[zurück]

  Deltari Ilir  

Legende des Kosovo

.

Zum Gedenken voller Respekt an Sahit Smaili aus Mushnikov, Kosovo

Quelle: Deltari Ilir

Vorwort

Über die Hirtenhunde aus dem Kosovo zu schreiben, macht Spaß. Denn man kümmert sich dort nicht um all die „blöden“ Vorschriften irgendwelcher Vereine oder Verbände. Zuchtbestimmungen, wie wir sie kennen und egal wie dumm, kommen dort nicht vor und die Hunde sind nicht nur eine Legende, sondern „Arbeitshunde“, die viele Aufgaben erfüllen. Eine aber nicht, sie dienen nicht als „Prestigeobjekte“, müssen nicht „schön“ sein und gehören einfach nur zum Leben der Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Vieh – oder Weidewirtschaft bestreiten.

So wird dieses Portrait frei sein von den klugen Erkenntnissen der Spinner in der Hirtenhundeszene und es gibt keine Diskussionen, ob die Hunde Hirtenhunde oder Herdenschutzhunde sind. Das Wort kennt man in den Bergen des Sharr – Gebirges nämlich gar nicht.

.

Der Name

Eigentlich ist der Name dieser Rasse sehr alt und eigentlich gibt es ihn andererseits schon lange nicht mehr. Das stellt man sich wenigstens außerhalb des Kosovo so vor.

.

Quelle: Deltari Ilir

.

Aber bereits nach dem Jugoslawienkrieg führten eine ganze Reihe von Liebhabern und Züchtern der Rasse im Kosovo die Diskussion darüber, wie die Hunde aus den Bergen des Sharr - Gebirges zukünftig heißen sollten. Denn eines war klar, mit der Abtrennung des Kosovo vom ehemaligen Jugoslawien und damit auch von Serbien war der Name „Sarplaninac“ in dieser Region ein für alle mal erledigt.

.

.

.

Bei Peja

Quelle: Annina Prenner

.

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

.

Möglichkeiten gab es viele, denn schon immer hatten diese Hirtenhunde Namen, die ihnen die Schäfer und Hirten anhand bestimmter Merkmale gaben. Aber es gab bereits einen Namen, mit dem sich auch die Kosovaren identifizieren konnten: Deltari Ilir. Als die Nachkommen der Illierer sehen sie sich nämlich.

Andere Möglichkeiten wären gewesen die Äußerlichkeiten der Hunde, also z. B. Karabash, das allerdings hätte sicher zu mancher Verwirrung geführt und der Begriff Karabash ist einer der wenigen aus dem türkischen. Also Deltari Ilir, der ilirische Schäferhund, die Legende aus den Bergen des Sharr Gebirges.

.

 

Karabash des Züchters Halimit

Quelle: Deltari Ilir

.

Abstammung

.

Noch in den fünfziger Jahren gab es im gesamten Bereich des Sharr Gebirges sehr helle oder weiße Hunde mit Flecken. Eigentlich eine Kombination, die weder mit dem Deltari Ilir noch seinen Nachkommen, dem Sarplaninac und dem Kraski Ovcar etwas zu tun haben. Also ist diese Farbkombination älteren Ursprungs und sagt sicher etwas aus über die Abstammung.

 

Deltari Ilir aus dem Shar Gebirge
Foto: Ramadan Sulejmani

Bevor ich aber auf diese Abstammung eingehe, ist es wieder mal wichtig, zu klären, von wem diese Rasse nicht abstammt, denn auch darüber ist einiges zu lesen.

Fast überflüssig zu erwähnen, auch der Deltrai Ilit stammt nicht von der als Vorfahren traurig berühmten Tibet - Doggen ab.

Auch wenn der „große Herdenschutzhundeexperte“ Bloch schreibt:

„ … Der Ursprung aller Herdenschutzhunde geht wohl auf die im Volksmund als Tibetdogge oder Tibetmastiff bekannten, ehemals als Kampf - bzw. Wachhund eingesetzten doggenartigen Hunde zurück.

Die Tibeter bezeichnen ihre eigenen, meist zum Schutz von Nutztierherden und Siedlungen eingesetzten Tiere als Do Khi, die bereits im Jahre 1121 v.Chr. Erwähnung finden. Aus diesem Ursprungsgebiet gerieten diese Hunde zunächst über China in die Mongolei, dann nach Zentralasien und Mesopotamien.

Ihre Verbreitung nahm rasch zu, und die "Tibeter" vermischten sich in den neuen Lebensräumen  häufig mit einheimischen Hundeschlägen. Teilweise verloren sie nun den langen Behang und erhielten eine vielfältige Färbung. Die meisten äußerlichen Merkmale blieben erhalten: der große Wuchs, der kräftige Körperbau, der massive Kopf mit der umfangreichen, doch nicht sehr langen Schnauze. Einige Tiere wurden mit Barsoi-Hunden verpaart und zur Jagd abgerichtet.

Denkmäler der assyrisch-babylonischen Kunst retteten die Abbildungen der alten doggenartigen Hunde bis in unsere Zeit. Auf dem Hof des assyrischen Zaren Aschurbanipal (7. Jh. v. Chr.) wurden ebenso ausgezeichnet erhaltene Darstellungen von Umzügen gefunden, in denen die Hauptdarsteller große, doggenartige Kriegshunde waren. Aus Mesopotamien drangen sie ins antike Griechenland, von dort unter der Bezeichnung Molosser verbreiteten sie sich um das ganze Mittelmeer (Hoefs, 1998). Mit der Zeit entwickelten besonders Schäfer und Hirten einen Hundetyp, der über die Mongolei in den vielen ehemaligen Sowjetrepubliken vom Süden Sibiriens bis ins östliche Kasachstan u.a. als Herdenschutzhund eingesetzt wurde.“

Diese Meinung ist heute völlig isoliert und kann nicht mehr für ernst genommen werden.

Murgjai, Hamdi Hyskesimar
Quelle: Deltari Ilir

Eine weitere Vermutung war wenigstens zeitweise, die Hunde stammten von Hirtenhunden ab, die vor etwa 2500 Jahren aus dem Kaukasus auf den Balkan kamen. Das behauptet heute niemand mehr ernsthaft. 

Und es gibt eine weitere Abstammung und auch die ist mehr als zweifelhaft. Demzufolge sollen aus Indien mit Alexander dem Großen Hunde auf den Balkan gekommen. Alexander bietet sich natürlich auch allein wegen seiner Abstammung an, denn die wird heute von zwei Staaten beansprucht, Griechenland und Mazedonien und damit wären wir schon sehr nahe an der heutigen Heimat des Deltari Ilir.

Dr. Ludwig Matlas schreibt zu dieser Theorie

„ … Nach alten Abbildungen und Schriften kann man doch einiges rekonstruieren. So fand man ein babylonisches Relief aus dem Jahr 2200 v. Chr ., das einen Krieger in Begleitung eines Mastiffs zeigt. Der Mensch hat also bereits zu dieser Zeit gezielt Hunde nach Größe und Wesensart selektiert und gezüchtet. Es handelte sich um große, mächtige Hunde, die ausschließlich als Wach -, Schutz- und Kriegshunde gehalten wurden. Diese Hunde waren damals weit verbreitet; es gab sie in mehreren Arten, die sich jedoch alle mehr oder weniger ähnlich waren. Auch Alexander der Große (356 -323 v. Chr.) berichtet von solchen Hunden, die ihm auf seinen Kriegszügen bis nach Indien begegneten.“

Saud Kajtazi –“ Zatra” Pejë
Quelle: Deltari Ilir

Diese „Inder“ sollen sich mit autochthonen (einheimischen) Hunden gekreuzt haben und daraus entstanden die so genannten Molosser aus der damaligen Provinz Molotien. In einer Übersetzung aus dem albanischen heißt es dazu:

„ … Auf diesen Gebieten hat der bekannte Ilyrenstamm Molosen gelebt. der sich mit einer extensiven Landwirtschaft beschäftigt und solche einheimische Hunde gezeugt hat, von denen die autochthone Hunderasse Deltari Ilir die Herkunft hat.“

Mit diesen Molossern hatte ich es schon in verschiedenen anderen Portraits von Hirtenhunden des Balkans. Denn sie kommen nach meiner Meinung als Vorfahren nicht in Betracht. Zwei Gründe gibt es dazu, zum einen gab es Hirtenhunde lange vor diesen Molossern und deswegen musst niemand aus „Kriegs - oder Kampfhunden“ Hirtenhunde machen und außerdem waren diese Hunde zu schwer, zu groß und zu plump. Also kurz beschrieben auch zu teuer und zu uneffektiv für die Arbeit an der Herde. Daher denke ich, es war umgekehrt, aus den genügsamen und ausdauernden Hirtenhunden entstanden die Hunde der Provinz Molotien, wenn es diese Hunde denn tatsächlich gegeben hat.

Senifer Bala- Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

Dazu schreibt Roland Kaschel:

... "Über die Molosser wurde schon sehr viel geschrieben, aber eigentliche Molosserhunde gab es eigentlich nie. Das ist nur eine Prägung der modernen Kynologie für besonders schwere Hunde. Es ist nur überliefert, dass es beim Volk der Molosser in Molotien große, kräftige und mutige Hunde gab, die auch zum bewachen der Herden verwendet wurden. Diese Hunde wurden aber auch immer für die Großwildjagd, den Schutz der Siedlungen und bei Auseinandersetzungen mit feindlichen Stämmen eingesetzt...

In der Pindos Region Griechenland/Albanien lag die Provinz Molotien. Das aus anderen Gebieten derartige Hunde nicht erwähnt werden heißt nicht, dass es derartige Hunde dort nicht gab. Der gesamte Balkan ist auf Grund seiner ortgraphischen Besonderheiten schon immer ein Gebiet gewesen, in dem die Herdenviehzucht ein entscheidender Wirtschaftszweig war. Die Herdenviehzucht breitete sich vom Zweistromland zuerst in Richtung Kleinasien - Balkan aus und dann erst in andere Teile der Welt."

Herde in Restelica
Quelle: Deltari Ilir

Die Haustierforschung sagt, es entstanden neue Haustiere, wenn ein Bedarf entstand. Seit es Schafe und später Ziegen und andere Haustiere gab, bedurften diese Schutz vor Wildtieren, die in ihnen leichte Beute sahen, das war die Geburtsstunde der Hirtenhunde.

Man muss nun nur noch wissen, seit wann es diese domestizierten Haustierrassen gab und woher sie kamen und dann lässt sich auch in etwa das Alter der Hirtenhunde und ihre Herkunft bestimmen.

Da kann geholfen werden, sagen die Haustierforscher. Als erstes Haustier gab es Schafe und die stammen aus Mesopotamien, also aus den heutigen Ländern Türkei, Iran und Irak. Das ist so etwa 6000 Jahre her und daher kann man das Alter der Hirtenhunde in etwa gleich bestimmen, ein paar Jahre oder Jahrhunderte hin und her sind nicht so wichtig. Zu dieser Zeit aber gab es weder in Zentralasien Haustiere, die einen Hirtenhund gebraucht hätten, noch dachte die Welt an Alexander den Großen und sein späteres Weltreich.

Kaloshi, Isa Musallari- Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

Im übrigen machte es keinen Sinn, wenn Hirten und Schäfer mehrere Jahrtausende ohne Hirtenhunde ihre Herden ohne große Verluste über die Runden gebracht hätten, dann nach so vielen Jahren noch diese Hunde anzuschaffen. Sicher ist aber, ohne Hirtenhunde gäbe es sicher diese alten Haustierrassen nicht, denn sie konnten damals ohne Hunde nicht überleben.

Von Mesopotamien bis auf den Balkan war es ein Stückchen und daher gab es einige Völker, die an dieser Wanderung beteiligt waren. Über einige ist etwas bekannt und die Nachfahren einiger leben heute noch auf dem Balkan.

Die Illyrier

Illyrische Bronze-Tafel aus Slowenien vom 4. Jahrhundert v. Chr.
Quelle Wikipedia

Diese waren ein recht unternehmungslustiges Völkchen. Ihr Besiedelungsgebiet erstreckte sich  von Slowenien im Norden bis nach Mazedonien im Süden, immer schön an der Adria entlang und westlich sogar bis zum heutigen Belgrad. So umfasst der Begriff "Illyrischer Schäferhund" alle Gebirgsgegenden  des ehemaligen Yugoslawiens. .

Im nachhinein betrachtet war der "Erfinder" dieses Namens ein gewiefter Fuchs. Ging er doch allen Konflikten, die zwischen den Nationalitäten Yugoslawiens entstehen konnten, geradezu genial aus dem Wege. Andere haben diesen Nationalitätenkonflikt nicht beachtet und so "schlagen" sich z.B. heute Bosniaken und Kroaten um die wahre Herkunft des Tornjak.

Nicht wissen konnte er allerdings, dass heute im Kosovo dieser alte Name wieder für die Hunde aus dem Sharr - Gebirge benützt wird.

Nur die "Entdecker" des Deltari Ilir und seiner Nachkommen Sarplaninac und Kraski ovcar waren die Illyrer auch nicht, sie haben sie höchstens stark beeinflusst. Vergessen wir daher mal eine Zeitlang die heutigen Grenzen der Balkanstaaten und denken darüber nach, wer dort über die vielen Jahrhunderte gelebt hat, noch heute lebt oder Einfluss auf die Geschicke der Region nehmen konnte. Wer besiedelte oder durchwanderte den Balkan, brachte oder nahm etwas mit, wer beeinflusste die Entstehung der Rassen?

Illyrischer Helm aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Quelle Wikipedia

Diese Frage stellt sich daher, weil ich vermute, dass alle Hunde des Balkan aus einem Hund entstanden, bzw. es nur einen Hund gab, nämlich den aus Kleinasien. Dieser veränderte sich im Laufe der Zeit, bzw. er wurde den Gegebenheiten angepasst. Dies war keine planmäßige Zucht, sondern Schäfer und Hirten arbeiteten nur mit den Hunden, die sich bewährt hatten. Da solch eine Sicht nie objektiv ist und da verschiedenen Ansprüche gestellt wurden, veränderten sich die Hunde in den Ländern und Regionen merklich.

Die Sarakatsani

Sarakatsanische Tracht
Quelle: Wikipedia

Angenommen, die ersten Hunde kamen über Kleinasien nach Griechenland, so mussten sie von dort weiterwandern. Dabei haben die Sarakatsani oder Karakatschani mitgeholfen, ein kleines Völkchen, dass aus Griechenland stammen soll, dem aber auch ein mazedonischer Ursprung nachgesagt wird. So lebt heute in Bulgarien eine Minderheit der Sarakatsani und diese dürften die Wege der alten griechischen Hirtenhunde durch den Balkan ein ganzes Stück voran gebracht haben.

Über deren Hunde heißt es:

"... berichtet über Rassen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Es gibt aber auch einige Hunde in Mazedonien welche als Karakachan oder griechische Hund angesehen werden könnten...

Hier kann ich zustimmen, denn ursprünglich lebten die Karakatschanen auch in Mazedonien. Fehringer erwähnte 1949 "die großen, langhaarigen , schwarz - weiß gefleckten Hunde als Wächter der Viehkrals in Mazedonien, die dort Karakachan genannt wurden."

Durch die Sarakatsani sind so vielleicht die hellen und fast weißen, aber auch schw./weiß gefleckte Hirtenhunde in das ehemalige südliche Yugoslawien gekommen, die man immer noch vereinzelt sehen kann und die den Tornjak beeinflusst haben. Aber sie haben sich auch in Ländern wie Bulgarien und Rumänien verbreitet.

Die Aromunen

Auch sie eine ethnische Minderheit - der Name leitet sich vom römischen "Romanus" ab, deren Angehörige im ganzen Balkangebiet leben. Teilweise assimiliert und integriert in die verschiedenen Nationalitäten haben sie dennoch Ihre Kultur erhalten.

Aromunische Trachten

Ursprünglich lebten die Aromunen in der römischen Provinz Makedonien. Über die Zahl der Aromunen, die man auch Wlachen oder Mazedo - Rumänen nennt, werden sehr unterschiedliche Angaben gemacht. Je nach Standpunkt ist mal von 250.000 die Rede, mal von anderthalb Millionen.

Im Donaudelta, im gesamten Bereich der rumänischen Dobrudscha, arbeiten sie als Schaf - und Ziegenzüchter. Ihre romanische Muttersprache haben sie bewahrt. Und die Tierzucht und Haltung hat eine ebenfalls sehr alte Tradition. Schaut man sich deren Hunde an, erkennt man neben dem rumänischen Carpatin durchaus auch Hunde, die aus Bosnien Herzegowina, aus dem Kosovo, Mazedonien  oder Griechenland stammen könnten.

Neben Rumänien sind die Aromunen aber auch heute noch in anderen Ländern zu finden, z.B. in Albanien. Dazu ein Zitat:

... "Moschopolis war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als Handels - und Kulturzentrum eine bedeutende städtische Siedlung - heute ist es, amtlich Voskopoja, ein unbedeutendes Dorf mit etwa 700 Einwohnern im Südosten Albaniens. Was die ethnische Zusammensetzung betrifft, soll es in Voskopoja außer Aromunen und Albanern auch Karakatschanen geben.

Mit dem Terminus "Aromunen" bezeichnet man eine im Süden der Balkanhalbinsel (GR, AL, Serbien, BG, R) beheimatete ethnische Gruppe."

Ebenfalls eine Erklärung, warum es nicht nur auf dem ganzen Balkan weißgrundige Hunde gibt, sondern diese Farbe auch beim Deltari auftritt ist ein Zitat von Roland Kaschel:

..."denn die Wanderhirten aus Rumänien trafen sich auf ihren jahreszeitlichen Wanderzügen in den verschiedenen Regionen und es kam so immer zu einer Vermischung der unterschiedlichen Schläge.... Die Hirten aus der Bukovina tauschen auch heute noch Hirtenhunde mit den Hirten aus der Karpatoukraine. Aus der Ukraine holt man sich hauptsächlich rein weiße Hunde, den in der Ukraine als "Karpatska Wyvcarska" bezeichneten Hirtenhund".

Aromunische Trachten

Die Goraner

Dragash
Quelle: Wikipedia

Das ehemalige Jugoslawien war groß und reich an Völkern. Eines darf nicht vergessen werden, die Goraner.  Dazu schreibt die Stuttgarter Zeitung am 18. 12. 2001:

..."Dragash war nie wohlhabend. Die Bergregion am südlichsten Zipfel der Provinz Kosovo mit 2500 Meter hohen Gipfeln... hat selten die Aufmerksamkeit eines Politikers geweckt... Doch eines hat die Region ihren kosovarischen Nachbarn voraus: Sie wird von einem Politikergremium geführt, in dem zwei sich nicht eben freundlich gesinnte Volksstämme seit den Kommunalwahlen im vorigen Jahr zusammenarbeiten. Zwei Drittel der rund 35 000 Bewohner von Dragash sind Kosovo - Albaner, ein Drittel Goraner.

Diese Volksgruppe mit slavischen Wurzeln ist im Mittelalter aus der bulgarischen Tiefebene eingewandert und hat sich eine Sprache bewahrt, die mazedonische, türkische und serbische Elemente enthält...

Dragash könnte ein Modell sein für ein multiethnisches Kosovo... In der Kreisverwaltung von Dragash dagegen arbeiten nicht nur die Führungsspitzen multiethnisch. Ein Drittel aller öffentlichen Angestellten kommen aus Goranerdörfern, zwei Drittel seien Kosovo - Albaner.  Allerdings wurde die Annäherung der beiden Volksgruppen auch erleichtert, weil sie denselben muslimischen Glauben teilen. Der Frieden hat es auch in Dragash schwer. Goraner sind nach wie vor extremen Anfeindungen ausgesetzt. Da genügt ein Wort Serbokroatisch...

Viele, nicht alle Goraner hatten ein leidlich gutes Verhältnis zu den früheren serbischen Machthabern in der jugoslawischen Provinz Kosovo. Dragash ist in zwei praktisch bereinigte ethnische Gebiete

geteilt... Doch in der Provinzhauptstadt Dragash - Stadt mischten sich die beiden Ethnien. Denn ein Grund für das Schneckentempo der Entwicklung in Dragash ist die tief verwurzelte Stammeskultur mit ihrer Tendenz zur ethnischen Isolation. Innerhalb des Kosovo diesem Milieu zu entfliehen ist Goranern jedoch nicht möglich."

Ein Teil der Goraner ist in den letzten Jahrhunderten immer wieder in den Norden abgewandert, also nach Serbien, die anderen sind geblieben. So genießen Goraner heute in Serbien einen guten Ruf als Konditor und Zuckerbäcker

Hirtenhund der Goraner
Foto: Dr. B. Traxler

Die im Kosovo blieben, zogen mit Schaf und Hund in die Berge und auch sie haben einen eigenen Schlag der Hirtenhunde im Sharr - Gebirge. Viele dieser "Goranerhunde" sind kupiert und es gibt auch ausgesprochen stockhaarige Hunde.

Einen „Fürsprecher“ hat die Theorie vom Molosser auch in Aristoteles, nur als er gelebt hat, gab es auf dem gesamten Balkan natürlich schon Hirtenhunde und daher stimmen seine Sätze so auch nicht, er schreibt:

„ … Im Land der Molosser steht eine Art der Hunde, der Größe und dem Mut nach sind sie den Hunden anderer Länder weit überlegen. Sie dienen dem Schutz vor Raubtieren.”

Richtig sind dagegen die folgenden Sätze:

„ … „Die Skipetaren, direkte Nachkommen der illyrischen Volksgruppe der Molosser, besiedelten fast alle Gebirgsmassive nördlich von Epirus, also das Pindosgebirge und die Sarplanina (Sharr - Gebirge), … Sie prägten den Illyrischen Schäferhund bis heute. Dieser Hund hat sich von der Sarplanina über den ganzen Sandjak, die Suva planina und die Stara planina östlich und nordwestlich über das Kopaonik - und das Dinara - Gebirge bis zum Karstgebirge, der Kras in Slowenien verbreitet.“

Dazu dann aber mehr im Kapitel Geschichte.

Noch mal zurück an den Anfang dieses Kapitels, denn da habe ich von den gefleckten Hunden geschrieben und diese untermauern die Abstammung aus Kleinasien. Denn alle Hirtenhunde, die von dort aus den Süden Europas „erobert“ haben, sind mehrheitlich weiß und viele haben genau diese Flecken. Bei einigen Rassen haben sie sich verloren, bei anderen gibt es sie heute noch. Auch im ehemaligen Jugoslawien. Erinnert sei an den Tornjak.

Baraku Arif Aga - Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

Geschichte

Eine Geschichte, wie bisher in anderen Portraits beschrieben, gibt es beim Deltari nicht. Nur eine Geschichte, die entweder verschwiegen, oder unter anderen Namen geführt wurde. Das soll sich ändern und daher wird in der Hirtenhundewelt als erster deutschsprachiger Seite über die Hunde aus dem Sharr - Gebirge als eigenständige Rasse geschrieben.

Deshalb haben wir nach der Abstammung dieser Rasse auch eine Geschichte zu bieten und die ist schon spannend

Im Rugova Gebirge Juli 1996 ... Kaloshi- Saud Kajtazi - Pejë
Quelle: Deltari Ilir

Die Geschichte des Deltari Ilir als von der Welt zur Kenntnis genommene Rasse beginnt im Jahre 1926. Dort zeigte man erstmals einen Hund aus dem heutigen Kosovo in Slowenien. und der erregte Aufsehen. Die Folge davon, die Zucht dieser Hunde wurde dort aufgenommen.

1927 und 1928 sah Franjo Bultz diese Hunde im Sharr - Gebirge und auch er nahm Hunde mit. Besonders gefallen haben ihm die eisengrauen oder dunkelgrauen Hunde und daher darf vermutet werden, er hielt sich Hunde dieser Farbe.

... und in der Rugova – Schlucht
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Der Name dieser Hunde: Illyrischer Schäferhund und damit wären wir doch beim richtigen Namen. Und für diesen Namen und für diese Rasse brauchte man natürlich auch einen Standard, um sie international anerkennen zu lassen.

Im Jahre 1938 kam dieser erste Standard zustande, geschrieben von Dr. Ivan Lovrencic und Theodor Drening und im Jahre 1938 nahm die FCI in Stockholm ihn an. Aber er hatte eine ganze Menge „Schönheitsfehler“, denn er bezog sich nicht auf die Hunde aus dem Sharr - Gebirge, sondern er umfasste alles, was sich in allen Teilen des späteren Jugoslawiens „herumtrieb“.

Angezweifelt wurden auch die alten Farben der Hunde und eine Reihe von „Experten“ behaupteten, der „echte und richtige“ Farbe sei eben eisen - der dunkelgrau. Daher wurden die Hunde anderer Farben ganz zu Unrecht in der Zucht vernachlässigt, man bezeichnete sie sogar als atypisch

Janjevë
Quelle: Deltari Ilir

Ein weiterer „Schönheitsfehler“ war, man berücksichtigte nicht die Meinung der Bewohner des Sharr - Gebirges, bereits damals zu über 80%  Kosovo – Albaner. Schlimmer noch, sie existierten gar nicht, wenn man über die Hirtenhunde dieser Landschaft schrieb und diskutierte.

Im Jahre 1955 schrieb Dr. l. Matlas unter dem Titel: „Unser Sarplaninac“:

„ … Was den Namen der Rasse und die Farbe des Fells betrifft, würde ich vorschlagen, dass die Verantwortlichen aus dem KV Jugoslawiens wieder über den Standard sprechen und überlegen, ob nicht der Name Illyrischer Schäferhund geändert werden sollte in Sarplaniner Schäferhund, denn das ist sein echter Name, und man sollte überlegen, ob nicht auch neben der eisengrauen Farbe andere Varianten anerkannt würden, sowie sie ursprünglich vorgekommen sind, unter der Voraussetzung, dass die Hunde einfarbig sind und gut pigmentiert... Nur auf diese Weise würden wir zu echten Resultaten in der Erhaltung des Rassetyps unserer geliebten Hunde gelangen."

Ilir Xhufi dhe Arushi, Hamdi Hyska- Pejë
Quelle:
Deltari Ilir

Es dauerte ein Weilchen, aber im Jahre 1957 änderte man den Namen tatsächlich und die Hunde hießen ab diesem Zeitpunkt Sarplaninac. Für die Bewohner des Sharr - Gebirges änderte sich damit aber nicht viel. Denn sie hatten zum damaligen Zeitpunkt die serbische Bezeichnung Sarplaninac nicht akzeptiert und daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Interessant, damals sprach Ferid Muhic, ein mazedonischer Forscher, von den „genetischen, sozialen und philosophischen Versuchungen des kynologischen Kolonialismus".

Sahit Smaili, Sahits Bigor & Ferid Muhic
Quelle:
Deltari Ilir

Das  jugoslawische „Naturmagazin ZOV“ veröffentlichte Texte, in denen behauptet wurde, dass es den Sarplaninac nicht mehr im Sharr – Gebirge gibt. Vom Grunde, oder aus der Sicht der Kosovaren schon richtig. Aber gemeint war eben damit, dass der Sarplaninac als offizieller Nachfolger des Ilyrischen Schäferhundes das „Original“ war und nicht die eigentlichen Hunde aus dem Sharr – Gebirge und das ist natürlich falsch.

Konsequenzen hatte das nicht, denn zur damaligen Zeit kümmerte sich aus nachvollziehbaren Gründen im Kosovo niemand darum, wie die Hunde außerhalb ihres Gebietes hießen. Hätten die Kosovaren dies doch getan, hätte es auch nichts genützt.

Obrad Scipic schreibt in diesem Zusammenhang übrigens:

„ … Es nähert sich der Tag, an dem die Kynologen aus Belgrad, Zagreb, Nis wissen werden, dass der echte Sarplaninac nur derjenige ist, der mit der Sar Planina in keinerlei Zusammenhang steht ...kleinwüchsiger Hund mit schwach ausgeprägtem Widerrist, feiner Konstitution, ungenügenden Muskeln, zur Fettsucht neigend, 60-64 cm hoch...etwas kleiner, aber stämmiger als der Collie"

Genützt hat diese Einsicht  nicht viel und je weiter man sich vom Ursprungsland entfernte, umso schlimmer wurde die Zucht des Sarplaninac. Einzig erfreulich, der Deltari Ilir wurde davon nicht berührt, denn die Züchter im Kosovo züchteten dann, wenn sie gute Arbeitshunde brauchten und das ferne Belgrad hatte darauf keinen Einfluss und auch nicht der kynologische Verband Jugoslawiens.

Quelle: Deltari Ilir

Hätte man aber die Bewohner des Kosovo damals in das Zuchtgeschehen, bzw. in die Ansichten über die Rasse des illyrischen Schäferhundes mit einbezogen, hätte man gleich eine saubere Trennung aller Hirtenhunde im ehemaligen Jugoslawien vornehmen können, ja müssen.  Dazu schrieb Dr. Matlas:

„ … 1954 hat der kynologische Dachverband Jugoslawiens (JKZ) den Illyrischen Schäferhund in Sarplaninac umbenannt und von der FCI 1957 anerkennen lassen. Dies geschah aus reiner Republiken - Rivalität. Die Slowenen protestierten lautstark und beharrten auf der eigenständigen Rasse. So gab es im Jahre 1967 in Zagreb eine Kommission des JKZ, die den Kraski Ovcar nach etlichen Körungen in Maribor, Slovenska Bistrica und Ljubljana standardisierte. Als Kraski Ovcar wurde die Rasse endgültig offiziell anerkannt und erhielt den ursprünglichen Standard am 11. 3. 1989. Der Sarplaninac bekam einen neuen Standard.“

Wenn dann bedauert wird, dass die Rasse Sarplaninac zu sehr vom Kraski und nicht vom Deltari beeinflusst wurde, ist das richtig, aber immer Theorie geblieben und mit der Gründung eines kynologischen Verbandes im Kosovo auch nicht mehr wichtig.

Unabhängigkeitstag in Prishtina
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Zur Geschichte des Deltari gehört natürlich auch, dass er sich wenigstens im Kosovo rein erhielt, denn die Zucht war absolut eigenständig und isoliert, wenigstens in den Bergen. Es wanderten zwar Hunde ab, z. B. nach Serbien oder in das heutige Mazedonien, aber der umgekehrte Weg war nie ein Thema. Die Hirten und Züchter oben in den Bergen verließen sich auf ihre eigenen Hunde, nicht aber auf Hunde, die diese Bedingungen nicht kannten.

Noch etwas kommt hinzu. Im ehemaligen Jugoslawien ging alles von Belgrad aus. Die Albaner im Land waren eine Minderheit, die zwar zeitweise eine gewisse Autonomie besaßen, aber ein Mitspracherecht hatten sie nie, auch nicht im kynologischen Verband des Landes.

Ura e Shejt
Quelle: Annina Prenner

Wer mit seinem Kopf und Verstand züchtet, wie das die Familien der Kosovaren in den Bergen taten, interessierte sich nicht für Ausstellungen und Ahnentafeln, daher hatten diese Hund derartiges nie, oder nur selten gesehen.  Und deswegen ist auch das „Gelaber“ von Izvorni und Urbanski in Bezug auf den Deltari ein Blödsinn.

Diese Eigenständigkeit sorgte eben auch dafür, dass die Hunde im Kosovo mehr und zum Teil andere Farben haben, als in Serbien und europäischen Ländern, in denen Sarplaninac gezüchtet werden. Auch ein Argument dafür, der Deltari Ilir ist eben eine eigenständige Rasse. Die weißen Hunde mit Flecken habe ich schon beschrieben, wichtig sind aber auch gestromte Hunde und Hunde mit einem sehr stockhaarigen Fell. Derartiges kennt man beim Sarplaninac nicht, oder nicht mehr.

Tigrii, Hadi Petlles, Prizren
Quelle: Deltari Ilir

Wie die Geschichte aus kosovarischer Sicht gesehen wurde, zeigen die folgenden Zeilen aus einer Übersetzung zum Deltari:

„ … In den letzten 100 Jahren, sowohl in dem morphologischen Benennungsaspekt als auch in dem des Charakters (Eigenschaften) wurde die Hunderasse vor der Weltöffentlichkeit auf verdrehter Weise präsentiert. Obwohl diese Rasse ähnlich ist mit der, die bei der FCI zum ersten Mal im Jahre 1939 mit dem Namen Deltari Ilir (Ilirsik ovcar = lllyrischer Schäferhund) registriert wurde, wurde sie später, durch insistieren der damaligen Kinologischen Föderation von Jugoslawien im Jahre 1957 aus bestimmten politischen Absichten, die uns Albanern jede autochthone Verbindung damit leugnet, mit dem Namen Jugoslavenski ovcarski pas Sarplaninac (Jugoslawischer Hirtenhund Sarplaninac) geändert.“

Und natürlich haben die Kosovaren heute recht, wenn sie Wert auf die Unterschiede der Hunde in ihrem nun selbstständigen Land legen zu denen, die die restliche Welt kennt und zwar unter dem Namen Sarplaninac. Man schreibt:

„ … Deltari Ilir unterscheidet sich in absoluter Weise vom .Sarplaninac … und es ist wichtig, zu erwähnen, dass Deltari Ilir als Rasse niemals standardisiert war. Es ist Tatsache, dass aus dieser Hundeart Exemplare genommen und durch das damalige Jugoslawien ausgebreitet worden sind, sowohl durch verschiedene Kynologen und durch die jugoslawische Armee Experimente mit ihnen durchgeführt wurden und eine  neue Rasse geworden sind, wobei man sie mit anderen Hunderassen gekreuzt hat.

Sie haben dadurch die Hunderasse geschaffen, die wir kennen und die beim FCI als "Jugoslavenski ovcarski pas Sarplaninac" (Jugoslawischer Hirtenhund Sarplaninac") aufgenommen worden ist. Die Standardparameter, die der Sarplaninac heute hat, stimmen mit den Standardparametern, die der Deltari Ilir hat, nicht überein. Wie und wo die jugoslawischen Kynologen diese Parameter hergenommen haben, sowie sie zu dem Standard gekommen sind, wissen nur sie selbst.“

Quelle: Deltari Ilir

Und über die Vielfalt der verschiedenen Schläge ist in derselben Übersetzung zu lesen:

„ … In Kosova nennt man diese Rasse Deltar (Schäferhund), während wir in Albanien eine ähnliche Rasse haben, die aber von der Größe her etwas kleiner ist, ca. 65 cm-70 cm, ca. 45 kg, kurzes Haar hat und Sennen - Hund heißt. Diese (Hunderasse) ist aber nicht standardisiert.

Im Kosovo gibt es übrigens noch einen anderen Schlag des Deltari, den Rudat, oder Rudi. Diese Hunde haben im  Kosova mehr als Bewacher von Haus und Höfen gedient. Sie haben eine Körperhöhe (Größe) von ca. 65 cm, es dominiert die graue und gelbe Farbe. Es gibt aber auch andere Farben. Kurze Haare, etc.“

Rudat aus Restelicë 2003
Quelle: Deltari Ilir

Der Krieg hat im Kosovo verheerende Folgen gehabt, für die Menschen, aber auch für die Viehwirtschaft, also auch für die Hirtenhunde. Viele Tiere wurden getötet, oder verschwanden und viele der älteren Züchter wie Sahit Smaili  aus  Mushnikov im Kosovo leben nicht mehr.

Kriegsbedingt und durch internationale Konkurrenz ist aber auch der Bestand an Weidetieren zurück gegangen und daher gibt es weniger Hunde.

Zum Gedenken voller Respekt an Arif Aga, hier mit Roki
Quelle: Deltari Ilir

Heute versucht man, an die alte Tradition anzuknöpfen. Züchter wie z. B. Arif Aga, der leider verstorben ist und sein Sohn, besitzen wieder Hunde, die sich mit den alten Linien messen können.

Eine Übersicht der „alten“ Züchter und derjenigen, die heute die Zucht des Deltari im Kosovo prägen, füge ich ein.

Saud Kajtazi ist nicht nur Züchter, sondern auch der Präsident der Kinologik Federation des Kosovo. Er war beteiligt am neu erstellten Standard der Rasse. Dieser wurde geschrieben von den Mitgliedern: Saud Kajtazi und Muhamet Nikqi.

Der Dritte von links ist Saud Kajtazi
Quelle: Deltari Ilir

„Alte“ Züchter:

Aus Prizren

Sheh Ismajl Januzi - Alo Gjambazi - Haxhi Ajeti - Avdyl Vehabi - Hadi Petlla

Aus der Stadt Pej

Hasan Beqa - Selim Dreshaj - Hamdi Hyska

Aus dem Dorf Restelica

Enver Mushka - Samedin Bala - Arif Aga - Nuredin Bazda - Halim Bazda - Sinan Hoxha .

Aus dem  Dorf Mushnikovë

Sahit Smajli .

Aus dem Dorf Brod

Abedin Brodi.

Aus dem Dorf Gjermo (in der Nähe von Tetovo-Macedonien)

 Tahir von Gjermo

Stadt Rahovec

Die Familie Canziba

Karabashi i Ises Saud Kajtazi + Halim Bazda
Quelle: Deltari Ilir

„Neue“ Züchter:

Stadt Pejë

Muhamet Nikqi Zwinger „Labeati“ - Saud Kajtazi Zwinger „Zatra“ - Musa Muqolli - Nexhdet Gashi - Agron Taraku - Veton Lajqi - Artan Bucaj

Dorf Thanishtë (in der Nähe von Peja )

Kennel Thana Faruk Agushi

Stadt Klinë

Kennel Drini i Bardhë - Mahir Gashi

Stadt Janjevë 

Driton Kongjeli

Stadt Vushtri

Xhavit Merovci

Stad Rahovec

Vllaznim Canziba

Ausstellung im Sharr (Dragash): Kalosh mit Ramadan Aga (Sohn von Arif Aga)
Quelle: Deltari Ilir

Nach meinen Informationen gründete sich im Kosovo bereits 1990 ein kynologischer Verband und der arbeitet seither an der Standardisierung des Deltari . Dort schreibt man:

„ … Aus den Messungen, die wir in den letzten 20 Jahren durchgeführt haben, und zwar bei 335 Hunde und 191 Hündinnen. sind wir zu dem Standard des Deltari Ilir gekommen und die Rasse besitzt jetzt ihren wahren Standard.

Die Rasse des Deltari Ilir im Kosova ist durch die kinologische Föderation von Kosova standardisiert ( die kinologische Föderation von Kosova ist noch nicht in die FCI aufgenommen worden, sie will jedoch künftig diesen Anspruch erheben) und seit dem Jahr 1990 hat die .Registrierung im Matrikelbuch begonnen.

Der letzte Krieg in Kosova war gnadenlos auch gegenüber den Hunden, denn viele von ihnen wurden erschossen oder verschwanden. Trotz all diesen Hindernissen sind 9 genetische Linien (offenbarte) geschaffen. Ebenfalls ist das Material vorbereitet worden und wird der FCI zur Untersuchung geschickt werden, damit diese als eine reine Rasse anerkannt wird.“

Quelle: Deltari Ilir

Noch mal zum besseren Verständnis, die Kosova Kinologic Federation ermittelte 9 verschiedene Linien, also von 9 verschiedenen Hündinnen.

Und zur Geschichte gehört natürlich auch, dass die Rasse eigenständig ist und so auch im Kosovo entstand. Entgegen übrigens der Meinung vieler, die immer wieder schreiben, dass Arbeitshunde aus der Türkei während der osmanischen Herrschaft auf dem Balkan eingekreuzt wurden. Denn die Frage stellt sich, für was sollte das gut sein? Im übrigen gab es nicht nur im Kosovo, sondern auf dem gesamten Balkan die verschiedenen Hirtenhunde lange, bevor die Osmanen kamen.

Vielleicht kam es zu dieser irrigen Meinung, weil Bezeichnungen türkischen Ursprungs auftauchten, wenn es um die optische Beschreibung der Hunde ging, z. B. Karabash für die Hunde mit einer dunklen oder schwarzen Maske.

So vertritt man im Schweizer Club für ausländische Hirtenhunderassen diese falsche Meinung in Bezug auf den Sarplaninac, der aber stammt nicht von irgendwelchen osmanischen Hunden ab, sondern von den Hunden aus dem Sharr Gebirge, also dem Deltari Ilir. Man schreibt:

„ … Jahrhundertelang gehörten große Teile des Balkans zum osmanischen Reich. So kam es, dass auch Arbeitshunde aus der Türkei und dem mittelasiatischen Raum hierher gelangten.

Sie vermischten sich mit den einheimischen Hunden und es bildeten sich so neue Schläge. Der größte und imposanteste der in der Neuzeit aus diesen alten Herdengebrauchshunden im ehemaligen Jugoslawien hervorgegangenen drei FCI - anerkannten Rassen ist das Produkt äußerst harter Umwelt - und Arbeitsbedingungen.“

Damit kann dann auch keine Rasse aus dem heutigen Kosovo von türkischen Hunden abstammen, es ist einfach falsch.

Die albanischen Namen

Im Kosovo gab es nie den Namen Sarplaninac, wenn die Kosovaren von ihren Hunden sprachen, denn die Hunde bekamen je nach Aussehen eigene Namen, die entweder albanischen oder vereinzelt türkischen Ursprungs waren.

Diese Namen der verschiedenen Schläge oder Farben und des Felles haben außerhalb des albanischen Sprachraumes keine Rolle gespielt. Lediglich Begriffe wie Karabash kannte man z. B. auch in Serbien. Kennen heißt aber nicht, sie anerkennen und daher waren diese Bezeichnungen eben regional begrenzt. Neuerdings aber versuchen sich einige so genannte „Experten“ damit zu qualifizieren, indem sie auf Internetseiten auf einmal Karabash und Co vorstellen.

„Al Capone“ Driton Kongjeli- Janjevë
Quelle: Deltari Ilir

Karabash

Zur Erinnerung, Karabash bedeutet Schwarzkopf und kommt aus dem türkischen. Beziehungsweise nannte man den dortigen Kangal so, wenn  er eine schwarze Maske hatte.  Durch den Einfluss der langen Türkenherrschaft auf dem Balkan hat man diesen Begriff bei eben schwarzköpfigen Hunden übernommen. Dazu kam, dass es im mazedonischen und albanischen Teil des Sharr – Gebirges sehr helle Hunde gab und noch gibt, einige mehr weiß, andere "gelb". So kam die Verbindung zustande, ein Karabash ist ein gelber Hund mit schwarzem Kopf oder wenigstens schwarzer Maske.

Im Laufe der Zeit verwischte diese Kombination, weil eben auch gelbe Hunde vorkamen, die keinen ausgesprochen schwarzen Kopf hatten. Damit wäre die Bezeichnung Karabash fehl am Platze. Aber Karabash hatte sich derart eingeprägt, dass auch heute noch viele Hirten den Namen Karabash verwenden, wenn der Hund gelb ist. Nicht mehr ganz richtig, aber eben in die Tradition eingegangen. In das Reich der Märchen gehört sicher die Behauptung, ein Karabash könne ein Gewicht von über 100 kg erreichen. Wer sollte mit einem derart plumpen und großen Hund etwas anfangen können?

Tigri i Zujbedini - Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

Rud oder Rudi

Ist ein brauner Hund mehr oder weniger klar und nicht sehr groß. Ihn soll es auch braun mit dunkler Maske geben bis hin zu ganz schwarz. Und das Fell ist sehr oft gestromt. Das Haar ist langstockhaarig oder stockhaar.

Wie schon geschrieben, im Kosovo machen sich eine Reihe von Hundebesitzern und Züchtern an eine eigene Rassebeschreibung mit dem Ziel, die Hunde aus dem Sharr Gebirge als eigenständige Rasse anerkennen zu lassen und darin finden dann die eben beschriebenen „Typen“ eine Heimat.

Bardhoshi - Pejë
Quelle: Deltari Ilir

Bardhosh

Weiße Hunde

Kalosh

Der Begriff kommt von dem Wort „Kal“ (Kal-Pferd) - groß wie ein Pferd. So nennt man alle Hunde die groß sind, egal was für eine Farbe sie haben.

Trumosh

Schwer zu übersetzen, aber gemeint sind wohl Hunde die stark waren.

Brus Li i Samimit - Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

Murrov oder Murgja

Stammt vom albanischen Begriff i Murrmë - grauer Ton. Murrov oder Murgja ist aber auch der  Name für andere Haustiere die grau sind, z. B. Kühe.

Vidran –Vidrajk

Gemeint sind die Hunde mit einer „Tigerzeichnung“, nicht in den Farben eines Tigers, sondern mit dessen Streifen. Vidran -Streifen.

Arap oder Zifko

Arap, wann der Hund war schwarz, Zifko, wenn der Hund fast schwarz war.

Cakall

Hunde mit weiß an der Nase

Balë oder Balo

Gemeint sind Hunde, die z. B. ein weißes Merkmal,  oder einen streifen auf der und zwischen den Augen haben.

Karagjoz

Ein Türkisches Wort für Hunde mit schwarzen Augen.

Quelle: Deltari Ilir

Zucht im Kosovo

Und damit wären wir beim Titelbild.

Aus Respekt vor diesem Züchter wollte ich das Portrait mit diesem Bild eröffnen, denn Sahit Smaili aus Mushnikov war sicher einer der besten Züchter der Rasse. Und vor solchen Menschen habe ich Respekt und achte ihre Arbeit.

Übrigens wollte ich den Züchter Dragan Drndarski einmal provozieren und sagte ihm, was ich von Sahit Smaili halte, er stimmte mir zu, war wohl nichts mit Provokation. Das er diese Behauptung ernst meinte, erkannte ich darin, dass der Vater meines Rüden Sokol ist, eben ein Hund von Sahit Smaili.

Sokol mit seiner Schwester im Hintergrund
Quelle: Deltari Ilir

Im September 2007 sah ich ein Video, dass Mitte der neunziger Jahre bei diesem Züchter gedreht wurde. Darin zu sehen eine ganze „Meute“ von Junghunden im Alter von etwa 6 Monaten, alles Nachkommen von Tarzan. Es war einmalig zu sehen, wie sich die Hunde bewegten und welche Kraft sie zeigten.

Einer der Hunde war Sokol, ein Sohn Tarzans und der wurde nach Serbien verkauft, genauer an die Armee in Nis. Über Sokol äußerte sich die Züchterin und Richterin Maria Jovanovic, sie schrieb auf ihrer HP:

“ ... Sie zeigten uns dann den neu angeschafften Rüden aus Musnikovo – Sokol, der als Sohn des berühmten Tarzan gilt.

Mir gefiel er allerdings nicht. Ziemlich schwarzer Kopf, der nicht mit dem hellen Rumpf harmonierte.
Der Rumpf war lang, die Winkel der Läufe waren problematisch und die Rute trug er ziemlich eingeringelt.“

Die Meinung einer „echten Expertin“, man kann sie aber auch einfach ignorieren, getreu dem Motto, was juckt’s die Eiche, wenn sich die Schweine an ihr kratzen. Oder anders ausgedrückt, wenn man etwas nicht bekommt, gefällt es einem natürlich auch nicht, Neid eben.

Noch einmal Sokol links
Quelle: Deltari Ilir

Sokol ist ein Sohn Tarzans, er gilt eben nicht nur als solcher und obwohl er noch sehr jung war, bewegte er sich wie ein wesentlich älterer Hund, sicher und sehr dominant. Und mir zeigt die Äußerung über Sokol, wie wenig Menschen von diesen Hunden aus den Bergen etwas verstehen.

In diesem Film schwenkte irgendwann die Kamera und zu sehen war ein älterer Mann mit einem Hund an der Leine, Sahit Smaili mit Tarzan. Herr und Hund liefen gelassen an der Spitze der Herde und beide stellten eine Einheit dar.

Tarzan
Quelle: Deltari Ilir

Zu Tarzan gibt es viele Meinungen, eine schrieb mir ein Sarplaninac Halter, der meinte, die Menschen im Kosovo hätten Tarzan nicht sehr gemocht, weil er sehr aggressiv gewesen sei. Das ist insoweit falsch, weil er ein reiner Arbeitshund war und niemanden in die Näher der Tiere ließ. Ein derartiges Verhalten ist auf keinen Fall aggressiv, sondern ein Arbeitshund muss sich so verhalten.

Außerdem habe Tarzan nie gekämpft, in den Augen vieler ein Mangel. Aber Sahit Smaili definierte seine Hunde eben nicht über Hundekämpfe, sondern nur über ihre Leistungen an der Herde. Ein einziges mal hat er einen seiner Hunde kämpfen lassen und dazu war viel Überredung notwendig. Denn die Selektion von Leistung über diese Kämpfe ist ein Aberglaube und mit nichts bewiesen.

Quelle: Deltari Ilir

Das Leben in den Bergen ist hart und mühselig, für die Menschen und Tiere kein „Zuckerschlecken“. Die Sommer sind sehr heiß und die Winter sehr kalt. Dazu kommt das unwegsame Gelände, denn flach wie ein Präsentierteller ist es nicht. Alle Tiere müssen mit diesen Gegebenheiten fertig werden und für die Hunde heißt das, die starken und gesunden überleben, die Schwachen nicht.

Und daher sah ich eben diese knochenstarken Hunde.

Shapa i Sahitit – Mushnikovë
Quelle: Deltari Ilir

Wie schon geschrieben, im Kosovo machen sich eine Reihe von Hundebesitzern und Züchtern an eine eigene Rassebeschreibung mit dem Ziel, die Hunde aus dem Sharr Gebirge als eigenständige Rasse anerkennen zu lassen.

Der Deltari Ilir gehört also bisher zu den Rassen, die von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) nicht anerkannt werden, da seine Rassegeschichte bisher nicht anhand von offiziellen Zuchtbüchern dokumentiert werden konnte.

Das Fehlen einer solchen Dokumentation liegt in der Tradition, da Hunde nur gezüchtet wurden, wenn es einen Bedarf für Arbeitshunde gab und diese Arbeitshunde und ihre Abstammung kannte jeder Hirte oder Züchter auswendig über viele Generationen, er benötigte also keinerlei „Papiere“.

Gerade hier in Deutschland legen eine ganze Reihe von Hirtenhundehaltern Wert, oder übertriebenen Wert, auf Ahnentafeln.  Laut den nationalen und internationalen Verbänden stellen diese ein Gütesiegel dar. Von dieser irrigen Meinung kann man getrost in vielen Fällen Abstand nehmen, das Gegenteil ist oft der Fall.

Murovi - Samedin Bala nga Restelica viti 1940
Quelle: Deltari Ilir

Beim Deltari gibt es erst einen kleinen Teil der Hunde, die eine Ahnentafel haben, aber ihre Qualität ist wesentlich besser, als bei manchen mit „tollen Papieren“ und Auszeichnungen ausgestatteten Rassen. Etwas ähnliches gilt übrigens für die Centralasiaten aus Ländern, die nicht der FCI angeschlossen sind, z. B. Afghanistan.

Deshalb wurde seit 1990 im Kosovo ein eigener Standard erstellt und der wird den Hirtenhunden aus dem Sharr Gebirge gerechter und den will ich vorstellen.

Standard

Deltari Ilir ist vollkräftig, groß, rechtwinklig, langhaarig und ein unersetzlicher Deltar (Schäferhund) und guter Bewacher. Er ist kräftig, mit einem eindrucksvollen Aussehen, massivem Kopf, kräftiger (großer) Statur, kräftigen und muskulösen Beinen. Er besitzt einen feurigen Blick, ist intelligent und mutig.

Körper

Der Körper ist etwas länger als hoch. Der Formatindex für Rüden liegt bei 104-108, bei Hündinnen bei 106-110.

Größe (Höhe) bei Rüden 67-75 cm,  bei Hündinnen: 62-70cm.

Gewicht bei Rüden 40-60 kg,  bei Hündinnen 30-50 kg.

Bei den Rüden (bei 50%der Exemplaren) dominiert die Größe (Höhe) 70 cm,  Hündinnen 66 cm.

Bardhoshi i Saudit i marrë në Rahovec
Quelle: Deltari Ilir

Kopf

Die Kopflänge bei Rüden liegt bei 27-32 cm, durchschnittlich 30 cm, bei Hündinnen 24-29 cm, durchschnittlich 27 cm.

Die Proportion Schädel -Schnauze bei Rüden liegt bei 17,4 cm zu 12,6 cm, bei Hündinnen 15,3 cm zu  11,7 cm, der Rapport 60.40, die Schnauze bildet 2/5 des Kopfes, der Schädel 3/5 davon, bei Hündinnen 5/9.

Farbe

Beim Deltari Ilir haben wir einige Farbvarietäten, wobei prozentual folgende Farben dominieren:

Graumeliert (verschiedenenfarbigen Streifen) oder Tigerfarbe 30 %,  20 % graue Farbe mit allen Varietäten, 20 % gelbe Farbe mit dunkler Schnauze, 20 % weißer Farbe und 10 % tarnfarbig.

Quelle: Deltari Ilir

Haar:

Lang.

Dieser vorläufige Standard ist unterdessen überarbeitet und vervollständigt worden. Leider gibt es davon noch keine Übersetzung. Sollte er aber übersetzt werden, fügen wir natürlich diese Übersetzung ein.

Kosovo

Der rote Doppeladler, Wappen des Kosovo
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Wer die Bemühungen der Kosovaren um die Anerkennung ihres Landes und damit auch ihrer Kultur verstehen will, muss etwas wissen über das Land und seine Geschichte. Daher versuche ich, einen, wenn auch kleinen Überblick zu geben.

Der oder auch das Kosovo liegt im Zentrum der Balkanhalbinsel, nur von Festland umgeben. Es grenzt im Südwesten an Albanien, im Nordwesten an Montenegro und im Norden und Osten an Serbien und im Südosten an Mazedonien.

Das „Amselfeld“
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Im Westen und Süden ist das Land von Gebirgen begrenzt und in diesem Kessel liegen zwei Ebenen, die durch das Bergland getrennt sind, das „Amselfeld“ mit der Hauptstadt Pristina und im Westen Metochien mit seinem Zentrum Prizren.

Panorama von Pristina
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Ca. 53 % der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt, 41 % ist Waldgebiet. Bewohnt wird der Kosovo von etwa 1,9 Millionen Menschen. Das Klima ist ausgeprägt kontinental mit heißen Sommern und kalten Wintern. An den Grenzen zu Albanien, Montenegro und Mazedonien – im Süden, Südwesten und Westen – dominieren karge Gebirgslandschaften.

Mit 10.877 Quadratkilometern hat der Kosovo etwa ein Drittel der Größe Belgiens und ist mit 175 Einwohnern pro Quadratkilometer vergleichsweise dicht besiedelt.

Die Bevölkerung setzt sich zu über 90% aus Albanern zusammen, der Rest sind Bosniaken, Goraner und Roma und eine sehr kleine Enklave von Serben. 

Das Dorf Dranoc
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Über die Geschichte des jungen Staates schreibt Wikipedia:

„ … Die Geschichte des Kosovo wird von Albanern und Serben vorzugsweise als jahrhundertelanger Kampf um dieses Gebiet interpretiert … Beide Völker berufen sich bei der Auseinandersetzung um das Kosovo auf historische Rechte: 1000 v. Chr. bewohnen die Illyrer fast den ganzen heutigen Balkan, vom Norden des heutigen Griechenland bis nach Dalmatien (Kroatien).

Albanische Ethnologen sehen die Albaner als Nachfahren der alten Illyrer. Ab dem 6. Jahrhundert verbreiten sich die Slawen auf dem Balkan. Die illyrischen Stämme werden weitgehend in die Berge und an die Küste (Dalmatien) gedrängt.

Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert ist das Kosovo Kernstück des serbischen mittelalterlichen Reiches. Dessen Herrschaft endet 1389 mit der Schlacht auf dem Amselfeld. In den folgenden Jahrhunderten verschiebt sich – unter dem Druck der osmanischen Expansion – das Hauptsiedelungsgebiet der Serben vom Kosovo weiter nach Norden in die Region Belgrad.

Batllavasee im Winter
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Der Konflikt zwischen Serben und Albanern um das Kosovo beginnt mit dem Zerfall des Osmanischen Reiches und der darauf folgenden Herausbildung neuer Nationalstaaten Ende des 19. Jahrhunderts.

Nach dem 1. Balkankrieg gehört das Kosovo 1912 zu Serbien und Montenegro. In der Zeit zwischen den Weltkriegen gehört es zum ersten jugoslawischen Staat, nach dem Zweiten Weltkrieg zu Titos sozialistischem Jugoslawien als Teil Serbiens. Seit 1974 ist es autonome serbische Provinz.

Mit dem Zerfall des Vielvölkerstaates gewinnt auch die Kosovo-Frage wieder an Schärfe. Die Autonomie wird 1989 auf Betreiben von Slobodan Milošević durch einen Beschluss des serbischen Parlaments aufgehoben.

Die Albaner hingegen verlangen zunächst mehr Rechte und schließlich die Selbstständigkeit. Der anfangs gewaltfreie Widerstand der Albaner geht unter Führung der UÇK in einen anhaltenden Kleinkrieg zwischen albanischen Freischärlern und den serbischen Streitkräften über.

Die gewaltsame Auseinandersetzung führt 1999 zum Angriff der NATO auf Serbien und zum Einmarsch in das Kosovo. Nach dem Einmarsch der NATO kehren die während des Krieges vertriebenen Kosovo-Albaner zurück; Serben und Roma flüchten nun ihrerseits oder werden vertrieben.“

Für Fussballfans, das Stadion von Pristina
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Der Kosovo ist in 30 Großgemeinden aufgeteilt. Der gesamte Kosovo wird durch zwei Kraftwerke mit elektrischem Strom versorgt, die Kraftwerke Obilic 1 und 2, etwa fünf Kilometer von der Hauptstadt Pristina entfernt.

Braunkohlekraftwerk Obilic2 bei Pristina
Quelle: Wikipedia

Die Wirtschaft des Landes liegt durch den Krieg und alte Strukturen aus der Zeit Jugoslawiens dar nieder. Zukunftschancen sehen Experten vor allem in den Bereichen Energie und Bergbau. An Bodenschätzen sind Braunkohle, Blei, Zink, Nickel, Kupfer oder Magnesit vorhanden. Auch die Landwirtschaft gilt als möglicher Wachstumssektor

Im Kosovo gibt es zwei Religionen: Islam und Christentum (Katholizismus und serbische Orthodoxie).

.

Die Universität  von Pristina
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Im November 1959 wurde die Universität von Pristina gegründet und seit den siebziger Jahren kam es zu  einer Blütezeit der albanischen Literatur. Bekannte Schriftsteller des Landes sind:

Hivzi Sulejmani (* 1912; † 1975), dessen Kurzgeschichten und Romane in den fünfziger und sechziger Jahren eine große Leserschar fanden und die Lyriker Enver Gjerqeku (* 1928), Din Mehmeti (* 1932).

Der bis dahin bekannteste Politiker des Landes war der Schriftsteller Ibrahim Rugova, er starb am 21. Januar 2006. Er interessierte sich übrigens sehr für die Hirtenhunde seiner Heimat.

Mutter Teresa Park in Pristina
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

Der so genannte Jugoslawien - Krieg ist noch in trauriger Erinnerung. Auf ihn in dieser Beschreibung einzugehen, wäre zu ausführlich. Aber die Gründe dafür sind schon interessant.

Denn im ehemaligen Jugoslawien erhielten die Bewohner des Kosovo angeblich weitreichende  Autonomierechte und weitgehende Selbstverwaltung. So besonders weit her war es in der Praxis damit aber nicht. So forderte die Bevölkerung 1981 für den Kosovo den Status einer Republik innerhalb Jugoslawiens. Als dieser nicht gewährt wird, kommt es zu schweren Unruhen und es wird der Ausnahmezustand verhängt.

Der damalige jugoslawisch - serbische Präsident Slobodan Milošević hebt am 28. März 1989 die Autonomie des Kosovo auf. Fast alle Albaner werden aus öffentlichen Ämtern entlassen. 1989, zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, hält er eine Rede vor etwa einer Million Serben, die reichlich nationalistisch und einseitig die Ansprüche Serbien untermauert und die eingeschränkten Rechte der Kosovo - Albaner rechtfertigt.

Die Kosovoalbaner wählen 1992 den Schriftsteller Ibrahim Rugova zum Präsidenten der „Republik Kosova”. Auch ein Parlament wird gewählt.

Der ehemalige Präsident Ibrahim Rugova
Quelle: Deltari Ilir

Am 17. Februar 2008 erklärte das Parlament in Priština mit der Proklamierung der Republik Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien.

Zucht in Mazedonien

Denkmal für die Republik
Quelle: Wikipedia

Das Sharr  - Gebirge erstreckt sich auf die beiden Staaten Kosovo und Mazedonien. Allerdings leben auf beiden Seiten Menschen albanischer Abstammung und in beiden Ländern wurden bisher Hirtenhunde gezüchtet.

Während aber heute nach Gründung eines kynologischen Verbandes im Kosovo Bestrebungen im Gange sind, die dortigen Hunde als eigenständige Rasse zu erklären, wird im mazedonischen Verband überwiegend immer noch unter dem Namen Sarplaninac gezüchtet.

Allerdings gibt es in Mazedonien schon immer eine Zweiteilung der Zucht, weil die albanische Bevölkerung in den Bergen eine andere Ansicht hat, als die slawischen Mazedonier. So züchtet z. B. die Familie Tahir von Gjermo aus dem Dorf Gjermo in der Nähe von Tetovo Deltari Ilir.

Man könnte diese Zucht daher trennen, einmal in die Hunde „der Ebene“, also der slawischen Mazedonier und in die Hunde „der Berge“, also der albanischen Abstammung und damit den Hunden des Kosovo vergleichbar. Kein Wunder, dass die Züchter beider Seiten Hunde austauschten, oder dass eine ganze Reihe von Tieren die Grenze gewechselt haben, aber meistens in den Bergen blieben.

Bistra Gebirge
Foto: Andrea Bregar

Das wird sich ändern, denn in Mazedonien ist man wenigstens bisher nicht bereit, den Bestrebungen der Kosovaren zu folgen und die Rasse Deltari ilir anzuerkennen. Anders übrigens, als in Montenegro. Denn Züchter aus diesem Land haben sich die Zuchterfolge im Kosovo angeschaut.

Wohin diese Praxis führt, ist ungewiss, sicher ist nur, der Austausch wird eingeengt, denn „Sarplaninac“ wird es im Kosovo nicht mehr geben und damit auch keine Hunde aus Mazedonien, eigentlich schade.

Denn wirft man einen Blick auf die Zusammensetzung der mazedonischen Bevölkerung, so täuscht dieser etwas. Nach offiziellen Erhebungen sind ca. 65% slawische Mazedonier und ca. 26% albanischer Abstammung. In den Bergen aber gilt ähnliches, wie im Kosovo, hier stellen die Albaner einen Anteil von über 80% und damit bestimmen sie natürlich auch die dortige Zucht der Hunde.

Mazedonischer Sarplaninac
Foto: Andrea Bregar

Mazedonier aber arbeiten seit dem Krieg immer wieder mit serbischen Züchtern zusammen und das heißt, es wird immer mehr Wert auf „Ausstellungserfolge“ gelegt. Bekanntlich bleibt dann der Charakter meistens außen vor und das ist nicht im „Sinne der Erfinder“ einer Hirtenhunderasse.

Auch findet man in Mazedonien z. B. eine ganze Reihe von Hunden, deren Haarlänge alles andere als standardgerecht ist. Das bedeutet, die Haare werden immer länger und damit sind sie zu empfindlich für eine Arbeit bei jedem Wetter.

Auch in der Größe denkt man sehr oft wie eine ganze Reihe serbischer Züchter und damit geht der Trend nach oben. Hier wäre ein Umdenken im Sinne des Standards des Deltari Ilir sicher sinnvoll, denn was will man mit einem Riesen? Selbst wenn dieser nur noch als Wachhund eingesetzt wird, ist ein kleinerer Hund „ökologischer“, denn er verbraucht weniger Energie.

Iivancista
Foto: Andrea Bregar

Eine ganze Reihe von Hunden mazedonischer Zucht haben eine vom Standard abweichende Kopfform. Der Fang ist zu lang und zu spitz. Das könnte man als Geschmacksache abtun, aber das wäre falsch. Denn eine kurze „Übersetzung“ ist für einen Arbeitshund wichtig. Eigentlich ganz einfache Physik.

Wohin die Entwicklung in Mazedonien geht, kann wenigstens ich nicht abschätzen.

Charakter

Und den haben sie, die Hunde aus dem Sharr - Gebirge. Über den Balkan zieht sich wie ein roter Faden der ursprüngliche Charakter der reinen Arbeitshunde. Das ist so gemeint, dass man im Norden von Griechenland anfangen, den Kosovo und Teile von Mazedoniens einbeziehen kann und in Bulgarien und Rumänien eben diesen Charakter auch wieder findet. Nicht zu vergessen die Tornjaki aus Zentralbosnien.

Kudra e Haxhisë- Lumbardh
Quelle: Deltari Ilir

Sicher muss man bei dieser Rasse berücksichtigen, dass sie seit jeher reine Arbeitshunde sind und daher ihr Verhalten gegenüber Menschen natürlich auch genetisch anders „gepolt“ ist. Das heißt aber nicht, dass die oft von mir beschriebene Anhänglichkeit gegenüber Menschen fehlt, sie zeigen sie nur anders. Oder wie in einer anderen Rassebeschreibung dargestellt, sie holen sich gelegentlich ein paar Streicheleinheiten ab und dann trollen sie sich wieder an ihre Arbeit.

Trotzdem leben sie für und mit „ihren“ Tieren, denn das ist die Tradition. Insoweit kann man natürlich auch von Anhänglichkeit sprechen. Und das lässt sich ohne große Problem auf Menschen übertragen oder umdrehen.

Im Kosovo waren und sind die Hirten und Bauern arm und daher müssen auch die Hunde genügsam sein. Der Deltari ist also ein Minimalist, der mit wenig Nahrung auskommt und darum auch so wenig wie möglich Energie verschwendet, um seine Aufgabe zu erfüllen.

Weil es im Lande aber nie so genannte Show - Hunde gegeben hat, sind die Hunde, was ihren Charakter angeht, sehr einheitlich. „Feiglinge“ haben keine

Überlebenschancen. Das heißt, fremden Menschen gegenüber verhalten sie sich zuerst einmal neutral und beobachten nur, werden sie gefordert, stehen sie vor „ihrem Eigentum“ und machen unmissverständlich klar, dass es eine Grenze gibt.

So etwas erlebte ich mal auf dem Grundstück eines Kosovaren. Auch wenn er seine Hunde beschäftigte oder sie von sich aus miteinander spielten, aus den Augen haben sie mich nie gelassen. Also gehört die berühmte Wachsamkeit zu ihren Charaktereigenschaften und ist nicht angelernt.

Zheli
Quelle: Deltari Ilir

Daher ist das Verhalten, wie vom „Herdenschutzhundeexperten“ Günter Bloch beschrieben, natürlich Blödsinn, er meint:

„ … Charakteristisch ist auch heute noch das Verhaltensrepertoire: Misstrauen gegenüber allem Fremden, eigenständiges Handeln, blitzschnelles Umschalten aus ruhigem, phlegmatischem Verhalten in eine höchste Alarmbereitschaft, eine Verteidigungsbereitschaft und massives Bellverhalten bei Gefahr,  territorial motivierte Angriffsbereitschaft besonders mit Einbruch der Dämmerung.“

Würde sich ein Hirtenhund so verhalten, wäre er für das Leben in den Dörfern ungeeignet und Bloch verwechselt eigenständiges Handeln mit eigenständigem Leben der Hunde ohne Mensch. Das funktioniert nicht, denn der Mensch denkt und der Hirtenhund setzt um.

In Restelica
Quelle: Deltari Ilir

Es ist schon angeklungen, diesen ganzen Quatsch mit Ausstellungen gibt es im Kosovo nicht und daher eben auch nicht die berühmten „Champion“, die ganze Zuchtlinien versauen können, was den Charakter angeht.

Der Satz von Novak Radulovic aus Montenegro in Bezug auf den Sarplaninac trifft also auf den Deltari nicht zu, wenn er schreibt:

„ … Über den Charakter des Sarplaninac wurde selten und wenig berichtet, und noch weniger geschrieben. Am wenigsten wurde dem Charakter während der Bewertung Aufmerksamkeit geschenkt …

Von diesen oberflächlichen Behauptungen kam man nicht weg, weil die Aufmerksamkeit der Experten, der Richter, Züchter und Liebhaber dieser Rasse meistens auf das Äußere gerichtet war. Man vernachlässigte den Charakter des Sarplaninac und damit auch die Aufgabe der Kynologie, einen Hund in seiner Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen zu betrachten …

Auf den Zuchtschauen können wir öfters Hunde beobachten, die ängstlich und psychisch labil sind, Riesen ohne Kühnheit und Würde und ohne charakteristisches Selbstvertrauen. Man bemerkt auch, dass manche Richter solche Hunde auszeichnen und ihnen Titel verleihen. Auf diese Weise favorisiert man schwerste Formen der charakterlichen Normenabweichung. Es gibt keinen Zweifel daran, dass ein ängstlicher Sarplaninac ein unnützer und unfähiger Hund ist.“

Wer die Hunde in ihrer Heimat schon einmal gesehen hat, wird mir zustimmen, sie machen einen sorglosen und vor Selbstvertrauen strotzenden Eindruck. Und dazu gehört, ein Deltari ist kein Beller. Man hört ihn nur, wenn es nötig ist. Das aber entscheidet er selber, nicht Günter Bloch, der „Herdenschutzhunde“ für Beller hält.

12 Jahre alter Deltrai
Quelle: Deltari Ilir

Obwohl man nie eine ganze Rasse insgesamt pauschal charakterisieren soll, ist der Deltari kein ausgesprochener Temperamentsbolzen, sondern in der Regel von mittlerem Temperament. Ebenfalls genetisch bestimmt ist sein Schutztrieb und der erstreckt sich auf alles, was seiner Meinung nach zu ihm gehört. Also natürlich erstmal die Nutztiere der Familie, alle Familienmitglieder und natürlich auch die Gebäude. Denn eines ist sicher, diese Rasse beschützt kein Territorium, sondern Tiere, Menschen oder Gebäude.

Dieser Schutz ist in der Regel eine sehr präventive Maßnahme, das heißt, erst einmal drohen, sich vor „sein Eigentum“ stellen und nicht blindlings angreifen. Diese defensive Taktik macht ihn sehr tauglich als Familienhund, denn sie setzt eine sehr hohe Reizschwelle voraus im Gegensatz z. B. zu Schutzhunderassen, die eine wesentlich niedrigere Reizschwelle haben. Und die sorgt letztendlich auch dafür, dass dieser Hirtenhund nicht zu den „Raufern und Stänkerern“ gehört.

Der wird noch beschützt,
Züchter Driton Kongjeli aus Janjevë
Quelle: Deltari Ilir

Der Deltari Ilir ist wie die meisten Hirtenhunde sehr neugierig. Er muss alles wissen, was sich in seiner Umgebung abspielt und daher hat er unter anderem  eine sehr gute Nase, von der so mancher Schutz - oder Spürhund etwas lernen könnte, ihm entgeht nichts. Diese Neugier muss man bei der Haltung berücksichtigen und dem Hund die Möglichkeit geben, sie auszuleben.

Alles, was er dann „eingesogen“ hat, bleibt ihm im Gedächtnis, er hat das berühmte Gedächtnis eines Elefanten. Und was in seinem Kopf drin ist, verlernt er auch nie wieder. Mit unserem Rüden habe ich das mal ausprobiert. Er lernte das Kommando „Platz“ mit einem auf den Boden weisenden Finger. Aber Platz machen muss er praktisch nie. Ganz selten aber deute ich mal mit dem Zeigefinger auf den Boden und sofort liegt er. Einmal gelernt ist immer gelernt.

Quelle: Deltari Ilir

Das mit dem sofort muss man aber relativ sehen, denn auch diese Rasse ist sehr dickköpfig. Das sollte man aber nicht verwechseln mit Starrköpfigkeit. Diese Verhalten kommt eben daher, dass er seine Arbeit in der Regel völlig eigenständig verrichtet. In diesem Zusammenhang ist auch noch wichtig, dass man diese Hunde oft nicht nur für verschlafen, sondern auch für stoisch oder phlegmatisch hält. Dieser Eindruck täuscht gewaltig. Denn wie schon geschrieben, die Hunde sind Minimalisten, erfordert es die Situation, „stehen sie sofort auf der Matte“.

Und zum Thema gehört dann auch die irrige Meinung, der Deltari sei ein nachtaktiver Hirtenhund. Falsch, denn das ist nicht genetisch bestimmt, sondern wenn erforderlich, höchstens durch Erfahrung. Er hat es also gelernt. Denn es war und ist noch nie im Interesse der Hirten gewesen, dass ihre Hunde hinter allem und jedem herjagen, wenn sie etwas hören, vor allem, wenn es dunkel ist.  

Wenn man sich daher mal die Arbeitsweise eines Hundes an der Herde anschaut, wird schnell klar, wie dieses defensive Arbeitsweise funktioniert. Die Hunde stellen sich nämlich lediglich zwischen eine  in ihren Augen vorhandene Bedrohung und „ihre Herde“ und beobachten. Das gleiche Verhalten hatte unser erster Hirtenhund, ein Kaukase, wenn er meine Frau „beschützte“. Lediglich ein Hund an der Herde wird dann zusätzlich bellen, um die Aufmerksamkeit der Hirten zu erreichen.

Sich zwischen einen Deltari und die Herde zu stellen, kann gefährlich werden
QuelleDeltari Ilir

Legt man also das genetisch bedingte Verhalten der Hirtenhunde zugrunde, ist natürlich auch das folgende von Bloch beschriebene falsch. Zumindest trifft es auf einen charakterlich typischen Deltari nicht zu. Er schreibt:

„ … Herdenschutzhunde können besonders aufgrund unzureichender Sozialisierung ausgesprochen unangenehm sein, weil sie dann einer Mischmotivation zwischen Angriffs - und Fluchtverhalten folgen … Oft wird Unsicherheitsverhalten mit Dominanz verwechselt, weil der hochterritoriale Herdenschutzhund sich innerhalb heimischer Gefilde sicher fühlt und so die eigentliche Ängstlichkeit geschickt kaschiert.

Lernen am Erfolg bedeutet wiederum konditionierte Aggression, die auf dem aus der Psychologie bekannten Platzlernen basiert. Herdenschutzhunde verändern ihr Verhalten mit wechselnden Licht - Zyklen, das heißt, die viel strapazierte Reizschwelle sinkt mit Zunahme der Dunkelheit, und der Hund zeigt sich   aggressiver (seine arbeitenden Verwandten werden nachts mit dem Erscheinen von Raubtieren konfrontiert). Schlecht erkennbare optische Außenreize stehen außerhalb der verhaltensökologischen Routine, so daß der Herdenschutzhund massiv bellt und jederzeit verteidigungsbereit ist. Ein Angriff kann - territorial motiviert - blitzschnell erfolgen. Territorial motiviert verteidigen viele Herdenschutzhunde auch Autos in einem übersteigerten Maße.“

Es wurde bereits beschrieben, dass mit dem Territorium ist Unsinn und die bisherige Beschreibung des Charakters eines Deltari zeigt auf, dass sich diese Rasse eben nicht so verhält. Bestritten werden kann allerdings nicht, dass es bei einigen Rassen ein derartiges Verhalten gibt. Der Ordnung halber hätte der Autor dann allerdings darauf hinweisen müssen, dass derartiges Verhalten sehr gut auf Ausstellungen beobachtet werden kann und dass man daraus dann Rückschlüsse ziehen kann auf das alltägliche Leben der  Hunde.

Diese Hunde zeigen weder ein verstärktes „Bellverhalten“,
noch ein „Territorialverhalten“ Bardhoshat - Rugovë
Quelle: Deltari Ilir

Nicht nur beim Deltari wird darauf hingewiesen, dass er ein idealer „Kumpel“ für Kinder sein kann. Das stimmt! Aber für ein ungetrübtes Hund/Kind Verhältnis ist es notwendig, dass beide die Spielregeln lernen. Und die müssen immer von Erwachsenen „kontrolliert“ werden. Hunde müssen lernen, dass Kinder keine „Fellmonster“ sind, wie sie selbst und daher etwas empfindlicher. Kinder müssen lernen, dass auch ein Hund Rechte hat und die müssen beachtet werden. Darum gilt eben, Kinder und Hund nie ohne Aufsicht lassen. Beachtet man dies, ist die Feststellung von Bloch absoluter Blödsinn, wenn er von sich gibt:

„ … Herdenschutzhunde sind pauschal eben keine idealen Haus - und Familienhunde, es sind Caniden der besonderen Art."

Xhufi dhe Arushi Gryka e Rugoves pronar Hamdi Hyska
 Quelle: Deltari Ilir

Erziehung

Einen Deltari Ilir zu erziehen, ist eigentlich ganz einfach, denn die einzige Voraussetzung ist, der Hund muss zu seinen Menschen absolutes Vertrauen haben, sonst geht nichts.

Diese Erziehung muss logisch und für den Hund nachvollziehbar sein, sonst tut er das, was ihm seine Instinkte sagen. Das heißt aber nicht, dass die nötigen Erfahrungen mit Hirtenhunden oder in diesem Falle mit „Herdenschutzhunden“ vorhanden sein müssen. Derartige Forderungen sind Blödsinn und dienen nur der Profilierung der so genannten „Herdenschutzhundeexperten“.

Im Grunde genommen muss man den Charakter der Hunde beachten und die Arbeitsweise in ihrem Ursprungsland, dann kommt man mit ihnen auch klar. Praktisch geschrieben, diese Rasse ist als Sportgerät oder Befehlsempfänger völlig ungeeignet. Und man muss ihre Eigenwilligkeit tolerieren. In der Praxis befolgt ein Deltari die Anweisungen seiner Menschen zwar, aber erst, wenn es für ihn an der Zeit ist. Beispiel: Unser Rüde kommt, wenn ich rufe sehr schnell, aber eben nicht gleich, denn er muss das von ihm Begonnene erst zu Ende bringen.

Das klappt schon sehr gut,
Ali Shantiri - Prizren
Quelle: Deltari Ilir

In anderen Portraits habe ich geschrieben, Hirtenhunde sind „Landpomeranzen“ und das gilt natürlich auch für den Deltari. Was darunter zu verstehen ist, kommt im Kapitel Haltung.

Ausbildung im Sinne von ständigen Wiederholungen von Befehlen kann man vergessen. Die Hunde sind Minimalisten in jeder Beziehung und daher lernen sie sehr schnell. Haben sie etwas begriffen und auch ausgeführt, sehen sie absolut nicht ein, warum das immer wieder von neuem geübt werden muss. Daher sollte man den Gedanken an Hundeplätze mit irgendwelchen Ausbildungszielen vergessen. Und im übrigen würde derartiges auch der Würde der Hunde nicht gerecht.

Spielen im üblichen Sinne geht auch nicht richtig, denn für Bälle oder anderes Spielzeug, dem man hinterher rennt, ist ein Deltari absolut nicht empfänglich. Ausnahmen, er steht z. B. auf Äpfel oder anderes Obst, denen rennt er dann schon hinterher, aber sie werden gefressen und nicht apportiert. Unsere Kaukasin holt sich Obst übrigens selbst, also braucht sie hinter gar nichts herzulaufen.

Arbeitshunde an der Leine sind nicht effektiv,
daher muss Vertrauen zwischen Mensch und Hund da sein
Zatra, Kaloshi Junior dhe klyshët e tijë, Trumi, Murki dhe Arushi

Quelle: Deltari Ilir

Wenn aber ein Deltari - wie andere Hirtenhunde auch - nicht sofort alles ausführt, was man von ihm erwartet, muss auch der Führer Vertrauen in seinen Hund haben und nicht gleich in Panik oder gar Wut ausbrechen, wenn nicht alles sofort ausgeführt wird. Anders ausgedrückt, Vertrauen muss auf beiden Seiten da sein. Sonst würde nur der Spaziergang an der Leine helfen und das ist für die Hunde schädlich und nicht sehr prickelnd.

Es ist  zu ahnen, auch bei dieser Rasse schreibe ich, sie haben auf Hundeplätzen und in Hundeschulen nichts zu suchen. Denn in der Regel kommen die Trainer und Ausbilder schon mit anderen Hirtenhunderassen nicht klar, mit einem Deltari aber ist das „Chaos“ vorprogrammiert.

Somit scheidet dann natürlich auch der Besuch einer Welpengruppe aus, denn der findet in den Hundeschulen statt. Nicht weiter schlimm, wenn man sich in der Umgebung andere Hunde sucht und so seinen „kleinen Racker“ sozialisiert. Hinzu kommt, die Welpengruppen werden bestimmt durch die Vorstellungen der Trainer und die lassen in der Regel ein einfaches nur „rumtollen“ nicht zu. Ein junger Hirtenhund aber muss spielen und seine Kräfte und Möglichkeiten ausprobieren.

Mutter + Sohn, so geht spielen auch
Quelle: Deltari Ilir

Leine laufen sei schädlich, habe ich geschrieben. Jeder Hund, der sich dem Tempo eines Menschen anpassen muss, läuft nicht so, wie es für ihn optimal ist. Große Hunde also müssen Ihr Tempo gewaltig verringern. Wobei mit Tempo nicht gemeint ist, dass sie schnell sind, sondern gemeint ist der typische Trab eines Hirtenhundes, den er stundenlang aushält, wenn eine Herde wandert. Menschen aber laufen anders und deren gewohnter Schritt ist für Hunde unter Umständen schädlich in Bezug auf ihren Bewegungsapparat.

Welche Kommandos braucht das Zusammenleben mit einem Deltri Ilir? Antwort: Wenige! So sollte er auf jeden Fall aber abrufbar sein, denn viele Menschen haben vor großen Hunden Angst und die muss man ja nicht in Panik versetzten.

Unsere Hunde können natürlich sitzen, das aber nicht aus purem Gehorsam, sondern weil sie dann besser unter Kontrolle sind, wenn man mit ihnen etwas „veranstalten“ will, z. B. anleinen, Ohren putzen oder mal nach den Zähnen schauen.

Beide können sehr schön sitzen
Quelle: Deltari Ilir

Was uns bei der Erziehung nie einfallen würde, wäre so etwas idiotisches, wie ein Hundeführerschein. Der ist Geldmacherei von Behörden, Hundeschulen und so genannter Tierschützer und im übrigen in allen Bundesländern überflüssig, in denen Hirtenhunde nicht auf den Listen „gefährlicher Hunde“ stehen. Und es kommt dazu, was dort Hunde lernen, ist bei uns auf dem Lande nicht gefragt.  Wer gegen Hundeführerschein ist, lehnt natürlich auch Begleithundeprüfungen ab, aber das mit dem Hundeplatz hatten wir ja schon. Soll ein Deltari gelegentlich mal eine andere Beschäftigung bekommen, würde ich „Fährtenarbeit“ empfehlen, denn da wir die natürliche Neugier der Hunde gefördert und herausgefordert. 

Wer meint, mit den Büchern der großen Experten könne man einen Deltari Ilir, oder einen anderen Hirtenhund erziehen, irrt gewaltig. Mindestens in Bezug auf diese Rassen steht in diesen „Wunderwerken“ nur Unsinn, oder nach Meinung der Autoren sollen die Hunde erniedrigt werden. Hier ist besser geeignet der berühmte Plüschhund der Firma Steiff, dem ist jeglicher Erziehungsversuch völlig schnuppe, schön ist er auch noch und auch geduldig. Um Klartext zu schreiben, gemeint sind z. B. Bloch oder die „berühmte Verhaltensforscherin“ Feddersen - Petersen, denn beide haben sich über Hirtenhunde entsprechend geäußert.

Karabas aus Ferizaj
Quelle: Deltari Ilir

Wenn ich gerade bei diesen Experten bin, ihre Behauptung, Hirtenhunde seien nur schwer oder gar nicht zu erziehen, ist ebenfalls blanker Unsinn, denn die Hirten laufen in den Ursprungsländern nicht mit völlig unkontrollierbaren Hunden durch die Gegend. Die Hunde haben sehr wohl eine Erziehung, die aber ist den Verhältnissen und Bedürfnissen angepasst und daran sollte sich auch der Besitzer eines solchen Hunden in unseren Gefilden orientieren.

Diese Erziehbarkeit gilt natürlich auch im Umgang mit den Menschen. Es ist falsch, wenn Feddersen - Petersen schreibt:

„ … Leben sie in einer Familie, so wird diese gegenüber Fremden konsequent abgegrenzt, verteidigt, beschützt - ein Umstand, der bei unerfahrenen Hundehaltern zu hochgefährlichen Situationen führen kann.“

Kein einziger Hirtenhund lernt nicht sehr schnell, wie er sich im Umgang mit Nichtfamilienmitgliedern zu verhalten hat. Im übrigen gehören derartige „Kenntnisse“ der Hunde zur Sozialisierung und dabei muss nur darauf geachtet werden, dass derartiges nie mit Gewalt passiert, sondern nur mit Logik und Konsequenz.

Zur Gewalt rechne ich auch den Schutzdienst, den sollte man beim Deltari tunlichst bleiben lassen. Denn diese Hunde müssen nicht lernen, zu beißen, ihr Schutztrieb ist sehr ausgeprägt, aber defensiven Charakters und da sollte man nichts umstricken.

Zur Gewalt gegenüber den Hunden gehören natürlich auch „Hilfsmittel“ wie Maulkorb, Stachelhalsband oder ein Halti. Wer etwas derartiges für einen Hirtenhund benötigt, hat die falsche Rasse an der Leine.

Zurück zu den Kommandos und von denen beherrschen unsere Hund „Steh“ mehr oder weniger gut. Das haben wir trainiert, weil sie nicht auf alles zu rennen sollen, was sie sehen. Und wichtig ist uns noch, dass sie nicht überall in fremden Grundstücken oder Spielplätzen rumlaufen, daher haben wir ihnen „raus da“ beigebracht, nützlich übrigens bei Tierweiden, an denen wir vorbeilaufen.

Zur Erziehung gehört natürlich auch die gesamte Familie. Den Eltern sollte bewusst sein, dass Kinder und ein Deltari alleine auf einem Spaziergang nicht

geht. Und auch zu Hause sollte man ein solches Gespann nie ohne Aufsicht lassen.

Arapi I Sadri Mekut - Pejë
Quelle: Deltari Ilir

Kinder aber müssen dahin erzogen werden, dass auch der Hund seine Rechte hat und die fangen beim Füttern an, gehen über seine Spaziergänge und hören beim Ruhe - oder Schlafplatz auf. Das heißt, ein Hirtenhund ist sicher ein hervorragender Familienhund und auch ein toller Babysitter, aber irgendwann hat auch er genug und dann ein Recht, in Ruhe gelassen zu werden.

Betonen möchte ich aber in diesem Zusammenhang, dass es immer wieder erstaunlich ist, was sich diese Hunde im Zusammenleben mit Kindern alles bieten lassen und wie sehr sie auf diese fixiert sind und sie nicht so sehr beschützen, sondern eher behüten.

Zusammenfassend sollte vielleicht bei der Erziehung berücksichtigt werden, dass man den Hunden soviel wie möglich Freiheiten lässt. Die sind aber sehr unterschiedlich, denn jeder Hundehalter lebt in einer anderen Umwelt. und genau an diese muss man das Zusammenleben mit einem Hund anpassen. Dies ist aber nicht hirtenhundespezifisch, sondern gilt für jede Rasse und jeden Mischling.

Sohn von Bruce Lee
Quelle: Deltari Ilir

Haltung

Schaut man sich die „Haltung“ in dem Ursprungsland an, merkt man sehr schnell, diese Rasse stellt nun wirklich keine großen Ansprüche. Anders ausgedrückt, dort macht man sich darüber keine großen Gedanken. Die Hunde sind da, arbeiten und gehören zur Familie und leben das ganze Jahr im Freien. Mit unseren Vorstellungen nicht immer vereinbar und trotzdem werden die Hunde in der Regel sehr alt.

Also sind sie für eine Wohnungshaltung - gar noch in einer Stadtwohnung - völlig ungeeignet. Aber auch einer reinen Haltung im Haus möchte ich widersprechen, denn die ist zu langweilig und das führt oft zu Problemen. Zumal diese Hunde seit Jahrhunderten dafür gezüchtet wurden, dass sie eine Aufgabe wahrnehmen.

Topalli
Quelle: Deltari Ilir

Auch wenn kaum jemand von uns eine Herde im Garten hat und dieser nicht zig Tausend Quadratmeter groß ist, wird sich ein Deltari seine Aufgabe ganz von selbst suchen, er wird also alles, was zu seiner Familie gehört, beschützen. Ausdrücklich schreibe ich beschützen, denn Wachhunde im  Sinne des westeuropäischen Verständnisses sind sie nicht. Unsere Hunde haben z. B. beschlossen, dass die Nachbarn zu ihnen gehören und daher sind die einbezogen, wenn etwas in ihren Augen nicht stimmt. Und unsere Nachbarn finden das gut.

Damit wären wir noch mal bei einem wichtigen Punkt, denn die Hunde beschützen nicht ein Territorium, sondern Menschen, Tiere oder Gegenstände, sie sind also „objektbezogen“, auch wenn das einige „Experten“ anders sehen und dann von Territorien faseln.

Beschützen wird ein solcher Hund aber nur das, zu dem er ein Verhältnis hat. Daher ist der Kontakt zu „seinen Menschen“ wichtig, sprich, er muss jederzeit ins Haus können, wenn ihm danach zumute ist und er muss sich dort auch frei bewegen können. Also sollte man ihm keinen festen Platz zuweisen, den nämlich sucht er sich je nach Jahreszeit selber, mal gemütlicher Teppichboden, mal die kühlen Fliesen im Flur oder Keller. Auf jeden Fall wird er aber immer dort liegen, wo er noch einen gewissen Überblick hat. Verwehrt man ihm diesen, wird es langweilig, also problematisch. Daher ist es Blödsinn, wenn er lt. z. B. Bloch im Hause genau das tun muss, was ihm ahnungslose Menschen zuweisen

So muss es nicht unbedingt sein
Quelle: Deltari Ilir

Auch wenn das Grundstück groß, oder gar riesengroß ist, die Hunde wollen laufen und bei diesen Spaziergängen auch das Tempo bestimmen. Daher ist Joggen oder Fahrrad fahren nicht der Hit. Unterwegs ist soviel an Neuigkeiten zu „lesen“, dass das eben dauert. Um wenigstens dem Tierschutzgesetz Genüge zu tun, sollte bei einer Haltung im Garten eine wetterfeste Hütte vorhanden sein. Gräbt ein Deltari darunter eine Kuhle, ist das sicher auch in Ordnung.

So eine Haltung setzt allerdings voraus, dass ein Grundstück sicher eingezäunt ist und dass eine gewisse Aufsicht gegeben ist. Wir sind beide berufstätig und daher leben unsere Hunde in einem größeren Gehege und das liegt an einer „strategisch“ günstigen Stelle.

Manchmal aber muss so ein Hund einfach nachts ins Haus, weil sich Nachbarn schon beim Husten eines Regenwurmes belästig fühlen. Dann muss er die Gelegenheit haben, sich einen Platz zu suchen nach seinen Vorstellungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich allerdings darauf hinweisen, dass der Deltari - wie die anderen Hirtenhunde auch - nicht nachtaktiv ist, auch wenn dies einige „Experten“ behaupten. Er ist nur dann aktiv, wenn es nötig ist und das kann am Tage oder auch in der Dämmerung oder der Nacht sein. Den Umständen entsprechend eben, aber nicht genetisch bestimmt. Unsere Hunde z.

B. sind in manchen Nächten lange und laut zu hören, dann aber ist im Dorf immer etwas los und wenn nur die Besoffenen nach einem Fest grölend nach Hause gehen. Besoffene mögen sie anscheinend nicht besonders und die schwarz braune Haselnuss oder das Mädchen aus einem Polenstädtchen auch nicht.

Der wäre dann tagaktiv, denn einer muss aufpassen
Kushtrim Kajtazi me Kaloshin dhe Xhufin në Leqinat Rugovë
Quelle: Deltari Ilir

Im Ursprungsland liegt es übrigens überhaupt nicht im Interesse der Hirten, wenn ein Hirtenhund jedem vermeintlichen Feind hinterher jagt und seine Energie vergeudet.  Er soll vielmehr beobachten und sich deutlich bemerkbar machen. Und das tun solche Hunde dann auch in unseren Breitengraden.

Völliger Blödsinn sind dann die folgenden Sätze, auch wenn sie immer wieder nachgeplappert werden:

„ … Ihrem sehr selbständigem Naturell folgend kann ein im Zwinger gehaltener HSA mit wenig Familienanschluss diesen als „sein Revier“ betrachtend dies sogar gegen sein eigenes Herrchen verteidigen.

Überlässt man einen Herdenschutzhund in freier Natur weitestgehend unkontrolliert sich selbst, bzw. wird er unsachgemäß nicht seinem Wesen entsprechend aufgezogen, können sich seine "positiven Grundlagen" sehr schnell zu schlechten Eigenschaften entwickeln.“

Würde dieser Schwachsinn stimmen, müssten sich die Hunde aus jeglicher Zivilisation verabschieden. Ein Zusammenleben mit Menschen wäre nicht mehr möglich.

junger Deltari von Sylejman + Artan Bucaj
Quelle: Deltari Ilir

Zu diesem Kapitel und weil der Deltari Ilir noch eine sehr „natürliche“ Rasse ist, gehört natürlich auch die Haltung in seiner Heimat als Arbeitshund. Es ist erstaunlich, wie „gut“ auch darüber Experten in Deutschland Bescheid wissen und deswegen vor einer Anschaffung aus solchen „Arbeitslinien“ warnen. Vergessen wird dabei, dass auch diese Arbeitshunde mit Menschen zusammen leben müssen und das ganz prima können. Würde er nicht diese Voraussetzungen erfüllen, wäre er ganz nebenbei bemerkt unbrauchbar für jede Arbeit. Bloch schreibt:

„ … Die Sozialisierung von Arbeitshunden steht im krassen Widerspruch zur Prägung auf den Menschen. Junge Herdenschutzhundewelpen sollten sehr frühen Kontakt zu Nutztieren haben, damit sie einen Sozialverbund formen können. Kontakte zu Menschen ist für diesen Formungsprozess eher kontraproduktiv (Ancona 1985)."

Richtig und wichtig ist zwar der Kontakt zu den „Nutztieren“ und daher wird ein Welpe oder Junghund natürlich in den Stall gesteckt und wandert später mit der Herde mit. Aber um einen Nutzen als Arbeitshund zu haben, muss das Zusammenleben mit Menschen klappen und daher wird er selbstverständlich auch auf diese sozialisiert. Das so etwas nötig ist, bewiesen so genannte „Herdenschutzprogramme“ in der Schweiz oder in Portugal. Dort haben die Hunde z. B. durch Touristen viele Kontakte mit ihnen fremden Menschen und nach einigen Anlaufschwierigkeiten klappt das Nebeneinander her recht gut. Ein „Blochscher Herdenschutzhund“ würde hier aber jämmerlich versagen. Und etwas kommt hinzu, die Hunde leben im Winter in den Dörfern und zwar mit Menschen zusammen.

Bardhi dhe Arushi – Hamdi Hyska - Pejë
Quelle: Deltari Ilir

Insoweit ist die Anschaffung eines Hirtenhundes aus einer Arbeitslinie kein wesentlich größeres Risiko, als ein Hund von „zivilisierten Züchtern“. Das Gegenteil kann der Fall sein, denn „Arbeitshunde“ sind genetisch in der Regel stabiler, als viele dieser charakterlosen Show - Hunde.

Haltung eines Hirtenhundes unterscheidet sich nicht wesentlich von der Haltung anderer Rassen, denn Hund ist Hund und jeder Hund muss in unserer Gesellschaft leben, ohne dass sich die Medien täglich auf irgendwelche Horrormeldungen stürzen. Insoweit verstehe ich nicht, warum man im Zusammenhang mit Hirtenhunde die folgenden Zeilen überhaupt schreiben muss, denn wie schon geschrieben, sie sind für alle Rassen selbstverständlich. Und als meine Frau und ich noch gezüchtet haben, taten wir nichts anderes, aber einiges zusätzlich. Bloch schreibt:

„ … "Sein Gesicht zu verlieren" mag dieser eigenständige Typ gar nicht. Es muss Betonung finden, dass von einer umsichtigen Sozialisierung viel abhängt. Herdenschutzhundewelpen müssen während der sensiblen Entwicklungsphase mit allen verhaltensökologischen Umständen vertraut werden, die später zu einem alltäglichen Routineablauf gehören sollen. Das Verhalten von Herdenschutzhunden hängt entscheidend von einer korrekt durchgeführten Sozialisierung und Jugendentwicklung ab (Coppinger, 1995)."

Wenigstens mir kommt bei solchem „Blödsinn“ der Verdacht, die Haltung und Zucht von Hirtenhunden soll madig gemacht werden, einer kleinen Schicht so genannter „Experten“ vorbehalten sein und Hunde aus dem Ausland sollen verhindert werden. Schließlich haben wir in Deutschland genug Züchter und die produzieren zwar jede Menge Mist, aber auch der muss verkauft werden.

Aber es scheint mir auch so, dass hier mit viel theoretischem Geschwafel „Wichtigtuer“ am Werke sind, die über fundiertes Wissen im Zusammenleben mit Hirtenhunden nichts wissen.

Pflege

Rat
Quelle: Deltari Ilir

Obwohl ich unterdessen eine ganze Menge an Bildern der Hunde aus dem Sharr - Gebirge habe, ist darauf nie ein Mensch zu sehen, der sich mit der Pflege seiner Hunde beschäftigt. Logischer Schluss daraus, diese Hirtenhunde müssen nicht gepflegt werden.

Bei Arbeitshunden kein großes Wunder, denn welcher Hirte oder Schäfer dieser Welt würde sich über derartige Dinge einen Kopf machen. Lediglich bei einigen der langhaarigen Hunden nimmt man bei der Schafschur auch gleich die Hunde mit dran. Bei den anderen Rassen erledigen diese das selbst. Das heißt, sie haaren einmal im Jahr kurz und heftig aus, die Büschel bleiben irgendwo hängen oder fallen ab und das war es schon gewesen.

Diese Hunde leben aber das ganze Jahr im Freien. Sollen sie in unseren Breitengraden wenigstens zeitweise im Haus leben, kann man ja mal gelegentlich eine Bürste nehmen, wenn der Hund sein Winterfell verliert.

Kurzes Fell an den Ohren
Karabashi i Halim Bazdes- Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

In anderen Portraits habe ich geschrieben, man solle gelegentlich die Ohren kontrollieren, denn bei Hunden mit Hängeohren kommen immer wieder Entzündungen vor. Das gilt beim Deltari Ilir nur eingeschränkt, oder gar nicht. Denn bei ihnen kommen nicht irgendwelche Züchter auf die hirnrissige Idee, den Behang  der Ohren zu verändern und zwar in Richtung längeres und dichteres Fell. Daher „fliegen“ die Ohren bei dieser Rasse, wenn die Hunde sich mal schneller bewegen, das Ohr wird gut durchlüftet und Ungeziefer und Bakterien haben geringe Chancen, dort Unheil anzurichten.

So genügt es, wenn man eher selten mal in die Ohren schaut, oder ein Q-Tip benützt. Bei meinem Rüden fahre ich mit dem Finger durch das äußere Ohr und das findet er auch noch schön.

Bei dieser Rasse kommen immer wieder die so genannten Wolfskrallen vor, deren Länge muss beobachtet und ab und an gekürzt werden. Kein „Zauberwerk“, man darf nur nicht zu kurz abzwicken.

Im Kosovo werden die Hunde wahrscheinlich anders ernährt, als man das in Deutschland gewöhnt ist. Daher wäre empfehlenswert, so eine Art Zahnpflege zu betreiben. Auch kein Problem und wir lösen das mit trockenem Brot, steinharten Hundekuchen und rohem Obst. Wichtig dabei nur, die Hunde müssen ihre Zähne einsetzen und nicht nur staubsaugermäßig alles reinschlabbern. Nicht umsonst sagt man, gut gekaut ist halb verdaut. In diesem Falle eben werden die Zähne mitgeputzt.

In der Mitte Muhamet Nikci
Quelle: Deltari Ilir

Der Deltari Ilir ist alleine wegen seiner Farben ein sehr pflegeleichter Hund, behaupten viele und wissen sogar über diese Farbenvielfalt genau Bescheid. Stimmt aber nicht, denn Dreck ist Dreck und ob man ihn je nach Farbe besser oder schlechter sieht, spielt keine Rolle. Also doch mal ab und an bürsten.

Im Ursprungsland sehen die Hunde daher gelegentlich schon etwas wild oder rustikaler aus. Macht nichts, sagen die Hirten, denn die Hunde gehen zu keinem Schönheitswettbewerb, sondern zur Arbeit. Wirken sie dadurch wilder und gefährlicher, auch gut, denn das schreckt ab.

junger Rüde aus Restelica
Quelle: Deltari Ilir

Baden ist schädlich, denn die von Chemie strotzenden Mittelchen zerstören die natürliche Fettschicht des Haares. Zieht es ein Hund aber vor, zur Abkühlung ein schönes Bad zu nehmen, ist das etwas anderes. Natur hat noch nie geschadet.

Wenn wir mit unseren Hunden eine „Knuddelrunde“ machen, suchen wir nach Zecken und die werden mit den Fingern „rausgedreht“. Auch das ist ein bisschen Übungssache und muss nicht von einem Tierarzt gemacht werden.

Dank ihrer kleinen Augen mit eng anliegenden Lidern ist eine Augenpflege auch nicht nötig. Wir reiben gelegentlich mit den Fingern rund um das Auge und dann sind diese sauber. Etwas anderes wäre es, wenn die Hunde „offene Augen“ hätten. Haben sie nicht und daher kann man die Augenpflege mehr oder weniger vernachlässigen.

Sokoli i Bakisë viti 1978
Quelle: Deltari Ilir

Nicht vernachlässigen sollte man gelegentliche Besuche beim Tierarzt, denn Impfungen in bestimmten Abständen sind überall in Deutschland vorgeschrieben und so manche Behörde versteht überhaupt keinen Spaß, wenn die Intervalle nicht eingehalten werden.

Außerdem ist es gut, wenn die Hunde den Tierarzt kennen, denn für viele Hunde ist der Besuch einer Praxis ein „Horror“. Unsere Hunde kennen Tierarzt und Praxis und gehen daher ganz lässig dort hin.

Vergleicht man also den Pflegeaufwand des Deltari Ilir mit anderen Hirtenhunden, oder noch schlimmer, mit vielen anderen Hunderassen, ist er ein ausgesprochen  pflegeleichter Hund, also z. B. etwas für mich, denn mit Bürsten und ständig am Hund rumschrauben habe ich es nicht so.

Dieses Bad richtet keinen Schaden an
Quelle: Deltari Ili
r

Diese Pflegeleichtigkeit beruht aber auch darauf, dass auch der Deltari einen ausgesprochen hohen Fettgehalt seines Felles hat. Dadurch ist er fast selbstreinigend, das heißt, ist der Hund trocken, fällt der Dreck fast von alleine raus. Aber es spielt auch eine Rolle, dass diese Rasse ein relativ kurzes Haar hat und das ist besser zu pflegen, als die „Haarmonster“ so manch anderer Hirtenhunderasse.

Ernährung

bigor i ferid muhiqit-baba i shapes
Quelle: Deltari Ilir

Nicht nur im Kosovo, auch in vielen anderen Ursprungsländern war in der Vergangenheit das Nahrungsangebot für die Hirtenhunde nicht gerade üppig. Ein Albaner aus der Nähe von Tetovo, also im mazedonischen Teil des Sharr - Gebirges, erzählte mir, wie er früher und das ist erst rund 50 Jahre her, seine Hunde ernährt hat.

Trockenes Brot, die Reste der Molke aus der Käsezubereitung und Maisbrei waren der Hauptbestandteil. Lief irgendein Wildtier zu dicht an der Nase des Hundes vorbei, gab es gelegentlich mal einen mehr oder weniger großen Happen Fleisch und dann waren da noch die zahlreichen „Hinterlassenschaften“ der Schafe. Das war’s.

Und es hat gereicht, denn ich habe es schon beschrieben, der Deltrai ist ein Minimalist, der aus nichts auch noch eine Mahlzeit macht und der dabei dann auch noch satt wird.

bigori I sahitit-djali i shapes
Quelle: Deltari Ilir

Will man diese Ernährung in unsere Gefilde und Gewohnheiten umsetzen, wird es etwas schwierig, aber ein paar kleine Tipps gibt es schon.

Erster Punkt, der Proteingehalt eines Fertigfutters sollte so gering wie möglich sein. Und wenn man sich erinnert an den Ursprung, kann man das Futter „aufpeppen“ mit Milchprodukten, z. B. Joghurt oder Quark. In Anlehnung an den Mais füttern wir als Ersatz Getreideprodukte, also Brot, Nudeln oder Reis als Zusatz.

Immer wieder ist zu lesen, Hirtenhunde würden auf zu viele Proteine, genauso übrigens auf zuviel Eiweiß, mit Allergien reagieren. Diese Allergien nehmen aber bei allen Rassen zu und haben etwas mit gesunder oder ungesunder Zucht zu tun. Sie sind also nicht unbedingt ein Problem der Hirtenhunde.

Sylejman Bucaj, im Rugova Gebirge
Quelle: Deltari Ilir

Beim Kauf eines Trockenfutters ist der Hersteller der beste, der neben einem niedrigen Proteingehalt auch ein eiweißarmes Futter anbietet. Es gibt Hersteller, bei denen liegt dieser unter 20%. Das schließt die so genannten „Hochleistungsfutter“ für aktive Hunde natürlich aus.

Auf keinen Fall sollte man sich an die Mengen halten, die der Hersteller angibt, sie sind zu hoch. Statt dessen hilft etwas Beobachtung des eigenen Hundes. Nimmt er zu, runter mit der Ration, nimmt er ab, kann man mit etwas anderem ausgleichen. Und wenn es sein muss, mit etwas, dass nur „den Kessel“ füllt.

Welpen sollten dreimal am Tage gefüttert werden, das erleichtert die Verdauung, die erst vor kurzem nur flüssige Nahrung „verarbeiten“ musste. So etwa ab dem fünften Monat kann man umsteigen auf eine zweimalige Fütterung.

Diese Fütterung ist bei vielen Hirtenhundebesitzern beliebt, nur meiner Meinung nach aus dem falschen Grund. Man glaubt nämlich, damit würde einer Magendrehung vorgebeugt, für die Hirtenhunde angeblich besonders empfänglich sein sollen. Darüber aber gibt es keine Statistiken, nicht mal gefälschte. Tierärzte sagen, das sei ein Problem aller großen Rassen und hänge wiederum mit der Zucht zusammen. Sozusagen die Aufhängung hält nicht Schritt mit der Körpergröße.

Kaloshi i Arif Ages- Restelicë- Prizren
Quelle: Deltari Ilir

Und natürlich bekommt ein Hund sein Futter dann, wenn er anschließend eine Ruhephase hat, also z. B. nach dem Spaziergang und nicht vorher.

Nach dem Essen soll man die Zähne putzen und da hilft wieder etwas von der ursprünglichen Ernährungsphilosophie, nämlich steinhartes trockenes Brot, oder genauso harte Hundekuchen. Und unsere Kaukasin isst mit Genuss auch noch frisches Obst, knackig und gesund.

Warnen möchte ich vor den ganzen Zusatzmitteln, die Hunde nach der Meinung der Hersteller alle braucht. Der Hersteller braucht sie für den Umsatz, der Hund bekommt sie in der Regel ausreichend mit einem Fertigfutter oder den „selbst gebastelten“ Menüs und wem das nicht reicht, der gibt eben frisches, z. B. Obst und Gemüse.

Ausstellungen

Muhamet Nikqi dhe Karabashi i ri  “Thana“ – Thanishtë- Klinë
Quelle: Deltari Ilir

Wie schon geschrieben, Ausstellungen, wie wir sie im restlichen Europa und damit auch in Deutschland kennen, gibt es im Kosovo nicht und das ist ein Segen für die Rasse.

Denn die „Werbung“ für derartige Veranstaltungen, veröffentlich von einem deutschen Rassehundeclub, ist nicht richtig. Man schreibt:

„ … Rassehundeausstellungen gelten allgemein als "Gütekontrolle" der Zucht, als Treffen für den internationalen Erfahrungsaustausch und als öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Sie erfreuen sich ständig wachsender Beliebtheit, was sich in den Melde- und Besucherzahlen widerspiegelt.“

Das ist die Theorie, die Praxis sieht anders aus. Denn bei vielen Ausstellungen in Westeuropa wird nach den Ausstellungsordnungen der nationalen Vereine nur die Optik des Hundes und sein mehr oder weniger gepflegter Zustand beurteilt. Über seine „Alltagstauglichkeit“ und seinen Charakter sagt ein noch so gutes Resultat überhaupt nichts aus. 

Karabashi i Arsimit “Thana“ – Thanishtë- Klinë
Quelle: Deltari Ilir

Was aber soll man im Kosovo mit solch einem bewerteten Hund? Denn Novak Radulovic aus Montenegro hat natürlich recht, wenn er schreibt:

„ … Am wenigsten wurde dem Charakter während der Bewertung Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei sind der sichtbare Ausdruck und die Charakterzüge die bedeutendsten Komponenten jeder Einheit dieser Rasse.

Von diesen oberflächlichen Behauptungen kam man nicht weg, weil die Aufmerksamkeit der Experten, der Richter, Züchter und Liebhaber dieser Rasse meistens auf das Äußere gerichtet war. Man vernachlässigte den Charakter … und damit auch die Aufgabe der Kynologie, einen Hund in seiner Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen zu betrachten.“

Karabashi i ri Meti, Saudi, Mala
Quelle: Deltari Ilir

Und im weiteren:

„ … Die kynologischen Richter müssen aus diesen Gründen jeden Hund in seiner Gesamtheit betrachten, auf alle Auffälligkeiten achten und seinen Charakter genau beobachten. Dort, wo die Harmonie in irgend einer Form gestört ist, muss man das deutlich mit einer abgewerteten Note und einer Beschreibung der Mängel hervorheben.

Ängstlichkeit, ein ausgeprägter Mangel an würdevoller Haltung, an Selbstvertrauen oder Selbstbewusstsein müsste streng bestraft werden, und solche Hunde sind von der Zucht auszuschließen.“

Aber solche Veranstaltungen dienen offensichtlich der Eitelkeit der Besitzer, oder wie ich schon geschrieben habe, rennen sie auf diese Veranstaltungen, als gäbe es dort etwas umsonst und einige scheinen zu glauben, wenn die FCI oder in Deutschland der VdH ruft, sei das wie eine Ordensverleihung.

Der Rüde Roki würde in Deutschland disqualifiziert, wäre ihm bestimmt egal
Roki-Arif Aga - Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

 Alle Hirtenhunde sind von ihrem Ursprung her Arbeitshunde und daher stellt sich die Frage schon, warum man diese Rassen über völlig nutzlose Ausstellungen definieren soll. Will man die Möglichkeiten erhalten, diese Rassen immer als Arbeitshunde einsetzen zu können, wären „Wesenstests“ wesentlich sinnvoller, als so ein Champion von was weiß ich. Und wenn der diesen Titel auch noch auf den üblichen, konkurrenzlosen Ausstellungen errungen hat, kann man getrost auf diese Art von Titeln pfeifen.

Hinzu kommt, dass ich auf den wenigen Ausstellungen, die ich besucht habe, Hunde sah, denen anzusehen war, wie unwohl sie sich dort fühlten und das ist vornehm ausgedrückt, ich könnte auch schreiben, sie hatten vor Angst und Unsicherheit die Hosen voll.

Natürlich gibt es auch im Kosovo Ausstellungen, nur versteht man dort etwas anderes darunter. Denn man trifft sich, man zeigt seine Hunde und bewertet sie nach ihrem Verhalten. Kommt „Schönheit“ dazu, auch gut, aber der Charakter ist das Kriterium. Und berühmt werden die Arbeitshunde, nicht die von unfähigen oder ahnungslosen Richtern gekörten Hunde.

Der Arbeitshund

Barak
Quelle: Deltari Ilir

Genug beschäftigt mit nutzlosen Ausstellungen. Denn im Kosovo spielt der Hirtenhund eine andere Rolle, die des Arbeitshundes.

Denn im gesamten Sharr - Gebirge gibt es auch heute noch Wölfe, Bären und Luchse, sowie Greifvögel und all diese Wildtiere stellen für die Herden eine Gefahr dar. Und auch heute kann man gar nicht so selten in den frühen Morgenstunden Wölfe beobachten, die in der Nähe der eingezäunten Schafweiden herumlungern, in gehörigem Abstand, wegen der Hunde und weil sie vor den Menschen Angst haben.

Aber auch während des Almauftriebes im Frühjahr und des Abtriebes im Herbst sind die Herden besonders gefährdet, denn dann wandern diese durch teilweise bewaldetes Gebiet, ein idealer Schutz für Angreifer.

Die Taktik der Wölfe ist in der Regel immer die gleiche, ein einzelnes Tier greift die Herde an und versucht Hunde zu einer Verfolgung zu animieren. Gelänge dies, hätte das restliche Rudel „freie Bahn“ zur Herde.

Foto: www.NABU.de

Ein gelungener Angriff kann verheerende Folgen haben, denn Wölfe töten und greifen sofort das nächste Tier an. Durch den Schutz der Hunde sind die erfolgreichen Angriffe rapide zurück gegangen. Viel niedriger aber nicht ausgeschlossen sind die Verluste durch Bären.

Die Verluste durch Luchse sind nur für einen sehr kleinen Teil verantwortlich und Greifvögel schlagen zwar manchmal ein Lamm, aber dank der Hunde kommt dies sehr selten vor. Der einzige wirksame Schutz der Herden sind also die Hunde aus dem Sharr und deswegen sind sie zu einer Legende geworden.

Luchs im bayrischen Wald
Quelle: Wikipedia

Auch heute gibt es übrigens durch streunende Hunde so gut wie keine Verluste, im Gegensatz zu anderen Ländern.

Ein Deltrai ist wie die freiwillige Feuerwehr, man ist froh, wenn man ihn nicht braucht. Daher tun die Hunde an der Herde außer aufpassen praktisch nichts, im Gegensatz zu den Hütehunden, die sind den ganzen Tag auf den Beinen.

So kam der Ruf vom trägen und desinteressierten Hund auf. Aber wie schon häufig beschrieben, der täuscht. Denn taucht etwas auf, das seine Ruhe stört, baut er sich auf, er bellt und droht, nur angreifen wird er nicht. Daher sind Hirtenhunde keine „Aggressivitätsmonster“. Das gilt auch für fremde Menschen, wenn sie erkannt haben, dass diese keine Bedrohung „ihrer“ Schafe darstellen.

Ein guter Deltari verlässt nie seine Herde um z. B. zu jagen, oder einen Beutegreifer zu verfolgen. Ergo: Er soll nahe der Herde bleiben und laut Erzählungen lernen übrigens gewisse Schafe, zum Hund zurück zukehren, sobald sie von einem Raubtier bedroht sind. .

Darwin bemerkte 1833 in " Voyage of the Beagle " bezüglich der Hirtenhunde in Südamerika:

„ … Er ist lustig zu beobachten, wenn man sich einer Herde nähert, wie der Hund sofort bellend auf einen zugeht, die Schafe versammeln sich hinter ihm, als ob er der ältesten Widder wäre ".

Dieses Verhalten zeigt er auch gegenüber Menschen, daher sind die Erzählungen von Hirtenhunden, die Menschen bedrohen in der Regel übertrieben. Im übrigen greifen in derartigen Situationen sehr schnell die Hirten ein. Gefährlich wird es nur dann, wenn ein „Eindringling“ keinen Abstand einhält oder gar die Hunde mit Gesten bedroht.

Natürlich ist die von den Hunden erwartete Distanz sehr unterschiedlich und das hängt von der Veranlagung jedes einzelnen Hundes ab. Hunde, die mit ihren Herden sehr viel und weit wandern, sind „legerer“.

Klyshi,  Senifer Bala - Restelicë
Quelle: Deltari Ilir

Diese Verhalten hat, egal in welcher Ausprägung, nichts mit Ausbildung oder Dressur zu tun, es ist angeboren und deshalb spricht man vom Schutzinstinkt. Darauf hin werden Arbeitshunde selektiert. Hinzu kommt, er muss die „Ganze Arbeit“ selbstständig ausführen.

Nicht angeboren dagegen ist seine besondere Aufmerksamkeit während der Dämmerung oder nachts, sondern aus Erfahrungen gelernt. Würden „Raubtiere“ am helllichte Tage angreifen, änderte er sein Verhalten sofort.

Auf vielen Bildern und aus vielen Beschreibungen erkennt man diesen Schutztrieb. Denn Hirtenhunde haben immer einen besonderen, also erhöhten Platz, von dem aus sie die Herde, oder ihren Teil der Herde überblicken können.

Züchter Driton Kongjeli + Kaloshi Junior
Quelle: Deltari Ili
r

Um dieses gewünschte Verhalten zu erreichen, ist natürlich eine Sozialisation auf die Nutztiere notwendig, das heißt aber nicht, dass die Hunde  ausschließlich so „trainiert“ werden, denn auch der Gehorsam gegenüber den Hirten ist notwendig und macht einen guten Arbeitshund aus. Daher ist die Mär von den Unterschieden eines Arbeitshundes und eines so genannten „Familienhundes“ Blödsinn.

Und eines kann man am Ende dieses Kapitels auch vergessen, denn es stimmt so eben nicht, die Geschichte von der Selektion über Hundekämpfe, diese haben andere Ursachen. Günter Bloch schreibt dazu im maßloser Übertreibung:

„ … Auch heute noch wird der Herdenschutzhundetyp des jeweiligen Herkunftslandes primär auf Verhalten selektiert und per staatlicher Unterstützung, z.B. in Turkmenistan, sogar nur über Rüdenkämpfe (meist ritualisierte Auseinandersetzungen) zur Weiterzucht verwendet. Auch in Afghanistan finden immer noch traditionelle Auswahlkämpfe statt. Man mag dazu stehen wie man will. Verhalten steht im Mittelpunkt der Betrachtungen und nicht primär das extrem standardisierte Äußere.“

Warum dies Selektion auch noch staatlich unterstützt werden soll, ist wenigstens mir nicht vermittelbar und sicher auch keinem Turkmenen.

HD

Sicher wird bald die Diskussion losgetreten von Züchtern in Westeuropa, dass ihre Hunde die „besseren Hunde“ sind, weil sie röntgen, man dies aber in den meisten Ländern des Balkan nicht tut, oder nicht ausreichend.

Ein „Gütesiegel“ ist dies aber keineswegs, denn zum einen wird mit HD befallenen Linien munter gezüchtet, z. B. in Tschechien oder Österreich und zum anderen sind so ziemlich in allen Hirtenhundeclubs Tiere zugelassen bis zur Stufe HD-C. Das dies ein Fehler ist, habe ich oft genug beschrieben.

mit einer natürlichen Aufzucht und richtiger Ernährung kann vorgebeugt werden
“Thanë” – Faruk Agushi
Quelle: Deltari Ilir

Daher kann man also nicht davon sprechen, dass in Westeuropa „gesünder gezüchtet“ wird. Ehrlicherweise muss aber darauf hingewiesen werden, dass Hunde aus Ländern, in denen nicht geröntgt wird, ein gewisses Risiko darstellen. Auch wenn nicht mit letzter Sicherheit HD als nur erblich gesehen werden kann, „befallene“ Hunde haben in der Zucht nichts zu suchen.

Die Gründe, warum so wenig Hunde geröntgt werden, sind vielfältig. Es fehlen sehr oft die technischen Voraussetzungen und in den meisten Fällen kann sich das niemand leisten, da die Menschen zu arm sind.

Wie groß das angesprochene Risiko aber wirklich ist, kann niemand einschätzen. Daher ist es sicher wichtig, einen Hund zu bekommen, der aus einer Arbeitslinie stammt, denn ein „kranker“ Hund würde unter den dortigen Lebensbedingungen nicht überleben. Anders rum, es findet natürlich auch eine „Selektion“ in Bezug auf die Gesundheit statt. Wäre mir die Alternative gestellt, einen Hund aus „geröntgter Zucht“ zu bekommen, oder einen nicht geröntgten Deltari, wäre meine Entscheidung einfach. Die fällt zugunsten des Deltari aus.

Daher zur Wiederholung, ich frage mich schon, warum dann in Ländern, in denen Hunde geröntgt werden, trotzdem mit ihnen gezüchtet wird. Das gibt es oft genug und ich habe das  auch schon beschrieben.

Hirtenhund – Herdenschutzhund

Einen Kosovaren habe ich mal gefragt, ob es eine Übersetzung des Begriffes „Herdenschutzhund“ in albanisch gibt. Die Antwort: Gibt es nicht. Siehe Deltari und das heißt „Schäferhund“. Laut „Experten“ wie Bloch und Schoke führt das in Deutschland zu Verwechslungen, im Kosovo weiß man mit diesem Begriff richtig umzugehen.

Denn die Kosovaren sehen ihren Hirtenhund als Allrounder, der alles kann, was zum Leben gehört. Ab dem Frühling bis in den Herbst ziehen die Hunde mit den Tieren in die Berge, den Winter über beschützen sie die Dörfer. Sie sind als Familienhund bestens geeignet und hätte man einen Bedarf für z. B. Therapiehunde, auch diese Aufgabe würden ein Deltari meistern. 

Welpenkauf

Hündin aus Pej
-Bica dhe Mica „Drini i Bardhë“ Klinë Mahir Gashi
Quelle: Deltari Ilir

Wer in Deutschland einen Welpen dieser Rasse kaufen möchte, hat in der Regel Pech gehabt. Denn diese Rasse lebt zwar schon in ganz wenigen Exemplaren auch in Deutschland, aber Welpen gibt es keine. Und da nicht international  anerkannt, auch keinen Club oder einen Verband, der helfen könnte.

Der Weg zu einem Deltari – Welpen führt also nur über gute Beziehungen. Die aber hat kaum jemand.

Sicher werden dies einige bedauern, zu denen gehöre ich aber nicht. Denn ich finde es gut, wenn eine noch so „natürliche“ Rasse nicht an jeder Straßenecke gekauft werden kann, um dann in die Fänge der Züchter zu geraten, die bei anderen Hirtenhunden gezeigt haben, was sie daraus machen können. Nämlich oft genug nur „Schrott“.

Wer aber im Kosovo mit den schon erwähnten Beziehungen einen Welpen bekommt, gehört zu den „Glücklichen“.

Wie mir von verschiedener Seite versichert wurde, ist das Zentrum der Zucht, was Qualität angeht, nicht mehr Restellica, sondern Pej.

So kann man dieses Kapitel abschließen mit der Erkenntnis, man, aber auch Frau kann nicht alles haben. Und dazu gehört eben auch der Deltari Ilir.

Ausblick

Es bleibt zu hoffen, dass diese Rasse nicht den gleichen oder ähnlichen Weg geht, wie so manch andere Hirtenhunderasse. Möge sie bewahrt bleiben vor den unzähligen Spinnern und kommerziellen Züchtern, die alle behaupten, etwas für die Rasse tun zu wollen und dabei vergessen, zu sagen, was.

„Zatra“ – Pejë Kaloshi Junior dhe Bardhoshi
Quelle: Deltari Ilir

Hartmut Deckert

Na dann auf Wiedersehen im Kosovo

Busbahnhof in Pristina
Quelle: Annina Prenner

http://realitetikosoves.oyla13.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi

.

.

 
 
   
   
TürkeiBulgarienRumänienSlovakeiUngarnPolen, KarpatenGriechenlandZentraler Balkan - öffnet im neuen FensterItalienFrankreichSpanienPortugalNord-AfrikaAsienEuropa