Ohren.

Auch in der Ruhe über der Rückenlinie erhobene oder sich nach hinten rollende Rute.

Zur Zottigkeit neigendes, geringeltes oder nicht gewelltes, bzw. drahthaariges Haarkleid.

Mit langen Haaren bedeckte Läufe.

Abweichende Haarfarbe.

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Kuvasz-Zucht

Foto: K. Wilshusen

In Ungarn

Während der bisher beschriebenen Geschichte des Kuvasz fand ein lustiges Mixen statt. Dies ist so gemeint, dass bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Hirten, Schäfer und Nomaden sowohl der ungarischen Ebenen wie auch die der Tatra und der Karpaten nicht nur die dortigen Weiden gemeinsam benützten, sondern auch ihre Hunde miteinander vermischten, immer in dem Bestreben, gute und arbeitsfähige Hirtenhunde zu bekommen. Dazu kam, dass damit die Linien immer erweitert wurden. Es war also eine "ungeregelte Zucht", die auch nicht mit Zuchtbüchern erfasst oder durch Standards festgelegt, vielleicht sogar eingeengt war.

Im Jahr 1905 machte man sich daran, die Zucht nach den schon beschriebenen Kriterien zu regeln. Im gleichen Jahr wurde der erste Standard für den Kuvasz erstellt und zwischen 1921 und 1935 weiterentwickelt. Überrachenderweise verbreitete sich die Rasse sehr schnell auch im europäischen Ausland.

In anderen Rassebeschreibungen habe ich geschrieben, dass der Standard sehr oft einschränkend gewirkt hat, das ist sicher auch beim Kuvasz so. Auf der anderen Seite ist er sicher von Vorteil gewesen, weil sich die Halter und Liebhaber und später auch die Funktionäre nicht einig waren, was eigentlich ein Kuvasz ist. Selbst viele Jahre später wurden Hunde als Kuvasz bezeichnet, die ein Komondor waren und umgekehrt. Auch in Deutschland gab es dieses Verwirrspiel noch sehr lange, aber davon mehr in der Beschreibung der deutschen Zucht. Dadurch konnten viele Hunde in die Zucht einfließen, die man eben als Kuvasz bezeichnete, die aber nicht reinrassig waren.

Dazu fand ich einen Artikel, den der Klub für ungarische Hirtenhunde veröffentlichte: 

Der Autor des folgenden Artikels, Árkosi József, ist seit langem ein Kenner und Liebhaber der ungarischen Rassen. In seinem eben erschienene Buch "ungarische Hirtenhunde" beschreibt er die Geschichte und die Entwicklung der 5 ungarischen Hirtenhunde.

Übersetzung: Gabriella Buza-Kiss 

Auf den Spuren der ungarischen Hirtenhunde

Es stimmt zwar, dass unsere Vorfahren bereits vor 1000 Jahren die einzelnen Hunderassen unterschieden, aber die heutigen Bezeichnungen erschienen bis zur ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts in einem bunten Durcheinander in der Literatur.

Die Liebhaber und  Züchter benennen aufgrund der Beschreibungen - die sich teilweise widersprechen -  die Abstammung der einzelnen Hunde.

Die Lage wird dadurch erschwert, dass durch die außergewöhnlich kleine und qualitativ schlechte Anzahl der Abbildungen nicht einmal festgestellt werden kann, welcher Name welchen Phänotyp benennt.

Betrachten wir einmal einige Daten aus der Geschichte unserer Hirtenhunde:

Der mit dem Namen Kuvasz versehene Hund zeigt eventuell die Vorfahren des Pumi

Mit der Entwicklung der Kynologie kam auch das Bestreben auf, auf dem Gebiet der Namensgebung der ungarischen Hirtenhunde endlich Ordnung zu schaffen.

Die Katalogisierung ist größtenteils Dr. Emil Raitsits zu verdanken, der endlich Ordnung in die Benennung der vier (!) Rassen brachte.

Ausgestopfter Kuvasz in einem Museum
Foto: Birgit Meyer

Nach Raitsits Bestimmungen ist der Komondor und der Kuvasz ein Hirtenhund, während der Puli und seine transdanubische Variante, der Pumi, Hütehunde sind.

Auf die Jahre 1920 - 1930 können wir die Herausbildung der zu den heute bekannten Namen gehörenden Typen  festmachen.

Museumsdirektor Fényes Dezsö hat es als seine Pflicht gesehen, die lebenden ungarischen Werte und Schätze zu bewahren: Wenn ihm die intelligenten, spitzohrigen Hütehunde die er in seiner Kindheit viel gesehen hatte, nicht so gefallen hätten und er  nicht begonnen hätte diese zusammenzusuchen und mit eigenem Zuchtbuch zu züchten, wäre der Mudi vielleicht heute schon ausgestorben  - trotz dessen er in seiner ursprünglichen Form viel länger bekannt war, wie wir gesehen haben - nur wurde er mit anderen Namen bedacht

Jetzt schauen wir und mal die von Miskolczi Gáspár 1691 geschriebenen Zeilen an, nachdem der Hirte verpflichtet ist "... mit seiner ganzen Kraft, mit Hilfe seiner Komondorok diese (Herde) zu beschützen..."

Es ist also sicher, das der Komondor genannte Hund Herdenschutzaufgaben erfüllte, nur, was nannte man Komondor?

Hanák János hat 1846 unter der Bezeichnung "magyarhoni komondor" ein dem Kuvasz entsprechenden Hund beschrieben,  für dessen Illustration er das Bild aus dem einige Jahre zuvor erschienenen Buch von Treitschke übernahm , der einen" gubancos magyar juhászkutya (filziger ungarischer Hirtenhund)" genannten Hund mit Komondor Charakter beschreibt.

(In demselben Buch beschreibt Treitschke auch den Kuvasz unter der Bezeichnung "borzas magyar juhászkutya (zottiger ungarischer Hirtenhund)".

Interessanterweise kommt in den Komondorbeschreibungen die Bezeichnung Kuvasz nicht vor, aber bei der Beschreibung des Kuvasz bezieht man sich regelmäßig auf die andere Rasse:

"Ungarischer Komondor, schwanenfarbener- , wolffarbener- , rußfarbener- , roter- Komondor"/ Méhely1901/,  " ungarischer glattköpfiger Komondor"/Monostori 1909/, "Komondor mit welligem Fell /Kerpely/, Komondor mit glattem oder welligem Fell" /Fényes Dezsö/.

Die Beschreibung der beiden Rassen ändert sich im Laufe der Jahre und der Autoren auf chaotische Art und Weise. Mal ist der langhaarige Komondor der Kleinere und der mit kürzerem, offenerem Fell der Größere, mal umgekehrt.

Gemälde eines Kuvasz
Quelle: Birgit Meyer

Wenn wir noch bedenken, das die Forscher wahrscheinlich etliche Male einen mit den Schafen geschorenen oder nach einem Wurf abgehaarten Komondor gesehen haben, ist dieser Zustand verständlich.

Eins ist sicher: schon damals hat man eine von weiß abweichende Farbe als eine Vermischung mit anderen Rassen gesehen.

Zusammenfassend sehen wir, dass die geschichtlichen Beschreibungen uns bei der Suche nach den Wurzeln unserer Rassen nach den heutigen Beschreibungen nicht sehr helfen. Mit Sicherheit kann man sagen, das bis ins 19. Jahrhundert die Unterschiede bei den Hütehunden nicht so groß waren wie nach den heutigen Standardbeschreibungen. In seiner natürlichen Umgebung sehen wir heute noch unzählige solcher Hunde arbeiten,  die den alten Beschreibungen absolut entsprechen.

Den Komondor und den Kuvasz hat man viel früher gut voneinander getrennt, nur im Bezug auf die Benennung gab es das festgestellte Durcheinander."

Csaba Geyza von Anghi (1938) dagegen schreibt: "Die heutige allgemein akzeptierte, nach Raitsits verbreitete Annahme betreffs des Kuvasz ist, dass er ebenso einer unserer urtypischen Hirtenhunde ist wie der Komondor und der Puli. Laut Raitsits steht er mit dem kaukasischen Gebirgshund, dem Berghund der Tataren, dem abruzzischen, pyrenäischen, campagnaer und dem preußischen Hirtenhunde in Verwandtschaft. Die Annahme unbekannter Herkunft kann auch nicht zum Gegenstand einer Kritik gemacht werden, welche behauptet, dass der Kuvasz vielleicht schon vor der Landeroberung hier gelebt habe und in den Ebenen, hauptsächlich aber in den Bergländern zu finden war - wo eigentlich auch heute noch seine engere Heimat ist."

Anghi (1938) führt über die Geschichte der ungarischen Hunde aus: Man findet die ältesten Angaben 1762 bei Franz Papai- Paris, der die herdenhütenden Hunde als Canis villaticus bezeichnet. Treitschke (1841) war der erste, der den "zottigen" (langhaarigen) ungarischen Hirtenhund (Canis jamiliaris var. villosus), das heißt den Komondor, schon von dem "struppigen" ungarischen Hirtenhund (Canis jamiliaris domesticus pannonicus), das heißt dem Kuvasz unterscheidet. Später spricht Hanak (1846) nur von "ungarischen Komondoren", doch versteht er darunter den heutigen Kuvasz.

Wie nötig diese Bestimmungen der einzelnen Rassen waren, kann man erkennen an der Kritik von Erna Mohr, die viele Jahre später meinte, dass die Herkunft der Hirtenhunde und ihre Bestimmung nichts in einem Standard zu suchen hätten. Sie schreibt: "In den Standard aller ungarischen Rassen ist bei der Neufassung auch überall etwas über die vermutliche, aber nach wie vor hypothetische Herkunft eingeflochten. Das gehört nicht in einen Standard, denn es hat nichts zu tun mit dem Erscheinungsbild einer Rasse, das zu schildern die alleinige Aufgabe eines Standards ist." Bedenkt man allerdings die vielen Verwechselungen, war eine solche Beschreibung im Standard wenigstens damals nötig. Und was für Erna Mohr und andere viele Jahre später selbstverständlich war, nämlich die korrekte Unterscheidung zwischen Komondor und Kuvasz, war damals ein derartiges Durcheinander, dass man es eben in den Standard aufgenommen hat.

So fängt es an ...
Foto: Peter Muth

Noch unmittelbar in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg war es so, dass man in Ungarn vom Komondor sprach, aber den Kuvasz meinte. Mut schreibt darüber im 1. Band des für Kuvasz und Komondor noch gemeinsam angelegten Zuchtbuches: "Der Komondor (Mehrzahl: Komondorok) ist der Nationalhund der Ungarn, insbesondere der Bewohner der Pußten, der großen Weideflächen Ungarns."

Der zweite Weltkrieg war für die Hirtenhunde Ungarns besonders traurig. Erna Mohr schreibt dazu: "Der zweite Weltkrieg hat die großwüchsigen Hirtenhunde Ungarns fast völlig ausgerottet. Die schönsten und wehrhaftesten endeten zumeist durch Maschinenpistolen der Soldaten beider Lager. So begann die Züchtung 1945 mit wenigen Hunden geringerer Qualität und unbekannter Abstammung. 1956 fielen abermals viele der das Haus grimmig schützenden großwüchsigen Hirtenhunde durch die Waffen der Soldaten, der Aufständischen und der Banditen. Mit der Zucht der ungarischen Hütehunde hapert es heute in Ungarn noch etwas. Dorfbewohner und Städter sind hundefeindlich."

Allerdings waren die Hunde schon Ausgangs des 19. Jahrhunderts gefährdet, bzw. nicht mehr sehr häufig in Ungarn anzutreffen. Denn mit dem Rückgang der großen Herden und vor allem mit dem Verschwinden der natürlichen Feinde wie Wolf, Bär und Luchs wurden immer weniger Arbeitshunde gebraucht. Erna Mohr schreibt dazu: "Komondor und Kuvasz kamen von der Puszta in die Dörfer und hüteten als Kettenhunde die Häuser. Niemand bekümmerte sich um ihre Zucht, und mit der Zeit vermischten sie sich und verkümmerten.

Im vergangenen Jahrhundert hatte man noch viele von ihnen; ja um die Jahrhundertwende war der Kuvasz der allergewöhnlichste Dorfköter. Außer in seinem Ursprungsland, der mittleren ungarischen Tiefebene, hatte sich der Kuvasz auch ausgebreitet am südlichen Plattensee, im Somogyer Komitat, in Westungarn im Soproner Komitat, im Süden des Tieflandes, im Siebenbürgischen Hochgebirge und in der Umgegend von Arad. Kuvasz-Bastarde waren bei Hirten in den nordöstlichen Karpaten und - in mäßiger Anzahl aus der Tiefebene stammend - auch auf den oberungarischen Domänen anzutreffen.

Von diesen stammt der heutige Kuvaszbestand in der Slowakei ab. Andere Hunderassen, besonders Jagdhunde, wurden schon damals sehr sorgfältig gezüchtet, aber kaum jemand bekümmerte sich um die schönen ungarischen Hirtenhunde. Es ist das Verdienst einiger begeisterter Hundezüchter, dass diese Rassen nicht ausstarben. Siegmann und Kovasznay sen. züchtete seit 1841 Komondore in Üllö auf seinem Besitz bei Budapest. Anscheinend stammt die Hauptmenge der Komondore dorther, wenn auch die Aufzeichnungen darüber fehlen. Der Kuvasz erscheint 1883 erstmalig auf der Wiener Hundeausstellung, wo Graf Max Esterhazy zwei Kuvasz aus Tata ausstellte." 

... so hört es auf ...
Foto: Peter Muth

In Ungarn gab es zahlreiche Hunde, die nicht "reinrassig" waren, also Mischlinge mit Komondorblut. Ganz sicher aber waren auch in den Linien nahe der Grenze zur Slowakei immer wieder Hunde in der Zucht, die man nach heutíger Einteilung als Hunde der Goralen bezeichnen kann, oder als Slovensky Cuvac.

Auch in Ungarn setzte der Vorsitzende des deutschen Clubs für die Ungarn die 2 Kategorien durch, d. h., Kategorie 1 waren Kuvasz, Kategorie 2 Mischlinge mit Komondorblut. Teilweise wurden diese "Mischlinge" sogar als Kuvasz importiert, so finden wir z. B. den Rüde Maros der dem Schweizer F. Malek aus Zürich gehörte.

Als herausragende Züchter des Beginns der Kuvaszzucht können genannt werden: Dr. Emil Raitsits (der ungarische Hund = a magyàr eb), Fèlix Gèza Buzzi und Lajos Ilosvai.

In zahlreichen Veröffentlichungen ist zu lesen, der 2. Weltkrieg habe die Zucht der Rasse schwer geschädigt. Das ist natürlich richtig. Aber man muss auch den 1. Weltkrieg und seine Folgen für die ungarische Kuvaszzucht berücksichtigen. So musste die damalige Donaumonarchie und damit eben Ungarn Gebiete abtreten, die heute zur Slowakei gehören. Es waren Gebiete im Norden des Landes. Diese Gebietsverluste bedeuteten aber auch den Verlust einiger der herausragendsten Zuchtstätten der ungarischen Zucht.

Heute hat sich der Bestand der Rasse erholt und die pessimistischen Aussichten, die noch in den 60er Jahren galten, treffen nicht mehr zu. Obwohl der Kuvasz durch einige andere Rassen, die importiert wurden (Kaukasen, Centralasiaten), Konkurrenz bekam, ist sein Bestand gefestigt und viele Züchter sehen im Erhalt der Rasse auch den Erhalt eines alten Stückes der ungarischen Kultur. Denn ohne die Hirten- und Hütehunde wäre diese nicht möglich gewesen. Bleibt allerdings zu hoffen, dass dies nicht ausartet in Puszta-Tourismus, wie dies teilweise schon gemacht wird, wenn die sogenannte "ungarische Post" den zahlreichen Touristen vorgeführt wird.

... und das kommt dabei heraus!
Foto: Peter Muth

In Deutschland

Wenn in Ungarn die Rassen viele Jahre verwechselt wurden, warum sollte es den deutschen Liebhabern und Züchtern besser ergehen? Und so kann geschrieben werden, dass auch in Deutschland Komondor und Kuvasz immer wieder verwechselt wurden.

Dies ist deshalb schon etwas verwunderlich, weil überraschenderweise hier sich sehr schnell eine "Fangemeinde" der ungarischen Hirtenhunde aufbaute und auch heute noch Deutschland das Land mit der größten Population außerhalb Ungarns ist.

Auch Mut, der Gründer des Clubs für ungarische Hirtenhunde erwähnt diese Verwechselungen, er schreibt: "Während in Ungarn viele Kynologen behaupten, der Kuvasz sei mit dem Komondor als Rasse identisch, nur der Pelz bzw. die Behaarung bilde einen Unterschied, stellen die Hirten der Pußta die These auf: Der Hund mit dem langen zotthaarigen Pelz, dem wilden und abgehärteten Aussehen ist der einzige und wahre Komondor, dagegen ist jener Hund mit dem schlichten oder gewellten Pelz der Kuvasz, der durch Kreuzung des Komondors mit den eigenen heimischen Hunden entstanden ist. Das allein beweise der Name Kuvasz (auf deutsch Bastard)."

Eines der originellsten Fotos unserer Seite:
"die heilige drei Königin"
Foto: Liebing, Kuvasz Freunde e. V. 

1901 erschien von Carl Zorn im Verlag Caesar und Minka in Zahna ein immerhin 288 Seiten starkes Buch mit dem Titel: "Des edlen Hundes Aufzucht, Pflege, Dressur und Behandlung seiner Krankheiten." Erna Mohr schreibt über dieses Buch: "Diese längst nicht mehr bestehende Firma war mir seit Jahrzehnten wohlbekannt, stammten doch dorther die mir sehr vertrauten Ausgangshunde der Warschauer Komondorzucht. Mein eigenes Exemplar von Zorns Buch hat den Krieg nicht überlebt. Doch schrieb mir Dr. Z. BaIassy ab, was da über unsere Hunde zu lesen ist. 

Der Ungarische Wolfs- oder Schäferhund 

Diese Hunderasse ähnelt dem Wolfe vollständig bis auf die Farbe, denn diese ist stets reinweiß. Ihre Heimat ist die Pußta, wo ihr noch oft Gelegenheit geboten wird, die ihr zur Bewachung anvertraute Schafherde gegen ihren Todfeind, den Wolf, zu verteidigen. Dadurch, dass die Herden dort stets im Freien liegen, ist diesem Hunde noch erhöhtere Wachsamkeit und größeres Misstrauen gegen seine Umgebung geboten als dem Deutschen Schäferhunde, mit dessen Eigenschaften im übrigen die seinigen vollkommen übereinstimmen. Diese Hunde sind eigentlich nur als Schäferhunde oder als Wachhunde zu verwenden, da eine Freundlichkeit den Hunden nicht eigen ist, vielmehr bei ihnen eine Art Scheu oder Wildheit wahrzunehmen ist, welche dem Hunde den Anschein gibt, als sei er noch nicht genügend kultiviert."

Erste Exemplare aus Ungarn kamen lange vor Gründung eines Clubs nach Deutschland. Zitat Erna Mohr: "Gezüchtet haben wir diese Rasse noch nicht, haben sie aber zu großer Zufriedenheit der Herren Besteller von einem Tierhändler in Troppau (Oesterr.-Schlesien) bezogen."

Aber auch diese Exemplare waren nicht die ersten Kuvaszok in Deutschland. Denn bereits in der Zeit ab ca. 1880 züchtete man Kuvasz, oder was man sich unter dieser Rasse vorstellte. Ab 1901 z. B. der Züchter und Postbote Paul Drücke unter dem Zwingernamen "von der Puszta" aus Gebesee bei Erfurt. Kenner dieser alten Zuchtstämme schreiben, diese Hunde seien bereits hervorragende Rassevertreter gewesen. Dr. Emil Raitsits, damals Direktor des Budapester Zoos Allatkert, schreibt in seinem Standardwerk über den Kuvasz "A Magyár Eb", Drücke sei der erste deutsche Kuvasz-Züchter gewesen.

Puszta Királya Alexa
Foto: Liebing, Kuvasz Freunde e. V.

Zwar ist heute nicht mehr viel über diese Zucht bekannt, aber J. Berta aus Bischleben bei Erfurt und Mitherausgeber zahlreicher Hundepublikationen (z. B. Rundschau für Jagd und Hundesport) , schreibt über Drücke: "... er hatte stets mit dem besten Zuchtgut, das ihm erreichbar war, gearbeitet und war immer darauf bedacht, der Rasse die Lebensbedingungen zu bieten, deren sie zur Erhaltung ihres Wesens und ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten bedarf."

Sicher war es für Drücke nicht ganz einfach, gute Hunde zu finden, aber damals wanderte der Kuvasz von Ost nach West und eine ganze Reihe dieser frühen Zuchttiere tauchten in den heutigen neuen Bundesländern auf oder wurden dort gezüchtet, so dass er sich mit anderen Züchtern zusammentun konnte. Einer dieser Züchter war Paul Henker aus Medingen. Einzelne Züchter und Liebhaber und besonders Paul Drücke haben die Hunde auch über die Wirren des 1. Weltkrieges gebracht.

1922 traf Drücke auf den späteren Vorsitzenden des ersten Kuvasz Clubs D. W. Mut, taufte seinen Zwinger um in "von Orsowa" und arbeitete als einer der Pioniere des jungen Clubs mit.

Zurück zu den Verwechslungen der beiden Rassen Komondor und Kuvasz. 1905 warf z. B. der Kynologe Strebel die Rassen noch zusammen. Er zeigte das Bild eines Kuvasz, bezeichnete ihn aber als Komondor. Lediglich Hilzheim kannte wohl den Unterschied zwischen den beiden Rassen, denn er schrieb unter das Bild eines Welpen 1925: "Kuvasz, bei uns fälschlich Komondor genannt." Und gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1895) fasste noch der Kynologe und Tiermaler Ludwig Beckmann beide Rassen zusammen und nannte diese Hunde dann "Bundasch", denn der Name Kuvasz ist ihm nicht geläufig. Gesehen hat er diese Hunde auf der ersten Wiener Hundeausstellung 1883. Beckmann schreibt: "Ein sehr schönes Paar dieser spezifisch ungarischen Hunde erschien auf der ersten Wiener Ausstellung. Eigentümer Graf Max Esterhàzy auf Tata pr. Szöny.

Der Hund mit dem Namen "Pandur" hatte eine Schulterhöhe von 73 cm bei einer Rumpflänge von 84 cm; die Behaarung war am Rumpfe 2 bis 3 Zoll lang, rau, an Schultern und Rippen stark gekräuselt; an der Hinterseite der Keulen und Vorderläufe bildete das Haar eine zottige kurze Feder. Der untere Theil der Läufe vom Unterschenkel und Vorderknie ab bis zu den Zehen war kurz und dicht glatt behaart. Die kurze zottige Stummelruthe war dem Hunde von Geburt eigen, nicht künstlich verstümmelt.. Das dichte, verlängerte Haar des Halses bildete oben im Nacken einen vorragenden Kamm, welcher sich von dem kurz behaarten Kopfe bestimmt absetzte. Die dreieckigen, mittelgroßen Behänge gut anliegend, nach unten kurz behaart; zu beiden Seiten der Nase vom Stirnabsatz bis zum Mundwinkel ein Streifen verlängerten, zottigen Haares, wie die "Maske" des Griffons. Die allgemeine Färbung ganz weiß ins Graue und Gelbliche spielend ohne Abzeichen, die Nasenkuppe dunkelgrauschwarz, ebenso die Zehennägel..." Beckmann ist wohl damit der "Lieferant" für Petra Krivys Bundasch.

Zeichnung von 1815
Quelle: Kuvasz - Vereinigung -Deutschland e.V.

Diese Ausstellung fiel in eine Zeit, in der diese immer mehr "in Mode" kamen. Ausgehend von England, dem Mutterlande des Ausstellungswesens und der Hundezucht, breitete sich die "Kynologie" auch auf dem Festland aus. Die Schweizer kynologische Gesellschaft wurde 1883 gegründet und ist damit die erste auf dem Kontinent. Sie zeichnete übrigens die Gewinner der damaligen Ausstellungen nicht mit Pokalen aus, sondern bezahlte die Sieger mit Barem.

Durch diese Gründungen von Vereinen und Verbänden gab es immer mehr Ausstellungen. Auch in Deutschland wurden die noch heute abgehaltenen Ausstellungen in Hannover, Berlin, Frankfurt, Stuttgart und Leipzig ins Leben gerufen.

So etwa um 1880 herum gründet Arthur Seyfarth im thüringischen Bad Köstritz sein "Grand établissement d`élevage des chiens de race noble" und bietet zeitweise bis zu 40 Rassen an, darunter auch Hunde aus Ungarn. Ein von ihm importierter Kuvasz kostete umgerechnet 80 bis 230 Euro.

Auf einem der Werbefotos ist ein Rüde abgebildet, von dem man glaubt, er hieß Roland und sein Besitzer war Hermann Kälber aus Esslingen. Der Vorbesitzer war ein Herr Ostermayer aus Eislingen bei Göppingen. Geboren wurde er am 5. April 1893. Also haben auch die Schwaben in der frühen Kuvaszzucht mitgemischt.

Ebenfalls einer der sehr frühen Züchter, die sich um Kuvasz bemühten, lange bevor es einen Club gab, war Paul Henker, Zwinger vom Margarethenhof. aus Medingen in Sachsen. Ab ca. 1895 züchtete er die Rasse. Auch er schließt sich um 1922 dem inzwischen gegründeten "Komondor-Club" an und bleibt auch weiterhin einer der erfolgreichen Züchter. So gab es keinen Zwinger, der nicht Hunde vom Margarethenhof hatte.

Einige Züchter, die bis etwa 1900 züchteten, seien erwähnt, denn sie fanden später keinen Eingang in die Zuchtbücher des Clubs, aber sie hatten Hunde, die damals bereits erfolgreich an Ausstellungen teilnahmen. Es waren dies der Apotheker Hiller aus Stuttgart-Feuerbach (Zwinger "vom langen Feld"), S. Lewitz aus Bleicherode (Harz) und Dr. Mieger aus Chemnitz (Zwinger "von den 3 Schwanen").

1922 wurde der Klub für ungarische Hirtenhunde von dem Schriftsteller D. W. Mut aus Gauting bei München, Zwinger "vom Rosenhain" unter dem Namen Komondor-Club gegründet und 1924 in den damaligen Vorläufer des VdH aufgenommen. Bereits 1924 erschien das erste Zuchtbuch, welches 1929 in einer verbesserten Neuauflage herausgegeben wurde. D. W. Mut züchtete übrigens vorher Bordeaux-Doggen.

Altes Klub Logo des Klub für ungarische Hirtenhunde
Quelle: Ingrid Weininger/KfuH

In den Jahren bis 1931 war D. W. Mut der Vorsitzende der Clubs, ab 1932 beschränkte er sich auf die Tätigkeit eines Körmeisters. Die Clubleitung ging in die Hände von 3 Züchtern über. Dazu schreibt Erna Mohr: "Gleichzeitig ging die Klubleitung über in die Hände von drei Leuten, die wir heute als die ersten Pioniere der Ungarnzucht auf deutschem Gebiet ansehen; es waren der Kuvasz-Züchter K. Mülverstedt (Zwinger "vom Lossatal"), Hildegard Böhne, die sich in ihrem Zwinger "vom Hochwaldhof" auf Zotthaar, besonders auf Komondore spezialisierte, und Clemens Schenk, Puli-Zwinger "vom Lechgau". 

So ganz scheint diese Darstellung nicht zu stimmen, denn in einigen Quellen ist zu finden, dass die damaligen Machthaber ab 1933 Mut zwangen, als Vorsitzender zurückzutreten und ihm dafür den Posten eines Körmeisters ließen. 1938 legte er auch dieses Amt nieder und ging ins Schweizer Asyl. Über diese Zeit schrieb seine Tochter: "Dann standen eines Nachts mehrere SA-Männer in Uniform vor dem Haus, drangen gewaltsam ein, durchsuchten und demolierten die Wohnung. Sie nahmen alle seine Hunde mit, alle Klubunterlagen, alle Hundefotos und schriftlichen Aufzeichnungen über die Zucht. Er musste unter Druck eine Rücktrittserklärung als Klubvorsitzender aufsetzen und versprechen, striktes Stillschweigen über das Geschehene zu bewahren. Widrigenfalls drohte man ihm und seiner Familie mit dem gerade erbauten KZ in Dachau." 

Auch Mut kannte die immer wieder vorkommenden Vermischungen der Rassen Komondor und Kuvasz. Daher führte er damals seine beiden Kategorien ein. In der ersten Kategorie wurden alle Hunde angekört, die man als reinrassige Kuvasz zu erkennen glaubte, in die Kategorie 2 nahm man Hunde mit wahrscheinlich andersrassigen Ahnen, also Komondor. Diese Typisierung brachte sehr schnelle Erfolge und man konnte auf diese Einteilung wieder verzichten.

Mut war bestimmt eine Ausnahme unter den deutschen Züchtern, denn er pflegte bereits damals sehr enge Kontakte in das Ursprungsland Ungarn und baute mit seiner Weitsicht aus einer kleinen Population in Deutschland mit Hilfe ungarischer Hunde eine sehr gute Zucht auf. Der Schweizer Kynologe Tschudy aus Basel sagte über D. W. Mut: " Vor langen Jahren führten ihn große Reisen in fast alle Erd- und Landteile, darunter auch nach Tibet. Seine Darlegungen die Hirtenhundfrage betreffend, qualifizieren ihn. Seine Beobachtungen sind die eines Gelehrten und müssen als solche gehört und gesehen werden." Durch diese Reisen ist es auch zu verstehen, dass Mut sich wenigstens eine ganze Zeit nicht an das Dogma der "Weissen" halten wollte, sondern auch die Ansicht vertrat, es gäbe den "schwarzen Kuvasz". Von einem dieser Schwarzen gab es ein Foto, es war "Wastl vom Rosenhain", eine schwarzer Kuvasz mit einem weißen Bruststern und 2 weißen Pfoten..

Foto: Peter Muth

Noch heute sagt man Mut eine Zucht der "einsamen Entscheidungen" nach. Dies stimmt nur bedingt, denn er half zahlreichen deutschen Züchtern, gute und typische Hunde aus Ungarn zu bekommen. Außerdem beobachtet er sehr genau die ungarische Zucht und regt z. B. an, auch dort die Einteilung in die zwei Kategorien einzuführen. Auch soll er in Ungarn Hunde in seinem Besitz gehabt haben, die er in der Zucht einsetzte.

Allerdings kann man Mut schon als Meinungsmacher der damaligen Zucht sehen, denn er schrieb fast alleine alle Fachartikel in den damaligen deutschsprachigen Zeitungen, die sich mit den Rassen und der Zucht beschäftigten. Dies waren neben der Clubzeitung des "Komondor-Clubs" z. B. die "Deutsche Hundezeitung", das "Sportblatt für Züchter und Liebhaber von Rassehunden", "Hundesport und Jagd", sowie die "Rundschau für Jagd- und Hundesport".

Über die Vermischung von Komondor und Kuvasz, die unter Mut wohl endgültig der Vergangenheit angehörte, schreibt übrigens Erna Mohr: "Doch waren darin Komondor und Kuvasz nicht streng getrennt. Es muss hier daran erinnert werden, dass vor einem halben Jahrhundert die wenigsten Hundefreunde sich darüber klar waren, dass Komondor und Kuvasz zwei verschiedene, gut charakterisierte selbständige Rassen sind. Offenbar waren die beiden Rassen oft miteinander vermischt worden, was sich bei dem Aufspalten der Würfe, den Rückschlägen auf die jeweils andere Rasse (glatte Welpen bei Komondor, zottige bei Kuvasz) und dem Bemühen des "Komondor-Klubs" äußerte, bei der schmalen Zuchtbasis die uneinheitlichen Zuchttiere auf zwei Kategorien verschiedener Ausstellungs- und Zuchtqualität zu verteilen. Die recht anfechtbare "Kategorie II" wurde allerdings sehr bald ausgeschieden. Die Rassenamen Komondor und Kuvasz festigten sich im Züchterbewusstsein um so mehr, je zielbewusster gezüchtet wurde. Das neue, jetzt als Band I bezeichnete endgültige Zuchtbuch des Komondorklubs erschien 1929 und enthielt Nachweise auch über bereits wieder eingegangene ungarische Hirtenhunde. Der älteste der 204 eingetragenen Komondore war 1914, der älteste der 320 Kuvasz 1913 gewelpt, also erst etwa 1 1/2 Jahrzehnte, nachdem Zorn bereits diese Rassen anbot."

Kein Schoßhund, sondern ein Schlosshund
Foto: Liebing, Kuvasz Freunde e. V. 

Diese Verwechslungen oder absichtliche Kreuzungen können aber auch dadurch entstanden sein, dass Carl Zorn nicht nur sein Buch schrieb, sondern die Hunde auch importierte. Auch dabei wurden, egal aus welchen Gründen, die Rassen verwechselt. Diese Meinung habe ich von Erna Mohr übernommen, die schreibt: "Zorn hat sicher beide weißen Rassen importiert. Er gab der Beschreibung des "Ungarischen Wolfs- oder Schäferhundes" eine recht gute Zeichnung eines Kuvasz bei, hat diese also in guter Form gekannt und gehabt. Und dass er Komondore hatte, bewiesen die Hunde des Warschauer Zoos. Sehen wir uns noch die Lage von Troppau an, von wo Zorns Tiere kamen! Es liegt auf 1800 und 500 N am Nordostabhang des Gesenkes, zwischen Sudeten und Beskiden, also noch nordwestlich der Tatra. Und damit wieder ist klar, dass es nicht nur ungarische Kuvasz waren, sondern auch Goralenhunde (Liptaki), auf denen ein Teil unserer deutschen Zuchten beruht bzw. von denen sie vermutlich mit beeinflusst sind. Es ist uns ja ohnehin längst bekannt, dass nachweislich Liptaki (Goralenhunde), Kuvasz, Siebenbürger und Pommer derart oft hin und her eingekreuzt wurden, dass bei einheitlichem Ziel alle unter einen Hut gebracht werden können."

Die Zeit nach Mut

Ganz kurz soll noch eingegangen werden auf die Zeit nach allen Rücktritten von Mut. Und da wäre zu nennen der Lehrer Kurt Mülverstedt aus Olbersleben in Thüringen und Inhaber des Zwingers "vom Lossatal". Mülverstedt wurde Muts Nachfolger als Vorsitzender des Clubs. Auch er kann zu den Pionieren der Kuvaszzucht gerechnet werden. Er galt damals als erfahrener Züchter, der durch Paul Drücke bestimmt beeinflusst wurde. Auch er versuchte immer wieder, die Zucht mit Importen und sehr gezielter Inzucht zu verbessern.

Die "buckelige Verwandtschaft" ...

... und mit der ist es manchmal schon ein Kreuz. In den letzten Jahren tauchte mit dem Erscheinen der ersten Rasselisten für gefährliche Hunde in einem Bundesland der Liptak oder Goralenhund auf. Eine angeblich eigenständige Rasse, vor der die Bevölkerung von Nordrhein Westfalen nach Meinung der Umweltministerin Bärbel Höhn geschützt werden musste. Auslöser dazu war das Inhaltsverzeichnis des Buches von Th. Achim Schoke über "Herdenschutzhunde", das die kompetenteste Ministerin einfach abschreiben ließ.

Der Züchter Ernö Horvath
Foto: Gabi Hahlweg

Schaut man in die Statistiken aller Gemeinden und Kreise rein, wird man unter dieser "Rasse" keine Vorfälle finden. Nicht weiter verwunderlich, denn einen Goralenhund oder Liptak hat es nie gegeben. Allerdings gab und gibt es natürlich immer noch die Volksgruppe der Goralen und natürlich wurde Liptak nicht von der Landkarte gestrichen. Die Goralen hatten ebenso wie die anderen Hirten und Schäfer der Tatra weiße Hirtenhunde. Diese sind ganz sicher nicht nur sehr eng mit dem Kuvasz verwandt, sondern ein und dieselbe Rasse, wenn man unsere heutige Vorstellung als Grundlage nimmt. Genauso übrigens, wie sie eine Rasse bilden mit dem Podhalanski und dem Slovensky Cuvac. Dass der Goralenhund ein Phantom war, ist bei Erna Mohr nachzulesen die zu diesen Hunden schreibt: "Während für die Goralenzucht des Berliner Tierparks in Berlin-Friedrichsfelde, deren Ausgangstiere von Zakopane stammten, ein besonderes Goralen-Zuchtbuch angelegt wurde, haben wir kurz nach dem 2. Weltkrieg den Liptakrüden "Poprad" als vollgültiges Mitglied ins Kuvasz-Zuchtbuch übernommen. Dass seine aus der "Hummel vom Lossatal" stammende Tochter "Byanka (Sinner)" 3902 es mit manchem "garantiert reinen Kuvasz" bequem aufnehmen kann, zeigt ihr Bild, das von Herrn PhiIipp Sinner beigesteuert wurde. Etwas abweichend vom "klassischen" Kuvasz sind bei ihr die ziemlich kleinen, zwar vorn anliegenden, aber hinten etwas abstehenden Behänge. Bei den Friedrichsfelder Goralen findet man diese Ohrenbeschaffenheit und -haltung seltener. Ich habe sie aber in der Slowakei bei dortigen schafehütenden Goralenhunden am Südhang der Tatra ebenfalls mehrfach gesehen." Dieses Zuchtbuch für "Goralen" wurde übrigens bald wieder eingestellt.

Hier ist also die Quelle, warum einerseits Schoke in purer Wichtigtuerei eine Rasse "kreierte" und Bärbel Höhn in absoluter Ahnungslosigkeit diese übernahm.

Über diese Verwandtschaft um "tausend Ecken" schreibt Erna Mohr: "WieIand meint, die von ihm abgebildeten kurzhaarigen Tatrahunde könnte man für abgehaarte pommersche Hütehunde halten. Letzten Endes sind nachweislich Kuvasz, Liptak, Siebenbürger und Pommer derart oft hin und her eingekreuzt, daß man bei einheitlichem Zuchtziel alle unter einen Hut bringen könnte. Kuvasz und Liptak kamen nach Pommern, Pommern in die Tatra, desgleichen Siebenbürger; ja erst nach dem 2. Weltkrieg ist der Liptak (Gorale) "Poprad" als vollgültiges Mitglied im deutschen Kuvaszzuchtbuch eingetragen worden. Übrigens scheinen immer nur reinweiße Hunde an diesem Austausch beteiligt gewesen zu sein. In Polen und in der Tschechoslowakei laufen bei den Herden auch Hunde mit dunklen Behängen und dunkleren großen Platten; allerdings überwiegt das Weiß auch bei diesen Tieren.

Gorale mit Hirtenhund und Schafen in der Tatra.
Aufn. St. Burnatowicz. Aus "Geschützte Wildnis",
A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt
Foto: Die Neue Brehm-Bücherei

Dass zwischen dem polnischen und dem tschechoslowakischen Teil der Tatra Hunde ausgetauscht werden, ist selbstverständlich, denn die Tatra ist im Grunde eine landschaftliche und z. T. auch wirtschaftliche Einheit, und der schmale Grenzpfad über den Tatrakamm läuft z. T. mitten durch die Hochalmen hindurch. Die Bezeichnung "Liptak" besagt ja schon, dass man die Rasse als aus Liptauen, also von südlich der Tatra stammend, ansieht."

Auch Dr. Z. BaIlssy aus Budapest ist von dieser Verwandtschaft überzeugt, denn er schreibt 1967: "Der Tchouvach Slovaque und der polnische Owczarek podhalanski (Schäferhund aus den Bergen) unterscheiden sich vom Kuvasz auch heutzutage nicht. Aber in der polnischen Tatra gibt es schon eine Mutation des Kuvasz mit rostbrauner Pigmentation (also ohne Pigmentfehler) mit Neufundländer ähnlichem Schädel und schwerem Körperbau, der schon eine neue Rasse sein könnte. Die Population soll heute noch schwach sein." 

Haltung 

Am Anfang habe ich geschrieben, dass der Kuvasz zusammen mit dem Pyrenäenberghund die Hirtenhunderasse ist, die am konsequentesten zum Familienhund gezüchtet wurde. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Haltung aus. Aber Familienhund heißt natürlich immer noch nicht, dass die Hunde in einer Wohnung, immer inmitten einer Familie gehalten werden können. Denn Hirtenhund bleibt Hirtenhund und so stellt auch diese Rasse ziemlich ähnliche oder die gleichen Ansprüche, wie ihre "Artgenossen". 

Das heißt dann, eine Wohnungshaltung ist nicht artgerecht, denn unter anderem wäre diese zu langweilig oder zu reizarm. Ein Hirtenhund, der immer die nur die eigenen vier Wände anstarrt, langweilt sich und ist nicht ausgelastet. Vielleicht aus diesem Grund gibt es immer mal wieder Probleme auch mit einem Kuvasz. 

Andererseits ist er für eine reine Haltung im Freien nur dann geeignet, wenn er auf dieses Leben vom Züchter vorbereitet wurde, was eben nicht mehr so oft der Fall ist.  

Egal, wie man einen Kuvasz letztendlich hält, ohne genügende Bewegungsmöglichkeit und sozusagen ohne Amt und Aufgabe verkümmert auch diese Rasse. Daher ist eine Haltung in einer Stadtwohnung nicht möglich. Während einige Kenner der ungarischen Rassen meinen, bei dem kleineren Puli ginge das gerade noch, ist es bei einem Kuvasz unmöglich. Für Amt und Aufgabe gibt es natürlich viele Möglichkeiten. So ist auch der Kuvasz ein hervorragender "Wächter des Hauses", oder der Hofes und wenn es sein muss, bewacht er auch gleich ein ganzes Dorf. In einer Veröffentlichung habe ich mal gelesen, auch als Blindenhund sei schon ein Kuvasz erfolgreich eingesetzt worden. Eher zum Schmunzeln fand ich den Satz: "Wir hatten in einer größeren deutschen Silberfuchsfarm einen Kuvasz, der darauf dressiert war, entlaufene Farmfüchse wieder zu fangen und sie völlig unverletzt wieder heimzuholen." Aber immerhin, auch das ist eine Aufgabe.

Lieber einen Wachhund auf dem Dach, als gar keinen
Foto: Peter Muth

Vor allem wenn Kinder in einer Familie leben, ist es wichtig, dass auch der Kuvasz eine Möglichkeit zum Rückzug hat, denn er ist zwar - wenn er es gelernt hat - ein ausgesprochen geduldiger Spielkamerad für Kinder, aber irgendwann reicht es auch dem besten Babysitter.

Zu einer guten Haltung gehört aber vor allem, dass er Familienanschluss hat. Das heißt, er sollte sich selber aussuchen können, wo er sich aufhält. Entweder im Haus, oder eben auch draußen. Draußen heißt dann allerdings, eine ausbruchssichere Einzäunung des Grundstückes. Und wie schon bei anderen Rassen beschrieben, ein Hirtenhund ist sehr sozial, daher klappt eine Haltung von zwei oder mehreren Hunden in der Regel. Es müssen ja nicht immer zwei große Hirtenhunde sein.

Und zur Haltung gehört auch die Frage nach dem Spaziergang. Der sollte nicht ein stures Herunterlaufen einer immer gleichen Tour sein, sondern man soll den Hund bestimmen lassen, wo er stehen bleiben muss und wo nicht. Irgendwann habe ich geschrieben, Hirtenhunde sind wie die Marktweiber, sie müssen alles wissen und das heißt eben auch, jede Veränderung zum gestrigen Tag muss genau untersucht werden. Daher ist der Kuvasz kein besonders guter Begleiter für Jogger und Radfahrer und solche Spaziergänger, die in immer gleichem Tempo eine bestimmte Strecke laufen wollen. Und zu guter Letzt, die große Runde über -zig Kilometer muss auch nicht sein, spannender ist es, einige Male am Tage eine kleinere Runde zu drehen.

In ihrer ungarischen Heimat wurden und werden immer noch die Hunde sehr hart aufgezogen. So sehen sie nie ein Haus von innen und dienen nach dem Rückgang der Weidewirtschaft und der Bedrohung durch natürliche Feinde sehr oft als reine Wachhunde auf den Höfen. Sehr oft als Kettenhunde degradiert, verändert sich das Wesen der Hunde und sie neigen zu Aggressivität. Solche Hunde nach Deutschland zu holen und mit ihnen zu züchten, bringt nur Probleme. Daher ist nicht jeder Hund aus dem "Ursprungsland" eine besonders gutes Zuchttier.

Zur Haltung eines Hirtenhundes gehört natürlich die so oft beschworene "Nachtaktivität" der "Herdenschutzhunde". Auch dazu sei geschrieben, das ist eines der schönen Märchen über Hirtenhunde, dann "Herdenschutzhunde" und so einfach nicht wahr. Gerne gebe ich zu, dass ein Hirtenhund auch nachts gewaltig bellt, aber er hat dazu immer einen Grund. Und vielleicht bellt er nachts auch öfter, als am Tage. Das tut er aber nicht genetisch bestimmt, wie einige Autoren ihren Lesern klar machen wollen, sondern weil er Nachts, genau wie ein Mensch, eben besser hört, weil es weniger Geräusche gibt und man dadurch weniger abgelenkt wird. Meine eigenen Hunde sind immer gleich wachsam, die Tageszeit spielt dabei keine Rolle. Daher ist es auch kein Muss, einen Hirtenhund über Nacht einzusperren, damit die Nachbarn ihre Ruhe haben. Empfehlenswert ist dies nur dann, wenn eben auch nachts viele Reize da sind (Spaziergänger mit Hund, Lokale, Kino, usw.).

wer ist da von wem der Babysitter?
Foto: Peter Muth

Pflege

Bei vielen Hundebesitzern sind gegenüber der Farbe weiß gewaltige Vorurteile vorhanden. Der sei ja immer so dreckig nach einem Spaziergang bei schlechtem Wetter. Aber auch hier gilt, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Solche aber hat kein Hirtenhund und ein Kuvasz natürlich auch nicht. Daher kann es schon sein, dass er nach einen Spaziergang eher dunkelbraun nach Hause kommt, aber sobald er trocken ist, fällt der ganze Dreck mehr oder weniger von alleine ab. Denn wie die anderen Hirtenhunde auch hat der Kuvasz ein fettigeres Haar und ist damit "selbstreinigend". Die Züchterin Ulrike Klohn spinnt daher. Natürlich nicht im Kopf, sondern sie verspinnt die Haare ihrer Hunde, die sie regelmäßig auskämmt. Liebhaber warmer und unempfindlicher Pullover schwören geradezu auf diese Wolle. Daher ist ein weißer Hund genauso gut geeignet, wie andere Farben auch. Sonst könnten im übrigen ja die "Weissen" nicht als Arbeitshunde eingesetzt werden, denn in keinem der Ursprungsländer ist immer strahlend schönes Wetter mit Sonne ohne Ende.

Auf eines sollte man allerdings im Zusammenhang mit Pflege achten. Nämlich immer mal wieder die Ohren zu kontrollieren. Allen schlappohrigen Hunden sollten die Ohren gelegentlich geputzt werden. Die Häufigkeit richtet sich dabei nach der Haarmenge und Dichte auf den Ohren. Will heißen, je mehr und je dichter die Haare sind, umso öfter ist eine Reinigung angesagt, denn umso weniger Luft kommt in die Gehörgänge.

Auch der wird wieder sauber
Foto: Ulrike Klohn 

Erziehung 

Eigentlich gilt für den Kuvasz das gleiche, wie für die anderen Hirtenhunderassen auch. Er verträgt keine Ungerechtigkeiten und er sollte mit Logik und Konsequenz erzogen werden. Heute so und morgen so, geht nicht. Konsequenz heißt aber nicht, Druck auszuüben, sondern eben ihm bestimmte Dinge zu erlauben und andere zu verbieten und das dann konsequent überwachen. 

Zur Erziehung gehört auch der Umgang mit Kindern und anderen Hausbewohnern, also z. B. Haustieren. Langsam angewöhnt an diese, gibt es mit einem gut sozialisierten Kuvasz keine Probleme. Daher sollte man darauf achten, dass ein Züchter seine Hunde nicht isoliert hält, sondern die Welpen zusammen mit älteren Hunden an das "Alltagsleben" frühzeitig gewöhnt. Als ich mal einen Hirtenhund vermittelte, berichteten mir die neuen Besitzer, es habe einen Todesfall unter ihren Hühnern gegeben. Das war aber nicht die Schuld des Hundes, sondern das Huhn habe vor lauter Aufregung beim Anblick der neuen Hausgenossen einen Herzinfarkt bekommen und war dann eine gute und kräftige Brühe. 

Als immer wiederholter Satz gilt für alle Hunde und natürlich auch Hirtenhunde, Kinder und Hunde immer zu beaufsichtigen. Am besten ist es, bereits einen jungen Hund daran zu gewöhnen, daß zu den eigenen Kindern auch immer fremde Kinder gehören. Sonst geht es einem so, wie dem Kaukasenbesitzer, der seinen Hund verkaufen wollte, weil dieser die eigenen Kinder gegen alles beschützte und eine ganze Menge Ärger damit verursacht hat. 

Immer wieder ist auch heute noch zu hören, wenn ein Hund erst mal ein paar Monate alt ist, beginnt man mit der Erziehung. Falsch bei allen Rassen und natürlich auch falsch bei Hirtenhunden. Die Erziehung eines Hundes beginnt im Welpenalter. 

Auch Kuvasz glänzen immer wieder mit bestandenen Begleithundeprüfungen, womit bewiesen wäre, daß sich all die teuren Trainer irren, die meinen, einen Hirtenhund kann man nicht, oder sehr schwer ausbilden. Eines sollte man allerdings nie tun, Schutzdienst in diese Ausbildung einbeziehen. Denn auch der Kuvasz hat einen natürlichen Schutztrieb, der gepaart mit einer sehr hohen Reizschwelle, nicht gefördert werden soll. Auch sind die beiden ungarischen Hirtenhunde Kuvasz und Komondor keine großen Beller, wenn sie aber mal meinen, lautstark sich bemerkbar zu machen, haben sie auch einen Grund. 

Geschlechts - und Zuchtreife 

Dieses Kapitel ist mir deswegen wichtig, weil sehr viele Züchter, aber auch leider Clubs, es nicht abwarten können, ihre Hunde in der Zucht einzusetzen. Dies ist in meinen Augen gerade bei Hirtenhunden falsch. Dr. Erna Mohr hat in ihrem Buch dieses Kapitel ebenfalls aufgegriffen und wird auch heute noch dafür immer wieder kritisiert. Aus diesem Kapitel möchte ich einige Passagen zitieren, denn die Autorin ist viel kompetenter gewesen als ich: "Die Junghündin hat ihre erste Hitze meist schon mit 7 bis 8 Monaten; sie kann sogar noch früher eintreten, aber auch länger auf sich warten lassen. Es gibt spät- und frühreife Individuen und ganze frühreife und spätreife Familien. Die meisten Hündinnen werden alle 6 Monate läufig, doch können die Zwischenzeiten sowohl regelmäßig als auch einmalig bzw. vorübergehend kürzer oder länger sein. Mit der ersten Läufigkeit ist die Hündin zwar geschlechtsreif, aber nach unseren Begriffen noch längst nicht zuchtreif. Ihr Körper ist noch nicht voll entwickelt, würde durch eine vorzeitige Zuchtnutzung in der Entwicklung zurückbleiben, da die für den eigenen Körper nötigen Aufbaustoffe für die Leibesfrüchte verbraucht werden. Und so kann den Welpen auch nicht soviel an Lebenskraft mitgegeben werden, wie ihnen eigentlich zusteht und bei einer voll entwickelten Mutter auch mitgegeben wird."

Und auch Rüden sollten eher später, als zu früh decken können. Dazu Erna Mohr: "Auch der Rüde ist früher geschlechtsreif als zuchtreif. Zwar wächst er meistens etwas schneller als die Hündin, soll aber ja auch ein größeres Endgewicht und eine größere endgültige Höhe erreichen. Auch ihm schadet vorzeitige geschlechtliche Betätigung in seiner Entwicklung. 

Manchem Züchter fällt es oft schwer, die Berechtigung dieser strengen Maßnahmen einzusehen; er erklärt, sein Hund wäre schon mit einem Jahr oder doch mit 1 1/4 Jahr so groß und hoch wie ein erwachsener und müsse also auch das gleiche leisten können, wenn er auch vielleicht noch etwas schmaler sei." 

 

junger Rüde
Eigentümer und Fotograf mir bekannt 

Während meiner Mitgliedschaft im KSHC (Kaukasischer Schäferhunde Club der ehem. DDR) habe ich als Landesgruppenvorsitzender von Baden-Württemberg mit meinem Vorschlag, das Zuchtalter auf 24 Monate herauf zu setzten, Empörung ausgelöst. Nur Züchter erklärten, dies schade ihrer Zucht. Allerdings meinten sie damit bestimmt mehr ihren Geldbeutel, als ihre Hunde. 

Wie wichtig und richtig diese Forderungen nach einem höheren Zuchtalter sind, sah ich im letzten Jahr. Ein angeblicher "Verkehrsunfall" zwischen einer älteren Hündin und einen gerade mal ein Jahr alten Centralasiaten-Rüden brachte in meinen Augen reichlich "mickrige" Welpen. Eine Hündin aus diesem Wurf wurde ebenfalls sehr früh in der Zucht eingesetzt und auch ihre Welpen lassen sehr zu wünschen übrig, um das vorsichtig auszudrücken. 

Gerade Hirtenhunde brauchen eben länger in ihrer Entwicklung und das muss man bei der Zuchtzulassung beachten. Daher würde ich keinen Welpen kaufen, dessen Eltern jünger als 24 Monate sind. 

Bator

"Bator" war ein echter Ungar, logisch, seine Besitzerin kam aus Ungarn und daher musste er nicht nur eine ungarische Rasse sein, sonder eben auch aus Ungarn kommen. Durch die Vermittlung eines Tierarztes zog Bator für drei Monate zu uns, seine Besitzerin musste während dieser Zeit ihr hundegerechtes Landleben gegen ein Appartement in der Stuttgarter Innenstadt tauschen, was Bator nicht zumutbar war.

Sein Einstand spektakulär, wir gingen, um ihn etwas kennen zu lernen, in einem kleinen Park in der Nähe unserer Wohnung spazieren. Bator folgte und war sehr liebenswürdig. Fremde wurden mit Interesse begrüßt, das kleinste "Pfui" genügte und er lief weiter. Höhepunkt unseres ersten Ausfluges, uns kam eine Dame mit einem Pudel entgegen. Der Kleine war sauber geschoren und entsprach allen Vorurteilen, die die Besitzer großer Hunde gegenüber Pudeln eben so haben. Nur dieser war anders, er zog wie wild an der Leine und wollte unbedingt an Bator ran. Wir waren unsicher, ließen die zwei aber gewähren. Auf ihren Wunsch und auf ihr Risiko leinten wir ab und was dann geschah, hatten wir bisher noch nicht erlebt. Die beiden Rüden tobten über die Wiese mindestens eine Stunde lang und führten uns alles vor, was Hunde so in ihrem Repertoire haben. Mal lag der eine, mal der andere unten. Eine Frau meinte, sie müsse ja dringend nach Hause, aber so etwas habe sie noch nie gesehen und deswegen müsse das Abendessen eben warten. Eine ganze Menge Leute blieben stehen und eigentlich hätten wir Hundebesitzer Eintritt verlangen müssen.

Gegen Abend gingen wir mit Bator zu unserem Zwinger. Unsere Welpen tobten bei seinem Anblick und auch die Mutter zeigte mehr Interesse als Angriffslust. Einen kurzen Moment überlegt und unser Entschluss stand fest, Bator kommt in den Zwinger mit Mutter und Welpen. Respektvoll begrüßte er zuerst die Hündin und dann passierte genau das, was wir bei Trummler gelesen hatten. Bator war Vater und was für einer.

Bereit am zweiten Abend mussten wir ihn mit einer zweifachen Portion füttern, denn er erbrach alles Futter nach seinem Spaziergang den Welpen. Die Kleinen hingen an ihm wie die Kletten und wollten selbst zu den Spaziergängen mit, die eben entsprechend kurz ausfielen. Bator ließ keinen der Kleinen aus den Augen und wir kümmerten uns immer weniger um unsere Rasselbande, denn sobald wir einen der Welpen vermissten, sahen wir unseren Vater, wie er seine Sprösslinge gerade zusammentrieb. Es war eine traumhafte Jugendzeit und als wir ab der achten Woche die Welpen langsam verkauften, wussten wir, die waren bisher gut geprägt. Allen Welpenkäufern führten wie unsere intakte Familie vor und so mancher neue Besitzer hat bestimmt begriffen, was er da gesehen hat.

Nach etwas über drei Monaten verließ uns Bator wieder, wir standen am Zaun und weinten. Auch Bator drehte sich immer wieder um, er ist bestimmt nicht gerne gegangen. Diese Geschichte ist viele Jahre her, noch heute sprechen wir über unseren Ungarn und wir wissen ganz genau, er hat im Hundehimmel einen Ehrenplatz. Über seinem weichen Lagerplatz steht bestimmt "Hier schläft der beste Hundevater der Welt!". Wenn Bator dann träumt, handeln seine Träume von einer ganzen Meute rotzfrecher Welpen und er erzieht sie zu würdigen Hunden.

Puszta-Landschaft
Foto: Gabi Hahlweg

Welpenkauf

In Deutschland gibt es mehrere Clubs, die dem VdH und damit auch der FCI angeschlossen sind. Diese werben damit, dass sie neben einem lückenlosen Nachweis der Ahnen auch die strengsten Zuchtvorschriften haben. Darin enthalten eben unter anderem auch eine Zuchtzulassung von 20 Monaten bei Hündinnen, nur 1 Wurf pro Jahr und mit Erreichen des 9. Lebensjahres keine Zuchtverwendung mehr.

Beide Clubs verweisen ausdrücklich darauf, dass selbst in Ungarn dies Bestimmungen nicht derart streng sind. Das wäre schon ein Grund, nur einen Welpen aus einer derartigen Verbindung zu kaufen. Sollten Clubs, die nicht dem VdH und damit der FCI angeschlossen sein, diese Bestimmungen nicht haben, ist ein VdH Verein vorzuziehen.

Zusätzlich fand ich in einer Veröffentlichung folgende "Werbung": "Tätowierung und Registrierung der Welpen, Zuchtkontrollen, Zuchttauglichkeitsprüfung der Elterntiere und Röntgen auf Hüftgelenkdysplasie (HD). Gerade die Tatsache, dass in Deutschland seit mehr als 20 Jahren die Kuvasz-Elterntiere geröntgt sein müssen und eine bestimmte HD-Stufe nicht überschritten werden darf, gibt Ihnen, wie sonst nirgends, die Chance auf einen Kuvasz-Welpen mit guten Hüftgelenken."

Bei einer derart ungenauen Angabe, es werde eine bestimmte HD-Stufe nicht überschritten, vermute ich mal, hier unterscheiden sich die Ungarn nicht von den anderen Clubs und die lassen Hunde mit der Stufe HD-C zu. Dies halte ich für falsch und auch unnötig, denn gerade der Kuvasz wird auf einer relativ breiten Basis gezüchtet und daher könnte man auf die Stufe HD-C verzichten und nur noch A + B Hunde zulassen, im Sinne einer gesunden Zucht.

Dies gab es bereits bei den Kaukasen. Unterdessen haben die aber wieder HD-C zugelassen und das bei relativ starken HD-Erkrankungen und immer weniger geröntgten Hunden, so dass eine Statistik immer weniger aussagefähig ist. Und es gibt eben eine immer steigende Zahl von Hunden mit HD.

Daher sollte, oder besser, muss sich jeder Käufer eines Welpen die Ahnentafeln der Eltern zeigen lassen. Findet man darin HD-C-Tiere, Finger weg. Außerdem kann es nie schaden, mal einen Blick in die Zuchtbücher zu werfen, denn darin werden auch die Geschwister der Zuchttiere erfasst.

Beachtet man diese Hinweise in Bezug auf die Züchter, kann man bei einem Kuvasz mit einer Lebenserwartung von über 10 Jahren rechnen. Eine ganze Reihe von Hunden ist bis zu 15 Jahren alt geworden.

Foto: Peter Muth

Aggressivität

Bei vielen Hundehaltern und auch Züchtern anderer "weißer" Hirtenhunderassen ist der Kuvasz als sehr aggressiv verschrien. An jedem Gerücht ist ein Fünkchen Wahrheit und daher trifft man immer wieder Hunde in Tierheimen, die genau aus diesem Grunde dort abgegeben wurden. Auch mir sind einige "Exemplare" begegnet, die nicht besonders freundlich waren.

Was die Ursachen für ein derartiges Verhalten sind, ist schwer zu ermitteln. Einer der Gründe ist sicher, dass auch außerhalb des VdH diese Rasse gezüchtet wird und es sich dabei oft um Züchter handelt, die mit den Zuchtordnungen eines VdH Mitgliedervereines nicht einverstanden waren. Befreit von allen Zwängen geht sehr oft ein "munteres Vermehren" los. Damit will ich aber nicht schreiben, dass diese Züchter und ihre Vereine prinzipiell schlecht sind. Denn auch innerhalb der Vereine des VdH gibt es sicher genug Züchter, die völlig unüberlegt und planlos Hunde miteinander verkreuzen.

Bedenkt man die auch heute noch nicht sehr guten Haltungs- und Zuchtbedingungen, die in vielen ungarischen Zuchtstätten herrschen, ist sicher zu verstehen, dass ein Import aus dem so genannten Ursprungsland nicht unbedingt eine Verbesserung der Zucht in Deutschland darstellt. Zumal eben dort auch die Ansprüche, wie in vielen anderen Ländern auch, an einen Hirtenhund oft ganz andere sind. Während man dort einen reinen Wachhund erwartet, soll ein Kuvasz in Deutschland ein wachsamer Familienhund sein. Dies sind aber gewaltige Unterschiede.

Und sicher ein großes Problem ist mit dieser unterschiedlichen Einstellung zum Hund die Sozialisation der Hunde. Die ist nach meiner Meinung hier in Deutschland sicher in der Regel besser. Ausnahme eben die Welpen, die von reinen Vermehrern produziert werden. Die allerdings findet man in allen Clubs.

Ganz am Anfang habe ich geschrieben, die Wandlung vom Hirtenhund zum Familienhund deutscher Prägung ist sicher auch ein Grund für das Verhalten einiger Hunde. Während man aggressives Verhalten in allen Ursprungsländern, in denen die Hunde "arbeiten" nicht duldet, ist man in Deutschlands andere Wege gegangen. Dies heißt, dass eben die Voraussetzungen für den Einsatz in der Zucht andere sind. Denn hier werden Hunde nach rein äußerlichen Kriterien beurteilt, in anderen Ländern auch das soziale Verhalten.

Daher wäre es gut, wenn Hundehalter, die sich Gedanken darüber machen, ob man nicht auch bei dieser Rasse Wesenstests machen soll, nicht abgelehnt werden. Allerdings meine ich damit keinesfalls die immer wieder propagierten "Hundeführerscheine". Diese sagen nämlich weder über die genetischen Eigenschaften etwas aus, noch sind sie geeignet, Hunde für die Zucht auszulesen. Denn im Grunde genommen versucht man damit, über eine reine "Ausbildung" sozusagen jeden Hund gesellschaftsfähig zu machen. Abgesehen davon, dass hier für den VdH und eine Reihe von Vereinen eine Art Monopolstellung geschaffen wird, installiert man hier eine Geldvermehrung für seriöse und unseriösen Hundeschulen. Wer sich schon mal deren die Preislisten angesehen hat, weiß wovon ich schreibe.

Daher muss ein sinnvoller "Wesenstest" am "rohen Hund" durchgeführt werden. Leider gibt es dafür keinerlei Kriterien und Überlegungen, die in den Vereinen mehrheitsfähig sind. Dazu gehört, dass man eben auf diese äußerlichen Kriterien einer Körung und Ausstellung nicht mehr den Wert legt, wie bisher. Die wichtigste Voraussetzung für die Zucht muss ein sicherer und stabiler Charakter sein.

Foto: Kuvasz - Vereinigung -Deutschland e.V.

Zucht heute

Wer in den letzten Jahren aufmerksam die Hunde beobachtet hat, die auf Ausstellungen vorgestellt werden, wird bemerkt haben, auch der Kuvasz verändert sich äußerlich. Damit meine ich, die Hunde wurden schlanker und länger. Auch das Fell ist sehr oft stark gekräuselt und nicht mehr so wetterfest. Die größte Veränderung gab es meiner Meinung nach aber an den Köpfen. Hirtenhunde hatten in der Vergangenheit nicht deswegen breite und kurze Köpfe mit einer kurzen Schnauze, weil dies einem Schönheitsideal entsprach und das kann sich ändern, sondern weil nur diese Kopf- und Schnauzenform dafür gesorgt hat, dass die notwendige Kraft aufgebracht wurde, die die Hunde für ihre Arbeit brauchten. Verändert man solche wichtigen Kriterien, verändert man die Rasse. Dazu kommt, durch die Veränderung solch optischer Merkmale können durchaus auch genetische Veränderungen des Charakters hervor gerufen worden sein. Denn man ist in der Hundezucht nicht soweit, dass man diese "Koppelungen" erkennen kann.

Daher wünsche ich mir wieder einen Kuvasz, wie es der schon beschriebene Bator war. Dieser war eine einzige Harmonie, innerlich und äußerlich.

Hartmut Deckert

Foto: Kuvasz - Vereinigung -Deutschland e.V.

Zu diesem Bild möchte ich noch einen Satz hinzufügen. Der Besitzer dieses Rüden erzählte mir nämlich, das Bild stamme aus dem Urlaub im Gebirge. Der Hund immer dabei auf allen Wanderungen. Schon etwas besonderes, denn der "Bursche" war zu diesem Zeitpunkt etwas über 10 Jahre alt. So dachte ich, das kann man schon mal extra erwähnen.

Quellen:

Dr. Erna Mohr: die ungarischen Hirtenhunde

KfuH, Klub für ungarische Hirtenhunde

Kuvasz Freunde e.V

Kuvasz Vereinigung Deutschland e.V. 

verschiedene Internetseiten

Danksagung

Wenn wir Halter, Züchter oder Vereine um Hilfe bitten, sind wir schon etwas verwöhnt. Was uns aber die Halter, Züchter und Funktionäre der drei Kuvasz Clubs "abgeliefert" haben, war einfach "SPITZE". Wir wurden mit Informationen und Bildern geradezu überschüttet. Vieles wurde nicht verwendet, aber keine Angst, irgendwann für irgendeinen Artikel brauchen wir mal wieder ein gutes Bild und dann sind wir froh, wenn wir ein "Lager" haben.

Daher geht unser besonderer Dank an die vielen privaten Spender und an die Vereine. Es hat Spaß gemacht, mit Euch zu arbeiten. Und ein Dankeschön an Ellen v. Westarp, die das Buch von Erna Mohr wieder verlegt.

Das Team der Hirtenhundewelt

Foto: Loebnitz, Kuvasz Fruende e. V.

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