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Pyrenäenberghund,

der weiße "Patou" aus den französischen Pyrenäen

Clubheft des franz. Vereines
Quelle: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Einleitung

Bisher hörte, sah oder las ich eine ganze Menge über diesen Hirtenhund aus dem französischen Teil der Pyrenäen.

Gehört habe ich z. B., dass die Hunde reichlich aggressiv und sehr unverträglich gegenüber Artgenossen sein sollen. Und weiter war zu hören, sie seien anfällig gegenüber allen möglichen Krankheiten, reichlich träge und viel zu groß und schwer.

Gelesen habe ich am Anfang meiner Karriere im Internet auf einigen Mailinglisten, man solle sich hüten vor Hunden aus dem Ursprungland. Auch hier als Begründung, die Hunde sind aggressiv, vor allem dann, wenn sie aus Arbeitszuchten stammen.

Gesehen habe ich letztendlich, dass vieles von dem gerade beschriebenen anscheinend stimmte. So waren wir mit der damaligen Landesgruppe des KSHC (Kaukasischer Schäferhunde Club) vor Jahren auf der Animal in Stuttgart mit unseren Hunden vertreten. Neben uns der Club für ungarische Hirtenhunde. Komondor und Co. haben sich normal benommen, von den Pyrenäenberghunden konnte man das nicht behaupten.

Die Sache mit der Größe, Plumpheit und Trägheit konnte ich immer wieder auf Ausstellungen beobachten, z. B. 2000 in Stuttgart.

Daher ist es sicher verständlich, wenn sich meine Begeisterung für diese Hirtenhunderasse in Grenzen hielt und das Interesse, endlich über sie zu schreiben, eher gedämpft war.

Seit dem Besuch der Ausstellungen 2005 in Ludwigshafen und Stuttgart hat sich das geändert, dort sah ich Pyrenäenberghunde, die mich begeistert haben, und über die ich im Laufe dieses Portraits schreiben will.

Geschorene Hündin, 1,5 Jahre alt,
gesehen in Ludwigshafen 2005
Foto: Hartmut Deckert

So kommt nun auch der Patou zu seinem wohlverdienten Platz in unserer Hirtenhundewelt.

Der Standard

Beginnen möchte ich diese Rassebeschreibung ausnahmsweise mit dem Standard, denn wer ihn liest, wird schnell merken, dass eine ganze Reihe von Äußerlichkeiten und Verhalten der Hunde laut dem Standard ein mehr oder weniger schwerer Fehler gewesen wäre, der eigentlich auch zum Ausschluss aus der Zucht hätte führen müssen.

Oder auch anders ausgedrückt, alles was in meiner Einleitung an Negativem steht, hätte durch die Einhaltung des Standards vermieden werden können.

el Malouk vom Araberhof, gesehen in Stuttgart 2005
Foto: Margarete Sigler

FCI Standard Nr. 137 /05.06.2002 / D

Pyrenäen-Berghund (Chien des Pyrénées)

Übersetzung: Dr. J.-M. Paschoud und Frau R. Binder

Ursprung: Frankreich

Datum der Publikation des Originalstandards: 13.03.2001

Verwendung: Hirtenhund zum Schutz der Herden in den Bergen.

Klassifikation FCI: Gruppe 2 Pinscher, Schnauzer, Molossoide · Schweizer Sennhunde

Sektion 2.2 Molossoide, Berghund · Berghunde ohne Arbeitsprüfung

Im Jahre 1923 ließ die Vereinigung der Liebhaber der Pyrenäenhunde auf Anregung von Herrn Bernard Sénac-Lagrange den offiziellen Standard der Rasse bei der SCC (Sociéte Centrale Canine de France) eintragen. Der heutige Standard kommt dem im Jahre 1923 ausgearbeiteten immer noch sehr nahe; es sind vor allem Präzisierungen vorgenommen worden.

Allgemeines Erscheinungsbild:

Großer, imposanter, kräftig gebauter Hund, jedoch nicht ohne eine gewisse Eleganz.

Ebony von der Festwiese
Weltsieger
Foto: Margarete Sigler

Wichtige Proportionen:

Die größte Breite des Schädels entspricht seiner Länge, der Fang ist etwas kürzer als der Schädel, die von der Bugspitze bis zum Sitzbeinhöcker gemessene Körperlänge übertrifft leicht die Widerristhöhe, die Tiefe der Brust entspricht oder ist etwas geringer als die Hälfte der Widerristhöhe.

Verhalten/Charakter (Wesen):

Da der Hund ausschließlich zum Schutz der Herden gegen Angriffe durch Raubtiere verwendet wurde, beruhte seine Zuchtauswahl auf seiner Eignung als Wächter, auf seinem achtungsgebietenden Auftreten und auch auf seiner Beziehung zu seiner Herde. Die sich hieraus ergebenden Eigenschaften sind Kraft und Wendigkeit, sowie Sanftmut und Bindung an seine Schützlinge. Dieser Schutzhund hat einen Hang zur Unabhängigkeit und Eigeninitiative, der von seinem Herrn eine gewisse Autorität erfordert.

Kopf:

Nicht zu mächtig im Verhältnis zur Größe des Hundes, die Kopfseiten sind ziemlich flach.

Oberkopf:

el Malouk vom Araberhof
Foto: Margarete Sigler

Schädel: Die größte Breite des Schädels entspricht seiner Länge. Er ist leicht gewölbt, da die Scheitelbeinleiste zu fühlen ist. Der Hinterhaupthöcker ist sichtbar, da dass der Schädel in seinem hinteren Teil die Form eines Spitzbogens hat. Die Augenbrauenbögen sind nicht betont und die Stirnfurche ist beim Abtasten zwischen den Augen kaum fühlbar.

Stop: In sanfter Neigung.

Gesichtsschädel:

Nasenschwamm: Völlig schwarz.

Fang: Breit, etwas kürzer als der Schädel, sich allmählich zum Nasenschwamm hin verjüngend. Von oben gesehen hat er die Form eines V mit abgestumpfter Spitze. Es ist unter den Augen gut ausgefüllt.

Lefzen: Die wenig hängenden Lippen bedecken knapp den Unterkiefer; sie sind schwarz oder sehr kräftig schwarz gefleckt, ebenso der Gaumen.

Kiefer /Zähne: Das Gebiss muss vollständig sein, die Zähne sind gesund und weiß. Scherengebiss (die Schneidezähne des Oberkiefers stehen ohne Zwischenraum vor den unteren). Zangengebiss zulässig, auch dann, wenn die beiden mittleren Scheidezähne des Unterkiefers nach vorne gekippt sind.

Augen: Eher klein, mandelförmig, leicht schräg eingesetzt; im Ausdruck klug und bedächtig, von dunkler Bernsteinfarbe. Die schwarz geränderten Lider sind nie schlaff. Der Blick ist sanft und verträumt.

Delilah
Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Ohren: In Augenhöhe angesetzt, ziemlich klein, dreieckig, mit abgerundeter Spitze. Sie hängen flach anliegend am Kopf herab und werden bei Aufmerksamkeit ein wenig höher getragen.

Hals: Kräftig, ziemlich kurz, mit wenig entwickelter Wamme.

Körper: Die von der Bugspitze bis zum Sitzbeinhöcker gemessene Körperlänge übertrifft leicht die Widerristhöhe. Der Abstand vom Brustbein zum Boden beträgt ungefähr die Hälfte der Widerristhöhe, darf jedoch keinesfalls geringer sein.

Obere Profillinie: Gut gefestigt.

Widerrist: Breit.

Rücken: Von guter Länge, fest.

Lenden: Mittellang.

Kruppe: Leicht schräg mit ziemlich hervortretenden Hüftknochen.

Brust: Sie ist nicht allzu tief, aber breit und lang. Sie reicht bis auf Höhe der Ellenbogen, aber nicht tiefer. Die Tiefe der Brust entspricht oder ist etwas geringer als die Hälfte der Widerristhöhe. Die Rippen sind leicht gerundet.

Flanken: Wenig tief.

Rute: Sie reicht mindestens bis zum Sprunggelenkhöcker. Sie ist buschig und bildet eine Fahne. In Ruhestellung wird sie tief getragen, vorzugsweise mit einem Haken am Rutenende; bei Aufmerksamkeit wird sie hoch und stark gerundet über dem Rücken getragen, wobei nur die Rutenspitze die Lendengegend berührt (er ·schlägt ein Rad·, arroundera· in der Sprache der pyrenäischen Bergbewohner).

Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Gliedmaßen:

Vorderhand: Die Vorderläufe sind kräftig und stehen senkrecht.

Schultern: Mittelmäßig schräg

Oberarm: Gut bemuskelt, mittellang.

Unterarm: Gerade, kräftig, gut befedert.

Vorderfußwurzelgelenk: In der Verlängerung des Unterarmes platziert.

Vordermittelfuß: Leicht schräg stehend.

Vorderpfoten: Etwas länglich, kompakt, mit etwas gewölbten Zehen.

Hinterhand: Die Befederung an den Hinterläufen ist reicher und länger als an den Vorderläufen. Von hinten gesehen stehen die Hintergliedmaßen senkrecht zum Boden.

Oberschenkel: Nicht sehr lang, mittelmäßig schräg; die Muskulatur ist stark entwickelt und rundlich verstehend.

Knie: Mäßig gewinkelt, parallel zur Körperachse gelagert.

Unterschenkel: Mittellang, kräftig.

Sprunggelenk: Breit, trocken, mittelmäßig gewinkelt

Hinterpfoten: Etwas länglich, kompakt, mit etwas gewölbten Zehen.

Afterkrallen: Beide Hinterläufe tragen doppelte, gut entwickelte Afterkrallen. Die Vorderläufe tragen manchmal einfache oder doppelte Afterkrallen.

Gangwerk/Bewegung:

Die Bewegung des Pyrenäen-Berghundes ist kraftvoll und frei, niemals schwerfällig; der Bewegungsablauf ist eher weitausgreifend als schnell und zeigt durchaus Geschmeidigkeit und Eleganz. Die Winkelungen erlauben dem Hund eine gleichmäßige, ausdauernde Fortbewegung.

Haut: Dick und geschmeidig, sie weist oft am ganzen Körper Pigmentflecken auf.

Haarkleid:

Haar: Dicht und schlicht; ziemlich lang und geschmeidig; an den Schultern und am Rücken ziemlich spröde; länger an der Rute und um den Hals, wo es leicht gewellt sein darf. Das Haar der ·Hosen· ist feiner, wolliger und sehr dicht. Die Unterwolle ist ebenfalls sehr dicht.

Farbe: Weiß oder Weiß mit grauen (dachsfarbenen oder wolfsfarbenen), blassgelben oder orangefarbenen (rostigen) Flecken an Kopf, Ohren und Rutenansatz, manchmal auch auf dem Körper. Die dachsfarbene Flecken werden bevorzugt.

Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Größe und Gewicht:

Widerristhöhe: Für Rüden: 70 bis 80 cm

Für Hündinnen: 65 bis 75 cm

Sehr typischen Hunden wird nach oben eine Toleranz von 2 cm zugestanden.

Gewicht: Rüden: ungefähr 60 kg

Hündinnen: ungefähr 45 kg

Fehler:

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Allgemeines Erscheinungsbild: Den Eindruck von Schwerfälligkeit erweckend, ohne Adel. Dicker, schlaffer, träger Hund.

Kopf: Zu schwer, rechteckig. Schädel zu breit, gewölbte Stirn. Zu betonter oder fehlender Stop. Zu stark hängende, lefzenförmige Lippen. Ungenügende Pigmentierung von Nasenschwamm, Lidränder und Lippen.

Augen:· Rund, hell, tiefliegend oder vorstehend, zu groß oder zu klein, zu dicht beieinander liegend oder zu weit auseinander stehend. Nickhaut sichtbar. Ausdruck hart.

Ohren: Breit, lang, eingedreht, gefaltet, zu hochangesetzt oder nach hinten zurückgelegt getragen.

Hals: Dünn, etwas lang oder im Gegenteil zu kurz, den Eindruck erweckend, der Kopf befinde sich zwischen den Schultern. Zu stark entwickelte Wamme.

Körper: Oberlinie eingesunken oder gewölbt, überbaut. Vorderbrust zu breit oder zu schmal, Rippen flach oder, im Gegenteil, tonnenförmig. Bauch windhundartig aufgezogen oder hängend.

Rute: Nicht dicht behaart oder schlecht getragen, zu kurz oder zu lang, ohne Befederung, ausbleiben des Radschlagens· in der Bewegung oder ständiges ·Radschlagen· selbst in Ruhestellung.

Vorderhand: Schulterblatt-/Oberarmwinkel zu offen Zehenweit oder zeheneng

Hinterhand: Steiles oder übertrieben gewinkeltes Sprunggelenk Zehenweit oder zeheneng

Pfoten: Lang, flach

Haar: Kurz oder gekräuselt, seidig, weich, fehlende Unterwolle.

Ausschließende Fehler:

Nasenschwamm: Von anderer Farbe als ganz schwarz

Kiefer /Zähne: Vor- oder Rückbiss, sowie jede Missbildung der Kiefer

Augen: Depigmentierte Augenlider, gelbe Augen.

Afterkrallen: Keine Afterkrallen, einfache oder verkümmerte doppelte Afterkrallen an den hinteren Gliedmaßen

Haarfarbe: Andere Farben als im Standard angegeben

Größe: Außerhalb der zulässigen Grenzen

N.B. Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de 

Wer diesen Standard gelesen hat, wird meine Behauptung nachvollziehen können, dass Hunde, wie ich sie in der Einleitung beschrieben habe, eigentlich gar nicht in der Zucht verwendet werden durften. Mit Zucht meine ich die in Deutschland, denn wie die Rasse im Ausland bewertet und dann gezüchtet wird, kann ich schlecht beurteilen.

Abstammung

Über die Abstammung des Pyrenäenberghundes habe ich im Internet reichlich wenig gefunden, was wir aber bei den meisten Rassen gewöhnt sind. Und eine ganze Reihe von Informationen ist falsch, oder suggeriert eine Abstammung, die es so nicht gibt. Zum Beispiel wurde auf einer Internetseite geschrieben:

" ... Erstmalig wurde der Pyrenäenberghund im 15. Jahrhundert urkundlich als Wächter in Schlössern der Pyrenäen erwähnt. Nachdem der Sonnenkönig, Ludwig XIV., im 17. Jahrhundert diese Rasse bei Hofe als imposante Begleithunde eingeführt hatte, wurden diese Hunde in ganz Frankreich bekannt und beliebt."

Der Schreiber oder die Schreiberin dieser Zeilen sollte sich vor Augen führen, dass auch der Pyrenäenberghund ein Hirtenhund ist. Wenn er, wie andere Hirtenhunderassen auch, für andere Zwecke benützt oder gar missbraucht wurde, ändert das an seiner ursprünglichen Aufgabe nichts. Denn ein reiner Wach- oder gar Schutzhund ist er keinesfalls, obwohl er auch diesen "Job" erledigen könnte. Und natürlich gab es den Patou als Arbeitshund schon viel früher.

Ausstellung in Argeles – Gazost
Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Das man sowenig Quellen über seine Abstammung findet, hängt auch damit zusammen, dass Hirten, Schäfer oder Nomaden nie schriftliche Aufzeichnungen über ihre Tiere hinterlassen haben. Es gab nur eine mündliche Überlieferung und die oft sogar nur innerhalb der Familien, Stämme oder Sippen.

Trotzdem kann man über die Abstammung des Pyrenäenberghundes schon einiges finden und dann auch schreiben, denn er hat - wie die anderen Rassen auch - seine Liebhaber, die solange bohren und suchen, bis sie etwas vernünftiges finden.

So schreibt Josef Müller über die Abstammung:

" ... In Frankreich gibt es auf der französischen Seite der Pyrenäen ... den Montagne des Pyrenees, den Pyrenäen-Berghund, der ... in absoluter Nähe steht zum italienischen Abruzzen-Maremmano- Berghund, zum anatolischen Akbash und - wenn der Pyrenäen-Berghund ein ganz klein wenig weniger dem strengen FCI-Standard entspricht - sogar dem mitteIasiatischen Owtscharka."

Stellt man richtig, das der Akbash nicht aus Anatolien, sondern aus der Westtürkei stammt, findet sich hier schon mal eine wichtige Spur.

Josef Müller schreibt weiter:

"Und wenn für den Mastin de los Pirineos, den spanischen Cousin unseres Pyrenäen-Berghundes, aus zwingenden Gründen dieselben Urahnen angenommen werden müssen wie für den Pyrenäen-Berghund, wer kommt dann als Importeur in Frage? Es liegt daher nahe, in der fernen Vergangenheit nach Ereignissen zu suchen, ... (die) einen gemeinsamen Ursprung anbieten. ... dies können ... nur sein die Exportwelten der neolithischen Kultur aus dem nördlichen Irak und dem südöstlichen Anatolien."

Foto: Frank Pätzold

Vielleicht kommt man der Sache näher, wenn man mal beschreibt, wer für die Abstammung auch dieses Hirtenhundes nicht verantwortlich ist.

Denn auch beim Pyrenäenberghund geistert immer noch der Do-khyi als Vorfahre durch die Quellen. Und diese Vermutung ist ganz sicher falsch.

Josef Müller schreibt über diese Theorie:

"Die Theorie, der Pyrenäen-Berghund - wie alle übrigen Herdenschutzhunde - stamme vom tibetischen Herdenschutzhund (fälschlich Tibet-Mastiff genannt) ab, ist immer noch ab und an zu lesen. Sie war am Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet, und sie ist voll entfaltet in Oskar Albrechts Werk "Zur ältesten Geschichte des Hundes. Studien zur Geschichte seiner Zähmung, Verbreitung und Rassengliederung" München, 1903; ... wobei Albrecht bereits sehr genau differenziert zwischen dem tibetischen Herdenschutzhund und den Bewohnern Tibets"

Immer wieder wird darauf verwiesen, dass erst mit der Domestikation des Yaks auch in Tibet Hirtenhunde eingesetzt, also gezüchtet wurden. So dürfte das auch nicht richtig sein, denn ein Yak war und ist selber in der Lage, sich zu beschützen. Wer einem dieser netten Yak-Bullen schon mal gegenüberstand, weiß wovon ich schreibe. Auch ich habe sehr sorgfältig darauf geachtet, immer eine Rückzugsmöglichkeit zu haben.

Auch ist über die "Haustierwerdung" des Yaks bisher keine wissenschaftliche Einigung erzielt worden, man vermutet lediglich aufgrund von Höhlenmalereien in der Mongolei, dass dieser Zeitpunkt etwas 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung liegt.

Yak-Herde + Do-khyi
Foto: Ruth Reheuser

Josef Müller schreibt dazu:

"So kann man davon ausgehen, dass der Yak vermutlich erst ab dem 2. Jahrtausend vor unserer Zeit domestiziert ist, und zwar auf der südlichen Seite des Himalaja, weil hier die natürlichen Salzvorkommen sehr gering sind und dadurch die Abhängigkeit des in Gefangenschaft gehaltenen Jung-Yak vom Menschen noch schneller erreichbar war."

In der Geschichte der Hirtenhunde haben wir bereits beschrieben, dass die Haustierforschung der Meinung ist, dass die ersten Haustiere Schafe waren und das bereits seit ca. 8000 Jahren vor unserer Zeitrechnung und das diese "Haustierwerdung" im heutigen Mesopotamien stattfand.

Würde daher die Do-khyi-Theorie stimmen, wären die Hirten und Nomaden dieser Welt rund 6000 Jahre ohne Hirtenhunde ausgekommen und das hätte sicher dazu geführt, dass sie andere Möglichkeiten des Herdenschutzes entwickelt, oder diesen nie betrieben hätten.

Auch gegen das Argument, Hirtenhunde hätten im Himalaja auch Ziegen beschützt, kann damit argumentiert werden, dass auch diese erst später und in einer "anderen Gegend" domestiziert wurden.

Foto: Frank Pätzold

Josef Müller meint dazu:

"(Der Hirtenhund) ... hat schon gut bewollte Ziegen behütet, bevor er für den Yak in der größeren Variante gezüchtet wurde, aber es ist erwiesen, dass Ziegen zuerst im Dreieck Nordiran-Nordirak-Anatolien-Syrien domestiziert worden und vermutlich erst -4.000 über den Iran ins Indus - Tal und nach Nepal gekommen sind. Dann dürfte der (etwas kleinere) Proto-Typ des tibetischen Herdenschutzhundes wohl mit den domestizierten Ziegen nach Nepal und Tibet und ins Himalaja-Massiv im weiteren Sinn gekommen sein."

Obwohl bis heute über die Abstammung des Do-khyi auch noch viel spekuliert wird, scheint auch er von den Hunden des Zweistromlandes abzustammen. Einen interessanten Hinweis dafür, dass die Hunde nicht hauptsächlich schwarz waren liefert Erna Mohr im Zusammenhang mit den mongolischen Hirtenhunden. Sie schreibt:

"Schließlich sei noch daran erinnert, dass ähnliche Hirtenhundtypen auch in Asien leben, wie die schwarzen, bei uns so genannten Tibetdoggen, die auch in der Mongolei südöstlich von Ulan Bator vorkommen, während die südwestlich von Ulan Bator gehaltenen weiß zu sein pflegen."

Auch nicht richtig ist nach meiner Meinung die Abstammungstheorie von den Molossern. Zum einen wird bezweifelt, dass es diese Hunde in der Provinz Molotien überhaupt gegeben hat und zum anderen wird erst dann ein Schuh aus der Geschichte, wenn man die Entstehung umdreht und annimmt, dass diese "Kriegs-Kampfhunde" von Hirtenhunden abstammen und eben nicht umgekehrt.

Viel zu dieser Annahme trägt sicher bei, dass auch heute noch eine ganze Reihe von Hirtenhunden den Molossern, bzw. Mastiffs zugerechnet werden. So heißt es in den Standards der Hirtenhunderassen immer: Klassifikation FCI: Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde und andere Rassen.    Sektion 2.2: Molossoide, Berghunde. Ohne Arbeitsprüfung. 

Foto: Frank Pätzold

Würde die FCI endlich diese falsche Gruppeneinteilung korrigieren und Hirtenhunde als selbstständige Klassifikation einführen, wäre eine ganze Menge bei der Erforschung der Abstammung unserer Hirtenhunde erreicht.

Dass Hirtenhunde älter als die so genannten Molosser oder Kriegshunde sind bestätigt Josef Müller mit einer interessanten Theorie. Er schreibt:

"Auch nicht wahrscheinlich ist der erste Teil dieser Abstammungsthese, mit den vorausgehenden Kampf- und Kriegshunden stamme der "Herdenschutzhund" logischerweise vom Molosser-Typ ab, in den man etwas Windhund eingekreuzt habe - und fertig war der Hirtenhund … Davon abgesehen spricht die historische Sachlage gegen die Existenz von 2 Kriegshunden im ersten Teil des Neolithikums: Bis zum 5. Jahrtausend waren die neolithischen Dörfer fast ohne Ausnahme nicht von Wehranlagen umgeben. Die Ringwälle und Palisaden, die man bei Grabungen orten konnte, waren nicht zur Verteidigung geeignet: Die Wasserstellen der Dörfer befanden sich oft außerhalb der "Ringwälle".

Es handelt sich bei dem, was die Archäologen zuerst als Ringwälle interpretierten, um Pferchanlagen fürs Vieh. Hätte man es mit Verteidigungsanlagen zu tun, dann wäre ja in der Nacht das "Kapital" des Dorfs außerhalb und ohne Bewachung aufgestallt worden. Die Schlussfolgerung kann nur lauten, dass es "Krieg" im heutigen Sinn nicht gegeben hat und somit auch keinen "Kriegshund" und keinen Molosser als Ahnherrn des langhaarigen Herdenschutzhundes."

Blieben also nur noch die frühen Hirtenhunde Mesopotamiens übrig und diese Annahme der Abstammung aller Hirtenhunderassen stimmt wohl. Wie aber wurde aus einem den heutigen Centralasiaten ähnlichen Hirtenhund ein Sarplaninac, Estrela, oder einer der weißen Rassen?

Ebenfalls in der Geschichte der Hirtenhunde habe ich geschrieben, dass die Entstehung der weißen Rassen in meinen Augen eher ein Zufall, denn eine beabsichtigte Züchtung war. Auch wenn der Farbe weiß im Laufe vieler Jahrhunderte immer wieder eine sich wandelnde Bedeutung zugemessen wurde, spielt die Farbe bei Hirtenhunden eine untergeordnete Rolle. Damit meine ich eben mal wieder, für Hirten und Nomaden stand an erster Stelle die Arbeitsfähigkeit.

Foto: Doris Haberkorn

Mit den wandernden Herden wanderten auch die Hunde, zum einen entlang der Mittelmeerküsten, zum anderen in Griechenland beginnend durch ganz Europa.

Warum Hirtenhunde benötigt wurden, ist ebenfalls in der Geschichte der Hirtenhunde nachzulesen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass diese Hunde entweder zeitgleich oder nur gering zeitversetzt benötigt wurden, als Herden wanderten. Diese Wanderung nennt man Transhumanz und darauf werden wir gesondert eingehen.

Immerhin ist aber die Entstehung der weißen Hirtenhunde so wichtig, beziehungsweise spielt in den Rassebeschreibungen eine so wichtige Rolle, dass ich ihr ein Extrakapitel widmen möchte.

Warum nun die zahlreichen Rassen so unterschiedlich in Größe, Farbe und Gewicht entstanden, lässt sich mit den Gegebenheiten "vor Ort" erklären. So richten sich die Hunde an den vorhandenen Beutegreifern und den landschaftlichen Bedingungen aus.

Der wohl bekannteste Berg der franz, Pyrenäen
Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Sicher nicht richtig sind die vielen Theorien vom farbgleichen Hund mit seinen "Schutzbefohlenen", denn dann wären Rassen wie der Sarplaninac oder der Kaukasische Owtscharka so nie entstanden, da wertloser als andere Farben.

Immer wieder wird der Versuch unternommen, die Abstammung der Hirtenhunde des alten Mesopotamiens mit Reliefs, Höhlenmalereien und Figürchen zu belegen. Das halte ich für Stochern im Nebel, denn diese "Hilfsmittel" sind äußerst unzuverlässig. Im übrigen lässt sich mit etwas Phantasie aus diesen Darstellungen jede heutige Rasse erklären und erkennen. Siehe auch dazu die Geschichte der Hirtenhunde.

Berghänge am Tourmalet
Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de 

Wie aber kam dann der Pyrenäenberghund in die Pyrenäen? Die Antwort lautet: er kam mit den Nutztieren. Dabei wurde er auf den Wanderungen solange "umgestrickt", bis er den Anforderungen und Bedürfnissen der Hirten in den Ländern gerecht wurde. Das bedeutet, er musste die richtige Kraft und Größe haben, um die Beutegreifer in Schach zu halten und er sollte genügsam sein, denn auch die Hirten der Pyrenäen wollten keine unnötigen "Fresser". Außerdem musste er natürlich auch charakterlich in eine Landschaft passen. Auch davon später mehr.

Erna Mohr beschreibt die Entstehung der Rassen oder Typen so:

"Immerhin finden in Gegenden, in denen man mehrere Hirtenhundrassen hält, häufig Vermischungen statt, die das Gesamtbild teilweise verwischen können, und zwar sowohl im allgemeinen Körperbau als auch in der Behaarung; weniger in der Farbe, denn hier wurde beim Hirtenhund, dem Schutzhund, von Anfang an Weiß oder doch wenigstens viel Weiß allem andern vorgezogen."

Hirtenhunde, aus denen der Pyrenäenberghund entstand, konnten entweder auf dem Seeweg, oder mit den Wanderungen der Weidetiere über Land in die Pyrenäen gekommen sein.

Josef Müller schreibt als Möglichkeit:

"Mit den Römern dürfte dann spätestens der reinweiße Herdenschutzhund in die Pyrenäen gekommen sein."

Pyrenäenurlaub 2005
Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de 

Allerdings vermute ich, dass Hirtenhunde bereits vor den Römern die Pyrenäen "in Besitz" genommen hatten. Denn ganz sicher gab es vor der Eroberung der iberischen Halbinsel bereits Nutztiere, die des Schutzes durch Hirtenhunde bedurften.

Eine Möglichkeit, herauszufinden, wie diese Hirtenhunde in die Pyrenäen kamen, ist, sich mit den Schafsrassen der Region zu beschäftigen. Diese interessante Idee fand ich bei Josef Müller.

Er schreibt in Auszügen:

"Die Schafrassen der Pyrenäen wurden mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht in den Pyrenäen domestiziert, aber frühzeitig importiert, ans Milieu angepasst, in der Leistung differenziert und in Reinzucht erhalten."

Da auch in den Pyrenäen sehr unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten betrieben wurden, z. B. Rassen zur Fleisch-, Milch- oder Wollgewinnung zu halten, wurden diese "Importtiere" für die Bedürfnisse gezüchtet.

Josef Müller weiter:

" ... und die Schafrassen wurden mit der Zeit auf diese Nutzung spezialisiert. Sie müssen in weitgehend unspezialisiertem Zustand importiert worden sein entweder direkt aus dem nordirakischen Domestikationszentrum oder von dessen Kolonien in Anatolien, Griechenland, Italien, Sardinien oder aus Nordafrika. Nach der ersten Domestikation des Schafs um -8000 im Vorderen Orient genügen gut 1.000 Jahre, um es zum ersten Mal in Südfrankreich nachweisen zu können.

Die Zuchtgebiete von feinwolligen Schafen, die zuerst im 1. Jahrtausend vor unserer Zeit im mesopotamisch-palästinensischen Raum entstanden, und die möglichen Wege ihrer Ausbreitung liegen nach Angaben antiker Schriftquellen zunächst im südlichen Kaukasus, also wieder nahe beim anatolischen Kerngebiet. Von dort aus nimmt die Verbreitung ihren Weg über den nördlichen Rand Anatoliens nach Griechenland, Italien und zu einem dichten Zuchtgebiet von Massilia, das heutige Marseille, bis ins heutige Roussillon. … und jedes Mal ist es der Seeweg, der am wahrscheinlichsten ist. Für eine Infiltration über den Landweg spricht kaum ein Argument, denn die importierten Tiere haben sich "reinrassig" erhalten können, was auf dem langwierigen Landweg wegen der Vermischungsrisiken nicht gut möglich gewesen wäre."

Welpen
Foto: Alice Brock
www.pyrenaeen-hunde.de

Wurden aber auf diesem Wege die Nutztiere reinrassig importiert, ist es eben auch sehr wahrscheinlich, dass es den Hunden ebenso ging. Welche Hunde aus welchen Teilen der damals bereits erstaunlich großen Welt in die Pyrenäen gekommen sind, wird nicht mehr erforschbar sein, jedenfalls nicht mit den heutigen Mitteln der Kynologie.

Im übrigen nützt es herzlich wenig, sich Gedanken über Hunde zu machen, die zwar als Hirtenhunde arbeiteten, aber im Verlaufen vieler Jahrhunderte immer wieder an veränderte Bedingungen angepasst wurden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass eine ganze Reihe der Hirtenhunderassen mit den erst später "auftauchenden" Hütehunden gekreuzt wurden. Bei diesem Punkt verweise ich auf Erna Mohr und ihr Buch über die ungarischen Hirtenhunde, sowie auf unser Kapitel über den Begriff "Herdenschutzhund". in verschiedenen Rasseportraits.

Geschichte

Foto: Hildegard Kemmerling
www.pyreneseberghonden.be

Um nahtlos von der Abstammung zur Geschichte des Pyrenäenberghundes übergehen zu können, sollte man darüber nachdenken, wer diese Hunde in etwa so, wie sie sich heute darstellen, geschaffen hat. Denn wenn sie einst aus Mesopotamien kamen, und auf ihrer Wanderschaft einige Veränderungen in Größe und Farbe mitgemacht haben, muss ja irgendjemand angefangen haben, das heutige Aussehen zu "erzüchten". Das kann man dann an einem "Völkchen" festmachen, das den Vorteil hat, auch heute noch zu "existieren", nämlich den Basken. Josef Müller schreibt dazu:

"Wir müssen uns fragen, welche Bewohner in der Region die höchste Siedlungskonstanz aufweisen, weil vermutlich sie am besten an die Erfordernisse des Biotops sich angepasst haben. Die Beantwortung dieser Frage führt uns zu den Basken. Denn in der Forschung häufen sich immer mehr Indizien an für die These, dass die Basken anzusehen sind als "Ur"-Einwohner Südwestfrankreichs seit den letzten 35.000 Jahren."

Er vermutet zwar, dass die heutigen Franzosen diese Vermutung nicht so toll finden, aber das interessiert den "Patou-Fan" außerhalb Frankreichs nicht besonders.

Auch in diesem Kapitel möchte ich noch mal die Meinung vertreten, dass antike Ausgrabungen nicht die Existenz von Hirtenhunden beweisen können, denn auch Josef Müller versucht, über diese Schiene das Alter oder die Geschichte zu belegen, er schreibt:

"Im 8.500 Jahre alten Jarmo im Irak fand man kleine Lehmfigürchen: zottige Hunde mit kurzer breiter Schnauze, mit Schlappohren und hoch geringeltem Schwanz, in denen man unschwer kleine, primitive Abbilder langhaariger Berghunde erkennen kann. Und im 8.000 Jahre alten südtürkischen Catal Hüyük grub man die Statuette einer Muttergottheit aus: Sie sitzt auf einem Thron und neben ihr rechts und links, sitzen in typischer Wächterpose - zwei riesige, bärige Hunde - keine Wölfe (Beckmann/Beckmann, 217; nach neuen Datierungen ist Catal Hüyük 9.000 Jahre alt)."

Wie auch bei anderen Informationen über Hirtenhunde machen es sich eine ganze Reihe von Seitenbetreibern reichlich einfach, wenn es um die Geschichte oder Abstammung geht. Da findet man dann die berühmten Zeilen von der oder der Rasse, die bereits seit undenklichen Zeiten ... usw., oder es wird das Dunkel der Geschichte bemüht und ähnliches.

Beispiele:

"... In jenen Tagen, als noch wilde Tiere in den Pyrenäen herumstreiften, wurden diese Hunde von den Hirten als treue Wächter und Beschützer der Viehherden gezüchtet. Dabei entstand ein Hund, dessen Tapferkeit unübertroffen war, der seine Pflicht sehr ernsthaft und aufrichtig bis zur Selbstaufopferung für seinen Herrn oder seine Herde erfüllte."

Oder:

"Die Herkunft und Abstammung dieser Hunderasse liegt im Dunkel der Geschichte verborgen. Sicher ist, dass alle weißen Hirtenhunderassen sehr alt sind und im wesentlichen die gleiche Abstammung haben."

Die so genannten "In jenen Tagen" gibt es auch heute noch, denn auch in den Pyrenäen findet man immer noch Wölfe. Dazu kommt, dass Füchse, Luchse und auch Greifvögel für die Lämmer eine Gefahr darstellen und wildernde Hunde nicht unerhebliche Schäden anrichten. Und "wilde Tiere" ist auch heute wieder der Bär. Also viele Gründe, Hirtenhunde zu halten, wie in alten Zeiten auch.

Foto: Frank Pätzold

Das von der Tapferkeit, dem heldenhaften Mut und der Selbstaufopferung hatten wir schon und die weiße Farbe kommt noch.

Auch beim Pyrenäenberghund ist es wichtig, seine Geschichte zwar zu beschreiben, aber auch immer darauf aufmerksam zu machen, dass man viele Jahrhunderte ohne eine planmäßige Erfassung der Hunde auskam, das es keine Zuchtbücher und ähnliches gab und dass die ganze Geschichte nur in den Gehirnen der Schäfer, Hirten und Nomaden existierte. Erst das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert der abgegrenzten und erfassten Rassen. Daher kann man unter heutigen Gesichtspunkten zwar vom Vorhandensein der Hirtenhunde seit langer Zeit schreiben, eine "richtige" Rasse sind sie aber auch erst seit diesem Jahrhundert.

Allerdings möchte ich extra betonen, dass natürlich Hirten, Schäfer und Nomaden in allen Ländern, in denen es Hirtenhunde gab, oder gibt, sehr wohl einen "reinrassigen" Typ gezüchtet haben und man somit auch von einem Rassehund im heutigen Sinne sprechen kann.

Eine Theorie, wie die weißen Hirtenhunde in die Pyrenäen kamen, ist die Annahme, die Römer hätten sie mit der Ausdehnung ihres Imperiums nach Westen mitgebracht. Das könnte schon deswegen stimmen, weil die früheren Arbeitshunde in etwa die gleiche Größe hatten, wie der heutige Maremmano Abruzzese, oder der ungarische Kuvasz. Erst in neuerer Zeit wurde auch aus dem Pyrenäenberghund teilweise ein "Gigant". Aber sicher gab es auch vor den Römern schon Hirtenhunde auf beiden Seiten der Pyrenäen. Diese Vermutung gehört dann aber in die Rassebeschreibung des Mastin de los Pireneos.

Foto: Frank Pätzold

Im Jahre 1387 beschreibt Gaston Phoebus einen pyrenäischen mastin gardien de bestiaux in der Grafschaft Foix. Dieser Hund hat aber einen braunen Mantel und weiße Abzeichen. Also sind die "weißen Römer" - wie in anderen Gegenden auch - mit einheimischen Hunden gekreuzt worden und die könnten durchaus von der spanischen Seite gekommen sein.

Im 16. Jahrhundert schreibt der Agrar-Experte Olivier de Serres in seinem Werk über die Landwirtschaft, in den Pyrenäen gäbe es zwei Arten von Hirtenhunden, nämlich mit heller und dunkler Fellfarbe.

Foto: Hildegard Kemmerling
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In vielen Beschreibungen der Geschichte des Patou ist nachzulesen, ein Sohn des Königs Ludwig XIV. soll 1675 in Bareges zu einer Kur gewesen sein und dabei einen Pyrenäenberghund gesehen haben. Dieser gefiel ihm dermaßen gut, dass er einen acht Monaten alten Hund erwarb. So etwas machte wohl in Adelskreisen die Runde und 2 Jahre später bringt der Marquis de Louvois einen Rüden aus den Pyrenäen mit. Das war sicher der Anfang der zweiten Karriere der Hunde aus den Bergen, nämlich die der Schlosshunde sehr begüterter Familien des Adels. Allerdings darf man diese Karriere nicht so überbewerten, wie das teilweise getan wird, denn die Hunde blieben in ihrer Mehrzahl das was sie schon immer waren, reine Arbeitshunde, wenn auch sehr schöne.

Aber es ist interessant und deshalb erwähnenswert, dass die Hunde in etwa ab dem Mittelalter die Bewacher der Burganlagen z. B. von Lourdes, Foix und Carcassonne waren. Und davon soll es zahlreiche Beschreibungen der "Hofhunde" und auch Bilder geben. So erwähnt Buffon in seiner Naturgeschichte, er habe einen "sehr großen und rein weißen Hund bei Hofe gesehen"

Weidewirtschaft am Lac d’Estaing
Foto: Alice Brock
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Schon in der Zeit um 1407 beschrieb der Historiker M. Burdel ein Rudel Pyrenäenberghunde, die zum Wachdienst beim "Chateau de Lordes" verwendet wurden. Diese Hunde hatten einen besonderen Platz im Schilderhaus zusammen mit den Wachen, denen sie auch bei den Rundgängen folgten. Ihre Verwendung zu diesem Zweck war allgemein üblich und in vielen Schlössern fing man an, seine eigenen Pyrenäenberghunde zu züchten.

Der Hofmaler Francis Desportes (1661 - 1743) malt zwei Pyrenäenberghunde im Kampf mit einem Wolf - vielleicht wollte er damit auf die ursprüngliche Aufgabe der Hunde hinweisen, bevor sie verweichlicht werden.

Im 19. Jahrhundert wird der Patou zum Modehund in Frankreich. So schreibt Commettant "bereits 1808 vom Marktplatz in Cauterets, wo sonntags die Schäfer von den Bergen herunterkommen mit Montagne-Welpen und mit vollen Taschen wieder zu ihrer Herde zurückkehren."

Auch zahlreiche Lithographien, Drucke und Postkarten Ende des 19. Jahrhunderts zeugen von der Beliebtheit des Pyrenäenberghundes.

Und etwas ironisch schreibt Josef Müller:

"Die "königliche" Tradition reicht bis zum französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d'Estaing in den späten 1970er Jahren, als er einen Pyrenäen-Berghundwelpen in seine Familie aufnimmt."

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts werden auch die ersten Pyenäen exportiert. Die englischen Soldaten bringen sie nach England mit, als ihre Armee Napoleon geschlagen hatte. Josef Müller schreibt über die Entstehung einer neuen Rasse mit dem Patou:

".. und mit Sir Walter Scott 1815 zu Mischlingsehren: Der waschechte französische Berghund wurde mit einer Schottischen Deerhündin gepaart. Der Maler Landseer porträtierte den Mix als großen weißen Hund mit grauem Sattel, mit etwas Schwarz, das auf den Oberschenkeln sich zu Flecken vergrößerte."

Hunde vom Typ d’Elle + Monursita
Foto: Alice Brock
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Etwa um die gleiche Zeit, nämlich 1824, kommen zwei Berghunde in den Staat Delaware, importiert durch den General Lafayette und tun genau das, was sie immer taten, die Herden auf den großen Farmen zu beschützen.

1863 wird auf der Pariser Hundeausstellung der erste Pyrenäenberghund ausgestellt, nachdem der Niederländer und berühmte Kynologe Graf de Bylandt gemeinsam mit Theodore Dretzen und dem Notar Byasson den ersten Standard niedergeschrieben hatte.

Dretzen, Besitzer einer damals einflussreichen Zeitung, züchtete die Rasse und stellte seine Hunde überall in Westeuropa aus. Bis zum ersten Weltkrieg entwickelte sich die Zucht der Pyrenäenberghunde immer weiter, danach gab es einen rapiden Rückgang, lt. Josef Müller gab es in den zehn Jahren nach 1914 noch gerade mal zwanzig Hunde im französischen Zuchtbuch (LOF) und das waren Registerhunde.

Auch beim Pyrenäen trifft zu, dass das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Erfassung zu Rassen war und zahlreiche Rassehundeclubs gegründet wurden. Denn im Jahr 1907 wurde unter der Präsidentschaft des Baron A. de la Chevreliere der "Pastour Club" im französischen Cauterets gegründet. Und in diesem Jahr fand auch eine Ausstellung statt mit 53 Pyrenäenberghundrüden in der Offenen Klasse (Quelle Müller). Der schreibt:

"Im Juli 1907 wurde der erste Standard für den Pyrenäenberghund vom Pastour Club herausgegeben und auf Initiative von M. E. Byasson in Argeles-Gazost der "Club du Chien des Pyrenées" aus der Taufe gehoben.

Im Jahr 1937 wurde das deutsche Zuchtbuch des Pyrenäenberghundes eröffnet. Der offizielle Rassestandard des Pyrenäenberghundes wurde von der F.C.I. erstmals im Jahr 1955 anerkannt und veröffentlicht.

Der augenblicklich gültige Standard stammt aus dem Jahr 1986 und wurde am 05.03.1998 unter der F.C.I. Nr. 137 als überarbeiteter Standard neu publiziert. Man lehnt sich hier mehr an den Originalstandard der Franzosen an, die den Pyrenäenberghund als eleganteren weißen Riesen lieben und die starken Masken nicht so sehr wünschen, ganz im Gegensatz zu vielen Deutschen, die sie gerade im Welpenalter beeindruckend finden. Außerdem unterscheidet sich der Pyrenäenberghund dadurch deutlich vom Kuvazs."

"Im Jahre 1923",

schreibt Müller,

" ... ließ die "Vereinigung der Liebhaber der Pyrenäenhunde" auf Anregung von Herrn Bernard Sénac-Lagrange (Präsident des Vereines, d.R.) den offiziellen Standard der Rasse bei der SCC (Société Cenmtrale Canine des France) eintragen. Der heutige Standard kommt dem im Jahre 1923 ausgearbeiteten immer noch sehr nahe; es sind vor allem Präzisierungen vorgenommen worden."

Zwischen den beiden Weltkriegen nahm der Bestand der Rasse stark ab, unter anderem auch deswegen, weil auch Pyrenäenberghunde von der Armee eingesetzt wurden. Das die Hunde heute wieder als gesicherte Rasse gelten können, verdanken sie ebenfalls Bernard Sénac-Lagrange, der sich in der damaligen Zucht sehr engagierte.

Zucht in Belgien
Foto: Hildegard Kemmerling
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Zucht in anderen Ländern

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird der Patou bereits in Belgien gezüchtet, er hat also auch dort eine recht alte Tradition. Seit einigen Jahren gibt es einen Spezialklub für die Rasse, davor wurde er von einem "Gemischtwaren Club" für ungarische, polnische und französische Rassen betreut. Josef Müller schreibt dazu:

"Der belgische C.A.M.P. (Club des Amateurs de Montagne des Pyrenees) entwickelt sich unter der Leitung von Pierre Sittinger zu einem ernstzunehmenden Club, weil die Prinzipien der Transparenz im Zuchtgeschehen, Aufrichtigkeit der Züchter und Kooperation der Mitglieder den Club wesentlich strukturieren. Gesundheitspolitik ist oberstes Gebot. Regelmäßige Erfolge in Frankreich bestätigen, dass die Richtung stimmt."

Niederländisches Clubheft
Foto: Alice Brock
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Auch in den Niederlanden gibt es seit Jahren einen Spezialclub für den Pyrenäenberghund, den N.V.L.P.H. (Nederlandse Vereniging van Liefhebbers van de Pyreneese Berghond).

1998 fand in der Schweiz die erste Clubschau der jungen Vereines C.S.C.M.P. (Club Suisse pour Je Montagne des Pyrenees) statt. Diesen Verein habe ich angeschrieben und um Unterstützung für dieses Rasseportrait gebeten, Antwort habe ich keine erhalten, Schade!

Auch in Deutschland wird der Pyrenäe schon relativ lange gezüchtet, so veröffentlichte der Kynologe R. Strebel ca. 1905 in seinem Buch "Die deutschen Hunde" die Aufnahme eines Pyrenäenberghundes.

Und bereits 1934 wurde der erste Patou vom Club für ungarische Hirtenhunde in das Zuchtbuch aufgenommen. Denn seit damals wird die Rasse von diesem Club betreut.

Erna Mohr schreibt in ihrem Buch dazu:

"Der "Klub für ungarische Hirtenhunde e. V." besteht seit 1922, wenn auch anfangs unter anderem Namen.

In den dreißiger Jahren hatten wir in Deutschland einige Zuchten des imposanten Pyrenäenhirtenhundes. Auf Ausstellungen gezeigt wurde er jedoch erst 1939. Der erste deutsche Wurf fiel 1937 nach aus den Pyrenäen importierten Zuchttieren. Durch eine aus Frankreich importierte Hündin kam frisches Blut in die Zuchten."

Eine kleine Historie am Rande ist, dass gerade durch den Einfluss der Pyrenäenleute heute immer mehr am Namen des Clubs "gemäkelt" wird, denn diese wollen anscheinend weg vom Hirtenhund und hin zum Herdenschutzhund. Bleibt zu hoffen, dass der alte Name nicht angerührt wird, denn erstens hat er eine sehr alte Tradition und zum anderen ist er der richtigere.

Was in Frankreich eine gewisse Tradition hatte, wurde auch in Deutschland fortgesetzt, die Haltung durch den Adel. Denn der erste Wurf fiel am 4. Oktober 1933, der Züchter war Fürst Günther Alexander Johann Wilhelm von Schönburg-Waldenburg, die Zuchtstätte hieß logischerweise "von Waldenburg".

Elsa Darms, die Schwägerin des Fürsten
Foto: Schlossmuseum Glauchau
www.artiscausa.de

Dass ausgerechnet in diesem adligen Hause Hirtenhunde gehalten und gezüchtet wurden, war sicher kein Zufall, denn der 1887 geborene Fürst war ein weitgereister und weltoffener Mann und seine Schwester Sophie von Albanien war nicht nur eine Künstlerin, sondern sie brachte die ersten Hunde für die sehr erfolgreiche Zucht aus den Pyrenäen mit. Nach ihrem Tode gingen die Hunde in den Besitz des Fürsten über. Später kam noch eine Hündin aus den Pyrenäen hinzu.

Über die Zuchtstätte und den Fürsten wollen wir im "Kaukasen-Blättle" Artikel veröffentlichen und daher brauche ich hier nicht mehr weiter auf die Hunde aus Waldenburg eingehen. Nach dem 2. Weltkrieg, der überall in Europa ein Einschnitt für die Pyrenäenberghunde, aber auch für andere Hirtenhunderassen war, verlieren sich die Spuren der fürstlichen Hunde.

Filotes, 1939
Foto: Stadt Waldenburg
www.waldenburg.de

In den letzten Jahren wurde auch der Patou vom Gigantismus anderer Rassen nicht verschont. Diese großen und sehr oft plumpen Hunde gehen wohl auf den Einfluss englischer Zuchthunde zurück. Über diese spottet Josef Müller, sie seien eher vom Typ her Neufundländer, denn Hirtenhunde. Er meint weiter:

"... Nur selten haben sich Montagne-Züchter in Deutschland eindeutig auf die Seite des einzig sinnvollen Standards gestellt, nämlich den der F.G., indem sie nur oder vorwiegend mit Hunden im französischen Typ züchten."

Anscheinend aber decken sich seine Beobachtungen mit den meinen denn er schreibt über die "neue deutsche Zucht":

"... Und so ist es kein Wunder, dass es auch in Deutschland immer mehr Montagne-Menschen gibt, die sich nicht nur des französischen Enthusiasmus wegen gern am französischen Ideal orientieren, sondern wegen der einen und einzigen Wahrheit, die der französische Standard für Pyrenäen-Berghunde darstellt. Zu diesen Frankreichorientierten gehören bislang leider nur wenige in der deutschen Szene."

Über den heutigen Bestand fand ich den Satz:

"In Deutschland werden jährlich ca. 120 Pyrenäenberghunde geboren und gelangen zur Eintragung in das Zuchtbuch. Der Bestand beträgt ca. 1.500 Hunde."

Auch wenn die Weißen aus den Pyrenäen nicht überall gezüchtet werden, so kommen sie doch wieder als Hirtenhunde zum Einsatz. Nordamerika hatten wir schon. In Israel gibt es eine kleine Population, denn man setzte sie auf den Golan-Höhen zum Schutze der Herden ein. Im Nationalpark zu Italien findet man den Patou genauso, wie in verschiedenen Departements, wo die Hunde eingesetzt werden, um die Schäden durch wildernde Hunde zu verringern.

Am meisten aber freue ich mich über den Umstand, dass in ganz Europa immer mehr Menschen sich an die alte Tradition der Hirtenhunde erinnern und ihre Tiere gegen Beutegreifer zu schützen, anstatt diese zu jagen oder zu vergiften.

Wandernde Schafe am Fuße der Pyrenäen
Foto: Michael Reber

Transhumanz

Unter Transhumanz versteht man die Möglichkeit der Tierhaltung, diese an die verschiedenen Bedingungen des Jahres anzupassen. Dies können sein die sommerliche Hitze, Trockenheit und abgeweidete Futterplätze. Man treibt also seine Tiere immer dahin, wo die Bedingungen für diese am optimalsten sind, denn die Tiere sollen ja gute Fleisch-, Milch- oder Woll-Lieferanten sein. Und das können sie nur, wenn sie gut genährt werden, und keinen Krankheiten ausgesetzt sind.

Speziell in den Pyrenäen gab es einige Besonderheiten dieser Tranzhumanz, habe ich gelernt, und daher werden wir einen extra Artikel zu dem Thema veröffentlichen.

Foto: Frank Pätzold

Die Farbe "Weiß"

An den Anfang zu den Gedanken über die Farbe und deren Bedeutung oder Nichtbedeutung sei die Feststellung gestellt, die verschiedenen Farbschläge des Pyrenäenberghundes stehen sowohl in Deutschland wie auch in anderen Ländern zuchtmäßig gleichberechtigt nebeneinander.

Denn immer wieder ist zu lesen, dass in den Pyrenäen auch heute noch zweifarbige Hunde in reinen Arbeitslinie zu finden sind und speziell in Deutschland erfreuen sich die Hunde mit Flecken immer noch großer Beliebtheit. Obwohl mir von diesen zweifarbenen Hunden viele aufgefallen sind, die das Vorurteil der zu großen und plumpen Hunde bedienen.

Foto: Frank Pätzold

Zurück zu den "Weißen", denn die lassen auch beim Patou eine ganze Menge an Spekulationen zu. Nach meiner Meinung waren und sind die Hirten, Schäfer und Nomaden dieser Welt Praktiker, das heißt dann, sie züchteten mit Hunden, die erfolgreich arbeiteten. Zwar sind auch sie durchaus religiöse und sicher manchmal auch abergläubische Menschen gewesen, aber der praktische Nutzen eines Hundes stand immer im Vordergrund.

Daher kann man zwar munter über die Bedeutung von weiß spekulieren und deuten, nur bei den Hirtenhunden hat das wenig Sinn. So fand ich bei Josef Müller die in meinen Augen reine Spekulation, diese Hunde und ihre Farbe hätten mit dem Wandel der Farbe von der "Farbe des Todes" zur "positiven Farbe der Herrschaft über andere Menschen zu tun. Vielleicht trifft das bei einigen der so genannten "Kriegs- oder Kampfhunde" zu, für Hirtenhunde ist es unwahrscheinlich .

Wahre Liebe
Foto: Frank Pätzold

Auch beim Pyrenäen ist als mögliche Ursache der weißen Hunde der schon so oft geplagte Grundsatz der Farbgleichheit von Herde und Hirtenhund zu finden. Dem widersprechen eigentlich zwei Feststellungen. Zum einen müssten dann alle andersfarbigen Hirtenhunde wertlos gewesen sein und zum anderen wären dann Herdenbesitzer einige Jahrhunderte oder gar Jahrtausende ohne Hirtenhunde ausgekommen, denn weiße Schafe wurden erst in "frühgriechischer" Zeit gezüchtet. Josef Müller schreibt über das Auftreten weißer Schafe:

"... und sie wurden im damaligen Colchis im heutigen Georgien zum ersten Mal gezüchtet - oder der zivilisierten (?) frühgriechischen Welt fielen dort zum ersten Mal weiße Schafe auf."

Warum diese entstanden und wo sie bevorzugt gezüchtet wurden, ist beim gleichen Autor zu finden und das fand ich sehr interessant:

"... Weiße Schafe liefern, das ist bekannt, weiße Wolle, die man mit viel Wasser einfärben kann. Es ist daher verständlich, dass weiße Schafe nur in niederschlagsreichen Regionen und nicht in trockenen, wüstenähnlichen Gegenden gehalten wurden und werden, da dort das wenige Wasser viel zu kostbar ist, um für modischen Schnickschnack vergeudet zu werden."

Foto: Frank Pätzold

Denkt man noch mal an die vielen anderen und nicht weißen Hirtenhunderassen, die genauso wie weiße Hunde erfolgreich gearbeitet haben, ist die Schlussfolgerung von Josef Müller in meinen Augen falsch, wenn er schreibt:

"Prämisse ist also die Farbgleichheit von Herde und Schutzhund, denn eine Herde weißer Schafe, die von braunen oder schwarzen Hunden beschützt wird, ist z. B. für ein Wolfsrudel leichter kalkulierbar, weil es Hunde und Schafe optisch gut unterscheiden kann: Es sieht, dass in einer günstigen Situation alle Hunde an der Spitze der Herde sich aufhalten, um dann am anderen hundefreien Ende ein Lamm zu greifen. Gleichfarbigkeit erschwert das Spiel und macht den Zugriff für den Wolf ungleich riskanter."

Wer mal sehen konnte, wie Hirtenhunde - egal welcher Rasse - eine Herde ständig umkreisen, oder in einer Ruhephase an strategisch guten Punkten liegen, wird erkennen, dass es sich hier um eine sehr theoretische Beschreibung handelt. Und es kommt hinzu, dass Wölfe für ihr Überleben wesentlich wichtigere Sinnesorgane haben, als ausgerechnet das Auge.

Bliebe ein anderes Argument für die "Wichtigkeit" eines weißen Hirtenhundes, nämlich das der besseren Unterscheidung zwischen Hirtenhund und Beutegreifer. Auch diese Theorie ist wenig überzeugend, denn lange vor der Erfindung von Schusswaffen hatten es die Hirten mit "Liebhabern" ihrer Nutztiere zu tun und daher war es unwichtig, ob man einen grauen Wolf besser von einem weißen Hirtenhund unterscheiden kann. Wären also die Schäfer dieser Theorie gefolgt und hätten die "überragenden" Vorteile der weißen Hirtenhunde umgesetzt, müssten neben mir noch viele andere Menschen auf die von mir so geschätzten Sarplaninci verzichten. Spaßhaft könnte ich dem noch hinzufügen, dass z. B. die Bosnier sich nicht richtig entscheiden konnten und deswegen ihren Tornjak zweifarbig gezüchtet haben.

Foto: Frank Pätzold

Auch beim Patou scheint man sich nicht immer einig gewesen zu sein, dass Weiß eben die anzustrebende Farbe sein sollte denn bei Josef Müller fand ich dazu einen Hinweis, er zitiert:

"Raymond Ducrey meint in einem Brief vom 09.04.1999, die Montagne seien nicht grundsätzlich sehr markiert gewesen; feststeht aber auch, dass zwar in der Region Ariege die erwachsenen Berghunde im Prinzip rein weiß, dass sie aber in der Region von Bigorre in der Regel markiert waren. Wenn eine Veränderung in der Zucht der letzten Jahrzehnte stattgefunden hat, dann bestimmt in der Haarlänge, die bei einigen Exemplaren etwas zugenommen hat, so dass man - etwas übertrieben - von einem "kurz"- und einem "Iang"haarbetonten Montagne sprechen kann. Die Zunahme der Haarlänge ist viel deutlicher wahrnehmbar in der amerikanischen Zucht. Diesen heutigen Gestaltungsmöglichkeiten liegt sicher eine uralte Basisinformation zugrunde. Korrektiv solcher Tendenzen muss immer der ursprüngliche Verwendungszusammenhang sein mit den Konditionen, denen der Herdenschutzhund im pyrenäischen Biotop ausgesetzt ist."

Und das die gefleckten Hunde sich schon immer einer gewissen Beliebtheit erfreuten, schreibt auch Josef Müller:

"... Zahlreiche Gravuren, Drucke, Lithographien, Bilder und erste Postkarten des späten 19. Jahrhunderts zeigen Pyrenäen-Berghunde, die noch viele Flecken auf weißem Grund tragen, aber es gibt auch immer wieder Darstellungen rein weißer Hunde. Die Bergbauern und Hirten werden bis auf den heutigen Tag den gefleckten Montagne dem rein weißen Berghund vorziehen, weil sie ihn wegen der intensiveren Pigmentierung für widerstandsfähiger halten."

Sicher stimmt die Behauptung, der Mastin de los Pirinieos und der Pyrenäenberghund wurden sehr lange nicht streng getrennt gezüchtet. Diese Vermutung hat schon deswegen eine gewisse Logik, weil in der Zucht guter Arbeitshunde immer der Grundsatz gilt, man züchtet mit den besten Hunden. Daher hat z. B. auch immer Erna Mohr darauf hingewiesen, dass auch unter den ungarischen Hirtenhunden Kreuzungen stattfanden. Nicht viel anders war es mit den Hirtenhunden der Slowakei und Polen, zu denen man im Grunde auch den ungarischen Kuvasz zählen kann.

Daher wird auch kein rechter Schuh daraus, wenn man immer wieder betont, Pyrenäenberghunde mit Flecken seien sehr lange auch der Garant für Pigment gewesen. Würde das stimmen, müssten alle anderen "Weißen" mit hellen Nasen und Lefzen rumlaufen.

Foto: Frank Pätzold

Wenn man auch heute in den Arbeitslinien noch gefleckte Hunde findet, liegt dies sicher daran, dass eben die Hirten oder Schäfer mit solchen Linien die besseren Erfahrungen gemacht haben. Allerdings gehört zu den zweifarbigen auch eine gewisse Tradition. So schreibt Josef Müller:

"Generell gilt, dass rein weiße Pyrenäen-Berghunde und mit Abzeichen versehene Hunde gleichwertig sind, und zwar im Ring wie in den Pyrenäen, wie schon Olivier de Serres im 16. Jahrhundert berichtet und wie Dralet im 19. Jahrhundert präzisiert: die gefleckten seien für die Region Bigorre typisch, die rein weißen Berghunde für die Ariege."

Weiter meint er und das wäre dann eben wieder eine sicher nicht gerechtfertigte und "neumodische" Auslegung des Standards:

"Aber sind sie auch gleichwertig in der Zucht? Die Durchpigmentierung der Schleimhäute dauert beim rein weißen oder fast rein weißen Welpen deutlich länger und als Erwachsener wird er nicht vor der Gefahr gefeit sein, eine "Winternase zu bekommen, die ja auch winterunabhängig bei Stress auftreten kann. Der Standard ist, eindeutig: Jede Nase, die nicht absolut, schwarz ist, führt zum Zuchtausschluss.

Die "gefleckten" Hunde scheinen hier im Vorteil zu sein, doch droht ihnen Ungemach vom anderen Extrem: Der Standard fordert ebenso unerbittlich, dass die Haare, aus denen sich die Flecken zusammensetzen, an der Haarwurzel nicht pigmentiert sein dürfen. Ein einziges schwarzes Haar, das bis zur Haut durchgängig schwarz ist, würde zum Zuchtausschluss führen; ich sehe hier einen Reflex jener in den 1920er Jahren verbreiteten Manie, für alles Abweichende sogleich eine Einkreuzung anzunehmen, während in Wirklichkeit die Farbgenetik solche Ereignisse auch erklären kann, ohne eine Einkreuzung annehmen zu müssen."

Wenn aber nicht nur Müller, sondern auch andere Liebhaber aller Hirtenhunderassen fordern, die Hunde auch nach ihrer Gebrauchsfähigkeit zu begutachten, wenn es um Zuchttauglichkeit geht, sind solche Standardisierungen hinderlich.

Daher sollten man, um dieses Kapitel abzuschließen, in der Zucht beachten, dass eben beide Schläge gleichberechtigt sind und dass jeder Züchter die Freiheit hat, mit weißen und gefleckten Hunden zu züchten. Und nur am Ergebnis muss er sich messen lassen und da spielt die "Gebrauchsfähigkeit" die entscheidende Rolle.

Foto: Frank Pätzold

Besonderheiten

Jede Hirtenhunderasse hat ihre Besonderheiten und der Patou natürlich auch. Diese sind sogar sehr oft im Standard festgehalten.

So legt man z. B. bei dieser Rasse sehr großen Wert auf die Rutenhaltung. Denn sie wird zwar, wie bei Hirtenhunden üblich, in der Ruhestellung tief, oder säbelartig nach unten hängend getragen, aber der aufmerksame Hund soll sie stark über den Rücken krümmen. Dafür haben die "pyrenäischen Bergbewohner den Ausdruck "arroundera", er schlägt ein Rad benutzt.

Viele Besitzer dieser Rasse haben mir gegenüber immer den besonderen Ausdruck erwähnt. So soll der Pyrenäenberghund einen melancholischen Blick haben, pyrenäisch eben. Der kommt zustande durch die meist dunkel umrandeten und dunklen, mandelförmigen Augen. Diesen Mythos vom besonderen Ausdruck will ich ja nicht zerstören, aber die Geschichte mit den kleinen, mandelförmigen Augen findet man bei andern Hirtenhunden auch und das hat einen tieferen Sinn. Denn kleine und gut eingebettete Augen sind weniger anfällig gegen Wind und Staub und daher findet man diese Augenform bei sehr vielen Arbeitshunden.

Foto: Alice Brock
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Im Standard festgehalten sind auch die doppelten Afterkrallen und das wäre dann unter den Hirtenhunden etwas wirklich besonderes. Zwar findet man einfache auch bei anderen Rassen, aber es wird oft die Empfehlung ausgesprochen, diese zu entfernen.

"Wolfskrallen" am Hinterlauf zu erkennen
Foto: Hildegard Kemmerling
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Auch ich bin durch meine Erfahrungen mit Afterkrallen z. B. früher bei unseren deutschen Schäferhunden immer der Meinung gewesen, diese bergen ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Heute sehe ich das anders, denn auch mein Sarplaninac hat mit seiner kosovarischen Abstammung Afterkrallen und Verletzungen hat es noch nie gegeben. Das merke ich deswegen, weil ich aus alter Gewohnheit diese immer mal kontrolliere, aber nie etwas daran mache, z. B. schneiden.

Allerdings kann man auch alles übertreiben und daher glaube ich an den Wahrheitsgehalt der folgenden Sätze nicht so richtig:

"... Aufgrund ihrer großen Pfoten haben sie im Gebirge auch ein großes Maß an Trittsicherheit. Bei einigen Linien findet man auch heute noch Afterkrallen vor, die fest mit der Pfote verbunden sind und die ihnen noch mehr Standsicherheit in schwierigem Gelände gegeben haben müssen."

Alle Hirtenhunderassen aus bergigen Gegenden müssen eine gewisse Trittsicherheit haben, aber man sollte auch bedenken, dass diese nicht nur von den landschaftlichen Gegebenheiten abhängt, sondern auch von den Nutztieren. Und unsere Haustiere sind nun eben mal keine Wildgemsen.

Foto: Frank Pätzold

Vergleiche zu anderen Rassen

In einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen findet man den schon peinlichen Hinweis, weiße Hirtenhunde seien leichter zu führen, hätten eine höhere Reizschwelle und sind insgesamt weniger aggressiv. Und da gehört natürlich der Pyrenäenberghund auch dazu.

Derartige Behauptungen könnte man ja abtun, aber Josef Müller z. B. schreibt, obwohl er von diesen Rassen sicher so wenig Ahnung hat, wie ich von seinen kleinen Hütehunden:

"Nun ist es in der Tat so, dass z. B. die asiatischen Herdenschutzhund-Rassen, ... aber auch der Castro laboreiro z. B. eine deutlich niedrigere Reizschwelle haben als der Pyrenäen- Berghund. Es ist dann zu fragen, ob z. B. diese Hunde nicht besser da blieben, wo sie in ihrem Biotop ihre Aufgaben exzellent erledigen können, anstatt sie in unsere Zivilisation zu bringen, in der sie prinzipiell unausgelastet sind und Probleme verursachen, die dann den Hundehaltern allgemein angelastet werden."

Foto: Frank Pätzold

Siehe meine Einleitung, behaupten die Besitzer der anderen Rassen ähnliches über den Pyrenäen und so spielt man gegenseitig die Rassen gegeneinander aus. Daher sei an Josef Müller gesagt, würde ich ihm alle Tiere der "asiatischen Herdenschutzhund-Rassen", vor die Haustüre stellen, die eben genau so nicht sind und die ich kenne, gäbe es an seinem Wohnort ein Verkehrschaos und die Polizei müsste eine Einbahnstraßenregelung einführen. Während ich über die angebliche Geruchlosigkeit einzelner Rassen ja noch lächeln kann, sind derartige Behauptungen ein Ding der Unmöglichkeit und sollten von einem Autor unterlassen werden, der Ernsthaftigkeit für sich in Anspruch nimmt.

Weiter schreibt er dann und auch das ist einfach falsch:

"... Im Grad der Lenkbarkeit unterscheidet sich der Pyrenäen- Berghund deutlich von anderen Herdenschutzhundrassen wie Tibet-Mastiff oder Zentralasiatischer Owtscharka, die auf extreme Fremdenfeindlichkeit gezüchtet wurden. ... Die Handlungskette Aufpassen - Warnen - Vertreiben - Angreifen, mit der der Herdenschutzhund seine Herde optimal betreuen konnte, ist in der zivilisierten Welt nach dem Warnvorgang zu unterbrechen. Viele asiatische Herdenschutzhundrassen lassen sich dabei in alltäglichen Situationen kaum unterbrechen, der Pyrenäen-Berghund hingegen deutlich früher".

Buffo, 11 Jahre alt
Foto: Margarete Sigler

Auch dagegen verwahre ich mich, hoffentlich auch im Namen der Besitzer dieser Rassen und vorsorglich der ganzen anderen Hirtenhunde gleich noch mit. Glaubt Josef Müller allen Ernstes, Centralasien, oder das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris oder die heutige Türkei sei eine Mondlandschaft, menschenleer und öde und die dortigen Hirten ließen ihre Hunde auf jeden los, der sich dorthin verirrt. Bevor man solch einen Blödsinn schreibt, sollte man sich erst mal über die alten Traditionen der Viehwirtschaft und des Nomadentums in diesen Gegenden informieren.

Und wenn wir gerade beim Thema Verhalten und vorhandene oder nicht vorhandene Aggressivität sind, auch seine Behauptung, man würde in einigen Ursprungsländern Hunde für die Zucht durch "Kämpfe" selektieren, ist schlicht und ergreifen so falsch. Tier- oder Hundekämpfe haben eine andere Tradition, auf die ich hier aber nicht eingehen will, das würde nämlich zu weit führen. Josef Müller schreibt dazu:

"Als erwachsene Hunde werden sie noch mit Artgenossen Kampfspiele veranstalten, aber sie spielen nicht mit Objekten oder Tieren. In Asien entscheidet der Gewinn solcher Kampfspiele, die unblutig verlaufen, weil sie aus den Komponenten Anrempeln und Über den Haufen rennen bestehen, über den Zuchteinsatz eines Herdenschutzhund-Rüden, womit Coppingers Behauptung spätestens widerlegt sein dürfte, dass die Hirten keinen Wert auf Selektion in der Zucht legen."

Auf seine "dusseligen" Statistiken, in denen behauptet wird, andere Rassen, z. B. der Kangal vergriffen sich öfter an Herdentieren als ein Pyrenäenberghund, will ich erst gar nicht eingehen, denn mir fällt dazu nur Churchill ein, der einmal sagte, er glaube nur der Statistik, die er selber gefälscht habe. Einen Satz will ich aber doch zitieren, über den kann sich dann jeder selbst ein Urteil bilden:

"Und es färbt auch ab auf den Umgang mit anderen Hunden, in denen der Anatolier wohl prinzipiell den Wolf sieht."

Solch blöde Hirtenhunde habe wenigstens ich noch nicht erlebt.

Foto: Margarete Sigler

Andere Verwendung

Neben seiner Hauptaufgabe, dem Herdenschutz, wurde auch diese Hirtenhunderasse für andere Aufgaben benutzt, aber auch missbraucht.

So findet man in einer ganzen Reihe von Quellen den Einsatz dieser Hunde bei der Armee und diesen kann man sicher als Missbrauch bezeichnen. Dazu schreibt Josef Müller:

"... Eine Spezialeinheit der französischen Armee mit einem Pyrenäen-Berghund als Munitionsträger: die Versorgung eines Schützengrabens gewährleistete der Hund, der auf das Scheibensignal hin ganz allein und ohne jemanden in dem vorgeschobenen Graben zu kennen, kommt und Munition apportiert."

Auch im zweiten Weltkrieg wurden die Hunde in den Bergen als Lasten- und Munitionsträger verwendet und "verheizt".

Weit friedlicher war seine Verwendung in anderen Ländern, so wurde er z. B. im Norden von Amerika als Schlittenhund eingesetzt um für entlegene Höfe Heizöl zu transportieren. Auch von anderen Hirtenhunderassen gibt es Bilder und Berichte über ihren Einsatz als Schlittenhunde. Und immer wird betont, das hätte den Hunden Spaß gemacht.

Auch als Lastenträger für Bergwanderer fanden sie schon Verwendung. Das man das auch mit Patous gemacht hat, las zum ersten Mal, aber ich habe Bilder von Cao da Sera Estrela, die mit Satteltaschen behängt, Wanderer begleiten.

Und geschmunzelt habe ich bei den Zeilen er habe bei Schmuggelaktionen in den Pyrenäen seinen Beitrag geleistet.

Und wie schon im Portrait des Podhalanen geschrieben, auch der Pyrenäenberghund wird in den USA und der Schweiz als Therapiehund eingesetzt.

Charakter

Eigentlich ist der Patou den anderen Hirtenhunden durchaus vergleichbar. Aber in Gesprächen mit Haltern und Züchtern habe ich gemerkt, in einigen Punkten weicht er von den anderen Rassen doch etwas ab.

Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten, dann kann man auch diese Rasse als ruhig und ausgeglichen bezeichnen. Behandelt man ihn seines Charakters und seiner Würde angemessen, ist er ein vorzüglicher Familienhund, freundlich und kinderlieb und er kann sogar sehr anschmiegsam und verschmust sein. Trotzdem "steht er aber seinen Mann", wenn es darauf ankommt "sein" Grundstück oder Haus und seine Familie zu verteidigen.

Foto: Margarete Sigler

Auch der Patou ist ausgesprochen neugierig und das ist natürlich "berufsbedingt" und dazu genetisch bestimmt. Ein Pyrenäe muss also beschäftigt werden, sicher etwas mehr, als die anderen Rassen. Denn langweilt er sich, verselbstständigt er sich auch mehr als andere Hirtenhunde. Da er sich anscheinend nicht so eng an "seine" Menschen gebunden fühlt, hat schon so mancher Besitzer stundenlang auf seinen Hund gewartet, oder er kam gar nicht mehr. Von keiner Hirtenhunderasse habe ich im Internet so oft gelesen, dass er vermisst wird und fast immer auf Spaziergängen verschwand.

Spielt sich diese Langeweile aber im Hause ab und fühlt er sich zu oft alleingelassen, badet das die Einrichtung aus oder er wird zum Beller. Eine ganze Reihe von Haltern haben ihre Hunde schon abgegeben, weil die Nachbarschaft mit einem dauernd bellenden "Ungetüm" dieser Größe und Lautstärke nicht mehr einverstanden war. Auch diese wesentlich stärkere Bellfreudigkeit wurde von vielen Haltern bestätigt.

Auch der Pyrenäenberghund ist Fremden gegenüber eher zurückhaltend. Aber auch hier übertreiben eine ganze Reihe von Haltern in ihren Erzählungen, denn auch er kann sehr gut und vor allem schnell unterscheiden, wann sich seine "Präsenz" lohnt und wann nicht und auch er ist nicht der angeblich todesmutige Hirtenhund, der sich für "seine Welt" bewusst opfert. Und natürlich ist auch er nicht der unbestechliche Wächter. Das habe ich übrigens mal mit leckeren Käsewürfeln ausprobiert.

Bedenken wir also das gerade geschriebene, sollte es übrigens allen Haltern einleuchten, dass die Forderung nach Begleithundeprüfungen eher kontraproduktiv ist, ich würde auch mit einem Patou keine machen, sondern ihn statt dessen sorgfältig erziehen auf die Umwelt, in der er leben muss. Zumal eine Begleithundeprüfung nirgends Vorschrift ist, wie in einer Internetseite behauptet wurde.

Foto: Regina Moser-Beck

Seinem Charakter entsprechend ist auch der Patou bestens geeignet, mit anderen Haustieren zusammenzuleben. Das müssen keine Schafe oder Ziegen sein, denn er nimmt sozusagen alles, was es gibt. Auch ihm sagt man nach, er sei eine toller Babysitter für allerlei Kleingetier. Unbedingt brauchen aber tut er derartige Mitbewohner nicht. Das heißt also, trotz seiner Kraft und Wendigkeit kann auch der Patou ein sehr sanftmütiger Hirtenhund sein.

Und natürlich ist so ein Riese auch ein "prima Kumpel" für Kinder jeden Alters und jeder Größe. Aber wie immer schreibe ich auch hier, Kinder und Hunde sollten immer unter Aufsicht stehen, dann allerdings klappt es auch mit den "lieben Kleinen".

Foto: Hildegard Kemmerling
www.pyreneseberghonden.be

Eine der wichtigen Charaktereigenschaften ist die Unabhängigkeit und seine Eigeninitiative. Auch hier bestätigten mir eine ganze Reihe von Haltern und Züchtern, dass die beim Pyrenäen besonders ausgeprägt sind. Dem sollte der Besitzer immer eine ganze Reihe von eigener Autorität entgegensetzen.

Mit ganz wenigen Ausnahmen werden alle Hirtenhunde als nicht jagdfreudig beschrieben. Auch der Pyrenäenberghund zeigt keinen ausgeprägten Jagdtrieb. Wie im übrigen auch seine Reizschwelle eine sehr hohe ist, eine Voraussetzung übrigens für jeden "familientauglichen" Hund.

Sehr oft verwechseln Besitzer von Hirtenhunden die anfängliche "Unsicherheit" vieler Hunde in jungem Alter mit Ängstlichkeit. Das ist falsch. Zwar wirken gerade junge Hirtenhunde oft etwas unsicher, aber das ist die angeborene Vorsicht. Ohne diese würden sie mit "Hurra und Patriotismus" alles angreifen und wahrscheinlich auch nicht überleben. Daher veranstaltet auch der Patou eine "Riesenshow" um zu imponieren und sein allerletztes Mittel wäre dann erst der Einsatz seiner körperlichen Kraft.

Foto: Hildegard Kemmerling
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In diesen Zusammenhang gehört dann auch die angeblich genetisch bestimmte und berühmte "Nachtaktivität". Auch die wage ich anzuzweifeln, denn der Pyrenäe und andere Rassen sind nicht so dumm, dass sie nicht erkennen, dass in ihrem "Revier" nachts nichts passiert und dann sind sie auch nicht übertrieben "nachtaktiv". Für genetisch halte ich das sowieso nicht, höchstens für erfahrungsbedingt. Denn alle Hunde lernen aus der Situation heraus. Man könnte daher höchstens schreiben, dass eben ein Hirtenhund aus Prinzip erst mal misstrauisch ist.

Ganz sicher irrt aber Josef Müller, wenn er sich selber widerspricht, indem er einmal behauptet, der Patou sei der wohl zivilisierteste Hirtenhund und auf der anderen Seite sollen diese Rassen eine Distanz zu Menschen wahren. Er schreibt:

"Von den großen Herdenschutzhunden ist er wohl der zivilisierteste, da er schon seit vielen Generationen auf Wesen und Führigkeit selektiert wird ... Hinzukommt noch die besondere Form der "Prägung" und Haltung von Herdenschutzhunden: Sie können ihre Funktion nur optimal ausüben, wenn ihr Kontakt mit Menschen auf ein Minimum reduziert ist, wobei dieses Minimum eine qualitative Grenze nicht unterschreiten darf, sonst würde der Hirte selbst ja vom Herdenschutzhund wie ein Eindringling behandelt. Das wäre kontraproduktiv im höchsten Maße ... kann man davon ausgehen, dass Herdenschutzhunde weder physisch noch psychisch bei "ihren" Menschen geduldet wurden, auch wenn sie sie in ihrem Wert erkannten und schätzten ... Nämlich die Funktionstüchtigkeit des Herdenschutzhundes zu garantieren durch menschliche Distanz."

Irgendwie schimmert da wieder mal die von mir schon so oft verspottete angebliche Liebe der Hirtenhunde zu ihren "Schutzbefohlenen" durch, die z. B. Ilona Hambitzer einst so schön beschrieben hat. Nach meiner Meinung aber benötigen gerade Hirtenhunde, um ihre "Arbeit" so zuverlässig auszuführen, wie die Hirten das erwarten, einer Anleitung und eines sehr engen Vertrauensverhältnisses. Das aber entwickelt sich bei einem derart eigenwilligen Charakter nur durch einen genauso engen Kontakt.

Erziehung

"Ninchen" und "ihre" Araber
Foto: Alice Brock
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Im Kapitel über Erziehung unserer Seite Pro Hirtenhunde habe ich geschrieben, mit Druck und Gewalt geht bei einem Hirtenhund gar nichts und somit natürlich auch nicht bei einem Pyrenäen-Berghund. Allerdings sollte man daraus nicht den Schluss ziehen, er sei dann eben antiautoritär zu erziehen. Denn dieser Schluss wäre ein gewaltiger Trugschluss. Allerdings meine ich, bei einem erwachsenen und sorgfältig erzogenen Hund kann man dann im täglichen Umgang etwas antiautoritärer sein.

Denkt man also vor der Erziehung erst mal über die Anschaffung eines solchen "Riesen" nach, wird schnell klar, dass man auch die physische Kraft aufbringen muss, um einen solchen Hund führen zu können. Die Lösung der so genannten "Laternen- oder Apfelbaumspaziergänge" vieler Halterinnen ist auf Dauer nicht besonders befriedigend.

Daraus ist dann wiederum zu schließen, dass mit zunehmendem Alter eines Patou mentale Stärke des Halters gefragt ist. Daher hat bei der Erziehung der Ungarn mal jemand geschrieben, labile und unsichere Menschen sind für Hirtenhunde nicht geeignet. Also heißt dann das Motto, statt Strafen und Druck sind Phantasie und Geduld gefragt.

Foto: Alice Brock
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Klar dürfte dann auch sein, dass diese Rasse nicht geeignet ist, um mal eben mit den Kindern raus zu gehen, wenn man selber keine Zeit hat. Obwohl natürlich jeder Patou eigentlich immer lieb ist, könnte das gewaltig in die Hosen gehen. Und wenn wir schon bei Kindern sind, gilt auch bei dieser Rasse, dass man Kinder und Hunde immer beaufsichtigen sollte und dass beide lernen müssen, miteinander umzugehen. Josef Müller schreibt dazu:

"Da Montys relativ schmerzunempfindlich sind, oder sagen wir besser: Schmerz nicht so schnell zeigen, sind sie auch sehr tolerant im Umgang mit Kindern. Allerdings gilt hier die Weisheit wie bei fast jeder anderen Hunderasse auch lt. Josef Müller: Montys sind kinderfreundlich, wenn die Kinder hundefreundlich sind, und zwar artgerecht freundlich."

Foto: Alice Brock
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Immer wieder ist bei Hirtenhunden die Empfehlung zu lesen, man solle einen Welpen so früh wie möglich an alles zum Haus und der Umwelt gehörende gewöhnen. Das sehe ich auch so, aber mit der Einschränkung, dass diese ausgesprochenen Spätentwickler für alles etwas mehr Zeit haben. Eine ganze Menge lernen Welpen von ihren Eltern und sind die sorgfältig sozialisiert, hat man als neuer Besitzer schon mal einige Vorteile. Unser Sarplaninac kam z. B. erst mit etwas über 6 Monaten zu uns, er hatte von seinem Züchter und den anderen Hunden sehr viel gelernt und wir haben mit ihm im Umgang mit Menschen und anderen Tieren keine Probleme.

Cantaou
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Auch beim Patou las ich sehr oft den "Erziehungstipp", der Hund müsse für alles, was er bekommt, eine "Gegenleistung" erbringen. Das halte ich für falsch, denn auch ich muss nicht schön brav sitzen, bevor meine Frau das Essen serviert. Und warum soll mein Hund sich Spiele oder Streicheleinheiten erbetteln oder erdienen?

Natürlich sollte man seinem Hund "Sitz" beibringen, aber unsere Hunde müssen das aus praktischeren Gründen können. Wir können dann z. B. besser ihre Zähne, die Krallen oder die Ohren und Augen kontrollieren und ähnliches.

Wie auch die anderen Hirtenhunde-Rassen sind schematische Übungen, also Unterordnung und stupides Fußlaufen nichts für einen Pyrenäenberghund. Auf jeden Fall sollte man auch bei ihm die Finger weglassen vom Schutzdienst. Er hat einen sehr natürlichen Schutztrieb und den sollten man nicht mit Training auf Menschen fördern oder verstärken. Und ganz sicher ist auch bei ihm Agility nicht ganz vorne in der "Hitparade" zu finden. Das ödet nämlich die meisten Hirtenhunde an. Und wenn wir gerade bei einer gewissen Ausbildung sind, sollte immer berücksichtigt werden, dass auch der Patou ein von Natur aus vorsichtiger Hund ist, also muss er immer die Gelegenheit haben, langsam an etwas herangeführt zu werden.

Foto: Alice Brock
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Besonders der Pyrenäenberghund sollte immer eine Aufgabe haben oder bei irgendetwas mitmachen. Wird es nicht zur Regel, kann er zum Joggen oder Radfahren mitgenommen werden. Eine Halterin erzählte mir, ihre Hündin wäre bei den Ausritten dabei und das macht sicher viel Spaß. Als Ausgleich dazu bedarf es aber immer langsamer und gemütlicher Spaziergänge, bei denen der Patou ausgiebig seine Umwelt studieren kann, Zeitung lesen eben. Allerdings würde ich sportlichere "Unternehmungen" erst mit ihm unternehmen, wenn er so etwa 2 Jahre alt ist und wenn man die Gelenke geröntgt hat. Sollten nämlich die Hüften nicht in Ordnung sein, braucht ein so großer Hund mehr Schonung.

Wichtig ist für die Erziehung auch, dass er alles kennen lernt, was zu seiner neuen Umwelt dazugehört und das er das dann auch akzeptiert. Also andere Hunde, Nachbarschaft, andere Haustiere und auch Wild. Mit ein bisschen Übung lernt das ein Pyrenäe aber sehr schnell und dann ist er ein angenehmer Begleiter. Wichtig ist mir das auch deshalb, weil seine Farbe Aufmerksamkeit und Sympathie erregt und deshalb werden Fremde und vor allem Kinder auf ihn schneller zugehen, als bei einem dunklen oder schwarzen Hund. Unsere Hunde haben gelernt, dass Fremde in unserem Beisein in Ruhe gelassen werden. Wir bitten diese lediglich, langsam auf die Hunde zuzugehen.

Josef Müller zitiert im Zusammenhang mit einer guten Erziehung das angebliche pyrenäisches Sprichwort:

"Wie man in den Monty hineinruft, so, schallt es heraus!"

Und meinen tut er damit, das die beste Erziehung immer auf freiwilliger Basis erfolgt. Dem kann ich nur zustimmen. Er meint dann weiter:

"Überzeugen kann einen Hund am besten, wenn die Antwort Spaß macht. Da gibt es übrigens keine großen Unterschiede zu uns Menschen."

Das macht sicher Spaß!
Foto: Alice Brock
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Auch bei ihm fand ich den klugen Hinweis, ob ein Hund wirklich all das können und lernen muss, was entweder gerade dem Zeitgeist entspricht oder von uns als wichtig angesehen wird. Sport, Hundeführerschein, überall mit hin müssen, sollen als Stichworte genügen. Unsere Hunde sind Landpomeranzen, sie kennen das Dorf und die Umgebung, benehmen sich sozusagen ökologisch und benötigen eine ganze Menge dieser "Mode-Erscheinungen" nicht und wir übrigens auch nicht. Hinzu kommt eben, dass Hirtenhunde, aber auch alle anderen Rassen angeboren Verhaltensweisen haben und die muss man kennen und beachten. Das heißt aber einmal wieder nicht, man muss die berüchtigte "Herdenschutzhunde-Erfahrung" haben.

Wir haben es schon gehabt von der so genannten "Familienfreundlichkeit" aller Hirtenhunde. Umgekehrt aber muss sich natürlich auch die Familie die Frage stellen, ob sie hundefreundlich ist. Das heißt, alle in einer Familie müssen am gleichen Strang ziehen, wenn es um die Erziehung geht. Sehr oft bekomme ich nämlich zu hören, der "Familienhund" akzeptiere z. B. auf Spaziergängen denjenigen nicht, der nur gelegentlich mit ihm unterwegs ist. Komischerweise sind das sehr oft dann Männer. Da vermute ich dann schon, dass mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet wird. Das aber sollte man lassen und statt dessen sich untereinander absprechen.

Almabtrieb
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Im Kapitel Haltung unserer Seite Pro Hirtenhunde haben wir ein Bild veröffentlicht, das einen Kaukasen in einer selbst gegrabenen Kuhle zeigt. Ein Züchter von Centralasiaten erzählte mir, dass er diese "Buddelei" bei seinen Hunden sehr unterschiedlich erlebt, die einen graben mit Begeisterung, die anderen eben nicht. Damit will ich also schreiben, dass man ein derartiges Verhalten nicht als "Gott gegeben" akzeptieren muss, sondern dass man seinem Hund durchaus beibringen kann, dass er statt der Kuhle lieber den kühlen Keller benutzt. Keinesfalls sollte man aber den Ratschlag von Josef Müller befolgen, der schreibt:

"Der Monty hat's gern kühl, besonders natürlich im Sommer. Zu diesem Zweck buddelt er sich gern eine kühle Kuhle, und leider nicht immer da, wo es der Hobbygärtner vorgesehen hat. Auch Hündinnen vor der inneren Hitze buddeln gern instinktsicher eine Wurfhöhle, klein ist die nicht, die Hündin soll ja rein passen und ein paar Welpen dazu. Solche Löcher können tabuisiert werden, indem man Kot einfüllt und zudeckt."

Warum ich nicht für diese Lösung bin, kann sich jeder sicher denken.

Obwohl der Pyrenäenberghund nicht so stark belastet mit Gelenkerkrankungen ist, wie andere Hirtenhunderassen, sollte zur Erziehung gehören, dass alles an Aktivitäten und Übungen mit etwas gebremsten Schaum gefahren wird, solange der Hund nicht geröntgt ist. Einschränkend will ich allerdings schreiben, dass man nicht bremsen sollte, wenn ein Hund bestimmte Dinge freiwillig tut, denn er kann nach meiner Meinung seht gut seine Grenzen selber stecken. Das behaupte ich aufgrund unserer Erfahrungen mit 2 HD belasteten Hunden. Und wenn wir schon bei der Bewegung und den Spaziergängen sind, auch aus gesundheitlichen Gründen ist es für unsere Hirtenhunde besser, wenn sie frei laufen können. Dazu muss man wahrscheinlich mit einem Patou etwas mehr trainieren, warum, ist im Kapitel Charakter beschrieben. Soviel aber hier, so mancher dieser Rassevertreter hat seine Besitzer schon auf eine harte Geduldsprobe gestellt indem er Stunden durch Abwesenheit geglänzt hat.

Der ausgewachsene Hund kann durch zuviel laufen an der Leine sogar einen gesundheitlichen Schaden bekommen. Dazu schreibt Erna Mohr:

"Die Normalbewegung des Hundes ist der Trab; auch galoppieren tut er gern. Aber der Schritt strengt ihn an; im Schritt geht er nur, wenn er müde oder krank ist oder wenn er an der Leine genötigt ist, mit dem gehenden Führer Schritt zu halten. Ein kurzbeiniger Hund, wie z. B. ein Dackel oder Terrier, der neben dem normal ausschreitenden Menschen herläuft, würde zwar, losgelassen, auch gleich davon galoppieren, hat dank seiner kurzen Beine aber meistens doch die Möglichkeit zu traben, auch wenn er an der Leine laufen muss. Ein großer Hund an der Leine ist genötigt, im Schritt zu gehen, was ihn leicht ermüdet und wobei es ihm ähnlich geht wie dem Tisch mit den ungleich langen Beinen: Er "fällt" von einem Fuß auf den anderen und watschelt um so mehr, je größer, breiter und schwerer er ist. Das kann auch gar nicht anders sein, wenn er nur gut breit in der Brust ist. Es geht ihm dabei nicht anders als langsam gehenden dicken Menschen, die nicht turnerisch diszipliniert sind auch sie watscheln, fallen von einem Fuß auf den andern, Kopf und Oberkörper schwanken von einer Seite zur anderen."

Gavarnie
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Haltung

Wer im Kapitel Geschichte gelesen hat, dass der Pyrenäenberghund eine unterschiedliche Verwendung gefunden hatte, wird sicher auch daran denken, dass man ihn unterschiedlich halten kann.

Wurde nämlich ein Teil dieser Rasse als "adeliger Schlosshund" gehalten, der andere aber als "Arbeitshund", dann kann man schon annehmen, er braucht zweierlei Haltung. Das dem nicht so ist, erzählte ein Zeitzeuge, der die Hunde aus der ersten deutschen Zucht erleben konnte.

Als Kind tobte er nämlich im Schloss des Fürsten Günter von Schönburg- Waldenburg mit dessen Hunden herum, während der ehemalige Zeugmeister des Fürsten vor den Hunden einen "Heidenrespekt" hatte und diese als Wachhunde sehr ernst nahm.

Daraus lässt sich eben schließen, dass diese Rasse, wie andere Hirtenhunde auch, ihren "Wachtrieb" überall ausleben können. Und das sie eben in der Lage sind, Situationen richtig einzuschätzen.

Eine Haltung in einer Wohnung ist in meinen Augen nicht möglich. Verschiedene Rassekenner behaupten zwar, man könne die Verwandtschaft aus den Hütehunden zur Not dort halten, aber mit einem Hirtenhund klappt das nicht.

Ein Haus mit einem Grundstück ist schon wesentlich besser. Richtig gut wird diese Haltung, wenn man den Hund selber entscheiden lässt, wo sein Platz wann ist. Dabei wird der Halter eines "derart natürlichen Hundes" sicher auch erleben, dass sein wachsamer Hirtenhund den lieben langen Tag auf dem Sofa verschläft, aber das wird eher die Ausnahme, denn die Regel sein.

Delilah + Dschenin, lieber draußen sein, als ...
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Josef Müller hat zum Thema Haltung sehr feinsinnig geschrieben:

"Ein Pyrenäen-Berghund ist nicht für jeden gleichermaßen geeignet: Entweder hat man viel Zeit oder viel Platz, am besten aber beides. Wer nicht viel Platz hat, muss seinen Monty ständig um sich haben. Wer viel Platz und etwas weniger Zeit hat, muss sich in den Phasen der Zuwendung intensiv um den Monty kümmern und ihm in der Zeit der Abwesenheit eine Aufgabe stellen, das muss nicht unbedingt eine "Herde" sein, wäre aber das Schönste auf der Welt für einen Monty."

Soll also ein Patou ausschließlich im Haus gehalten werden, geht das nach meiner Meinung nicht ohne menschliche Gesellschaft. Wir sind beide berufstätig und daher leben unsere Hunde draußen, in einem Gehege an "strategisch" wichtiger Stelle, damit sie alles mitbekommen und unser Grundstück bewachen können.

Lässt man aber einen Patou alleine, langweilt er sich zu Tode, daher sollte man sich überlegen, lieber zwei Hunde zu halten. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht und unser Sarplaninac und unsere Kaukasin finden diese Haltung offensichtlich auch gut. Wer den ganzen Tag zuhause ist, wird an zwei Hunden sicher auch seinen Spaß haben und es bleibt für den Menschen zwischendurch auch mal Zeit für sich selber.

Mindestens im Sommer aber wird auch diese Rasse es am schönsten finden, entweder an einem kühlen Platz im Haus oder in einer selbst gegrabenen Kuhle den Tag zu verdösen. Spätestens am Abend aber wird er wieder wach, vorausgesetzt, es kühlt ab. Kommt dann im Spätherbst der erste Schnee, tauen alle Hirtenhunderassen förmlich auf und sind in ihrem Element.

Schafft man sich einen solchen Hund an, sollte man vorher die Reizschwelle der Nachbarschaft austesten. Und zwar in Bezug auf die Wachsamkeit eines Pyrenäenberghundes. Sind die Nachbarn tolerant, oder wissen einen guten Wachhund zu schätzen? Denn ein Patou wird alles in seinem Sichtfeld bewachen, denn er und alle anderen Hirtenhunde meinen, ihnen gehöre die ganze Gemeinde. Sind die Nachbarn weniger tolerant, wird nichts andere übrig bleiben, als den Hund während der Nacht und der Mittagszeit ins Haus zu holen, was diesem sicher nicht so besonders gefallen wird.

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Ist aber der Hund überwiegend draußen, sollte man das Grundstück ausbruchsicher einzäunen, denn Hirtenhunde sind durchaus in der Lage, sich auf Dackelgröße zu minimieren und überall ein Loch zu finden. So erzählte mir mal die Besitzerin eines Estrela, sie sei zu Besuch bei ihrem Bruder gewesen und irgendwann habe es geklingelt. Ein Nachbar fragte an, ob der große Hund, der gerade die Häuser und Grundstücke der Nachbarschaft erkundete, hierher gehöre. Angeblich war das Grundstück ausbruchsicher eingezäunt. Zu einem guten Zaun gehört dann übrigens auch, dass man ihn nicht ohne weiteres untergraben kann. Bei großen Grundstücken kann also der Kaufpreis eines Patou der kleinste Kostenfaktor sein.

Bei der Gelegenheit möchte ich gleich meine Meinung loswerden, alle Hirtenhunde sollten mit einer Haftpflicht versichert sein, denn man kann nie wissen, ob sie nicht eines Tages doch mal in der Nachbarschaft unterwegs sind.

Zu einer verantwortungsvollen Haltung gehört aber auch, vor allem dem jungen Hund das tägliche Rauf und Runter einer Treppe zu ersparen. Davon aber mehr im Kapitel HD.

Josef Müller schreibt dazu:

"Besonders wichtig für die Langlebigkeit und Gesundheit des Hundes ist die Vorsicht seiner Besitzer im Umgang mit Treppen und glatten Böden. Der Berghund-Welpe sollte möglichst keine Treppen benutzen können bis zum 20. Lebensmonat, er sollte Treppen prinzipiell getragen werden in beiden Richtungen, was ab dem vierten Lebensmonat eine sehr, ja eine zu schwere Aufgabe für den Besitzer sein wird. Auch aus diesem Grund schon ist eine ebenerdige Wohnung mit direkt zugänglichem Garten sinnvoller."

Pflege

Wenn ein Pyrenäenberghund nicht gerade aus einer Linie kommt, in der ein langes Haar vererbt wird, was im übrigen nicht rassegerecht wäre, ist die Pflege dieser Rasse denkbar einfach. Man nehme wenige Male im Jahr eine Bürste, bade nie, schneide ganz selten auftretende Verfilzungen mit einer geeigneten Schere einfach ab und das wars.

Beim Baden könnte als Ausnahme gelten, wenn der Hund selber ins Wasser geht, ist das natürlich seine Angelegenheit, aber dann tut er es ohne "Badezusätze" oder andere Chemikalien und dann bleibt auch die natürliche Fettschicht der Haare erhalten.

hier wird die Pflege etwas aufwendiger
Foto: Alice Brock
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Auch beim Patou lese ich immer wieder, er entwickele keinen oder nur einen geringen Eigengeruch. Das gleiche behaupten aber auch zahlreiche Besitzer anderer Hirtenhunde und damit liegen sie ganz sicher daneben. Je nach Witterung oder Luftfeuchtigkeit riecht jeder Hirtenhund. Daher ist es schon sträflich, zu behaupten mit einem Pyrenäen würden Allergiker weniger oder gar nicht belästigt.

Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, aber ich will es doch erwähnen. Jeder Hund sollte ab und an so einer Art TÜV unterworfen werden. So sollten die Zähne angeschaut werden, denn vor allem bei weichem Futter bildet sich schneller Zahnstein. Um diesem vorzubeugen, bekommen z. B. unsere Hunde steinhartes Brot oder einen Hundekuchen zur Zahnpflege. Natürlich sind hierfür auch Gurgeln aller Art geeignet. Von der Fütterung von Knochen haben wir uns und unsere Hunde schon vor Jahren verabschiedet.

Wie bei allen Rassen mit Hängeohren sollten diese immer mal wieder kontrolliert werden. Der Zeitabstand hängt vom Gewicht der Ohren ab. Hat ein Hund einen starken "Behang", lieber mal öfter überprüfen, sind die Haare und das Gewicht nicht so stark, genügt es, alle paar Wochen mal reinzuschauen.

Beim Pyrenäenberghund kommt bei der Pflege noch eine Besonderheit hinzu. Da er zu den wenigen Hirtenhunden gehört, die "Wolfskrallen" haben müssen, sollten diese gelegentlich kontrolliert werden. Das heißt, man muss sie kürzen, da sie sonst einwachsen können.

Ernährung

Und damit käme ich dann wieder zu einem Thema, in das ich mich nicht gerne einmische, da ich kein Ernährungsexperte bin. Allerdings gibt es einige allgemeine Tipps und die gebe ich gerne.

Bis zum 6. Lebensmonat sollte man einen jungen Hund - und dabei spielt die Rasse keine Rolle - dreimal täglich füttern. Dann verdaut er besser und weniger auf einmal, der Magen wird also nicht sehr stark entlastet. Denn während unser zukünftiger "Haus- und Hofwächter" noch Saugwelpe war, hat er so etwa alle 2 Stunden Nahrung aufgenommen und das auch in kleinen Mengen. Nicht nötig ist aber das von der Industrie angebotene spezielle Welpenfutter, denn es ist viel zu hochwertig und kann zuviel zu schnellem Wachstum führen. Hirtenhunde sind "Minimalverwerter" und ein alter Spruch sagt, "einen Hirtenhund soll man groß hungern". Womit natürlich nicht minderwertig gemeint ist.

Lac d’Estaing
Foto: Alice Brock
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Etwa ab dem 7. Monat genügt es dann, wenn man zweimal füttert. Das sollte man dann aber auch beim erwachsenen Hund beibehalten. Zwar stimmt die Behauptung, Hirtenhunde neigten zu Magendrehungen, ganz sicher nicht, sondern ist ein Problem aller großen Rassen und in der Regel ein Zuchtproblem, aber man kann als vorsichtiger Hundehalter ja auch dieser Gefahr durch zweimal füttern vorbeugen.

Sicher wird es jedem Hundehalter einleuchten, dass für Hunde das gleiche gilt, wie für Menschen, mit vollem Magen ist schlecht arbeiten. Daher ist füttern erst dann angesagt, wenn Spaziergang oder Arbeit beendet sind.

Wer ein Fertigfutter verfüttert, wird gut daran tun, die angegebenen Mengen deutlich zu unterschreiten, sie nützen dem Hersteller, schaden aber einem Hirtenhund. Denn man sollte sich immer ins Gedächtnis rufen, was diese Hunde in ihren Ursprungsländern an Futter bekamen. Josef Müller beschreibt es so:

"Viele werden sich schon gefragt haben, wie ein so großer und relativ schwerer Hund in einem als extrem sparsam bekannten Milieu traditionell sich ernährt hat. Die Antwort ist ganz einfach: mit Brot, Essensabfällen - falls es welche gab - Molke, die täglich zweimal anfällt, aber mit den Schweinen geteilt werden muss, Schafkot, der ebenfalls täglich abfällt, und Nachgeburten, die bei den asaisonalen Schafrassen übers ganze Jahr vorkommen. Der weidende Herdenschutzhund frisst selten Gras, so oft wie alle anderen Hunde auch, viel öfter frisst er den Kot der Schafe, der ihm Ballaststoffe und Vitamine zuführt, natürlich auch Würmer..."

Welpenkauf

Natürlich kann man mal schauen, ob ein Hundehändler einen "geeigneten Welpen" anbietet, oder man findet vielleicht auch einen im Internet. Aber das wird in der Regel in die Hosen gehen. Darum lautet natürlich meine Empfehlung, Welpenkauf nur bei einem Züchter und der sollte einige Ansprüche erfüllen.

Foto: Hildegard Kemmerling
www.pyreneseberghonden.be

Auch in diesem Portrait ausdrücklich der Hinweis, es muss nicht ein VdH- Züchter sein. Mir wenigstens ist wichtig, dass man Vertrauen hat, oder einen Züchter bereits kennt, oder dieser empfohlen wurde.

In Sinne einer verantwortungsvollen Zucht möchte ich die zukünftigen Besitzer darauf aufmerksam machen, dass Elterntiere ganz im Sinne ihrer Gesundheit und eigenen Entwicklung ein bestimmtes Alter haben sollten, bevor sie in der Zucht eingesetzt werden. So schrieb bereits Erna Mohr über die Zuchtreife und den Einsatz von Hündinnen:

"Mit der ersten Läufigkeit ist die Hündin zwar geschlechtsreif, aber nach unseren Begriffen noch längst nicht zuchtreif. Ihr Körper ist noch nicht voll entwickelt, würde durch eine vorzeitige Zuchtnutzung in der Entwicklung zurückbleiben, da die für den eigenen Körper nötigen Aufbaustoffe für die Leibesfrüchte verbraucht werden. Und so kann den Welpen auch nicht soviel an Lebenskraft mitgegeben werden, wie ihnen eigentlich zusteht und bei einer vollentwickelten Mutter auch mitgegeben wird."

Alles kennen lernen
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Und über Rüden:

"Auch der Rüde ist früher geschlechtsreif als zuchtreif. Zwar wächst er meistens etwas schneller als die Hündin, soll aber ja auch ein größeres Endgewicht und eine größere endgültige Höhe erreichen. Auch ihm schadet vorzeitige geschlechtliche Betätigung in seiner Entwicklung."

Daher denke ich, dass so etwa ein zweijähriger Hund erstmals in der Zucht eingesetzt werden sollte. Und dem Satz der erfahrenen Halterin wäre nichts mehr hinzuzufügen. Erna Mohr schreibt:

"Unsere großen Rassen sind spätreif, und zu frühe Zuchtnutzung kann sich unter Umständen auf Kosten der Endgröße der Mutter und auf Kosten des Welpennachwuchses bzw. deren endgültiger Größe auswirken."

Allerdings sind mir auch noch andere Punkte wichtig, wenn ich auf der Suche nach einem Welpen wäre.

Erfahrungen mit älteren Hunden
Foto: Hildegard Kemmerling
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Heutzutage finde ich ein gutes Sozialverhalten sehr wichtig. Das lernt ein junger Hund am besten, wenn er von klein auf Kontakt mit anderen Hunden hat. Dazu gehört dann auch ein Rüde. Der muss zwar nicht der Vater sein, aber er sollte an der Erziehung der Welpen teilhaben.

Auch sollten die Welpen von älteren Tieren lernen können, dass Hirtenhunde Aufgaben haben können. So erzählte mir eine Züchterin, dass die Hunde auf ihrem Grundstück mit den Zuchtpferden täglichen Umgang haben. Wo Pferde sind, gibt es auch anderes Getier und auch viele Menschen, denn auf Pferdehöfen ist immer etwas los. Also gute Voraussetzungen für einen "gesellschaftsfähigen Hund".

Unser Sarplaninac kam erst mit ca. 6 Monaten zu uns. Das war ein Vorteil, denn er hatte bei seinem Züchter gelernt, in der Gruppe zu leben.

Wichtiger als alle Pokale und Urkunden im Schrank eines Züchters sind die Gesundheitsbescheinigungen seiner Zuchttiere. Ein guter Züchter ist stolz, mit gesunden Hunden zu züchten und wird daher bereitwillig Auskunft über seine Linie geben. Man sollte sich daher möglichst umfassend informieren, auch z. B. über Geschwister der Eltern oder andere Nachkommen.

Beim Kauf eines Welpen oder jungen Hundes sollten Interessenten den Bauch aus - und den Kopf einschalten. Aus dem niedlichen Wollpaket wird sehr schnell ein großer Hund mit eigenem Willen und Charakter. Daher würde ich mit großem Zeitaufwand Eltern und Welpen lange beobachten, mit anderen Züchtern vergleichen und eine Entscheidung erst dann treffen, wenn ich das Gefühl habe, ausreichend informiert zu sein.

Der Züchter um die Ecke ist vielleicht der günstigste, aber nicht immer der beste. Daher auch hier, viel Informationen sammeln, bevor man kauft. In Zeiten des Internets kann man sich sehr gut mit Haltern und Züchtern der Rasse austauschen und man kann auch mal auf eine Ausstellung gehen.

Züchter, die nur die Welpen zeigen, nicht aber die Elterntiere und ihre anderen erwachsenen Hunde, haben etwas zu verbergen. Für einen zukünftigen Besitzer sind aber gerade diese wichtig. Daher alles mit großem Zeitaufwand beobachten. Ein Züchter sagte mal zu mir, ich beschäftige mich ja nur mit seinen erwachsenen Hunden, die seien aber nicht verkäuflich.

Hüftgelenksdysplasie HD

links HD-A, rechts HD-E
Foto: Schweizer Do-khyi Club

Wie bei anderen Hirtenhunderassen, aber auch anderen großen Hunden stellt HD während der Wachstumsphase ein "Problem" dar. Zwar streiten die Experten, inwieweit HD vererbbar ist, oder auch durch Aufzucht auftreten kann, aber solange hier keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, sollte man auch diese Rasse entsprechend aufziehen. Dazu gehört unter anderem auch, die Hunde nicht auf sehr glatten Böden zu halten, das ständige Laufen von Treppen zu vermeiden und auch Springen auf Übungsplätzen zu unterlassen. Aber auch eine Überfütterung kann HD fördern, daher sollten Welpen, junge Hunde und später auch Erwachsene anfänglich dreimal, später zweimal gefüttert werden, mehr dazu unter Ernährung.

Nach Unterhaltung mit einigen Züchtern scheint HD beim Pyrenäen kein gravierendes Problem zu sein, richtig beurteilen kann ich das allerdings nicht.

Wie bei den anderen Rassen im Club für ungarische Hirtenhunde darf auch beim Pyrenäenberghund noch mit der Stufe HD-C (leichte HD) gezüchtet werden. Da die Rasse gesichert ist und genügend Hunde für die Zucht zur Verfügung stehen, halte ich das für falsch und würde nur einen Hund aus einer HD-A oder auch noch HD-B Verpaarung erwerben.

Entgegen dem derzeitigen Trend wäre es wichtig, von Hunden, die in der Zucht eingesetzt werden sollen, möglichst viele Tiere der unmittelbaren Verwandtschaft zu erfassen und zu röntgen. Dabei könnte sicher helfen, wenn die Clubs die Gebühren für die Eintragung senken oder wegfallen lassen würden. Es ist schon reichlich unverschämt, wenn man für Nichtmitglieder die doppelte oder dreifache Gebühr verlangt.

Und in diesem Zusammenhang schreibe ich noch einen Satz zur angeblichen Narkosesensibilität der Hirtenhunde. Die nämlich ist ein Märchen, wenn es nur um Hirtenhunde geht. Richtig wird sie, wenn man schreiben würde, dass sie vermehrt bei großen Rassen auftritt und zuchtbedingt ist. Das heißt, innere Organe wie Herz und Lunge passen nicht mehr zum großen Körper und dann kann es eben passieren, dass einer dieser "Giganten" nicht mehr aufwacht. Sind diese Organe gesund und angepasst, kann man das Risiko eigentlich vergessen. Im übrigen gibt es lt. unseren Tierärzten darüber keinerlei Statistiken, noch nicht einmal für große Rassen pauschal, es sind höchstens Erfahrungswerte von Tierärzten. daher kann man sich auch die von Josef Müller gewünschte Adressenliste angeblich besonders geeigneter Tierärzte sparen.

Abschließend zum Thema HD möchte ich darauf hinweisen, dass man bei allen Hirtenhunden eine so genannte Zuchtwertziffer einführen sollte. Die beinhaltet aber wenig Punkte für die Optik und viel Punkte für Gesundheit und Charakter.

Bei anderen Gesundheitsproblemen möchte ich keinerlei Ratschläge geben. Das ist Sache der Tierärzte, denn wäre es so einfach, könnte jeder ein mehr oder weniger verkappter Tierheilpraktiker werden und die Ärzte wären überflüssig. Dazu zählt beispielsweise die Frage der Kastration.

Französisches Clubheft
Foto: Alice Brock
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Ausklang

Wer mit gesundem Menschenverstand an einen Pyrenäenberghund herangeht, den einen oder andere Tipp von guten Züchtern und auch von mir beherzigt und seinem Hund ein "schönes Leben" bietet, wird mit dieser Rasse sicher viele schöne Jahre verbringen. Denn die durchschnittliche Lebenserwartung dieser großen Hunde ist relativ hoch und beträgt zwischen 10 und 15 Jahren.

Der Name "Patou"

In einer Internetseite fand ich dazu den folgenden Hinweis:

"Der Patou, wie er zärtlich seit der Verfilmung genannt wird, hat seinen Ursprung in Südfrankreich. Er ist der größte aller weißen Hirten- und Herdenschutzhunde ... Er unterscheidet sich von den anderen Rassen durch seine mehr oder weniger markante Maske und dachsfarbigen Flecken am Rutenansatz und teilweise einigen Flecken am Körper. Am beeindruckendsten aber sind seine melancholisch blickenden Augen, die seine ganze Seele offenbaren."

Um welchen Film es sich dabei handelt, wurde nicht erwähnt und andere haben genau diesen Satz abgeschrieben. Zwar ist es möglich, dass es tatsächlich einen oder mehrere Filme gegeben hat, in denen ein "Patou" vorkam, aber man sollte wenigstens die Quelle nennen. daher wird wenigstens von uns wird diese Namensgebung angezweifelt.

Nach meiner Überzeugung kommt der Kosename von "Pastou", also einer Ableitung von Schäfer oder Hirte.

Aber es gibt natürlich auch noch eine andere Deutung dieses Namens. So behaupten einige "Rassekenner", der Patou habe seinen Namen bekommen, weil er partout nicht hören will.

Ein beachtlicher Teil der Besitzer wird das sicher bestätigen können. Aber die könnten natürlich auch etwas falsch gemacht haben im Zusammenleben mit ihrem "Weißen" aus den Pyrenäen.

Hartmut Deckert

Quellen:
Buch "Pyrenäen Schäferhunde" von Josef Müller, Udo Kopernik und Claudia Müller; verschiedene Internetseiten

Unser Dank für die Bilder geht an: Alice Brock, Margarete Sigler, Ruth Reheuser, Regina Moser-Beck und an Hildegard Kemmerling aus Belgien sowie an Frank Pätzold und Michael Reber, der in den Pyrenäen lebt.

Aber auch die Stadt Waldenburg und das Schlossmuseum Glauchau haben uns unterstützt, als es um die Zucht in Deutschland ging.

Schafhaltung in den Ausläufern der Pyrenäen
Foto: Michael Reber

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