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Mastin de los Pirineos ...

... der "bunte Spanier" mit den langen Haaren

Foto: Frank Braun
www.valle-de-los-volcanos.de

Einleitung

Die eine Seite der Pyrenäen hatten wir schon, nämlich den weißen Pyrenäenberghund der Franzosen. Die andere Seite, die spanische, gibt es aber auch, und auch dort lebt eine eigenständige Hirtenhunderasse, der Mastin de los Pirineos. Bin ich ganz ehrlich, muss ich zugeben, dass ich bei diesen Hunden an meine Grenzen stoße. Bei vielen Hirtenhunden ist ein einigermaßen gutes Allgemeinwissen vorhanden, ich habe diese Hunde in Natura gesehen und erlebt, aber der Mastin ist der große Unbekannte.

Daher verlasse ich mich bei vielen Erläuterungen auf die vorhanden Literatur und auf das, was mir meine Gesprächspartner erzählt haben. Denn natürlich gehört auch diese Rasse in unsere Hirtenhundewelt, obwohl sie in Deutschland eben relativ unbekannt ist.

Über diesen Hirtenhund gibt es im deutschen Sprachraum herzlich wenig. Und das bisschen beruht zumeist auf Übersetzungen aus dem Spanischen bzw. Englischen. Leider aber sind darin in meinen Augen ziemlich gravierende Fehler zu finden was z. B. die Abstammung und anderes betrifft.

Daher soll dieses Portrait ein bisschen mit einer Reihe von Legenden und Mythen aufräumen und diesen Vertreter der spanischen Seite der Pyrenäen so beschreiben, wie er ist.

Winterlandschaft in den Pyrenäen
Foto: Spanischer Fremdenverkehrsverband

Abstammung

Weil über die Abstammung des Mastin de los Pirineos - wie schon geschrieben - nicht allzu viel zu finden ist, könnte ich es mir eigentlich relativ einfach machen und die Abstammung und Geschichte des Pyrenäenberghundes übernehmen. Ganz so einfach ist es nicht, auch wenn in vielen Quellen zu finden ist, dass beide Rassen bis ins 20. Jahrhundert sehr oft nicht getrennt gezüchtet wurden.

Auch für diese Rasse gilt, Hirtenhunde waren in den vergangenen Jahrhunderten nicht interessant genug, um über sie schriftliche Aufzeichnungen zu machen. Man könnte auch schreiben, Zucht und Tradition der Hirtenhunde wurde in den Köpfen der Schäfer, Hirten und Nomaden aufbewahrt. Und dies änderte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts.

Im Sinne eines Ausschluss-Verfahrens kann man auch bei dieser Rasse damit anfangen, wer nicht an der Abstammung beteiligt ist. Und damit wären wir mal wieder beim berühmten Do-khyi. Fast nirgendwo fand ich einen ernsthaften Hinweis auf ihn, statt dessen geht man beim Mastin de los Pirineos von einer Abstammung von den so genannten "Molossern" aus. Die stimmt in meinen Augen zwar auch nicht und daher dafür ein Extrakapitel, aber sie hat den einen Vorteil, der Do-khyi scheidet aus. Da wir in der Hirtenhundewelt oft genug auf den "Wahrheitsgehalt" der tibetanischen Vorfahren eingegangen sind, brauchen wir das nicht zu wiederholen. Wer diese Theorie aber trotzdem noch mal nachlesen möchte, mit allen Argumenten für und wider, dem sei die Geschichte der Hirtenhunde und das Portrait des Pyrenäenberghundes empfohlen.

Foto: Quelle Wikipedia

Vielleicht kann man bei der Abstammung des Mastines schreiben, er war in einer Art Zangenumfassung der Rassen Mastin Espanol aus den zentralen Hochebenen Spaniens und dem französischen Pyrenäenberghund entstanden.

Bleiben wir beim Letzteren, sei an die Vermutung erinnert, er stamme von den Hunden des alten Mesopotamien ab, also Kangal und Akbash und daraus resultierend dem Maremmano-Abruzzese und sogar den Owtscharkis des Kaukasus und Centralasiens.

Josef Müller beschreibt das so:

"Und wenn für den Mastin de los Pirineos, den spanischen Cousin unseres Pyrenäen-Berghundes, aus zwingenden Gründen dieselben Urahnen angenommen werden müssen wie für den Pyrenäen-Berghund, wer kommt dann als Importeur in Frage? Es liegt daher nahe, in der fernen Vergangenheit nach Ereignissen zu suchen, … (die) einen gemeinsamen Ursprung anbieten. … dies können … nur sein die Exportwelten der neolithischen Kultur aus dem nördlichen Irak und dem südöstlichen Anatolien."

Aufgetaucht sind Hirtenhunde immer dort, wo es Nutztiere gab, die bewacht werden sollten. Zwar bin ich kein Freund der so genannten Lagerhunde, aus denen dann Hirtenhunde entstanden sein sollen, aber sicher ist, dass wachsame Hunde sehr schnell als "Wächter der Herden" entdeckt wurden. Ihre Größe richtete sich nach der Größe der Beutegreifer oder den Ansprüchen der Hirten und daher gibt es derart unterschiedliche Hirtenhunde.

In Afrika z. B. gibt es eine Art Hirtenhunde, die für den Herdenschutz zuständig sind, und die haben in etwa die Größe von Dingos. Damit soll ausgedrückt werden, es kommt nicht nur auf die Beutegreifer an, sondern auch an die Ansprüche der Hirten. Die waren dort schon ziemlich zufrieden, wenn die Hunde mit einem Riesentheater auf Beutegreifer aufmerksam gemacht haben. In den Ursprungsländern der Hirtenhunderassen ist das anders. Daher sind auch die Hunde anders.

Zurück zur Zange, denn die hilft uns ebenfalls weiter, wenn wir über die Abstammung des Mastin de los Pirineos nachdenken. Im Portrait des Patou schrieb ich:

"Mit den wandernden Herden wanderten auch die Hunde, zum einen entlang der Mittelmeerküsten, zum anderen in Griechenland beginnend durch ganz Europa."

Auch sie stellten eine Gefahr mindestens für Lämmer dar,
Adler in den Pyrenäen
Foto: eigene

Sicher richtig ist der Hinweis, dass die beiden Mastines miteinander verwandt sind. Wanderten also die "Weißen" über Italien in die Pyrenäen, kamen aus dem spanischen Hochland, also der Estrematura, der Mastin Espanol. Der aber wurde, bedingt durch die Ansprüche, die Landschaft und vor allem auch die Politik, vom Mastin sehr isoliert gezüchtet. Selbst wenn die Annahme richtig wäre, Mastin de los Pirineos und Pyrenäenberghund seien ein und dieselbe Hund, entwickelte sich auf der spanischen Seite doch ein eigenständiger Typ, eben jener von Josef Müller als unharmonisch bezeichnete Mastin. Dieser Meinung widerspricht auch nicht die Tatsache, dass beide Rassen immer wieder miteinander gekreuzt oder gemischt wurden. Denn das alte Motto aller Hirten dieser Welt machte auch vor den Pyrenäen nicht halt. Und dieses lautet nun mal eben, nur Leistung zählt.

Richtigerweise wird in einer ganzen Reihe von Quellen darauf hingewiesen, dass beide Hirtenhunde aus den Pyrenäen eigentlich insoweit eine gemeinsame Abstammung oder gar einen gemeinsamen Ursprung haben, weil sie im Grunde genommen "Hunde der Basken" sind.

Foto: Quelle Wikipedia

Aber auch das hindert nicht daran, von zwei Rassen auszugehen, denn wir wissen nicht, auf welcher Seite die "Zange" begann. Wer war schneller, die über Land wandernden Schafe mit ihren Begleitern, den Hirtenhunden aus dem Mittelmeerraum oder des Balkans, oder die wahrscheinlich mit den Phöniziern auf dem Seeweg eingewanderten Hirtenhunde der iberischen Halbinsel, also der portugiesischen Hirtenhunde und des Mastin Espanol?

Diese Abstammungstheorie gefällt mir auch deswegen, weil ich mir damit gleich den Hinweis auf die ach so alte Abstammung ersparen kann, die über Höhlenmalereien und Reliefs bewiesen sein soll. Nicht ausschließen kann man aber damit die Geschichte mit den Molossern.

Untermauert wird sie auch durch Erna Mohr, die schrieb:

"... Immerhin finden in Gegenden, in denen man mehrere Hirtenhundrassen hält, häufig Vermischungen statt, die das Gesamtbild teilweise verwischen können, und zwar sowohl im allgemeinen Körperbau als auch in der Behaarung; weniger in der Farbe, denn hier wurde beim Hirtenhund, dem Schutzhund, von Anfang an Weiß oder doch wenigstens viel Weiß allem andern vorgezogen."

Der "Molosser"?

In allen Beschreibungen des Mastin de los Pirineos ist als Abstammung die "berühmte Legende" vom "Molosser" zu finden. An der aber habe ich gewaltige Zweifel, beziehungsweise bin ich mir sicher, dass die nicht stimmt. Daher der Versuch, mal zu beschreiben, warum sie nicht stimmen kann.

Rafael Malo Alcrudo schreibt:

"Der Hund, den wir als Mastin de Los Pirineos kennen, ist zweifelsohne der eindrucksvollste aller dieser an den Herden arbeitenden "Molosserhunde" - gemeinsam mit dem Mastin Espanol auch der größte. Diese kraftvolle "Molosserrasse" ist der traditionelle Wächter der Schafsherden in dem alten Königreich von Aragon, im heutigen Nordostspanien. Natürlich gibt es Verbindungen zwischen dem Pyrenäen Berghund, dem Mastin de Los Pirineos wie auch dem Mastin Espanol."

Foto: Rafael Malo Alcrudo

Auf diese Hunde aus dem alten Königreich Aragon werde ich gesondert eingehen.

In unserer Geschichte der Hirtenhunde steht, die Haustierforschung geht davon aus, dass die ersten Wildschafe vor ca. 8000 Jahren domestiziert wurden. Also braucht man auch etwa seit dieser Zeit Hirtenhunde.

Die so genannten "Molosser" aber wurden immer als Kampf- oder Kriegshunde bezeichnet. Brauchte man damals aber solche Kriegshunde? Josef Müller schreibt dazu, eigentlich nein:

"Auch nicht wahrscheinlich ist der erste Teil dieser Abstammungsthese, mit den vorausgehenden Kampf- und Kriegshunden stamme der 'Herdenschutzhund' logischerweise vom Molosser-Typ ab, in den man etwas Windhund eingekreuzt habe - und fertig war der Hirtenhund … Davon abgesehen spricht die historische Sachlage gegen die Existenz von 2 Kriegshunden im ersten Teil des Neolithikums: Bis zum 5. Jahrtausend waren die neolithischen Dörfer fast ohne Ausnahme nicht von Wehranlagen umgeben. Die Ringwälle und Palisaden, die man bei Grabungen orten konnte, waren nicht zur Verteidigung geeignet: Die Wasserstellen der Dörfer befanden sich oft außerhalb der Ringwälle.

Es handelt sich bei dem, was die Archäologen zuerst als Ringwälle interpretierten, um Pferchanlagen fürs Vieh. Hätte man es mit Verteidigungsanlagen zu tun, dann wäre ja in der Nacht das 'Kapital' des Dorfs außerhalb und ohne Bewachung aufgestallt worden. Die Schlussfolgerung kann nur lauten, dass es 'Krieg' im heutigen Sinn nicht gegeben hat und somit auch keinen 'Kriegshund' und keinen Molosser als Ahnherrn des langhaarigen Herdenschutzhundes."

Foto: Rafael Malo Alcrudo

Stimmt diese Theorie, brauchte man also nur Hirtenhunde, aber keine Kriegshunde. Da aber letztere erst viel später auftauchten und ihren Namen "Molosser" nach der römischen Provinz Molotien bekamen, hätten die Hirten und Nomaden Jahrtausende ohne Hirtenhunde auskommen müssen. und sicher hätten sie eine Lösung gefunden, die Hirtenhunde überflüssig gemacht hätte. Also hätte es wahrscheinlich keine Hirtenhunde gegeben, sondern nur Wachhunde, die vielleicht und gelegentlich das Vieh mitbewacht hätten.

Aber es gab Hirtenhunde, lange vor den "Kampf- und Kriegshunden", denn es gab in Mesopotamien und bereits auch in Teilen Asiens, Afrikas und Europas Haustiere und die wurden beschützt. Nicht von "Molossern", sondern von der "Wächtern der Herden", also von Hirtenhunden.

Anstelle des Namens "Molosser" tauchen aber auch in vielen Quellen die "Hunde des Epirus" auf. Der Epirus aber ist in etwa das gleiche, wie das spätere Molotien, also doppelt gemoppelt. Und natürlich stimmt dann der Satz von Rafael Malo Alcrudo auch nicht, wenn er schreibt:

"Dieser Hund war der Mastin de Los Pirineos - in der alten Aragoneser Sprache war er als "Mostin" bekannt. Stammten diese Hunde von dem legendären Tibet Mastiff oder von den Molossern aus Assyrien und Epirus? Wir wissen nur, dass alle diese den Hirten begleitenden großen Molosserrassen vom Kaukasus bis Alentejo, von Leon bis Istanbul existierten."

In einem Buch über Mastiffs fand ich einen Satz, der die fehlende Wanderfreudigkeit der "Molosser" beschreibt und der damit automatisch darstellt, dass ein Molosser und ein Hirtenhund zwei paar Stiefel sind, dort heißt es:

"Im Vergleich zu den meisten Hunderassen sind Molosser nicht besonders wanderfreudig, möglicherweise weil sie über Jahrhunderte daran gewöhnt waren, bestimmte Bereiche zu schützen."

Clubheft des spanischen Zuchtclubs
Quelle: Ramon Font

Wie oder woher aber kommt die Bereitschaft, "Molosser", oder das, was wir dafür halten, als Vorfahr von Hirtenhunden zu übernehmen? Die Lösung liegt vielleicht darin, dass heute alle, oder die meisten Mastiff-Rassen ebenfalls unter die Kategorie "Molosser" fallen. Douglas Oliff beispielsweise schreibt:

"Alle zu dieser Gruppe gehörenden Hunderassen wurden als Arbeitshunde entwickelt. Ihre Aufgaben können in Einzelheiten verschiedenartig gewesen sein, aber der gemeinsame Faktor war ihr Schutzinstinkt, für Menschen, Tiere oder Eigentum. Hier sei durchaus zugegeben, dass in gewissem Umfang die speziellen Aufgaben, für die sie früher gezüchtet wurden, in unserer modernen Gesellschaft wenig beansprucht werden."

Der gleiche Autor meint dann aber, bei diesen Rassen

"zeigen sich Wachhundinstinkte in der Regel erstmalig mit etwa 18 Monaten oder geringfügig später. Ich wäre etwas überrascht, wenn ein Junghund derartige Schutzinstinkte bereits in frühem Alter zeigte."

Und ich wäre überrascht, wenn Hirtenhunde das gleiche Verhalten zeigen würden. Die beschützen nämlich schon viel früher.

Foto: Ramon Font

Erinnern wir uns an die vielen weißen Hirtenhunderassen, dann fällt auf, dass so genannte "Molosser" oder Mastiff in der Regel nicht weiß sind und auch nicht das bei weißen Hirtenhunden längere Haar haben. Zwar ist mir klar, dass man natürlich aus farbigen Hunde "weiß" züchten kann, aber beim Mastiff war das wenigstens in der Vergangenheit nicht erwünscht.

So schreibt Conrad Heresbatch 1586 in London einen Bericht über den Mastiff:

"Bei der Wahl eines Mastiffs, der das Haus beschützt, sollte man sich einen Hund besorgen, der einen großen, kraftvollen Körper besitzt, eine laute schrille Stimme, der mit seinem Bellen - auch wenn man ihn nicht sieht - und dem Schrecken seiner Stimme Fremde in die Flucht schlägt. Sein Körper darf weder zu lang noch zu kurz sein, aber gut aufgebaut. Sein Kopf ist groß, seine Augen scharf und leuchtend, entweder von brauner oder grauer Farbe. Seine Lefzen sind schwärzlich, dürfen sich weder nach oben drehen noch zu tief nach unten hängen. Sein Maul ist schwarz und breit, ebenso breit sein Unterkiefer: Auf jeder Seite zeigt sich ein Fangzahn, mehr nach außen gestellt als die übrigen Zähne. Dabei treffen die oberen Schneidezähne gleichmäßig auf die unteren. Sie dürfen nicht zu weit nach vorn überstehen, sind scharf und werden von den Lefzen bedeckt. Seine Haltung ist die eines Löwen, seine Brust breit und zotthaarig, Schultern breit, Läufe kräftig, Rute kurz, Pfoten sehr stark. Im Wesen darf er weder zu freundlich, noch zu ablehnend sein, so dass er weder einen Dieb umschmeichelt noch sich auf Freunde stürzt. Sehr wachsam, kein Streuner; weder überschwänglich noch grundlos bellend. Es spielt keine Rolle, dass er nicht schnell ist, denn er ist dafür geschaffen, zu Hause zu wachen, vor Feinden zu warnen. Am besten eignet sich ein schwarzer Hund, weil er durch den Dieb nicht gesehen werden und diesen umso leichter überwältigen kann."

Rüde Diego
Foto: Frank Braun
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Hier wird also alles andere als ein Hirtenhund beschrieben. Und weil Mastiff und "Molosser" anscheinend Anlass zu vielen Spekulationen geben, möchte ich zitieren, was Nick Waters zu diesem Thema schreibt, denn dann wird sicher klar, dass eine derartige Verwandtschaft zu Hirtenhunden überhaupt nicht passen kann:

"Es besteht weitgehend Übereinstimmung, dass alle heutigen Molosserrassen, ebenso andere große Hunderassen wie Bernhardiner, Berner Sennenhund, Pyrenäen Berghund und andere - ihre Existenz auf große Molosserhunde aus dem Osten zurückführen können, insbesondere auf Hunde aus Tibet. Von Marco Polo gibt es Berichte, er habe in Tibet Hunde von der Größe von Eseln gefunden."

Über den Einsatz und damit auch, wann das etwa gewesen ist schreibt er:

"Sowohl Griechen wie Römer setzten auf ihren Kriegszügen große, schwere Hunde ein, die ihnen im Kampf halfen. Dabei waren die Römer die ersten, die ihren Hunden schützende Panzer anlegten, dazu Halsbänder mit eisernen Spitzen, um den Hals des Hundes zu schützen. Einige dieser alten Kriegshunde sind in voller Rüstung auf der Kriegssäule von Marcus Aurelius in Rom abgebildet, Die Praxis, Hunden zum Schutz mit eisernen Spitzen versehene Halsbänder anzulegen, setzt sich bis zum heutigen Tag in abgelegenen Teilen von Europa, im Mittleren Osten wie in Asien fort."

An dieser Stelle wäre dann aber auch der Einwand fällig, dass eben Krieg und Hirten, Schäfer oder Nomaden nichts miteinander zu tun haben, denn Hirten und Nomaden sind keine Eroberer und schon gar keine Krieger. Sie wanderten höchstens den Kriegszügen hinterher.

Raya & Adina
Foto: Frank Braun
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Und noch etwas ist wichtig, in den Augen der ach so wichtigen Krieger und Eroberer waren sie minderwertig und ihre Hunde natürlich auch. Sicher kommt auch daher ein bisschen diese Abstammungstheorie, um Hirtenhunde aufzuwerten. Allerdings wäre das in meinen Augen eher eine Abwertung.

Die Abstammung der Mastiff-Rassen kann ich nicht beurteilen, vielleicht aber stimmt die Behauptung von Nick Waters:

"Die Molossertypen aus Tibet sind historisch eng mit allen Mastiffrassen verbunden, mit der Öffnung der östlichen Grenzen fanden im letzten Jahrhundert Tibet Doggen auch ihren Weg in den Westen. Die Rasse wurde zum großen Favoriten der Königshäuser einschließlich König George IV und des Prinzen von Wales. Einer der Hunde des Prinzen - Siring - wurde aus Indien nach England gebracht und seine Illustration wiederholt zur Dokumentation des echten Rassetyps eingesetzt. Bhotean im Besitz von Sir William Ingram war ein Himalaja-Import."

Ist so ein Schuh daraus geworden, kann seine weitere Feststellung wiederum nicht stimmen, wenn er schreibt:

"Bei der Zucht der spanischen Mastin Rassen wurden mit Sicherheit über die Jahrhunderte Molosser verschiedenen Ursprungs eingesetzt. Einer der am leichtesten zu identifizierenden Typen ähnelt dem modernen türkischen Hund, dem Anatolischen Karabash. Dieser wurde möglicherweise über die Jahrhunderte moslemischer Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel nach Spanien eingeführt. Es gibt in unserer heutigen Zucht noch immer häufig Hunde dieses Typs, sie sind etwas fahlgelb in der Farbe, haben eine schwarze Maske."

Wenigstens heute gibt es eine ganze Reihe von "Hundeleuten", die zwar nicht bestreiten, dass es auf dem Balkan auch große Hunde gegeben hat, aber die "Molosser" werden angezweifelt. Das ist insoweit logisch, weil man einen bestimmten Typ bei diesen großen Hunden, die keine Rasse waren im heutigen Sinn, nie herausgezüchtet hat. Daher habe ich geschrieben:

"… auch nicht richtig ist nach meiner Meinung die Abstammungstheorie von den Molossern. Zum einen wird bezweifelt, dass es diese Hunde in der Provinz Molotien überhaupt gegeben hat und zum anderen wird erst dann ein Schuh aus der Geschichte, wenn man die Entstehung umdreht und annimmt, dass diese 'Kriegs-Kampfhunde' von Hirtenhunden abstammen und eben nicht umgekehrt."

Historisches Foto eines Mastines
Quelle: Rafael Malo Alcrudo

Wie falsch eigentlich der Begriff Mastiff belegt ist, beschreibt dann Nick Waters selber:

"Wahrscheinlich ist jede heutige Hunderasse das Ergebnis von Kreuzungszuchten. Die Tatsache, dass das Wort Mastiff schon über Jahrhunderte verwandt wurde, bedarf nicht als Beweis gesehen werden, dass irgendein Hund innerhalb dieser Gruppe heute jenen Hunden ähnlich ist, von denen man weiß, dass sie in den römischen Arenen oder bereits in vorchristlichen Zeiten gekämpft haben. Im Mittelalter wurde das Wort Mastiff als allgemeiner Begriff für jeden großen Hund verwandt, der ... bestimmte Schützerqualitäten aufwies. So wurde Mastiff auch für Zughunde eingesetzt, ebenso für die Mastiffs von Metzgern …Es gab Mastiffs im Tierkampf, aber allgemein wurde dieser Begriff eben auf alle großen Hunde angewandt, die Häuser und Eigentum bewachten. Ein anderer Begriff war das Wort Bandog. Der Begriff stammt von dem sächsischen Wort band ab, es bedeutet Kette; denn allgemein wurde der Hund tagsüber angekettet und durfte während der Nacht auf dem Besitz frei laufen."

Monumento Nacional Camino de Santiago
Foto: Spanischer Fremdenverkehrsverband

Hirtenhunde aber waren nie eine Kreuzungszucht, wenn sich erst einmal der Typ herausgebildet hatte, den wir sicher auch heute noch kennen. Richtig wäre dann höchstens, dass auch diese Hunde sich immer wieder verändert haben, um sich den veränderten Bedingungen anzupassen. Das konnte dann sein die Farbe oder die Größe. In diesem Zusammenhang soll auch hier wieder darauf aufmerksam gemacht werden, dass Hirtenhunden nie ein "Denkmal" gesetzt wurde. Daher können auch alle Versuche, diese Hunde mit Reliefs in Verbindung zu bringen, nicht sehr ernst genommen werden. Mangels Wissen kann ich natürlich nicht beurteilen, ob dass nicht dann wenigstens für die so genannten Kampf - oder Kriegshunde zutrifft. Bei denen aber würde es einen Sinn machen, bei Hirtenhunden nicht.

Daher ist sicher mein Satz richtig, den ich in einem Rasseportrait schrieb:

"Viel zu dieser Annahme trägt sicher bei, dass auch heute noch eine ganze Reihe von Hirtenhunden den Molossern, bzw. Mastiffs zugerechnet werden. So heißt es in den Standards der Hirtenhunderassen immer: Klassifikation FCI: Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde und andere Rassen.    Sektion 2.2: Molossoide, Berghunde. Ohne Arbeitsprüfung.

Würde die FCI endlich diese falsche Gruppeneinteilung korrigieren und Hirtenhunde als selbstständige Klassifikation einführen, wäre eine ganze Menge bei der Erforschung der Abstammung unserer Hirtenhunde erreicht."

Und als Abschluss würde dann vielleicht auch die unsägliche Diskussion aufhören, in der eine ganze Reihe von Züchtern und Haltern von Hirtenhunden behaupten, ihre Zuchtlinie stelle den "molossoiden Typ" dar. Schaut man sich diese Hunde nämlich mal an, fällt wenigstens mir nur der Vergleich zu einer übermäßig voll gestopften Wurstpelle ein. Mit einem Hirtenhund hat das nichts zu tun, was dort dann z. B. als Alabai bezeichnet wird.

Hinzu kommt, dass diese so genannten "molossoiden" Hunde sehr oft offene Augen haben – für einen Hirtenhund nicht typisch, weil ungesund – und auch die "molossoiden" Hängelefzen sind aus gesundheitlichen Gründen bei Hirtenhunden unerwünscht.

Foto: Rafael Malo Alcrudo

Geschichte

Im Jahre 1387 beschreibt Gaston Phoebus einen "pyrenäischen mastin gardien de bestiaux" in der Grafschaft Foix. Dieser Hund hat aber einen braunen Mantel und weiße Abzeichen. Also sind die "weißen Römer" - wie in anderen Gegenden auch - mit einheimischen Hunden gekreuzt worden und die könnten durchaus von der spanischen Seite gekommen sein.

Im 16. Jahrhundert schreibt der Agrar-Experte Olivier de Serres in seinem Werk über die Landwirtschaft, in den Pyrenäen gäbe es zwei Arten von Hirtenhunden, nämlich mit heller und dunkler Fellfarbe.

In dem meisten Quellen ist zu finden, dass politisch bedingt die beiden Hirtenhunderassen Spaniens sehr isoliert gehalten und gezüchtet wurden. Ginge es nur nach den politischen Gegebenheiten, wäre das richtig, aber alle Hirten, Schäfer oder Nomaden dieser Welt haben sich um Politik und vor allem Grenzen einen "feuchten Kehricht" gekümmert und daher zweifele ich das ein bisschen an. Sicher richtig ist aber, dass eben beide Rassen "umweltbedingt" ihre Leistungen gebracht haben und daher hat man die Hunde in den Pyrenäen und im spanischen Hochland separat gezüchtet. Bestimmt aber hat es schon immer "Vermischungen" gegeben. Auf die historische Trennung Spaniens werde ich gesondert eingehen.

Über die Geschichte des Mastin schreibt Rafael Malo Alcrudo:

"... Während des Mittelalters kämpften die Christen im Norden der Iberischen Halbinsel und die Moslems im Süden über nahezu 700 Jahre gegeneinander um die Kontrolle über das Land, das eines Tages einmal Spanien werden sollte. In dem christlichen Königreich war die Lämmerwolle das Handelsgut der einfachen Menschen.

Zu dieser Zeit existierten im noch nicht geborenen Spanien zwei hegemonische Königreiche - Castilla und Aragon. Jedes hatte seine eigene Lebensart, jedes brachte eine andere Hunderasse als Wächter der Herden hervor. Im kultivierten und sicheren Castilla entstand unter den sehr detaillierten Regeln der Honrado Consejo de la Mesta der Mastin Espanol. Das heterogene Aragon erlaubte in jedem Tal verschiedene Gesetze, war das Zuhause des Mastin de Los Pirineos."

Eingang nach Pamplona durch das Frankentor
Quelle: Wikipedia

Weiter meint er, dass die Frühgeschichte der Rasse etwas mit der nomadischen Hütetradition von Aragon zu tun hat. Denn im alten Königreich Aragon war über sehr lange Schafhaltung eine wichtige Grundlage der Wirtschaft. Wie aber überall gab es auch in Spanien die entsprechenden "Liebhaber" eines gepflegten Lammbratens und daher brauchte man auch hier einen Hirtenhund, "der garantierte, dass Menschen wie Tiere sicher und gesund wieder nach Hause kamen. Dieser Hund war der Mastin de Los Pirineos."

Auch er macht sich Gedanken über den Unterschied der beiden Rassen aus den Pyrenäen. Beachten muss man sicher die geographischen Verhältnisse auf beiden Seiten der Grenze. Rafael Malo Alcrudo schreibt:

"... Klar ist auch, dass das heutige Rassekonzept nicht mehr das gleiche ist wie vor 200 Jahren. Der Mastin de Los Pirineos hat sein eigenes Wesen und Umfeld, das sich von dem der bei den anderen Rassen unterscheidet, seine natürlichen Grenzen sind die südlichen Pyrenäen und der Fluss Ebro.

Dieses Umfeld ist rustikaler und fordert molossoidere Hunde als den französischen Pyrenäen Berghund, unterscheidet sich sehr deutlich von dem des Mastin Espanol. Das schon deshalb, weil die saisonalen Wanderungen der Menschen von Castilla und Leon im Vergleich zu denen von Aragon und Navarra viel weiter waren."

Auch ein Liebhaber eines gepflegten "Lammbratens"
Foto: eigene

Aber die Zeiten wandelten sich auch in Spanien, Hirtenhunde wurden "arbeitslos" und damit überflüssig und der Bürgerkrieg tat ein übriges. Rafael Malo Alcrudo beschreibt das so:

"... Der Mastin de Los Pirineos erlebte seine historische Krise, als die Bären und Wölfe aus den Pyrenäen verschwanden. Diese Tatsache markierte nahezu endgültig den Rückgang der Rasse, hat sie beinahe für immer zum Erlöschen gebracht. Der spanische Bürgerkrieg war gerade zu Ende gegangen, die Wirtschaftsentwicklung ging zurück. Wir können es uns leicht vorstellen, wie schwierig es war, einen so großen Hund mit riesigem Appetit, für den es keine Arbeit mehr gab, zu unterhalten.

Jene guten alten Zeiten, in denen Mastin de Los Pirineos vor oder seitlich der Herden gingen, ihre Kehlen geschützt durch eindrucksvolle Carlancas, Spezialhalsbänder, ganz aus Eisen gefertigt, mit scharfen, herausragenden Stacheln, sind endgültig vorüber. Es ist nur ein paar Rinderzüchtern und Farmern zu verdanken, die in erster Linie aus Tradition einige Hunde hielten, um ihre Farmen und Häuser zu bewachen, dass diese Rasse überhaupt überlebte. Das Blut der Molosser von Aragona blieb in diesen Hunden, so befand sich die Rasse in einer Art stand by situation, die sich über viele Jahre hielt."

Wie anderen Rassen, also z. B. dem Komondor erging es auch dem Mastin de los Pirineos, der Bestand an Tieren schrumpfte und viele Hunde, die noch auf abgelegenen Höfen ihren Dienst als Wachhunde taten, waren oft nicht mehr reinrassig. Erst Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts begannen Liebhaber der Rasse zu sammeln, was noch übrig geblieben war. Wieder Rafael Malo Alcrudo und bei ihm liest sich das so:

"... Mitte der 70er Jahre begann eine kleine Gruppe von der Rasse ergebenen Anhängern mit der Aufgabe, diese alten Molosser der Pyrenäen neu aufzubauen. Sie reisten quer durch die Pyrenäen, übernahmen die Verantwortung, dem Mastin de Los Pirineos einen neuen Start zu ermöglichen. Zu dieser Zeit bestand ihre Arbeit darin, Hunde des richtigen Typs aufzuspüren, ihre Besitzer zu überzeugen - es waren in aller Regel Farmer - dass sie historisch wie zoologisch gesehen einen echten Schatz besaßen.

Im Jahre 1977 gründete ich den Club de Mastin de los Pirineo de Espana, den ersten Club, der sich einer einzelnen spanischen Hunderasse verschrieb, dieser wurde vom ersten Augenblick an zum wirksamen Instrument zur Wiederbelebung des Mastin de Los Pirineos. Schritt um Schritt zeigten sich neue Hundeliebhaber an der Rasse interessiert, wurden Clubmitglieder.

Im Jahre 1981 feierten wir die erste Clubshow für den Pyrenäen Mastiff mit einer Meldezahl von 24 Rüden und Hündinnen. Seit diesem Jahr wurde unsere Clubshow zum jährlichen Hauptereignis für Züchter und Liebhaber des Mastin de Los Pirineos. Heute bietet die Clubshow Gelegenheit, sich die besten Hunde anzusehen, nicht nur spanische, sondern auch ausländische Hunde nehmen an der Veranstaltung teil."

Es war ein beschwerlicher Weg, geholfen haben wieder mal die alten Enthusiasten, Alcrudo schreibt darüber:

"... Die Aufgabe, diese Rasse neu aufzubauen, war natürlich gar nicht einfach. Anfangs bestand das Hauptziel darin, Hunde mit den traditionell bekannten Merkmalen der Rasse auszuwählen, wie wir sie aus alten Bildern kannten. Viele erhielten wir von Clubmitgliedern, die den alten Mastin de Los Pirineos bereits in den Zeiten kannten, als er noch reichlich vorhanden war. Auch ich erinnerte mich der Hunde, die ich in meiner Jugend gesehen hatte, als ich auf die Farm meines Onkels in einer kleinen, sich mit Rinderzucht beschäftigenden Stadt nahe der Pyrenäen fuhr.

Aus dieser Zeit weiß ich noch sehr genau jede Stelle, die ich auf meiner Suche besuchte, jeden Hirten, mit dem ich eine Mahlzeit migas verzehrte, ein Glas Wein trank und ein langes Gespräch über den Mastin führte. Dies war eine Zeit eines besonders eigenen, romantischen Enthusiasmus - immer mit dem Blick nach vorn, mit dem Ziel, den Hund meiner Kinderträume zu retten!"

Foto: www.urkankayak.com

Und weil ich es immer trostlos finde, wenn etwas abgeschrieben wird und niemand weiß, was mit z. B. dem Begriff Migas gemeint ist, hier eine kurze Erklärung:

"Migas (deutsch "Krümel") oder Migas de Pastor ("nach Schäferart") sind ein spanisches traditionelles Bauern- bzw. Hirtengericht, bei dem altes Weißbrot als Beilage oder eigenständiges Hauptgericht verwertet wird.

Dafür wird das Brot in kleine Stückchen gebrochen und mit kräftiger Fleischbrühe, Knoblauch und gegebenenfalls noch anderen Gewürzen, wie etwa Paprika verknetet, dass eine bröcklige Masse entsteht. Diese wird dann mit mehr oder weniger Öl in einer Pfanne unter ständigem Rühren und "Zerhacken" der Masse mit dem Kochlöffel in der Pfanne geröstet, bis die Masse gebräunt ist. Heute sind Migas in ihrer Originalform ein wenig außer Mode gekommen. In spanischen Supermärkten findet man meistens die edlere Variante mit Schinken- oder Chorizo-Stückchen als Fertiggericht.

Migas werden insbesondere in Navarra und der Extremadura zubereitet sowie in Andalusien, wo sie mit Trauben, Sardellen, Gurke oder Bacalao gegessen werden.

(Quelle: Wikipedia)

Und wenn jetzt die berechtigte Frage aufkommt, was ist Chorizo? Auch dazu aus der gleichen Quelle eine Antwort:

"... Chorizo, eine spanische Spezialität, ist eine würzige, feste, grobkörnige und mit Paprika (Pimentón) und Knoblauch gewürzte Wurst aus Schweinefleisch. Die Paprika gibt ihr eine rote Farbe und trägt zu ihrem unverwechselbaren salzig-würzigen Geschmack bei. Chorizo enthält üblicherweise mehr Paprika als die ebenfalls mit Paprika gewürzte Salami, bis zu doppelt soviel. Chorizo ist wohl die bekannteste spanische Wurstsorte; sie ist in ganz Spanien verbreitet, wird aber regional leicht unterschiedlich hergestellt."

Foto: www.deliaonline.com

Zurück zur neueren Geschichte und dazu schreibt Rafael Malo Alcrudo:

"... Einige Jahre später widmeten mehr als 30 Züchter ihre Zeit, ihren Enthusiasmus und ihr Geld dem Mastin de Los Pirineos. Die meisten von ihnen hielten keine anderen Hunde, pflegten ausschließlich diese Rasse. Eine verlässliche Liebhabergruppe war rund um den Club aufgebaut, alle besessen von einer Idee - den alten Mastin zu retten."

Die Rasse schien gerettet und wie bei Hirtenhunden eben üblich, interessierten sich auch im Ausland Hundehalter für die außergewöhnlichen Hunde aus den Pyrenäen. Alcrudo schreibt daher:

"... Wenige Zeit später begannen auch die ersten Fremden sich für die Rasse zu interessieren, wurden Mastin de Los Pirineos in andere Länder exportiert. Zunächst kam Schweden, dann Finnland, wo die Rasse heute direkt hinter dem Bullmastiff die zweitstärkste Molossergruppe ist. Dann kamen Norwegen, Dänemark, Deutschland, Italien, Frankreich, Portugal, Ungarn, dann die übrigen Länder Europas. In jüngerer Zeit reiste ,die Rasse auch in die amerikanischen Länder, zuerst nach Brasilien, Santo Domingo, Peru, Mexiko - und einige Zeit später in die USA."

Bei meiner Recherche zu dieser Rasse stießen ich und andere auf verschiedene Namensgebungen der Hunde und auch die erwähnt Rafael Malo Alcrudo:

"... Die Pyrenäen sind die Heimat des mächtigen spanischen Gebirgshundes, der sowohl Mastin de los Pirineos als auch Perro Mastin del Pirineo, Mastin Pirenaico, Mastin d´ Aragon und Mastin dell Aragò genannt wird. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Golf von Biskaya bis zum Golfe du Lion. Man kennt den attraktiven Vertreter der Hundewelt auf der spanischen und auf der französischen Seite der Pyrenäen."

Wie sich die weitere Entwicklung abspielte, werde ich im Kapitel Zucht in Spanien und anderen Ländern beschreiben.

Im Jahre 1980 wurde der Mastin de los Pirineos zuchtbuchlich erfasst, der erste Standard (FCI anerkannt) folgte 1982. Seit 1995 wird diese Rasse auch in Deutschland vom Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH) betreut und gezüchtet und auch dazu später mehr.

Foto: Ixaka Iparragirre

Zur gemeinsamen Geschichte der Hirtenhunde aus den Pyrenäen auf der französischen und der spanischen Seite gehört natürlich auch die Politik und die Erklärung, dass man aus rein nationalistischen Gründen diese beiden Rassen brauchte oder wollte.

Interessantes fand ich dazu bei Josef Müller, er beschreibt das so:

"... weil die spanischen Züchterkollegen, die den Mastin de los Pirineos und den Spanischen Mastiff betreuen, vom phönizisch vermittelten Ursprung, also aus der Küstenregion des heutigen Libanon und Israel, dieser ziemlich molossoiden Hunde ausgehen, während die französischen Kollegen (aus nationalistischen Gründen?) einen Import auf dem Seeweg und damit von Spanien bzw. Mallorca kommend rundweg ablehnen und frühestens die Kelten für die Existenz des Montagne des Pyrenees verantwortlich machen wollen...

Hinzukommt noch, dass der Nordrand der Pyrenäen bis zum französisch-spanischen Vertrag, den der damalige französische Regent Kardinal Mazarin 1659 mit dem spanischen Philip abschließen konnte, zu Spanien gehörte. Somit hätte sich aus dem Mastin de los Pirineos, der bis zu dieser Zeit auch in den jetzt französischen, damals noch spanischen Pyrenäen als Pyrenäen-Berghund zu Hause war, im Verlauf der folgenden jetzt fast vier Jahrhunderte Zugehörigkeit zu Frankreich der Montagne des Pyrenees entwickelt. Diese beeindruckende Rasse zu einer rein französischen Rasse zu machen, war gleichzeitig ein symbolischer Akt der Kolonisierung des neu erworbenen Landes: Ab dem 14. Ludwig umgaben sich König und Adel gern mit diesen repräsentativen Hunden, vermutlich eher aus symbolisch-politischen Motiven denn aus reiner Tierliebe."

Gar nicht einer Meinung bin ich aber mit den folgenden Zeilen des Autors, die überdeutlich machen, was er vom Mastin de los Pirineos hält, Müller schreibt:

"... Es ist ja verständlich, dass der Begriff 'Rasse' im modernen Verständnis immanente Zwänge freisetzt, die in nächster geographischer Nachbarschaft von Pyrenäen-Berghund und Mastin de los Pirineos, der geradezu als Negativbeispiel zeigt, wie ein Montagne des Pyrenees nicht sein soll, zu größeren Differenzen in allen Bereichen führen als zwischen Pyrenäen-Berghund und den übrigen weißen Herdenschutzhundrassen in Italien, Osteuropa und Anatolien. Dass es der Pyrenäen-Berghund ist, der seinen weiter entfernt lebenden Brüdern viel intensiver gleicht als der spanische Mastin de los Pirineos, zeigt ziemlich eindeutig, dass es die R.A.C.P. (französischer Club) war, die den ursprünglichen Typ zu konservieren wusste.

Die Verteilung und Größe der Flecken bzw. pigmentierten Inseln beim Mastin de los Pirineos, der bis zum 16. Jahrhundert prinzipiell nicht vom Montagne des Pyrenees getrennt und bis zum 20. Jahrhundert nur relativ getrennt gezüchtet wurde, die von Postkarten aus der zweiten Hälfte des 19. und vom Beginn des 20. Jahrhunderts dokumentiert werden."

Foto: Ixaka Iparragirre

Nachdem ich auf der Ausstellung 2006 in Stuttgart einen Rüden gesehen habe und für dieses Portrait eine ganze Menge Bilder besitze, halte ich diese Interpretation des wahren oder nicht wahren "Pyrenäen" für ziemlichen Blödsinn. Aufgefallen ist wenigstens mir, dass der Mastin eine sehr große Ähnlichkeit zu den gedrungenen, stämmigen und sehr kräftigen Hirtenhunden des Balkan hat und die stellen einen zwar etwas anderen Typ dar, aber es sind sehr gute Arbeitshunde, die in ihrer Heimat genauso mit Gebirgslandschaften zurecht kommen, wie das bei den beiden Pyrenäenrassen angeblich nur der Pyrenäenberghund französischen Prägung tut. Daher stimmt natürlich auch der Satz von Müller nicht als Wiederholung in Bezug auf Osteuropa und Italien:

"... als zwischen Pyrenäen-Berghund und den übrigen weißen Herdenschutzhundrassen in Italien, Osteuropa und Anatolien. Dass es der Pyrenäen-Berghund ist, der seinen weiter entfernt lebenden Brüdern viel intensiver gleicht als der spanische Mastin de los Pirineos."

Und mit dem folgenden Absatz soll dann diese unendliche Diskussion über die beiden Rassen, die in den Augen vieler angeblich nur eine sind, abgeschlossen werden:

"... Dem ist entgegenzuhalten, dass man aus der heutigen Präsenz des Mastin de los Pireneos hauptsächlich in Aragon und seiner Abwesenheit in den anderen spanischen Pyrenäen-Provinzen keine weittragenden Schlüsse ziehen kann, denn der Mastin ist in der allgemeinen französisch-spanischen Berghund-Population nur eine Sonderentwicklung, die durch den spanischen Nationalismus und besonders durch die Existenz des Mastiff Espanol begünstigt wurde: die Transhumanz von der Estremadura bis hin zum Gebirge von Leon sorgte für eine ständige Vermischung dieser beiden Grundtypen. In Wahrheit, wie Ucher Ferrer und Icardo Quiles ausführen, war der Mastin genannte Berghund auf der spanischen Seite der Pyrenäen identisch mit dem Pyrenäen-Berghund, wie man ihn auf der französischen Seite kennt. Mastin bedeutet als kastilisches Wort lediglich einen großen und äußerst treuen Wachhund. Im Katalanischen nennt man diese Hunde Gos Remander.

Diese Berghunde unterschieden sich grundsätzlich nicht vom lupo-molossoiden Typ des französischen Montagne des Pyrenees, wie auch eine andorranische Briefmarke aus dem Jahr 1988 belegt, während der heute als F.C.I.-Rasse anerkannte spanische Berghund mit dem Namen Mastin de los Pireneos eine aragonesische Vereinseitigung zur molossoiden Komponente des Pyrenäen-Berghundes ist, deutlich mehr Bernhardiner als Akbash."

Bernhardiner + Mastin
Foto: Gabriele Miculcy

Aus dem bisher geschriebenen dürfte hervorgehen, dass ich in Bezug auf eigenständige Rasse im Gegensatz zu Josef Müller eine andere Meinung habe. Nämlich die, dass der Mastin de los Pirineos sehr wohl eine eigenständige Rasse ist. Wäre dem nicht so, müsste man z. B. alle Hunde des Balkan zu einer Rasse erklären, denn auch dort gibt es zwischen den Hunden oft nur geringe Unterschiede. Erinnert sei an den Kraski Ovcar oder die rumänischen und bulgarischen Hunde.

Um das Kapitel Geschichte abzuschließen, will ich eben noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass jede Hirtenhunderasse entstanden ist aus den Bedürfnissen der Schäfer, Hirten und Nomaden und daher gibt es eben auf der spanischen Seite der Pyrenäen einen Hund, der sich sicher nur in kleinen Nuancen vom Vetter auf der anderen Seite des Gebirges unterscheidet, aber beide hatten in den Augen ihrer "Erfinder" Vorteile, die eine Rasse "züchtenswert" macht.

Das Königreich Aragon

In zahlreichen Quellen wird auf die Zucht des Mastin de los Pirineos aufgrund seiner Abstammung hingewiesen. Zur Erinnerung, im Kapitel Geschichte stand zu lesen:

"... Zu dieser Zeit existierten im noch nicht geborenen Spanien zwei hegemonische Königreiche - Castilla und Aragon. Jedes hatte seine eigene Lebensart, jedes brachte eine andere Hunderasse als Wächter der Herden hervor. Im kultivierten und sicheren Castilla entstand unter den sehr detaillierten Regeln der Honrado Consejo de la Mesta der Mastin Espanol. Das heterogene Aragon erlaubte in jedem Tal verschiedene Gesetze, war das Zuhause des Mastin de Los Pirineos."

Was aber war dieses Königreich, oder was machte es so besonders und damit erwähnenswert? Dazu fand ich im "Lexikon des Mittelalters, Band 1 Spalte 855 folgendes:

"... Im äußeren Nordwesten des heutigen Aragon bildete sich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine vom Emir von Cordoba unabhängige und eng mit dem karolingischen Reich verbundene Grafschaft unter dem einheimischen Grafen Aznar I. Galindez (um 809 - 820).

Bald führte der Einfluss der Araber des Ebrotals und der des benachbarten Königreiches Navarra zu einem 'Staatsstreich' von regionalem und antifränkischen Charakter unter der Führung von Garcia Galindez dem Bösen (um 820 - 844), der die Grafschaft um 820 von der fränkischen Vormundschaft befreite. Zu dieser Zeit umfaßte die Grafschaft die Täler von Hecho, Canfranc, Borau, Aisa und Araguas, zu denen bald die von Anso und Acumuer hinzukommen sollten.

Unter dem Grafen Galindo I. Aznarez (um 844 - 867) zwangen die Könige von Pamplona dem ihnen benachbarten Aragon ihren Schutz beziehungsweise ihre Oberlehnsherrschaft auf ...

Das Resultat ... war die Geburt eines neuen politischen Gebildes, der Krone Aragon. Sie bestand damals aus dem aragonesischen Gebieten nördlich des Ebro und den katalanischen Grafschaften."

Blick auf Pamplona
Quelle: Wikipedia

Und noch interssant die Sätze:

"... Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war die Wirtschaft im Bereich der Krone Aragon vorwiegend agrarisch, sie verfügte jedoch an der katalonischen Küste über eine Anzahl von urbanen Zentren (Barcelona, Perpignan, die Ortschaften der Maresme) mit deutlich kommerzieller und gewerblicher Ausrichtung. Besondere Bedeutung hatte die Textilproduktion."

Und Ludwig schreibt:

"... Das Königreich Aragon, das sich in seinen Ursprüngen aus dem Gebiet der Täler von Hecho und Canfranc entwickelt hatte, die vom Aragon Subordan und dem eigentlichen Aragon bewässert wurden. Die günstige Lage dieser und einiger später hinzukommender Täler, die einerseits an ihren Eingängen durch Engpässe geschützt waren, andererseits an alten römischen Verkehrswegen lagen und dadurch intensive Verbindungen zur Francia aufrechterhalten konnten, bildete die Voraussetzung sowohl für die Ausbildung geistiger Zentren wie der Klöster Siresa, Navasal und San Martin de Cercito als auch für die Entstehung einer eigenständischen Grafschaft, die seit Anfang des 9. Jahrhunderts zunehmend ins Licht der Geschichte trat."

Magdalenenbrücke über den Río Arga
Quelle: Wikipedia

Was aber macht dann dieses Königreich interessant genug, um es im Zusammenhang mit der Zucht oder der Entstehung des Mastin de los Pirineos zu erwähnen? Schaut man sich die Jahreszahlen an, in denen dieses Gebiet eine politische Bedeutung erlangte, meine ich, waren die Hunde der Pyrenäen schon lange da.

Einziger Grund wäre sicher, dass während der Herrschaft der Mauren im südlichen Teil des heutigen Spaniens eine deutliche Abgrenzung zum Norden vorhanden war. Aber wieder einmal schreibe ich dazu, dass die Hirten und Schäfer sich von politischen Grenzen nie beeinflussen ließen. Denn sonst wären diese beiden spanischen Hirtenhunde, der Mastin Espanol und der Mastin de los Pirineos vielleicht nie entstanden. Oder man hätte sie erst in wesentlich späteren Jahren durch "Verkreuzungen" in der heutigen Form bekommen. All das aber ist reine Spekulation und derzeit nicht beweisbar.

Blick auf das Kloster San Juan de la Peña
Quelle: Wikipedia

Schaut man aber mal in Quellen über die Mauren, findet man erstaunliches und damit wäre es dann mit der Behauptung vom maurischen Süden und dem isolierten Norden schnell vorbei:

"... Ihr Siegeszug ging weiter: 720 überquerten die Araber die Pyrenäen und 'wanderten' 12 Jahre lang durch Süd- und Westfrankreich. Niemand schien sie aufhalten zu können. Erst 732 schlug der Frankenherrscher Karl Martell ('der Hammer') die Araber bei Tours und Poitiers. Es war kein überragender Sieg, aber für die Araber einschneidend. Sie waren nicht auf großes Schlachten aus, sondern bevorzugten leichte Eroberungen. Von der heftigen Gegenwehr überrascht, zogen sie sich nach Südfrankreich zurück. In der abendländischen Tradition wurde dieser Kampf jedoch als großer Sieg des Abendlandes gegenüber dem Morgenland bezeichnet. Es war sicher eine wichtige Schlacht, aber die Araber blieben noch 27 Jahre im Süden Frankreichs. Erst 759 gelang es Pippin dem Jüngeren sie über die Pyrenäen zu verdrängen."

Erst viel später kann man von dieser Zweiteilung sprechen und das liest sich so:

"... Die iberische Halbinsel war vom 8. bis zum 15. Jh. in einen islamischen und einen christlichen Teil aufgespalten. Der christliche Teil beschränkte sich am Anfang auf den Norden und Nordwesten Spaniens (Asturien, Galizien, Baskenland). Der Rest war und blieb muslimisches Gebiet unter den Omajjaden."

Also meine ich als Fazit, wieder einmal haben sich Hirtenhunde unabhängig von allen Einflüssen entwickelt und das nur aus einem einzigen Grund, man brauchte sie und suchte nach der "idealen Form". Für die Hirten der spanischen Seite war das der Mastin de los Pirineos. Und damit könnte man auch dieses Kapitel abschließen.

Der Standard

Junger Rüde
Foto: Frank Braun
www.valle-de-los-volcanos.de

FCI-Standard Nr. 092 - Pyrenäischer Mastiff (Mastin de los Pirineos)

Übersetzung : Dr.J.-M. Paschoud.

Ursprung: Spanien

Datum der Publikation des gültigen Originalstandards: 26. Mai 1982.

Verwendung

Bewachung und Verteidigung. Zu scheue, ängstliche und charakterlich unausgewogene Exemplare müssen von der Zucht ausgeschlossen werden.

Früher wurde der Pyrenäen Mastiff zur Verteidigung gegen Raubtiere, im besonderen gegen Wolf und Bär, verwendet. Heute ist er ein vorzüglicher Wächter für Landgüter und deren Bewohner; er lässt sich leicht abrichten.

FCI-Klassifikation

Gruppe 2 Pinscher und Schnauzer - Molosser und Schweizer Sennenhunde

Sektion 2.2 Molosser, Berghunde. - Ohne Arbeitsprüfung

Allgemeines Erscheinungsbild

Es handelt sich um einen sehr großen Hund von überdurchschnittlichem Format und von mittleren Proportionen. Er ist harmonisch, ausgesprochen kräftig und muskulös. Festes Knochengerüst. Trotz seiner Größe darf er nicht den Anschein erwecken, schwerfällig oder träge zu sein. Das Haar ist nicht übertrieben lang.

Wichtige Proportionen

Bei mittleren Proportionen misst die Länge des Körpers nur wenig mehr als die Widerristhöhe. In allen seinen Proportionen wohlausgewogen und harmonisch. Die Länge des Schädels verhält sich zur Länge des Nasenrückens wie 5 : 4. Die Breite des Schädels ist gleich oder etwas größer als seine Länge. Das Verhältnis der Widerristhöhe zum Brustumfang verhält sich ungefähr wie 7 zu 10.

Verhalten und Charakter (Wesen)

Menschenfreundlich, ruhig, edel und sehr intelligent, ist er gleichzeitig mutig und stolz gegenüber Fremden, vor denen er niemals zurückweicht. In seinen Beziehungen zu anderen Hunden zeigt er sich gutmütig und seiner überlegenen Kraft bewusst. Bei Gelegenheit kämpft er mit sehr großer Geschicklichkeit, ein atavistisches Verhalten, welches von jahrhundertlangen Kämpfen mit dem Wolf herrührt. Sein dunkles Bellen kommt tief aus der Brust; sein Ausdruck ist aufgeweckt.

Kopf

Foto: Frank Braun
www.valle-de-los-volcanos.de

Groß, Kräftig, mäßig lang. Die Länge des Schädels verhält sich zur Länge des Nasenrückens wie 5 zu 4. Die Längsachsen des Schädels und des Fangs sind sehr leicht divergent bis fast parallel. Von oben gesehen müssen Kopf und Fang lang und ebenmäßig geformt sein, ohne großen Unterschied in der Breite am Ansatz des Fangs und an den Schläfen. Von der Seite gesehen soll der Kopf tief und nicht verbeult aussehen.

Oberkopf Gesamtansicht : Breit, kräftig, im Profil leicht konvex. Die Breite des Schädels ist gleich oder etwas größer als seine Länge. Der Hinterhauptskamm ist ausgeprägt.

Stop Sanft, wenig ausgeprägt, aber doch sichtbar.

Gesichtsschädel

Nasenspiegel Schwarz, feucht, groß und breit.

Fang Nasenrücken von der Seite gesehen gerade. Von oben gesehen ist der Fang leicht dreieckig, indem er sich von seinem breiten Ansatz an zum Nasenspiegel hin langsam und progressiv verjüngt, ohne jedoch spitz zu werden.

Lefzen Ohne jegliche Schlaffheit soll die Oberlippe die Unterlippe gut überdecken. Die Unterlippe bildet einen markanten Mundwinkel. Die Schleimhäute sollen schwarz sein.

Zähne Weiß, kräftig und gesund. Eckzähne groß, lang, spitzig und für das Einfangen der Beute dicht ineinander greifend. Backenzähne groß und kräftig. Schneidezähne eher klein. Scherengebiss. Alle Prämolaren sollen vorhanden sein.

Augen Klein, mandelförmig, haselnussfarben; dunkel gefärbte Augen werden vorgezogen. Der Ausdruck ist aufmerksam, edel, sympathisch und intelligent, aber außerordentlich streng einem Gegner gegenüber.

Augenlider Pigmentierung schwarz. Wenn der Hund aufmerksam ist, werden straff am Augapfel anliegende Lider vorgezogen. In Ruhestellung ist eine leichte Schlaffheit des Unterlids, welche einen kleinen Streifen Augenbindehaut sehen lässt, rassetypisch.

Ohren Von mittlerer Größe, dreieckig, flach hangend, höher als die Augenlinie angesetzt. In der Ruhestellung liegen sie dicht an den Wangen an. Wenn der Hund aufmerksam ist, stehen sie deutlich von den Wangen ab und sind in ihrem oberen und hinteren Drittel leicht aufgerichtet. Die Ohren sollen nicht kupiert sein.

Gaumen Schwarz, mit sehr ausgeprägten Querleisten.

Ivan
Foto: Rafael Malo Alcrudo

Hals In Form eines Kegelstumpfes, breit, kräftig, muskulös und biegsam. Haut dick und etwas lose. Doppelte, gut ausgebildete, jedoch nicht übertrieben ausgeprägte Wamme.

Körper

Gesamtansicht Rechteckig, mächtig und robust, den Eindruck von großer Kraft erweckend, jedoch geschmeidig und behend.

Widerrist Gut ausgeprägt.

Obere Körperlinie Gerade, auch in der Bewegung horizontal.

Rücken Kräftig, muskulös.

Lenden Lang, breit und kräftig, verschmälern sich zusehends gegen die Weichen zu.

Kruppe Breit und stark. Ihre Neigung gegenüber der oberen Körperlinie sowie der Bodenhorizontalen beträgt 45 Grad. Die Höhe der Kruppe ist gleich der Widerristhöhe.

Brust Breit, tief, muskulös und mächtig. Die Brustbeinspitze ist vorstehend. Rippenzwischenräume breit, Rippen rund. Das Verhältnis der Widerristhöhe zum Brustumfang verhält sich ungefähr wie 7 zu 10.

Bauch und Flanken Bauch mäßig aufgezogen, Weichen tief, Flanken sehr breit.

Rute Mittelhoch angesetzt, am Ansatz dick, kräftig und biegsam. Das Haar ist eindeutig lang und weich und bildet eine wunderschöne Fahne. In Ruhestellung hängt sie tief und reicht mindestens bis zum Sprunggelenk; im letzten Drittel ist sie immer leicht gebogen. In der Bewegung und wenn der Hund erregt ist, wird sie in Säbelform erhoben getragen, mit einem eindeutigen Haken an der Spitze, aber ohne auf ihrer ganzen Länge gebogen zu sein, noch auf dem Rücken aufzuliegen.

Gliedmaßen

Vorderhand

Gesamtansicht

Onofre
Foto: Rafael Malo Alcrudo

Von vorne gesehen senkrecht, gerade und parallel. Muskeln und Sehnen sind deutlich sichtbar. Die Länge des Unterarms beträgt das Dreifache der Länge des Vordermittelfußes. Von guter Knochenstärke, Vordermittelfuß kräftig.

Schultern Gut bemuskelt; Schulterblatt schräg, länger als der Unterarm.

Oberarm Sehr kräftig. Ellenbogen stark knochig, am Brustkorb anliegend.

Unterarm Knochen stark, gerade und kräftig.

Schulterblatt-Oberarmwinkel Ungefähr 100 Grad.

Oberarm-Unterarm-Winkel Ungefähr 125 Grad.

Vordermittelfuß Von der Seite gesehen wenig schräg, praktisch in der Verlängerung des Unterarms.

Vorderpfoten Katzenpfoten. Zehen eng, mit kräftigen und hoch gewölbten Zehengliedern. Krallen und Fußballen kräftig und widerstandsfähig. Zwischenzehenhaut mäßig ausgebildet, behaart.

Hinterhand

Gesamtansicht

Mächtig, muskulös. Von der Seite gesehen sind die Winkelungen angemessen. Von hinten und von der Seite gesehen senkrecht. Hintermittelfuß gerade und senkrecht. Die Hinterhand muss die Fähigkeit haben, dem Hund den nötigen Schub mit Kraft und Eleganz zu vermitteln.

Oberschenkel Kräftig, muskulös.

Hüftgelenkswinkel Ungefähr 100 Grad.

Unterschenkel Lang, gut bemuskelt und von guter Knochenstärke.

Oberschenkel-Unterschenkel-Winkel Ungefähr 120 Grad.

Hintermittelfuß Gut ausgeprägt, mit deutlich sichtbarer Achillessehne.

Sprunggelenkswinkel Offen, ungefähr 130 Grad.

Hinterpfoten Katzenpfoten, von leicht ovaler Form, etwas länger als die Vorderpfoten. Afterkrallen, welche einfach oder doppelt sein können, sind vorhanden oder dürfen fehlen; ihre Entfernung ist zulässig. Bei gleichem Formwert werden die Hunde mit doppelten Afterkrallen vorgezogen.

Gangwerk Die bevorzugte Gangart ist der Trab, welcher harmonisch, kraftvoll und elegant sein soll; keine Tendenz, seitlich auszuschwenken. Kein Passgang.

Haut Elastisch, dick, von rosaroter Farbe, mit dunkler pigmentierten Stellen. Alle Schleimhäute sollen schwarz sein.

Haarkleid

Beschaffenheit des Haares Dicht, dick und von mäßiger Länge. Die ideale mittlere Länge, im mittleren Abschnitt der Oberlinie des Körpers gemessen, beträgt 6 bis 9 cm; das Haar ist länger an den Schultern, am Hals, unter dem Bauch, an der Hinterseite der Läufe sowie auch an der Rute, wo an der Fahne seine Struktur nicht so borstig ist wie sonst am Körper. Das Haar soll borstig sein, nicht von wollener Struktur.

Farbe des Haares Grundfarbe weiß, immer mit einer gut ausgebildeten Maske. Manchmal gibt es über den Körper unregelmäßig verteilte, scharf umrissene Flecken der gleichen Farbe wie die Maske. Ohren immer gefleckt. Dreifarbige oder rein weiße Exemplare sind unerwünscht. Die Spitze der Rute und die unteren Teile der Extremitäten sind immer weiß. Die Maske soll gut abgegrenzt sein. Es ist ein Vorteil, wenn die Umrandung der Flecken scharf umrissen ist. Der Ansatz der Haare soll so hell wie möglich sein, im Idealfall ganz weiß. Die am meisten geschätzten Farben sind, in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit, rein weiß (schneeweiß) mit mittelgrauen, intensiv goldgelben, braunen, schwarzen, silberfarbenen, hell - beigen, sandfarbigen oder marmorierten Flecken. Unerwünscht sind rote Flecken und eine weiß - gelbliche Grundfarbe.

Größe

Ein etwas kleinerer Rüde
Foto: Gabriele Miculcy

Es gibt keine obere Limite für die Größe; bei gleichem Formwert haben die größeren Exemplare immer den Vorzug.

Untere Limite: Rüden 77 cm

Hündinnen 72 cm

Es wird jedoch gewünscht, dass die Hunde diese unteren Limits wesentlich überschreiten. Rüden sollten größer sein als 81 cm und Hündinnen größer als 75 cm.

Fehler

Jede Abweichung von der vorgenannten Punkten muss als Fehler betrachtet werden, dessen Bewertung im genauen Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Leichte Fehler

- Von der Seite gesehen Nasenrücken leicht gewölbt - Fehlen irgendeines Prämolaren - Zangengebiss -Obere Rückenlinie nicht gerade, im Schritt wellenförmig bewegt, aber nicht übertrieben - Sehr leichte Scheuheit - Haar leicht gewellt - Haar im mittleren Abschnitt der oberen Rückenlinie etwas länger als 9 cm.

Schwere Fehler

(Die von der Formwertbeurteilung "vorzüglich" ausschliessen)

Fang zugespitzt oder übermäßig stumpf. - Allgemeine Schwäche der Läufe und der Pfoten - Extremitäten nicht senkrecht - Mäßig ausgebildeter Rückbiss - Nicht unfallbedingtes Fehlen verschiedener Prämolaren oder Eckzähne - Geringe Fehler im Gebissschluss der Schneidezähne - Leichter Sattelrücken - Höhe an der Kruppe beträchtlich größer als am Widerrist - In der Bewegung seitliches Ausschwenken der Vorderläufe - Sprunggelenke kuhhessig im Stand und in der Bewegung - Haar stark gewellt oder gekräuselt - Haar im mittleren Abschnitt der oberen Rückenlinie etwas kürzer als 6 cm oder etwas länger als 11 cm - Fehlen der Maske, nicht gefleckte Ohren - Kupierte Ohren oder Rute - Stark ausgesprochenes Entropium oder Ektropium - Allgemein unausgewogenes Wesen - Gesamthaft schwächlich oder träge - Auf der Kruppe aufliegende Rute, Fehlen der Fahne - Fehlende Hakenbildung an der Spitze der Rute.

Ausschließende Fehler

(Die von der Zucht und von der Anerkennung der Rassenreinheit ausschließen)

- Spaltnase - Sehr ausgeprägter Vor- oder Rückbiss - Depigmentierter Nasenschwamm und Schleimhäute - Fehlen der weißen Farbe - Spitze der Rute und untere Anteile der Extremitäten nicht weiß - Haarkleid ausschließlich weiß, Fehlen einer Maske - Haar im mittleren Abschnitt der oberen Rückenlinie nur 4 cm lang oder kürzer, oder länger als 13 cm - Unscharf begrenzte Flecken, welche sich von der Grundfarbe schlecht abheben und auf eine Kreuzung mit einer anderen Rasse hinweisen.

Nachbemerkung

Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, welche sich vollständig im Hodensack befinden.

Standard verstehen

Bordagaray Amaiur
Foto: Ixaka Iparragirre

Bei jeder Rasse findet man auf der Clubseite oder auch auf Seiten von Züchtern Kriterien, die diesen besonders wichtig sind, oder die besonders hervorgehoben werden sollen.

Beim Mastin de los Pirineos ist mindestens den Züchtern das Verstehen und die richtige Auslegung des Standards ein besonderes Anliegen. Und dies nicht ohne Grund.

Weil diese Rasse in Deutschland relativ unbekannt ist und nicht den Liebhaberkreis gefunden hat, wie der französischer "Vetter" oder "Bruder", ist dies sicher nötig, oder vielleicht sogar eine große Hilfe für deutsche Richter. Dies schreibe ich deswegen, weil sich diese Richter bei Hirtenhunderassen in der Regel dann schwer tun, wenn sie einerseits erst wenige "rassetypische" Vertreter irgendeiner Hirtenhunderasse gesehen haben, oder wenn sie als Allgemeinrichter die Zulassung für mehrere Rassen haben und ihnen damit das "Fachwissen" zu diesen Hunden fehlt.

Der Züchter und Zuchtrichter Rafael Malo Alcrudo hat in einer Übersetzung die wichtigsten Kriterien festgehalten und aus denen will ich zitieren.

Er beschreibt Standard und tatsächlichen Hund so:

"... Das Wichtigste beim Richten des Mastin de Los Pirineos ist der richtige Typ. Handelt es sich um einen typischen Mastin oder nicht? Wenn ja, können wir fortfahren, wenn nein, warum sollte man ihn überhaupt erst richten?

Aber was ist Typ? Nach meiner Überzeugung umfasst Typ alle die Merkmale, die besonders für diese Rasse gelten, einige von ihnen sind nur schwer zu erkennen. Ein typischer Mastin de Los Pirineos muss vor allem gesund in Körper und Wesen sein. Guter Körperbau und ein ausgewogener Charakter sind die ersten Merkmale, auf die wir achten müssen. Glücklicherweise scheinen die Richter heute den Hund als ganzes zu sehen, nicht mehr vorwiegend einzelne Teile zu betrachten. Jeder Hund ist immer ein Kompromiss bei dem Streben nach dem praktisch nie erreichbaren Idealmodell, wie es vom offiziellen Standard beschrieben wird."

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das Portrait des Sarplaninac. Auch da haben verschiedene Kynologen und Richter darauf aufmerksam gemacht, dass als erstes und wichtigstes Kriterium immer gelten muss, Charakter und Optik sind untrennbar. Man könnte bei allen Hirtenhunden aber auch so weit gehen, dass der Charakter mit einer besseren "Benotung" gewertet wird, als die reine Optik. Denn all diese Rassen sind immer Arbeitshunde gewesen. Und diese Arbeitsfähigkeit wirkt sich auch heute noch positiv im Zusammenleben mit Menschen aus, sei es, dass ein Hund als reiner Familienhund oder als Wachhund eingesetzt wird.

Cabeza Aker
Foto: Ixaka Iparragirre

Daher schreibt er vollkommen richtig:

"Weil dem so ist, kann manchmal ein geringfügiger Fehler übersehen werden, zu Gunsten des ganzen Hundes, das darf aber nicht bedeuten, dass Mittelmäßigkeit nach vorne gestellt werden sollte. Ganz im Gegenteil! Ein guter Richter sieht immer die positiven Eigenschaften eines Hundes, beginnt niemals die Fehler zusammenzuzählen. Andererseits darf aber ein Richter niemals Fehler durchgehen lassen, die sich auf Typ und Gesundheit beziehen - im Körperbau wie im Charakter."

Josef Müller schreibt in seinem Buch über die Pyrenäen-Schäferhunde:

"Leider muss ich sagen, dass heute nur noch der französische Pyrenäen-Berghund in meinen Augen ein rundum harmonischer Hund ist."

Meinen tut er damit, der Mastin sei eben nicht der rundum harmonische Hund, eben mehr Bernhardiner als Akbash und das ist so natürlich falsch. Denn er vergisst, dass sowohl der Mastin de los Pirineos, als auch andere Hirtenhunderassen nach anderen optischen Kriterien gezüchtet werden. So hat z. B. nicht nur der Mastin de los Pirineos, sondern auch der Mastin Espanol die doppelte Wamme und diese ist bei den beiden Rassen sehr ausgeprägt. Das aber hat mit Disharmonie nichts zu tun, sondern ist von den Züchtern so gewollt. Allerhöchstens kann man daher solche äußerlichen Merkmale als Geschmackssache sehen.

Noch mal Mastin + Bernhardiner
Foto: Gabriele Miculcy

Auch über die Körperproportionen sind überall in den Ursprungsländern unterschiedliche Ansichten anzutreffen. Meinen tue ich damit z. B. das Verhältnis Körperlänge zu Widerristhöhe, den so genannten Index. Rafael Malo Alcrudo schreibt über den Mastin:

"... Er ist ein rechteckiger Hund mit mäßig dickem und langem Fell, das nie seidig wirken darf. Sein Kopf muss ausdruckstark sein - sowohl groß wie auch breit. Nie dürfen wir vergessen, dass er wie ein Molosser aussehen muss, deshalb darf der Kopf nie leicht wirken. In dieser Hinsicht wäre immer ein etwas schwererer Kopftyp erwünscht als dass es dem Kopf an Umfang oder Masse fehlt."

Den "Molosser" hatten wir schon in einem extra Kapitel.

Diese erwünschte "Rechteckigkeit" und der sehr ausgeprägte Kopf sind auch bei Kaukasen, Sarplaninac oder den Rassen des Balkan erwünscht. Sind diese Rassen dann unharmonisch? Oder anders ausgedrückt, erwartet man Kraft bei einer "Arbeitsrasse", muss diese doch auch äußerlich erkennbar sein. Das aber hat mit Harmonie oder einer eleganten Optik nichts zu tun, sondern ist einfachste Physik. Hunde mit langem und schmalem Fang haben eben einen geringeren Druck beim Zubiss und damit weniger Kraft.

Als optische Kriterien stehen einige Merkmale im Standard, aber dies sind dann keine Geschmacksachen, sondern Merkmale des "täglichen Lebens", also notwendig. Rafael Malo Alcrudo schreibt:

"... Der Oberkopf darf leicht gerundet sein, breit und konvex, mit deutlichem Hinterhauptbein und breitem, tiefem Fang, wobei die oberen Lefzen die unteren überdecken. Eine schmale Nasenpartie sollte immer schwer bestraft werden. Manchmal treffen wir auf vorzügliche Tiere, die in der Fangpartie ein leicht römisches Profil aufweisen. Hierbei handelt es sich nicht um einen schweren Fehler. Tatsächlich lieben einige Züchter dieses Merkmal, das auf Yogui zurückgeht, einen legendären Deckrüden ganz zu Anfang der Wiederbelebung der Rasse. Die Ohren sollten nicht zu schwer sein, müssen leicht oberhalb der Augenlinie angesetzt sein. Ist das Ohr zu hoch angesetzt, verändert es manchmal das ganze Aussehen des Kopfes, ja auch den Ausdruck des Hundes selbst. Der Stop muss ausgeprägt sein, aber nicht übertrieben. Die Augen sind dunkel, vermitteln einen freundlichen, nicht zu harten Gesichtsausdruck."

All diese Auslegungen des Standards sind wohlüberlegt. So wurde schon darauf hingewiesen, dass beispielsweise geschlossene und überdeckende Lefzen wichtig sind, damit die Hunde keinen zusätzlichen Flüssigkeitsverlust bei Hitze haben. Oder zu schwere Ohren sind auch deshalb bei den meisten Hirtenhunden unerwünscht, weil sie nicht "fliegen" und damit Ohrenentzündungen schneller auftreten können.

"Fliegende Ohren"
Foto: Gabriele Miculcy

Während man bei der Augenfarbe sicher trefflich streiten kann, sind geschlossene Lider natürlich ein erstrebenswertes Zuchtziel, denn ein gut geschlossenes und nicht zu großes Auge ist ebenfalls weniger anfällig bei Augenentzündungen. Daher sind die Ausführungen von Alcrudo zu diesen dann schon eher "Geschmacksache", er schreibt:

"Bei blonden und weißen Hunden wird eine etwas hellere Pigmentation der Iris toleriert, trotzdem aber werden immer dunklere Augen bevorzugt. Die Augen sind immer größer als jene des Pyrenäenberghundes, haben einen völlig anderen Ausdruck. Wenn wir sagen, der Pyrenäenberghund habe einen verträumten Ausdruck, können wir auch sagen, der Mastin de Los Pirineos habe einen freundlichen und ausdrucksstarken Blick."

Daraus darf aber nicht resultieren, dass beide Rassen in den letzten Jahren auch mit einem "offenen Auge" gezüchtet werden. Denn in beiden Standards ist das ein Fehler und das sollte zuchtausschließend sein.

Auch die nächste Interpretation ist "arbeitsbedingt", wenn er schreibt:

"Der Hals ist kräftig, nicht zu kurz, mit deutlicher, doppelter Wammenbildung, einem der wichtigsten Merkmale der Rasse. Der Brustkorb muss breit und kräftig sein, die Schultern sind schön gelagert, Schulterblatt und Oberarm stehen gut zueinander, zeigen kräftige Muskulatur. Zu flache Rippen sind nicht korrekt."

Lässt man nämlich die Wammenbildung weg, erfüllt diese Beschreibung die Ansprüche an so genannte "Berghunde", also Rassen wie die Bergkaukasen oder Sarplaninac. Die aber sind keineswegs unharmonisch, sondern den Bedingungen ihrer Ursprungsländer bestens angepasst, in Bezug auf innere Organe und Kondition. Oder anders ausgedrückt:

"Die Kruppe muss kräftig, breit und ziemlich lang sein, ohne zu starke Neigung des Beckens … Der Bewegungsablauf ist kraftvoll, raumgreifend und gesund, ohne jegliches Anzeichen von Schwäche oder nicht korrektem Körperbau."

Mir diesen Standardauslegungen, meint Rafael Malo Alcrudo, züchte man einen Hirtenhund, der so beschrieben werden kann:

"Der Mastin de Los Pirineos muss einfach ein wunderschöner Riese sein, gesund und funktional aufgebaut, voller Lebensfreude, ausgewogen und kraftvoll. Dies genau ist der Pyrenäen Mastiff wie wir ihn uns wünschen."

Die Farbe "Weiß"

Hündin Atenea 5 Monate alt
Foto: Ramon Font

In einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen findet man den schon peinlichen und völlig falschen Hinweis, weiße Hirtenhunde seien leichter zu führen, hätten eine höhere Reizschwelle und sind insgesamt weniger aggressiv. Wie wenig das stimmen kann und so natürlich auch nicht gemeint war von den "Erfindern" dieser These, merkt man sehr schnell bei der Betrachtung von Bildern weißer Kaukasen. Denn diese haben unter den Hirtenhunden so ziemlich den schlechtesten Ruf und ein Teil von ihnen ist eben weiß und damit nach dieser Logik auch genauso leicht zu handhaben.

Dass ich von dieser "These" absolut nichts halte, dürfte bekannt sein. Daher macht es natürlich besonders Spaß, anhand der beiden Rassen Pyrenäenberghund und Mastin de los Pirineos sie zu widerlegen.

Zur Erinnerung, beim Pyrenäenberghund schrieb ich und das habe ich von Josef Müller übernommen:

"Sicher stimmt die Behauptung, der Mastin de los Pirinieos und der Pyrenäenberghund wurden sehr lange nicht streng getrennt gezüchtet. Diese Vermutung hat schon deswegen eine gewisse Logik, weil in der Zucht guter Arbeitshunde immer der Grundsatz gilt, man züchtet mit den besten Hunden. Daher hat z. B. auch immer Erna Mohr darauf hingewiesen, dass auch unter den ungarischen Hirtenhunden Kreuzungen stattfanden."

Und auch bei Josef Müller fand ich die folgenden Zeilen:

"... Ich habe so einen Hund (Pyrenäenberghund, die Red.) Ende der 1970er Jahre gesehen, die pigmentierten Stellen waren eher dalmatinerhaft getüpfelt als große Flächen. Die Gefahr einer farblichen Nähe zum Mastin de los Pirineos war so nicht gegeben … Die Hirten und Bergbauern in den Pyrenäen haben immer Hunde mit Maske und Fleck an der Rutenwurzel, den weißeren Hunden vorgezogen, Symmetrie der Maske ist vorteilhaft, weil Unregelmäßigkeiten in der Fleckung die optimale Ausprägung des Ausdrucks beeinträchtigen. Welpen werden oft stark markiert geboren und verlieren diese Markierungen im ersten Lebensjahr.

Verteilung und Größe der Flecken bzw. pigmentierten Inseln beim Mastin de los Pirineos, der bis zum 16. Jahrhundert prinzipiell nicht vom Montagne des Pyrenees getrennt und bis zum 20. Jahrhundert nur relativ getrennt gezüchtet wurde … ."

Das die Vermutung, beide Rassen wurden sehr oft miteinander vermischt, richtig ist, glaube ich auch. Demnach aber müsste ja dann der Mastin de los Pirineos genauso wie der Pyrenäenberghund die Eigenschaften der "weißen Hirtenhunde" haben. Nur fand ich in keiner Beschreibung des Mastin einen solchen Hinweis. Auf was man aber nicht besonders hinweist, das ist auch nicht vorhanden oder nicht besonders erwähnenswert.

Und wie sich eine solche These dann von ganz alleine widerlegt, beweisen die folgenden Sätze. Josef Müller nämlich schreibt:

"... Generell gilt, dass rein weiße Pyrenäen-Berghunde und mit Abzeichen versehene Hunde gleichwertig sind, und zwar im Ring wie in den Pyrenäen, wie schon Olivier de Serres im 16. Jahrhundert berichtet und wie Dralet im 19. Jahrhundert präzisiert: die gefleckten seien für die Region Bigorre typisch, die rein weißen Berghunde für die Ariege. Aber sind sie auch gleichwertig in der Zucht?"

Wie wir in der Zwischenzeit wissen, sind sie es. Und das hat sich bis zum letzten Richter herumgesprochen. Wer also einen reinweißen Mastin aus den Pyrenäen hat, besitzt ihn entweder aus Geschmacksgründen, oder weil er die Linie eben gut findet. Ganz hinterlistig angefügt: es könnte aber auch sein, dass er dieses Märchen von den lieben und weichgekuschelten "Weißen" doch glaubt.

Olena
Foto: Ramon Font

Besonderheiten

Natürlich hat auch der Mastin de los Pirineos markante Besonderheiten und mit einer eher absurden will ich anfangen.

Wie auch sein "Bruder" oder "Vetter" auf der anderen Seite der Pyrenäen hat dieser Hirtenhund so genannte "After- oder Wolfskrallen". Die aber können in zweierlei Formen auftreten. Wie auch beim Patou gibt es nämlich die doppelte Kralle. Aber viele Hunde haben diese Krallen nur einfach.

Um aber der Absurdität eine Krone aufzusetzen - so erzählte mir ein Züchter - werden Hunde auf Ausstellungen bevorzugt, die doppelte Krallen haben. Das heißt, ein ansonsten vielleicht "schlechterer" Hund erhält nur aufgrund seiner Afterkrallen den Vorzug. Obwohl immer ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass dieser Passus nur dann in Kraft tritt, wenn es sich um gleichwertige Hunde handelt. Was aber ist schon gleichwertig, wenn jeder Richter einen Ermessensspielraum hat und diesen natürlich auch ausnützt?

Der hat z. B. nur einfache "Afterkrallen"
Foto: Frank Braun
www.valle-de-los-volcanos.de

Auf der Ausstellung in Stuttgart 2006 sah ich einen Rüden, der mir sehr gut gefiel, nur der hatte einfache Krallen und wäre somit ins zweite Glied gewandert. Verstehe ein Mensch Standards und ihre Auslegung.

Immer wieder wurde ich von den Haltern und Züchtern der Rasse auf das sprichwörtlich ausgeglichene Gemüt der Hunde hingewiesen. Aber etwas ist in deren Augen wichtig: Ein Mastin ist ein richtig guter Kumpel in der Familie, aber gegenüber "Fremdem" und Fremden verteidigt er alles, was seiner Meinung nach zu ihm gehört. Das sei deshalb wichtig, weil Besitzer der Rasse ihre Hunde z. B. daran gewöhnen müssen, dass die eigenen Kinder eben auch Kumpel haben und dass die nicht "vom Hof gejagt" werden sollten.

Und für mich das Besondere an dieser Rasse ist ihre teilweise recht bunte "Farbenschachtel". Wem ein rein weißer Hund also zu eintönig ist, kein Problem, ein Mastin bietet viele Farben und das gefällt mir. Zugeben will ich allerdings, so was ist eine reine Geschmacksache.

Daher möchte ich noch mal auf die vielen Farben hinweisen, die ein Mastin haben kann oder soll:

" ... Schwarz und Weiß. Weiß und Grau. Weiß und Blond. Weiß und Braun. Weiß und Gold. Sogar Weiß und Scheckig. Dies sind alles typische Farben. Die Maske sollte so symmetrisch wie möglich sein. Die Farbe sollte mindestens um die Augen und in beiden Ohren sein. Dies sind die einzigen vorgegeben Farbpunkte, die bei der Pyrenäen-Mastiff-Rasse die Pflicht sind. Es ist des weiteren wünschenswert, dass mindesten 2/3 des Hundes weiß ist. Insbesondere große Farbpunkte von den Schultern bis zum Anfang der Rute sind nicht erwünscht."

Charakter

Zäumt man den Gaul mal von der anderen Seite auf, wird auch beim Mastin de los Pirineos schnell klar, wie und warum sein Charakter so ist, wie ihn verschiedene Züchter und Halter beschrieben haben und nicht anders.

Übersetzt heißt das, eigentlich kann auch dieser Hirtenhund nur ein ruhiger und sehr ausgeglichener Vertreter der vielen Hirtenhunderassen sein, denn er geht mit seiner Energie und seinem Einsatz als "Wächter der Herde", aber auch des Hauses sehr sparsam um. Und das liegt daran, dass auch der Pirineos ein genügsamer oder spartanischer Hund ist. Wer also weniger Futter benötigt, als so manche mitteleuropäische Gebrauchshunderasse, "tobt" auch nicht wie diese herum.

Die Ruhe und Gelassenheit, mit der er an die täglichen Dinge des Lebens herangeht, zeichnet diese Rasse aus, vergleichbar vielleicht mit dem Komondor und der gilt als die Ruhe selbst.

Sein Charakter macht ihn auch für den "Schuldienst" geeignet
Foto: Frank Braun
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Aber man sollte dabei nicht Ruhe und Gelassenheit mit Gleichgültigkeit verwechseln. Denn auch der Mastin ist sozusagen "allzeit bereit", wenn es um die Verteidigung "seiner Welt" geht. Daher bescheinigt man auch ihm ein gesundes Misstrauen gegenüber allem Fremden, das besonders ausgeprägt ist, wenn der Hund alleine entscheiden muss. So ist jedem Besucher zu empfehlen, der das "Eigentum" eines solchen Hundes betreten will, auch diesen auf ausgesprochen "pyrenäische Art", also vorsichtig, zu begrüßen. Dann aber kann eigentlich nicht mehr viel passieren.

Vielleicht ist der Hinweis auf eine vorsichtige Annäherung auch deswegen wichtig, weil der Mastin durch seine Farbe eine freundliche Stimmung erzeugt. Diese kann man mit der des Pyrenäenberghundes durchaus vergleichen. Bei ihm kommen allerdings noch die "lustigen Flecken" hinzu. Weil aber nicht alle Menschen für derartige Argumente zugänglich sind, muss eben bei der Erziehung trotz der sehr hohen Reizschwelle darauf geachtet werden, dass diese Hunde lernen, es gibt stürmische und weniger stürmische Menschen und das ist machbar.

Entwarnung in Bezug auf aggressives Verhalten kann gegeben werden, denn auch zum Charakter des Mastin gehört, dass er zuerst mal mit großem akustischen Aufwand seine Umgebung beeindrucken wird. Der Einsatz seiner Kraft und seiner Zähne wird das allerletzte Mittel bleiben, er hat eben eine sehr hohe Reizschwelle. Allerdings würde wahrscheinlich seine Verteidigungsbereitschaft stärker sein, wenn er als Hirtenhund an der Herde arbeitet. Dies ist vielleicht ein kleiner Hinweis für Urlauber, denn in Deutschland wird kein Vertreter dieser Rasse als "Arbeitshund" eingesetzt. Trotzdem sicher nicht ganz unwichtig, denn in Portugal z. B. versuchen Schäfer und die Vereine, Touristen auf die Arbeit der Hunde einzustellen.

Der eigentliche Zweck
Foto: Frank Braun
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Wenn auch diese Rasse als ausgesprochen familienfreundlich bezeichnet wird, stellt sich natürlich die Frage, was ist familienfreundlich? Denn dazu gehören immer zwei, Familie und Hund. Also sollte vor der Anschaffung überlegt werden, ob die Verhältnisse gegeben sind, so einem Hund eine artgerechte Umwelt zu bieten. Die beinhaltet die "richtigen" Nachbarn, die richtigen Kinder und Erwachsenen und natürlich auch die richtige Umgebung. Davon mehr in den Kapiteln Haltung und Erziehung.

Prinzipiell aber kann man auch dem Mastin de los Pirineos einen ausgesprochen freundlichen Charakter bescheinigen, was den Umgang mit Kindern und anderen Lebewesen angeht. So manche Katze oder anderes Getier im Haus kann ein Lied davon singen, positiv natürlich. Darin unterscheidet es sich übrigens von seiner kleineren "Verwandtschaft", den Hütehunden.

Immer eine Frage bei Hirtenhunden ist die Jagdfreudigkeit und die ist beim Pirineos nur gering ausgeprägt. Man kann ihn wahrscheinlich vergleichen mit dem Mastin Espanol und der soll so ziemlich der "faulste Jäger" sein. Heutzutage ist das dann eher schon als Kompliment gemeint.

Zum Charakter des Pirineos gehört, dass auch er ein ausgesprochener Spätentwickler ist. Daher wirken viele jüngere Hunde zeitweise etwas unsicher. Diese Unsicherheit gehört zur Entwicklung der Hunde und sollte auf keinen Fall überbewertet werden. Zwar sollte man diese nicht einfach ignorieren, aber "übertriebene" Sorgfalt ist auch fehl am Platz. Denn eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man für seinen Hund immer so eine Art ruhender Pol ist, der ermuntert oder auch mal beruhigt. Denn eigentlich sind unsere Hunde eine Art Spiegelbild ihrer Menschen.

Haltung

Auch der Mastin de los Pirineos ist für die Haltung in einer Wohnung nicht geeignet. Man denke nur an seine Herkunft und dann ist das sicher verständlich. Also sollte er in einem Haus mit Grundstück leben können. Richtig ist das aber dann noch nicht, wenn dieses Haus in einer dicht besiedelten Gegend steht.

An eine Haushaltung stellen Hirtenhunde einige Bedingungen. So sollte der Hund sich immer entscheiden können, ob er sich lieber draußen oder drinnen aufhält. Und er sollte sich je nach Jahreszeit - also Kälte oder Hitze - auch aussuchen können, wo er sich im Haus am wohlsten fühlt. Damit scheidet der berühmte zugewiesene Hundeplatz innerhalb des Hauses aus.

Bei freier Auswahl wird jeder Hirtenhund den größten Teil des Tages draußen verbringen. Aber auch das Leben am "Busen der Natur" hat seine Tücken. Zukünftige Besitzer des Pirineos sollten sich vor Anschaffung eines solchen großen Hundes darüber im klaren sein, dass auch diese Rasse es schafft, sich auf die Größe eines Kleinhundes zu reduzieren um dann die unendlichen Weiten der Nachbarschaft zu erkunden. Daher ist ein sicher guter Rat, vor der Anschaffung eines solchen Hundes das ganze Grundstück so ausbruchsicher wie möglich zu machen. Und dann sollte man mit den "lieben Nachbarn" absprechen, wo deren Toleranzgrenze liegt, was die Wachsamkeit eines Mastin de los Pirineos angeht. Unsere Nachbarn sind mit der Bewachung durch unsere Hunde zufrieden und nehmen gelegentliches Bellen daher in Kauf.

Nicht der Felsen von Gibraltar,
sondern der Felsen der Mastines
Foto: Rafael Malo Alcrudo

Entgegen vieler anders lautenden Meinungen halten wir unsere Hunde immer draußen und dort in einem Gehege mit einer großen und wetterfesten Hundehütte. Warum wir eine derartige Haltung besser finden, habe ich im Kapitel Haltung der Seite ProHirtenhunde beschrieben.

Zur Haltung gehört natürlich die ganze Familie, also auch Kinder. Daher sollte jedem Halter eines Hundes klar sein, Kinder und Hunde müssen immer unter Aufsicht stehen und mal eben den Hund mit den "lieben Kleinen" raus schicken, weil man keine Zeit hat, geht nicht, bzw. geht in der Regel in die Hosen.

Wer über Haltung nachdenkt und die Erziehung einbezieht, wird schnell merken, ein Hund braucht auch eine gewisse Aussteuer. Dazu gehört eine stabile Leine, die entweder aus Leder oder einer sehr strapazierfähigen Faser besteht, einem Halsband und einer gescheiten Bürste, das war das nötigste. Auf die Bürste gehe ich im Kapitel Pflege ein. Die Leine ist Ansichtssache, wir bevorzugen Kunstfaser, weil unsere Hund oft sehr nass sind, Gane eigentlich jeden Abend, denn er geht nach dem Spaziergang in den Bach.

Bliebe noch das Halsband und da taucht immer wieder mal der nun absolut unpassende Rat bei allen Hirtenhunderassen auf, man möge Würgeketten verwenden, vornehmer ausgedrückt, Zugketten. So las ich in einem Buch über Molosser, bzw. Mastiff:

"... Wenn der Junghund heranwächst, muss er an das Tragen einer Würgekette gewöhnt werden, sowohl für Ausstellungen wie auch für den Auslauf außerhalb des eigenen Grundstücks. Viele Ausbilder mögen den Begriff Würgekette nicht, sie nennen sie lieber Kontrollkette. Dies entspricht auch ihrer Aufgabe. Die Kette hat am einen Ende einen Metallring, am anderen einen gleichen Ring, mit dem die Leine verbunden ist.

Das Prinzip besteht darin, dass sich die Kette bei einem Ziehen des Hundes verengt. Gewöhnlich stellt er dann selbst fest, dass Ziehen unangenehm ist und gibt es deshalb auf. Vor dem Anlegen der Würgekette sollte man sich von einem Ausbilder die richtige Art zeigen lassen, wie man diese Kette anlegt, so dass sie sich sofort lockert, wenn der Hund mit dem Ziehen aufhört. Außer wenn er besonderes Glück hat, kann jeder Hundebesitzer einmal in die Situation geraten, dass der eigene Hund Aggression zeigt, ausgelöst durch Drohen oder Knurren eines anderen. Gerade dann zeigt die Würgekette ihren besonderen Wert."

Wer wirklich eine derartige Würgekette braucht, um mit einem Mastin de los Pirineos fertig zu werden, hat die falsche Rasse an der Strippe. Das gilt allerdings für alle Hirtenhunde. Einmal abgesehen davon, dass es keinem Hund Spaß macht, wenn bei jedem "Zieher" seinerseits die Luft wegbleibt, wissen die wenigsten, wie man eine solche Kette richtig anlegt. Bei einem Hundeverein machte der Ausbilder die Probe aufs Exempel. Für jede falsch angelegte Kette forderte er 5,00 Euro für die Vereinskasse. Es hat sich gelohnt. Das Problem liegt nämlich darin, dass man den Zug auf der richtigen Seite anlegt, sonst springt diese bei Nachlassen des Zuges nicht mehr richtig auf. Darum Finger weg von diesen Dingern.

Sicher wird der eine oder andere in seiner Not auch heute noch Stachelhalsbänder verwenden. Die sind nach meinem Wissen verboten und im übrigen eine "echte Sauerei" und auch nicht damit zu entschuldigen, dass ja viele Hirtenhunde in ihren Ursprungsländern ebenfalls solche Stachelhalsbänder tragen. Denn dort stehen die Stacheln nach außen und dienen der Abwehr und dem Schutz des Halses. Im übrigen sind auch diese monströsen Bänder nicht gerade angenehm für die Hunde.

Ivan Cabeza 13 Monate alt
Foto: Rafael Malo Alcrudo

Zur Haltung gehört die Frage nach Auslauf und sonstigen "Körperertüchtigungen". Auch der Mastin ist nicht gerade der große Läufer, er wird seinen Menschen zuliebe und bei entsprechendem Training auch größere Strecken laufen, geht es aber nach ihm, sind die ruhigen und lieber häufigeren Spaziergänge angesagt, deren Dauer und Länger er wenigstens mitbestimmen kann.

Eine ganze Reihe von Besitzern dieser Rassen schwören darauf, wie toll es ihre Hunde finden, bei Ausritten oder beim Joggen dabei zu sein und ich glaube das auch, aber sie sagten dann auch, natürlich gebe es genug Gelegenheit für ihre Hunde, einen ruhigen und gemütlichen Spaziergang zu machen. Den lieben Hirtenhunde deswegen, weil sie dabei sozusagen alle Tageszeitungen lesen können. Unsere Kaukasin ist daher in der Regel immer hinter uns und wir müssen öfter auf sie warten.

Wer es aber sportlich haben will, sollte bedenken, dass dieses Rassen sehr lange brauchen, bis ihre körperliche Entwicklung abgeschlossen ist und dass alle schweren oder großen Hunde in Bezug auf HD gefährdet sind. Daher würde ich meinen Hund erst dann stärker belasten, wenn mein Tierarzt nach einem Röntgenbefund sein OK gegeben hat.

Auch über Spaziergänge und ob sie mit verschiedenen "Routen" stattfinden sollten, wird sehr unterschiedlich diskutiert. Nach meiner Meinung sollen sie ohne Leine abgehen, denn wenn ein an sich sehr frei lebender Hund schon mal unterwegs ist, soll er seinen Ablauf auch selber beeinflussen können. Das geht eben ohne Leine am besten. Auch der Geschichte mit dem anleinen, weil der Hirtenhund seinen Spazierweg als eigenes Territorium betrachtet, will ich widersprechen. Hirtenhunde sind nicht territoriumsbedingt und daher zählt das Argument nicht besonders. Einsehen würde ich höchstens, dass eine ganze Reihe von Hunden - egal ob Rüde oder Hündin - sehr dominant sind und dann muss am leider anleinen, wenn dort andere Hunde unterwegs sind.

Zusammenfassend kann man zur Haltung vielleicht schreiben, Halter und Züchter sollten versuchen, so nahe wie möglich an die ursprüngliche Lebensweise des Mastin de los Pirineos zu kommen. Das heißt dann, soviel Freiheit wie möglich in unserer Zivilisation bei der Erziehung und Haltung. Mit viel Vertrauen in und zu seinem Hund eine legere Einstellung zu den kleinen Macken der Hirtenhunde haben und alles vergessen, was einem Hundesportvereine und vor allem Hundetrainer zu Zusammenleben mit dieser Rasse sagen. Denn eines ist ganz sicher, wenn es in Deutschland mehr als einen Trainer oder eine Trainerin überhaupt gibt, der/die diese Rasse überhaupt kennt, dann wäre das schon eine Überraschung.

Yoni
Foto: Rafael Malo Alcrudo

Erziehung

In vielen Hundebüchern - den schlauen und den "dummen" - ist zu lesen, Erziehung fängt mehr oder weniger früh an. Die schlauen meinen, so früh wie möglich nach der Geburt, die "dummen" sind der Ansicht, nach einer schönen Jugendzeit fängt dann der Ernst des Lebens an. Berücksichtigt man aber mal die Erkenntnisse der Kynologie für Hunde insgesamt, wird schnell einleuchten, je früher, je besser. Und das hat bei Hirtenhunden noch den Vorteil, dass sie als "Spätentwickler" dadurch viel länger beeinflussbar sind.

Aber auch bei dieser Rasse kann man einen Haufen lesen, was in meinen Augen Blödsinn ist. Zum Beispiel der Tipp, aus der Fütterung eine Zeremonie mit irgendwelchen Übungen zu machen. Wir befolgen diesen Ratschlag nicht, sondern tun genau das Gegenteil. Merken tun wir dabei, dass unsere Hunde nach Ende des Spazierganges schnurstracks ins Haus laufen und wie selbstverständlich auf ihr Futter warten, ablenken könnte man sie dabei nicht und das ist so gewollt. Denn danach kommen erst noch eine Reihe an Zeremonien und dann geht’s ab zur Nachtruhe. Mit dieser Erziehung wissen unsere Hunde genau, woran sie sind. Und das ganze hat noch einen Vorteil, wir füttern sie zusammen ohne großen Aufwand, denn unser Rüde bekommt seine Futterschüssel von mir und die Kaukasin von meiner Frau.

Eines tun wir bei der Fütterung aber sicher nicht, obwohl auch das so ein "schlauer" Ratschlag ist, wir lassen unsere Hunde für die Futterschale keine Gegenleistungen bringen, also z. B. vorher Sitz oder Platz oder sonst ein Kommando.

Man kann es nicht oft genug wiederholen, auch der tolle Erziehungstipp, einem Hirtenhund klar zu machen, wer der "Herr im Hause" ist, funktioniere dann am besten, wenn dieser am laufenden Band irgendwo nicht liegen darf oder aufstehen muss, wenn der Mensch durch einen Durchgang will, oder einen Raum betritt, ist ein rechter "Schmarrn". Und unverständlich wäre unseren Hunden auch, warum sie uns den Vortritt lassen sollen. Den haben sie mal und mal nicht, unserer Autorität hat das bisher keinen Abbruch getan.

Wer sich für einen Hund, egal welcher Rasse entscheidet, stellt bestimmte Ansprüche an diesen. Will ein Halter z. B. Agility betreiben, ist ein Hirtenhund ganz sicher nicht die beste Wahl. Auch Hundesport mit abschließender Prüfung muss nicht sein. Und ganz sicher schädlich ist Schutzdienst, denn der wird von fast allen Hirtenhundebesitzern, Züchtern und Richtern abgelehnt.

Diego & Ramirez
Foto: Frank Braun
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Wer sich mal ganz nüchtern und vernünftig überlegt, wie das Zusammenleben mit seinem Mastin de los Pirineos am besten funktioniert, kommt schnell darauf, mit wenigen Kommandos, die dann allerdings auch befolgt werden, ist diese Rasse leicht zu führen.

Zu ihnen gehört, dass unterwegs fremde Hunde in Ruhe gelassen werden. Speziell Rüden sind der Meinung, ein anderer Rüde muss die eigene Überlegenheit anerkennen. Das ist zwar richtig, wenigstens bei den Arbeitshunden, aber gesellschaftsfähig ist es leider nicht. Also sollte der eigene Hund abrufbar sein, oder stehen bleiben, wenn man dies wünscht.

Übt man derartiges, kann man natürlich auch gleich andere Tiere und Menschen mit einbeziehen, denn Nachbars Katze will nicht überfallen werden und wenn unsere großen Hund so richtig nass fremde Menschen anspringen um sie zu begrüßen, hält sich deren Begeisterung sicher auch in Grenzen. .

All diese Übungen sollten aber immer unter dem Motto stehen, keinen Druck oder gar Gewalt auszuüben. Alle Hirtenhunde sind sehr sensibel trotz der rauen Schale. Man kann also schreiben, entweder sie tun etwas, oder sie lassen es bleiben. Tun sie letzteres, fehlt es of am nötigen Vertrauen in den Menschen.

Eine richtige Vertrauensbasis setzt aber auch voraus, dass Menschen ihren Hunden physisch gleichwertig sind. Über die berühmten Apfelbaum- oder Laternenpfahlspaziergänge habe ich mich oft genug ausgelassen. Denn nur wer seinen Hund auch körperlich beherrscht, wird ungezwungen ihm gegenüber auftreten. Das heißt allerdings nicht, dass man/Frau unbedingt mehr Kraft braucht, man sollte nur seine eigene richtig einsetzen und dazu den Kopf.

Ebenfalls sollten sich die Besitzer von Mastin de los Pirineos, wie bei anderen Hirtenhunderassen auch, überlegen, mit wie vielen Kommandos sie auskommen. Meine Ratschlag dazu, je weniger, desto besser. Wir haben es bei unseren eigenen auf das unbedingt notwendigste beschränkt und es klappt. Der Vorteil dabei, was sie nicht können müssen, führt auch zu keiner Strafe oder einem Tadel, wenn sie es nicht tun. Wichtig also, ein Hirtenhund soll das beherrschen, was in seiner Umwelt notwendig ist und das kann sehr verschieden sein. Daher sollte sich jeder Halter darüber erst mal Gedanken machen und dann mit Training und Lernen anfangen. Ausdrücklich sollte stupides Fußgehen und Unterordnung nach irgendeiner Prüfungsordnung nicht dazu gehören.

Auch bei dieser Rasse gilt, aufgrund der Farbe ist er ein "Sympathieträger", er muss also lernen, dass fremde Menschen auf ihn spontaner reagieren, als z. B. auf einen schwarzen Hund. Mit den berühmten guten Nerven des Mastin ist auch das kein Problem.

Foto: Frank Braun
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Wenn man also immer wieder lesen kann, bei der Erziehung dieser Rassen gehört Logik und Konsequenz als Grundvoraussetzung dazu, heißt das natürlich auch, alle Mitglieder einer Familie halten sich daran. Es muss also nicht nur der Hund, sondern auch der Mensch eine Erziehung durchlaufen. Die aber darf nie autoritär und mit übermäßigem Druck verbunden sein, sondern "Geduld und Spucke" sind angesagt. Zum Mastin de los Pirineos fand ich übrigens den schönen Satz: "Ein Mastin gehorcht aus reiner Zuneigung zu seinem Besitzer" und der stimmt ganz sicher so.

Und auch diese Sätze ist absolut richtig:

"Man sollte immer daran denken, dass Mastin de los Pirineos seit jeher selbständig arbeitende Hunde waren. Ihnen allein oblag der Schutz der Herde …

Sie mussten entscheiden, ob Gefahr drohte oder nicht und richteten ihre individuellen Reaktionen mehr nach dem eigenen Instinkt als nach den Anweisungen des Hirten aus. Von selbständig agierenden Hunden kann man keinen 'Kadavergehorsam' erwarten. Sie wurden nicht dazu gezüchtet, dem Menschen aufs Wort zu gehorchen. Trotz allem: Mit Konsequenz und Einfühlungsvermögen lassen sich auch einem Mastin die Grundlagen der Erziehung nahe bringen und es ist wichtig, dass der Hunderiese seinen Besitzer bedingungslos akzeptiert und lernt, welches Verhalten erwünscht, welches jedoch unerwünscht ist."

Viel besser kann man eigentlich das Kapitel Erziehung nicht abschließen.

Pflege

Wie und wie oft ein Mastin de los Pirineos gepflegt, also gebürstet oder gar gebadet werden muss, entscheidet sich eigentlich schon beim Welpenkauf. Wer sich nämlich für einen Hund entscheidet, dessen Eltern einer etwas langhaarigeren Linie entstammen, wird mehr und vor allem öfter bürsten müssen. Kurzhaarigere Hunde hingegen bedürfen einer wesentliche geringeren "Kämmerei".

Douglas Oliff beschreibt die Fellpflege dieser Hunde zum Beispiel so:

"Aufgrund seines pflegeleichten Fells eignet sich ein Mastin auch für Hundehalter, die sich nicht täglich stundenlang durch die Haarpracht ihres Lieblings arbeiten wollen. Sein Fell ist sozusagen selbstreinigend, Verschmutzungen lassen sich leicht ausbürsten."

Eigentlich habe ich immer die Meinung vertreten, einen Hirtenhund braucht man außer beim Haarwechsel eigentlich überhaupt nicht oder nur selten zu bürsten. Diese Meinung möchte ich etwas korrigieren, denn es kommt darauf an, wo ein Hund lebt. Bei Hunden, die im Haus oder überwiegend darin leben, ist eine regelmäßige Fellpflege wohl nötig. Denn mindestens unter Kuvasz-Haltern gibt es den Spruch, wer so einen Hund hat, braucht eine Putzfrau, oder er gewöhnt sich an die ständig herumfliegenden weißen Haare.

"Natürliches Winterbad"
Foto: Frank Braun
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Ansonsten bleibe ich dabei, ein gesunder Hirtenhund mit einer rassetypischen Fellstruktur ist etwas für Menschen, die eher faul sind und nicht den großen Pflegetrieb haben. Dazu kommt, dass auch Baden im Grunde genommen überflüssig ist, denn das Fell des Mastin ist "selbstreinigend", lediglich bei einem ausgiebigen Wälzen in allen "Wohlgerüchen aus 1001 Nacht" würde ich ihn in die Wanne stellen. Gegen ein natürliches Bad ist allerdings nichts zu sagen, denn das greift den Fettgehalt des Haares nicht an.

Daher sollte man eben beim jährlichen Fellwechsel im Frühjahr kräftig immer wieder ausbürsten, bis die alte und abgestorbene Wolle draußen ist und das genügt. Übrigens kann man diese Wolle spinnen oder spinnen lassen. Es gibt eine ganze Menge Leute, die auf Hundewolle schwören und gerade die Wolle der Hirtenhunde ist von besonders robuster Qualität.

Ansonsten gehört natürlich auch eine Kontrolle der Ohren und der Zähne dazu. Douglas Oliff beschreibt da so:

"Selbst wenn der Hundebesitzer nicht auf Ausstellungen möchte, muss sich sein Hund an die Kontrolle von Zähnen und Zahnfleisch gewöhnen, wobei die Lefzen angehoben werden. Ein Ausstellungsrichter verlangt dies, treten Zahnprobleme auf, ist es auch für den Tierarzt erforderlich. Diese Lektion sollte man wieder in frühester Jugend beginnen. Das Gleiche gilt für die Routineüberprüfung der Ohren, die auf Entzündung, Ausfluss oder andere Anomalien regelmäßig kontrolliert werden müssen. Macht man Ohrkontrolle zum Teil der Pflegeroutine, akzeptiert der Hund sie bald als normale Praxis."

Zur Pflege gehört dann auch die eine oder andere Fütterung. So geben wir unseren Hunden trockenes Brot oder steinharte Hundekuchen aus Getreide und das nützt der Zahnpflege. Und auch die Ohren heben wir immer mal wieder an und schauen rein, besonders während der warmen Jahreszeit.

Mahlzeit beendet ...
Foto: Gabriele Miculcy

Ernährung

Auch in dieser Rassebeschreibung möchte ich vorab schicken, dass ich kein Lebensmittelchemiker bin und darum über Futter nichts schreiben kann. Aber vielleicht erinnert sich so mancher Hirtenhundehalter, dass man bei diesen Rassen immer sagt, die Hunde sollten "groß gehungert" werden. Das heißt zwar nicht, man gebe ihnen minderwertiges Futter, aber auf jeden Fall immer weniger, als die Hersteller angeben. Und auch die Zusammensetzung sollte sorgfältig ausgewählt werden. Also scheidet alles "Hochleistungsfutter" aus, denn es enthält zuviel Proteine und Eiweiß.

Vielleicht hilft ein Blick in die Ursprungsländer und wie dort ein Hirtenhund gefüttert wird. Josef Müller beschreibt es im Zusammenhang mit dem Pyrenäenberghund so:

"Viele werden sich schon gefragt haben, wie ein so großer und relativ schwerer Hund in einem als extrem sparsam bekannten Milieu traditionell sich ernährt hat. Die Antwort ist ganz einfach: mit Brot, Essensabfällen - falls es welche gab -, Molke, die täglich zweimal anfällt, aber mit den Schweinen geteilt werden muss, Schafkot, der ebenfalls täglich abfällt, und Nachgeburten, die bei den asaisonalen Schafrassen übers ganze Jahr vorkommen. Der weidende Herdenschutzhund frisst selten Gras, so oft wie alle anderen Hunde auch, viel öfter frisst er den Kot der Schafe, der ihm Ballaststoffe und Vitamine zuführt, natürlich auch Würmer... Wie kann unter diesen Bedingungen die Hundemutter einen Wurf aufziehen? Indem ihr der Mensch auf eine für uns Heutige ziemlich radikale Weise hilft: Im Wurf wurden prinzipiell nur die Welpen belassen, die man brauchte. So blieben von sechs bis acht Welpen nur zwei, vielleicht drei übrig, die von der Mutter relativ sicher durchgebracht werden konnten. Die Selektionskriterien waren sicher die doppelten Afterzehen, aber auch die Markierung und auch die Rutenlänge neben Zeichen von Vitalität."

Hirtenhunde sollen möglichst langsam und gleichmäßig wachsen, mit derartigem Hochleistungsfutter geht das aber in der Regel schneller. Im übrigen kann der eine Welpe, der dann zu groß geworden ist, obwohl seine Geschwister "normal" sind, durchaus das zu hochwertige Futter bekommen haben.

Während der ersten sechs Monate ist eine dreimalige Fütterung am besten, denn das belastet den jungen Hund am wenigsten, anschließend sollte man diese Rasse zweimal am Tage füttern.

"Nach dem Essen sollst du ruhen ..."
Foto: Gabriele Miculcy

Die Begründung für zweimaliges Füttern ist in meinen Augen richtig, wenn man damit eine gleichmäßige Verdauung und eine nicht zu starke Belastung des Magens erreichen will. Falsch ist sicher das Argument, man könne damit eher eine Magendrehung verhindern. Diese ist ein Problem aller großen Rassen und nicht hirtenhundespezifisch. Wenn nämlich die "Aufhängungen" nicht mehr stabil genug für derart große Hunde sind, kann eine Magendrehung auftreten, sind diese aber kräftig und normal entwickelt, passiert so was eben nicht.

Sicher wird es jedem Hundehalter einleuchten, dass für Hunde das gleiche gilt, wie für Menschen, mit vollem Magen ist schlecht arbeiten. Daher ist füttern erst dann angesagt, wenn Spaziergang oder Arbeit beendet sind.

Immer wieder lese ich, man solle bei der Fütterung den Hirtenhunden gleich noch einige "Gehorsamsübungen" abverlangen. Wir tun so was nicht, es gibt Futter, wie bei uns die Mahlzeiten und da ich auch nicht irgendetwas tun muss, damit das Essen auf den Tisch kommt, machen wir das bei unseren Hunden auch nicht anders. Schließlich sind sie ja keine Zirkustiere.

Lediglich der Ablauf der Mahlzeiten ist immer der gleiche, denn dann wissen die Hunde immer, woran sie sind. Morgens füttere ich alleine, in der Hocke und links und rechts eine Futterschale, Abends hat meine Frau eine Schale, die andere ich. Das handhaben wir deshalb so, weil unser Herr Gane futterneidisch war. Denn so haben wir das ganze besser unter Kontrolle und wenn er versuchen würde, an die Futterschale unserer Leika zu kommen, hat er ein Problem.

Hüftgelenksdysplasie HD

Auch der Mastin de los Pirineos hat seine Probleme mit HD. Dies ist aber von Land zu Land sehr verschieden.

Wie bei anderen Hirtenhunderassen, aber auch anderen großen Hunden stellt HD während der Wachstumsphase ein "Problem" dar. Zwar streiten die Experten, inwieweit HD vererbbar ist, oder auch durch Aufzucht auftreten kann, aber solange hier keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, sollte man auch diese Rasse entsprechend aufziehen. Dazu gehört unter anderem auch, die Hunde nicht auf sehr glatten Böden zu halten, das ständige Laufen von Treppen zu vermeiden und Springen auf Übungsplätzen zu unterlassen. Aber auch eine Überfütterung kann HD fördern, daher sollten Welpen, junge Hunde und später auch Erwachsene anfänglich dreimal, später zweimal gefüttert werden, mehr dazu unter Ernährung.

Bei der geringen Anzahl von Hunden und einer noch geringeren von Zuchthunden ist es natürlich schwer, eine Statistik über die HD Belastung zu erstellen. Daher gibt es so etwas beim Mastin de los Pirineos in Deutschland nicht. Aber es sind wohl bei dieser Rasse in Deutschland HD in allen Abstufungen aufgetreten, also von HD-freien Hunden bis "befallenen Hunden". Nur erfassen kann man das nicht.

Auch bei dieser Hirtenhunderasse dürfen Hunde bis zur Stufe C in der Zucht zugelassen werden. In vielen Portraits anderer Rassen habe ich geschrieben, dass ich diese Zulassung ablehne, beim Mastin de los Pirineos kommen mir da so meine Zweifel, denn was bliebe an zuchttauglichen Hunden übrig, wenn nur mit A oder B Hunden gezüchtet würde? Eine Lösung möge jeder für sich selber finden, wahrscheinlich aber ginge es nur, wenn internationale Zuchtprogramme aufgelegt würden und das sehe ich als einen schweren und steinigen Weg, der sicher noch lange nicht beschreitbar ist.

Wählt man stattdessen den Weg der kleinen Schritte, heißt das, Züchter und Liebhaber dieser Rasse müssen alle Tiere röntgen, egal wie und wo sie leben und wie sie eingesetzt werden. Eine große Verantwortung für diese Menschen, aber damit könnte vielleicht wenigstens mal ein Trend erkennbar sein. Nur wäre dann ein Umdenken der Clubs nötig, also wenn diese die Gebühren für die Eintragung senken oder wegfallen lassen würden. Es ist schon reichlich unverschämt, wenn man für Nichtmitglieder die doppelte oder dreifache Gebühr verlangt.

"Natürlicher Boden" ist welpengerechter
Foto: Gabriele Miculcy

Kastration

Tierheime und Tierschutzvereine tun es, aber auch viele Hirtenhundebesitzer lassen es sich einreden, Kastration verhindert ein "Ausbreiten" der Rasse oder der Rassen und gerade bei großen Hirtenhunden verringert es die Aggressivität gegenüber Geschlechtsgenossen.

Klingt schön, ist aber in vielerlei Hinsicht falsch. Die Tierschützer, die kastrierte Tiere fordern, sind zumindest bei Hunden keinen einzigen Schritt weiter gekommen. Tierschutz ist eben das eine, Zucht und eventuell Geld verdienen die andere Seite der Medaille.

Eine Veränderung des Charakters mit Kastration zu erreichen ist in meinen Augen ein Irrglaube. Denn wann will man damit anfangen, welche Lebenserfahrungen muss ein Hund gemacht haben?

Josef Müller schreibt zu diesem Thema:

"... Ein anderer Gipfel ist erklommen, wenn sich ewige Besserwisser mit einem natur belassenen Hund schmücken wollen, ohne der Aufgabe auch nur im geringsten gewachsen zu sein: In der Herdenschutzhundszene, die heutzutage leider von einer kleinen Minderheit lauthals beherrscht wird, die von Zucht keine Ahnung hat, über Züchter im allgemeinen und VDH-Züchter und VDH im besonderen prinzipiell schlecht, redet und die vor allem einen unverbildeten Herdenschutzhund aus Asien an der Leine halten muss, am besten noch einen "Mix" aus verschiedenen asiatischen Herdenschutzhund-Rassen, in dieser Szene gilt als das Mittel der Wahl, wenn der Hund zur Qual wird, die Kastration.

Auch in seriösen Publikationen wie Sims/Dawydiak und auch Strang (es scheint eine amerikanische Manie zu sein) wird die Kastration bzw. Sterilisierung grundsätzlich empfohlen, u. a. auch mit dem Argument, es könne dann nicht zur Bildung von Tumoren in diesem Bereich kommen. Abgesehen von der Tatsache, dass das Gegenteil nach der Sterilisierung nicht mehr zu beweisen ist und der Prophet also immer recht hat, ist die Dämpfung eines dominanten Hundes durch Sterilisierung nicht immer garantiert. Garantiert ist lediglich ein lukratives Zubrot für den kastrierenden Tierarzt, auf das er angesichts dieses Konsumentenverhaltens nicht verzichten wird.

Ich halte von dieser Lösung des Problems überhaupt nichts. Wer sich einen naturnahen Hund halten will, der soll die Natur des Hundes vollständig respektieren. Wer seinen Hund nur im "Griff" hat (konsequente Hand im Samthandschuh), wenn der Hund sterilisiert ist, der liefert das Eingeständnis seiner erzieherischen Unfähigkeit und einer falschen Rassewahl."

Das muss nicht mehr ergänzt werden und daher sei der Hinweis von mir noch gegeben, es ist etwas anderes, wenn man Hirtenhunde beiderlei Geschlechtes hält und dann einzelne Tiere kastriert, um Nachwuchs zu verhindern. Das allerdings wäre dann auch wieder im Sinne des Tierschutzes. Und noch ein Argument für eine Kastration gibt es: Bei schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist sie zu empfehlen. Unsere Kaukasin hat schwere HD, sie wird nach unserem Willen nie Welpen bekommen und dabei haben wir die alte Lebenserfahrung berücksichtigt: Und führe uns nicht in Versuchung, daher wurde sie kastriert.

Foto: Roland Knauer

Transhumancia

Spanien ist bis auf den heutigen Tag das klassische Land der Transhumancia, obwohl es sie nur noch immer eingeschränkter gibt. Lastwagen transportieren die Weidetiere in die verschiedenen Gebiete, das geht schneller, ist sehr oft gesünder für die Tiere und spart Kosten und Zeit. Denn auch den klassischen Schäfer oder Hirten kann man getrost zu den aussterbenden Berufsgruppen zählen.

Lediglich eine kleine "Truppe" von Traditionalisten hält das Fähnchen aufrecht. Und so kann man auch heute noch die wandernden Herden auf ihren seit Jahrhunderten zugestandenen und ausgewiesenen Pfaden sehen und auch noch die Hunde mit dem Stachelhalsband, weniger zur Abwehr von Beutegreifern, denn aus alter Tradition und als beliebtes Fotomotiv für die Touristen.

"Stachelhalsband" aus Rümänien
Foto: Roland Knauer

Im Norden, also im ehemaligen Königreich Aragon waren die Privilegien der Schäfer nach meiner Information nicht so geregelt, wie das z. B. Josef Müller für das restliche Spanien beschreibt und daher fand ich in der Literatur des Mastin de los Pirineos nicht allzu viel darüber. Müller also schreibt:

"... Die älteste historisch fassbare Urkunde dürfte von Alfons dem Weisen (!) von Kastilien aus dem Jahr 1273 stammen, in welcher die Privilegien der Schafzüchter gegenüber den Ackerbauern garantiert werden: ein später Triumph Abels über seinen Bruder Kain. Mit dem Verbot der Mesta 1751 endete das spanische Wollmonopol für Europa. Damit entfiel auch für die spanischen Könige eine große Einkommensquelle, strichen sie doch enorme Summen aus dem Wollerlös der Mestaherden ein.

Die Transhumanz zog sich von Galicien, Asturien, Kantabrien und den Pyrenäen über Leon bis zur Estremadura hin, dem spanisch -portugiesischen Grenzgebiet - 125.000 km Schafwanderwege, exklusiv reserviert für die Transhumanz, das macht 400.000 Hektar Reservat in ganz Spanien - was sicher für böses Blut bei den Ackerbauern sorgte; im spanisch-portugiesischen Grenzgebiet entmischten sich durch die seit dem 12. Jahrhundert zwischen Spanien und Portugal bestehende Grenze die ursprünglich aus derselben Wiege stammenden iberischen Hütehunde und entwickelten sich."

Daher bin ich der Meinung, das Kapitel Transhumancia ist eigentlich das Kapitel des Mastin Espanol und dort wollen wir es auch in einer erneuerten Rassebeschreibung würdigen.

Eine Quelle aber sagt noch etwas aus über das Alter der Transhumancia und daher will ich sie nicht vorenthalten:

" ... Die Wanderschäferei hat in Spanien eine lange Tradition, wird sie doch bereits in einem Gesetz des Gotenkönigs Enrico aus dem 6. Jahrhundert erwähnt. Im 13. Jahrhundert gründeten die mit der Schafzucht befassten Laienorden in Kastilien eine Interessengemeinschaft, die so genannte Mesta (mechta). Deren Aufgabe war es, die Rechte der Wanderschäfer gegen die Interessen der sesshaften Bauern zu vertreten.

Damit die Millionen von Merinoschafen von ihren Winterweiden unweit der Mittelmeerküste im Frühsommer ungehindert auf die saftig-grünen Hügel Altkastiliens und Kantabriens geführt werden konnten, erhielt die Wanderschäferei besondere Rechte. Auf den per königlichem Erlass geschützten, etliche hundert Meter breiten und seitlich von hüfthohen Steinmauern gesäumten Wegen, den "Canadas reales", durfte unter Androhung von Strafen weder gebaut, geackert noch gejagt werden. Die Herden zogen auf fest fixierten Wanderrouten, den "foramontanos", von Weideplatz zu Weideplatz und benutzten dabei uralte, teils schon von den Kelten und Iberern markierte, Wanderpfade."

Nationale und internationale Zucht

Foto: Ramon Font

Zucht in Spanien

Schaut man sich die Seite des nationalen Zuchtclubs des Landes an, findet man ca. 30 Züchter und diese Zahl scheint seit Jahren ziemlich konstant zu sein. Damit ist die Basis einer Zucht aber keineswegs so gesichert, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte und dafür gibt es verschiedene Gründe.

Wie auch beim Mastin Espanol, wird auch bei dieser Rasse sehr oft "Gigantismus" bevorzugt. Geht man aber zum Ursprung der Hunde zurück, ist das schädlich und ganz nebenher auch noch ungesund. Denn im Vordergrund muss bei Hirtenhunden immer die Gebrauschstüchtigkeit stehen. Die ist aber bei Hunden von einiges über 80 cm Schulterhöhe und einem Gewicht von teilweise über 80 kg schlicht und ergreifend den Bach runter gegangen. Daher kann dann die logische Konsequenz bei solchen "Monstern" nur lauten: Finger weg. So vom "Ursprung" weggezüchtete Hunde schaden der Rasse und daher muss sich in der Einstellung zu den "Riesen" etwas ändern, sonst verliert die Rasse eben ihre Basis.

In Spanien wird nicht nur diese Rasse selten oder gar nicht geröntgt, schade eigentlich, denn keine einzige der schweren und großen Rassen ist gegen Erkrankungen der Hüften und Ellenbogen gefeit. Vielleicht ändert sich das, wenn gerade Welpenkäufer aus dem Ausland verstärkt nach Röntgenergebnissen fragen.

Auch bei den Preisen für einen Welpen gibt es deutliche Unterschiede zu anderen Ländern und das hat mit landesüblichen Preisen zu tun und keineswegs mit der Qualität der Hunde. So kostet ein Welpe etwa 550,00 bis 650,00 Euro. Achten sollte man auf jeden Fall auf ordnungsgemäß geimpfte und entwurmte Hunde, denn das ist nicht überall auf der iberischen Halbinsel Standard.

Regional verschiedene Schläge

Foto: Ramon Font

Nicht überall im Lande findet man die gleichen Hunde und das hat historische Gründe. Daher noch mal einen Ausflug in die Geschichte und dazu fand ich die folgenden Sätze:

"... Von der Antike bis in jüngste Zeit züchtete man diese Hunde nach reinem Gebrauchswert – mit der logischen Folge, dass dadurch eine Vielzahl regional unterschiedlicher Schläge entstand. Bereits im Jahr 1913 hatte der Marquis de Montesa versucht, Ordnung in die Typenvielfalt zu bringen. Er unterschied – nach dem Herkunftsgebiet – zwischen dem Mastin der Pyrenäen, dem Mastin von Léon und dem Mastin von Navarra, den er seinerseits in den Mastin von Arragonien und den Mastin von Katalonien unterteilte."

Die Folge davon sind dann eben im Süden des Landes sehr oft leichtere Hunde und die würde wenigstens ich vorziehen. Denn meiner Meinung nach ist bis auf wenige Ausnahmen der Hirtenhund zwischen 70 und 80 cm der beweglichste.

Natürlich hatte und hat heute auch der Mastin de los Pirineos verschiedene Verwendung und auch dazu eine Erklärung:

"... Die Existenz großer und schwerer Hirtenhunde in Spanien ist bereits aus dem Altertum belegt. Im 12. und 13. Jahrhundert tauchen Hunde vom Typ des Iberischen Mastiffs als Abbildungen auf Kapitellen romanischer Kirchen auf. Erst im 14. Jahrhundert finden wir erneut schriftliche Zeugnisse. Spätestens seit dem späten Mittelalter waren diese Hunde in drei Einsatzbereichen tätig: in ihrer klassischen Rolle als Beschützer der Herden bei den Hirten sowie als Wachhunde und Jagdgehilfen bei den Mitgliedern des Landadels. Eine sehr ausführliche und detaillierte Beschreibung des Exterieurs des Mastin Espanol liefert Alonso de Herrera in seiner im Jahr 1740 in Madrid erschienen "Agricultura General".

Heute findet man auch im Ursprungsland nur noch sehr selten Hunde an der Herde. Gehalten werden sie eben von Liebhabern und "arbeiten" sehen kann man sie in der Regel als sehr zuverlässige Wachhunde.

Im Kapitel Wesen schon beschrieben, diese Rasse hat eine sehr hohe Reizschwelle und so erfreuen sich die bunten Mastinos eine immer größer werdenden Beliebtheit als Familienhunde. Trotz hoher Beliebtheit des Mastin de los Pirineos, 2005 gab es im Land nach Auskunft eines Züchters etwa 30 Welpen.

Zucht in anderen Ländern

"... Anfang der 80er Jahre ging es allmählich bergauf: Schweden zeigte als erstes nichtspanisches Land Interesse am Mastin de los Pirineos und initiierte gezielte Zuchtprogramme, die leider durch ein verstärktes Auftreten der Hüftgelenksdysplasie (HD) beeinträchtigt wurden. Finnland und Norwegen folgten den Schweden auf den Fuß und auch in Frankreich ließ sich ein wachsendes Interesse an der traditionellen Rasse verzeichnen. Nach und nach erzielte man auch außerhalb Spaniens durchaus zufriedenstellende Zuchtergebnisse."

Stimmen meine Informationen, wird gerade in den skandinavischen Ländern zwar geröntgt, aber auch mit belasteten Tieren gezüchtet. Ein Widerspruch in sich. Laut Internet gibt es in den meisten Ländern keinen eigenen Club und meistens sind die Mastines bei den Molosserclubs zu finden. Schade, denn wie schon im Kapitel über die Molosser geschrieben, dort haben sie nichts zu suchen.

Zählt man noch den Bestand dieser Rasse in Nordamerika dazu, dürfte trotz fehlenden konkreten Zahlen weltweit die Rasse gesichert sein. Das aber bedeutet für mich, man könnte an die Feinarbeit und die ist eben eine Selektion auf Gesundheit und Charakter.

Zucht in Deutschland

Rüde Max ...
Foto: Gabriele Miculcy

Am 12. März 1995 erblickte der erste Wurf das Licht der Welt in Deutschland. Man begann also mit der Zucht dieser Hirtenhunde erst relativ spät. Heute, 11 Jahre später, ist man noch nicht viel weiter.

Auch in Deutschland sind die Mastines beim Molosserclub angesiedelt und das Kapitel hatten wir ja schon, nämlich falscher Platz und Stelle. In diesem sehr großen Club stellen die Halter und Mitglieder der Rasse eine absolute Minderheit dar und ich vermute mal, auch eine, die nicht viel "zu melden" hat. Der Wechsel zu einem Club der Hirtenhunde war und ist schwer. Ein Halter erzählte mir, der ungarische Hirtenhundeclub habe sie nicht gewollt. Grund wahrscheinlich die Konkurrenz zum Pyrenäenberghund und so ist man eben dort gelandet, wo man heute ist, bei den Molossern.

Nachdem eine Züchterin aus dem Club und damit aus dem VdH ausgetreten ist, schrumpfte das eh schon kleine Häuflein der Züchter auf gerade mal zwei und die züchten nicht regelmäßig.

Zählt man die Familienmitglieder dazu, besteht die ganze Gruppe aus etwa 15 Menschen mit wohl sehr unterschiedlichen Auffassungen. Der Bestand an Hunden in Deutschland ist schwer abzuschätzen, da es wie bei anderen Rassen auch Tiere gibt, die nie erfasst werden. Trotzdem aber dürfte die Zahl bei nur etwas über 100 Hunden liegen. Erschreckend fast schon die Anzahl der Zuchthunde, die beträgt nämlich gerade mal noch 4 Hunde, zwei Hündinnen, zwei Rüden.

Dem Club, beziehungsweise der Untergruppe für Mastin de los Pirineos sind etwa 20 geröntgte Hunde bekannt, Aussagen lassen sich keine machen, denn vertreten sind von HD-A bis HD-D alle Stufen. Zugelassen sind Hunde für die Zucht bis zur Stufe HD-C, also leichte HD. Eine Zuchttauglichkeitsprüfung wird verlangt und die ist an keine besonders hohen Ansprüche gekoppelt. Das heißt, sie läuft im Grunde genommen wie eine Ausstellung ab, Hund wird angeschaut, gefällt und das war’s. Eine Zuchtmiete, wie in einigen anderen Vereinen üblich, ist allerdings nicht erlaubt.

Wer einen Welpen aus deutschen Landen kaufen will, ist mit einem Preis um die 1.500,00 Euro dabei und das ist sicher angemessen, stellt sich doch schon die Suche nach einem geeigneten Zuchtpartner als kompliziert und damit teuer heraus.

... laufen kann er natürlich auch
Foto: Gabriele Miculcy

Welpenkauf

Bei einer derart großen Rasse muss natürlich erst einmal überlegt werden, ob die Haltungsbedingungen, die man einem Mastin de los Pirineos bieten kann, ausreichen. Wäre das nicht der Fall, Finger weg, denn man lebt mit einem Hirtenhund sehr lange zusammen und da muss neben der Chemie eben auch die Umwelt stimmen.

Foto: Frank Braun
www.valle-de-los-volcanos.de

Immer wieder ist zu lesen, wer nach reichlich Überlegung einen Welpen kaufen will, solle sich an einen Zuchtverein der Rasse wenden. Diejenigen, die derartige Ratschläge geben, vergessen aber immer, dass es in Deutschland und sicher auch in anderen Ländern neben den FCI angeschlossenen Clubs auch andere Vereine gibt. Nicht immer, aber meistens unterschreiten zwar diese Vereine die Zuchtbestimmungen des VdH. Also sollte beim Welpenkauf aus einem solchen Verein vorsichtig sein, aber nicht ausschließen wenn man z. B. den/die Züchter/in und auch deren Zuchtbestimmungen sehr genau kennt.

Einfacher hat man es in Spanien auf der Suche nach einem Welpen. Denn dort erhält man Adressen aller Züchter vom Club und kann bei allen sich die Hunde erst mal anschauen. Und natürlich auch eine gute Quelle für Informationen ist dort die jährliche Clubshow, die von Jahr zu Jahr in einer anderen spanischen Region abgehalten wird. Es handelt sich in der Regel - wie auch bei anderen Rassen - um die allerwichtigste Ausstellung und dort trifft man auch die Mehrheit aller Züchter.

Wer einen Welpen möchte, soll die Eltern sehen, am besten, man kann dies beim Züchter tun, aber leider halten viele "Hobbyzüchter" keinen Rüden. Müsste ich mich entscheiden, welchen Welpen ich möchte, wenn alle anderen Voraussetzungen gleich gut sind, würde ich den vorziehen, der einen Vater "erlebt" hat. Als wir selber noch gezüchtet haben, waren wir immer begeistert, was die Welpen von beiden Elterntieren lernen konnten. fehlt dann der Vater, entgeht also den "lieben Kleinen" eine ganze Menge. Übrigens muss natürlich nicht der eigene Rüde auch immer der Vater sein. Jeder "gut" veranlagte Rüde übernimmt die Vaterrolle automatisch.

Und man sollte immer genau beobachten, wie sich die Erwachsenen benehmen. Welpen übernehmen alles, auch die negativen Erlebnisse. So mancher Hundehalter hat sich schon gewundert, wenn sein Hund trotz guter Aufzucht Angst oder sonst ein unerwünschtes Verhalten gezeigt hat. Dieses kann zwar auch genetisch bedingt sein, aber es kann eben auch über Elterntiere kommen.

Douglas Oliff schreibt dazu im Zusammenhang mit Mastiff Rassen:

"Ihrer Natur entsprechend ahmen junge Hunde gerne nach. Einer der besten Lehrer ist die eigene Mutter, … Wenn sie irgendwas hört und sich daran macht, es zu untersuchen, bellt sie meist einige warnende Töne. Anfänglich wird der Junghund dabei etwas unsicher wirken, hinter ihr herhängen, nur schauen und erstaunt sein. Nach einigen Wochen … wird der Junghund nicht nur diese Signale aufnehmen, sondern - bei richtigem Wesen - schnell mitlaufen, um selbst alles zu untersuchen. Ein solches Verhalten sollte man immer unterstützen, aber gleichzeitig darauf achten, dass der Hund nicht ohne Grund kläfft. Man sollte nie den Einfluss der Mutter auf ihren Wurf unterschätzen, … Eine nervöse, unsichere Hündin überträgt häufig ihr untypisches Wesen auf ihre Welpen, wenn diese noch im Wurflager liegen und ihre Augen noch nicht einmal geöffnet sind. Oft beobachten wir bei solchen Welpen - wenige Monate alt - dass sie sich in ihren Zwinger flüchten, wenn ihre Mutter durch irgendeinen fremden Anblick oder ein ungewohntes Geräusch in Panik gerät."

Foto: Gabriele Miculcy

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, aber ich will es noch einmal extra erwähnen: Jeder verantwortungsvolle Welpenkäufer sollte die seriösen und reellen Züchter unterstützen und nicht diejenigen, die auf "die schnelle Mark" aus sind. Dazu gehört auch, dass eine Hündin nicht zu früh und auch zu häufig in der Zucht eingesetzt wird. Douglas Oliff beschreibt das sehr treffend:

"Von keiner Hündin der in diesem Buch aufgeführten Rassen sollte man unter einem Alter von zwei Jahren züchten. Das Skelett dieser großen Hunde baut sich langsam auf, braucht so lange zur Knochenbildung. Und die körperliche Belastung des Austragens eines Welpen und anschließenden Säugens ist für eine nicht ausgereifte Hündin ihrer zukünftigen Gesundheit und Wohlbefinden diametral entgegengesetzt."

Gemeint ist übrigens das Buch der Molosser und darin sind ja auch einige Hirtenhunde zu finden.

Etwas "Bürokratie" muss beim Welpenkauf auch sein und daher sollte der Käufer sorgfältig darauf achten, dass die Welpen ordnungsgemäß geimpft und entwurmt sind. Heutzutage würde ich als Züchter die Verpackung aller Wurmmittel oder die Rechnung des Tierarztes den zukünftigen Besitzern vorlegen, denn eine absolute Seriosität ist ein Vorteil beim Kauf gegenüber den Züchtern aus Nicht-VdH-Vereinen und auch aus dem Ausland. Denn von dort kommen in nicht unerheblicher Menge Welpen, die nicht aus einer Zucht, sondern aus Hundehandel und sinnloser Vermehrung stammen. Natürlich gilt das nicht für seriöse Züchter, die im Ausland leben.

Gerade den letzten Punkt erwähne ich deswegen, weil ich erfuhr, dass auch nach Deutschland Mastin de los Pirineos-Welpen aus Tschechien eingeführt wurden. Ob bei denen alles seine Ordnung hatte, kann ich nicht beurteilen, aber die Praxis sagt, Vorsicht bei solchen Importen.

Rafael Malo Alcrudo

Rafael Malo Alcrudo
Foto: www.chow-chow.cc

Immer wieder war in diesem Portrait von dem Züchter Rafael Malo Alcrudo zu lesen und der ist wohl in Spanien und auch im Ausland eine "Züchterlegende". Über ihn fand ich die folgenden Zeilen:

"... wuchs in seiner Heimat, nahe den Pyrenäen innerhalb seiner Familie mit Mastin de Los Pirineos auf. 1975 begründete er seinen eigenen Zwinger La Tajadera deI Tio Roy und züchtete seither mehr als 60 Champions dieser Rasse. Dies ist ein Weltrekord aller Zwinger, die spanische Hunderassen betreuen. 1997 war er maßgeblich an der Gründung des Spanish Pyrenean Mastiff Club (CMPE) beteiligt. Bis 1986 arbeitete er hier als Generalsekretär und ist seither Präsident dieser Organisation.

Rafael ist ein recht bekannter Autor über diese Rasse und richtet seit 1982 auf Molosserausstellungen international in Europa, Skandinavien, Asien und den USA. Er ist außerdem Präsident des Aragon Kennel Clubs und organisiert eine der Spitzen CACIB - Ausstellungen in Spanien."

Nachsatz

Mein Dank geht an die vielen "edlen Spender" von Bildern und an die Halter und Züchter, denen ich vielleicht mit meinen vielen Fragen manchmal "auf den Keks" gegangen bin. Und ich bedanke mich bei Dorette Knobbe und Philipp Kliegel, die mir bei Übersetzungen geholfen haben.

Alle waren sehr geduldig und daher ist dieses Portrait trotz den wenigen Informationen, die ich anfangs hatte, doch sehr ausführlich geworden.

Hartmut Deckert

"... na dann auf Wiedersehen"
Foto: Frank Braun
www.valle-de-los-volcanos.de

eingetragen: 06.12.2006 

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